Ob nun der Rotwein, die Nachtschicht oder der Leg Day Schuld sind – nicht immer ist unsere Tagesform ideal. Idealerweise spüren wir das und können selber einschätzen, ob wir am nächsten Tag wieder Vollgas geben oder diesen lieber ruhig angehen sollten. Garmin, Fitbit & Co. wollen diese Tagesfitness aber nun quantifizieren und kondensieren verschiedene Messwerte in einen Score.
Bei Fitbit können monatlich zahlende Premium-Nutzer seit Ende 2021 den Tagesform-Index abrufen. Hier rechnet der Hersteller die Schlafqualität, das Aktivitätsniveau und die Herzfrequenzvariabilität in einen Score zusammen. Im Test der Fitbit Sense war hier vor allem der Einfluss der Aktivität spürbar. Ein paar harte Trainingseinheiten haben den Tagesform-Index schnell nach unten gebracht.
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Garmin errechnet einen ganz ähnlichen Wert und nennt diesen Body Battery. Auch hier spielen Schlaf, Aktivität und Herzfrequenzaktivität eine wichtige Rolle. Hinzu kommt noch der Stresslevel, den Garmin aus Herzfrequenz und Herzfrequenzvariabilität destilliert. Während Fitbit für jeden Tag einen Startwert angibt, zeigt Garmin immer eine Momentaufnahme an. So seht Ihr dann beispielsweise auch, ob Ihr Euch am Ende eines anstrengenden Tages lieber ins Fitness-Studio oder auf die Couch haut.
Die Frage ist aber: Kann mir eine Uhr wirklich sagen, wie fit ich bin – und birgt das nicht gewisse Risiken? Garmin beispielsweise schreibt selbst auf seiner Webseite:
Garmin-Uhren sind keine zugelassenen Medizinprodukte und dienen somit nicht der Diagnose oder Behandlung von Krankheiten oder ähnlichen Zuständen. Suche dir auf jeden Fall immer professionellen Rat, wenn du dir Sorgen um deine Gesundheit machst.
Und das ist das wichtigste: Wenn Ihr Euch schlecht fühlt und Eure Smartwatch ein vermeintliches "Go" gibt, dann hört immer auf Euren Körper. Lauft keinen Halbmarathon, wenn Ihr Euch gerade bei voller Body Battery und maximalem Readiness-Score die Lunge aus dem Leib hustet. Aber das sollte ja eh klar sein.
Spannend finde ich auch Bens Einwurf an dieser Stelle: Wenn wir beispielsweise über die Garmin-Connect-App so detaillierte Trainingspläne erstellen können, wieso lässt sich hier die Trainingsbelastung nicht über die zum Trainingszeitpunkt ermittelte Fitness steuern? Gerade bei sich wiederholenden Trainingsroutinen sollten Tracker ja auch in der Lage sein, die Belastung bei der immer gleichen Übung zu vergleichen – und auch mal zu empfehlen: Lad Dir doch ne Scheibe mehr auf die Hantel, das Kreuzheben hat dich ja gerade nicht sonderlich angestrengt.
Allerdings sind genau hier die Risiken für die Hersteller hoch. Alleine Fitbit wurde in den USA mehrfach verklagt, die Vorwürfe lauteten beispielsweise ungenaue Pulsmessung oder fehlerhafte Schlafdaten. Je konkreter die Uhren Empfehlungen für ein "optimierteres" Verhalten aussprechen, desto größer die Gefahr.
Andersherum gibt es aber durchaus einen interessanten Aspekt: In den von Smartwatches gemessenen Vitalparametern sind nämlich Dinge versteckt, die wir nicht fühlen können. Ein Anstieg von Ruhepuls und Herzfrequenzvariabilität können beispielsweise auf einen sich anbahnenden Infekt hindeuten, der noch keine Symptome auslöst. Ein Schontag zum richtigen Zeitpunkt kann hier die Krankheitsdauer deutlich verkürzen.
Natürlich kann man das noch beliebig weiterspinnen, gerade mit den Erfahrungen der vergangenen Jahre in den Knochen. Bei Krankheitsgefahr könnte der Tracker auch davor warnen, die Großmutter zu besuchen. Oder kürzlich getroffene Personen bekommen ein paar Prozent auf ihren Krankheitsrisiko-Score aufgeschlagen und werden bei über ihre eigenen Tracker ermittelten ungünstigen Vitaldaten schneller gewarnt.
Der Fitbit-CEO beschrieb vor ein paar Jahren auf der IFA mal seine Vision für Fitness-Tracker als einen "Sicherheitsgurt für die Zukunft" – es könne in wenigen Jahren fast verrückt sein, ohne zu leben. So wie heutzutage eben kaum jemand ohne Sicherheitsgurt Auto fährt. Die Möglichkeiten sind jedenfalls gigantisch, von Infektionen und Pandemien über bis hin zur Früherkennung von Herzkrankheiten und Diabetes.
Wie nutzt Ihr aktiv die Daten Eurer Smartwatches oder Fitness-Tracker, um Euer Training oder Euren Alltag anzupassen? Und was denkt Ihr: Wo geht die Reise in den nächsten Jahren hin, und was würdet Ihr Euch wünschen?
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