USA vs. China: Welche Folgen hat das Halbleiter-Embargo?

4 Min Lesezeit 4 min 26 Kommentare 26
No Ad to show

Vor ein paar Tagen kündigte die US-Regierung weitere Beschränkungen für den Verkauf von Ausrüstung an chinesische Unternehmen an. Anders als frühere Embargos, die gegen Huawei und andere Geräte- und Prozessorhersteller verhängt wurden, scheint die jüngste Runde auf die Zulieferer des chinesischen Militärs abzuzielen, könnte aber auch direkte Auswirkungen auf die von uns gekauften Konsumgüter haben.

Die vorherige Runde von Handelsbeschränkungen hat Huawei in einigen Schlüsselmärkten wie dem Smartphone-Markt keine Chance gelassen und für harte Strafen gegen jene boomende Netzwerksparte des Unternehmens gesorgt, die z. B. für den Verkauf von 5G-Basisstationen verantwortlich ist. Jetzt scheint die Regierung von Joe Biden beschlossen zu haben, dasselbe mit dem chinesischen Militär zu tun, dessen Fähigkeit, fortschrittliche Mikroprozessoren und Speicherchips zu erwerben, eingeschränkt werden soll, wenn alles nach den Plänen des US-Handelsministeriums läuft.

No Ad to show

Neben der Einschränkung der Nutzung von Googles zentralen GMS-Apps (Google Maps, YouTube, Gmail usw.) durch Huawei hat HiSilicon-Kirin-Serie – zu produzieren, indem er dem Unternehmen den Handel mit dem taiwanesischen Unternehmen TSMC untersagte.

Der HiSilicon Kirin 9000 war der letzte von Huawei entwickelte Hochleistungs-SoC. / © HiSilicon

Ebenso zwingen die neuesten Beschränkungen in den USA ansässige Unternehmen dazu, keine Halbleiterproduktionsanlagen mehr an Unternehmen in chinesischem Besitz zu liefern oder eine Sonderlizenz zu beantragen, um dies zu tun. Auf der Liste der betroffenen Unternehmen stehen unter anderem LAM Research und KLA, die Hightech-Ausrüstung für die Produktion von Prozessoren und Speicherchips liefern.

No Ad to show

Die Beschränkungen gelten offenbar auch für ausländische Unternehmen, die ihre Produkte auf chinesischem Gebiet herstellen. So kündigte das südkoreanische Unternehmen SK Hynix an, dass es eine Exportlizenz beantragen will. TSMC und Samsung erhielten eine einjährige Ausnahmegenehmigung.

Jeder kann davon betroffen sein

Diese Unsicherheit kann mittelfristig nicht nur das chinesische Militär, sondern auch den Konsumgütermarkt treffen. Während fortschrittliche Ausrüstung für Unternehmen außerhalb Chinas potenziell weiterhin verfügbar sein wird, könnten die Herstellungskosten aufgrund der geringeren Konkurrenz steigen. Und dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass es Jahre dauert, bis Halbleiterfabriken gebaut und kalibriert sind sowie die Lieferketten stehen.

Und die Tatsache, dass Unternehmen in chinesischem Besitz nicht in der Lage sind, Ausrüstung und Komponenten legal zu erwerben, bedeutet nicht, dass sie nicht versuchen werden, diese indirekt zu beschaffen. Ganz ähnlich war es Berichten zufolge bei der führenden chinesischen Foundry SMIC der Fall war, die vor Trumps Anordnungen Material gehortet hat.

No Ad to show

Obwohl SMIC immer noch hinter seinen Konkurrenten TSMC, Samsung Foundry und Global Foundries zurückliegt, ist es dem Hersteller gelungen, seine Fertigungsprozesse trotz der Handelsbeschränkungen zu verbessern. Bloomberg berichtete Anfang des Jahres, dass die chinesische Foundry mit der Auslieferung von 7nm-Prozessoren begonnen und damit die Lücke zu ihren ausländischen Konkurrenten weitgehend geschlossen hat.

SMIC ist die größte Halbleiter-Foundry Chinas / © SMIC

Es bleibt abzuwarten, ob die neuen Beschränkungen SMICs Voranschreiten stoppen können, ohne die Lieferung von Komponenten anderer Unternehmen in den Westen zu blockieren, was zu einem Lieferengpass führen könnte, wie Reuters berichtet.

Ich und du

Zunächst einmal dürften die Beschränkungen keine Auswirkungen auf die Produktion (und die Preise) von SoCs haben, wie sie in Smartphones verwendet werden. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob sich das Embargo auch auf den Speichermarkt (sowohl RAM als auch NAND-Speicher) auswirken wird – und das kann nicht nur Smartphones, sondern jedes elektronische Gerät, das wir im Alltag benutzen, beeinflussen.

No Ad to show

Einige Analysten sagten für die nahe Zukunft einen beträchtlichen Rückgang der Speicherpreise voraus. Nachdem nun aber die chinesische Produktion Beschränkungen unterliegt, könnte das geringere Angebot jenen Preisrückgang bremsen oder sogar zu einem Preisanstieg für Elektronik im Allgemeinen führen.

Außerdem sorgt der Zeitpunkt der Beschränkungen für eine weitere Unsicherheit, denn die hohe Nachfrage nach Halbleitern während der COVID-Pandemie scheint sich so stark abgeschwächt zu haben, dass die Nachfrage und die Umsatzprognosen von Unternehmen wie AMD und Intel stark zurückgegangen sind. Ganz zu schweigen von den Worten "Inflation" und "Energiepreise", die ebenfalls auf ein düsteres Szenario für die absehbare Zukunft hindeuten.

Und trotz alledem ist sich nicht einmal die amerikanische Regierung sicher, dass die verhängten Beschränkungen das chinesische Militär langfristig lähmen werden. Andere westliche Regierungen wurden aufgefordert, ähnliche Sanktionen gegen chinesische Unternehmen zu verhängen.

No Ad to show

Was denkt Ihr? Wird China in der Lage sein, Komponenten auf anderen Wegen zu beschaffen? Glaubst Ihr, dass die Beschränkungen ausreichen werden, um China davon abzuhalten, ihre heimische Halbleiterindustrie zu entwickeln? Teilt Eure Meinung in den Kommentaren.

Quelle: WSJ, Reuters

No Ad to show
>
No Ad to show
MEHR ANZEIGEN

Kommentare

Kommentare

Beim Laden der Kommentare ist ein Fehler aufgetreten.

No Ad to show