Surface Duo kommt nach Deutschland: Ist das Dein Ernst, Microsoft?

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Microsoft hat sich erinnert, dass man das Surface Duo mit seinen zwei per Scharnier verbundenen Displays noch nicht nach Deutschland gebracht hat. Jetzt kommt es – aber es ist zu spät, es ist zu teuer und es ist technisch zu schwach. Eigentlich ist es schon sehr frech von Microsoft, uns das Gerät jetzt in der Form vorzusetzen. Ein Kommentar.

Mann, war ich begeistert! Es war Oktober 2019, keine Pandemie weit und breit und Microsoft zeigte bei seinem Event richtig spannende Hardware. Das Surface Duo gehörte dazu und mich holte das Device direkt ab. Das sah gut aus und brachte dem Nutzer den Mehrwert der Konkurrenzprodukte mit faltbarem Display, ohne dessen größter Schwachstelle – eben diesem faltbaren und anfälligen Display.  

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Dann passierte viel. Sehr viel. Denn es dauerte lange, bis das dort gezeigte Handset mit zwei Displays dann tatsächlich auf den Markt kam. Fast ein Jahr dauerte es, bis der US-Launch des Surface Duo dann Mitte September 2020 endlich über die Bühne ging und Microsoft-Fans das Objekt der Begierde für Preise ab 1.399 US-Dollar erwerben konnten. Mittlerweile ist Mitte Februar und nochmal sechs Monate später lässt man in Redmond Gnade walten und versorgt auch den deutschen Markt mit dem einst so stolzen Produkt. 

Auch im Jahr 2021 überzeugt mich das Design des Surface Duo noch / © NextPit

Tolles Konzept, tolle Technik – für 2019

Das Highlight des Surface Duo ist logischerweise der Screen, der sich in diesem Fall über zwei per 360-Grad-Scharnier verbundene Displays erstreckt. Das sah – und sieht – gut aus, ist innovativ und war auch so konzipiert, dass der Zuwachs an Produktivität mit so einem Device deutlich größer ist, als wenn man einfach nur die Display-Fläche vergrößert hätte. 

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All das gilt übrigens nach wie vor, denn wie gesagt: Ich war Fan der ersten Stunde und davon überzeugt, dass Microsoft mit diesem Teil auf dem richtigen Weg ist. Die Technik im Surface Duo passte auch: Ein Ende 2018 vorgestellter Qualcomm Snapdragon 855 befeuerte den Hobel, dazu gab es 6 GB RAM, wahlweise 128 oder 256 GB Speicher und natürlich die beiden je 5,6 Zoll großen AMOLED-Displays mit einer Auflösung von je 1.800 x 1.350 Pixeln, die in Summe ein 8,1 Zoll großes Panel ergeben. 

Das sind starke Specs – zumindest waren sie das und zwar im Jahr 2019. Damit nähern wir uns dem Kern meines Unmutes: Microsoft hat im September 2020 das Surface Duo mit exakt den Spezifikationen veröffentlicht, wie man es ziemlich genau ein Jahr vorher gezeigt hat. Und jetzt vergeht noch einmal ein halbes Jahr und das Gerät, welches auf den deutschen Markt kommt, weist nach wie vor die 2019er Specs auf. Das stinkt, Microsoft! 

Ein Fauxpas kommt selten allein

Ihr habt es also verkackt, das kann oder muss man so deutlich sagen. Ich möchte mich nämlich auch gar nicht allein an einem veralteten Prozessor hochziehen, der dennoch durchaus leistungsstark ist und auch nicht an den 6 GB RAM. Die Liste der Versäumnisse ist deutlich länger: Schon 2019 war es eine zweifelhafte Entscheidung, einen Dual-Akku mit einer Kapazität von in Summe 3.577 mAh zu verbauen. 

Auf 5G zu verzichten, war 2019 natürlich richtig, 2021 ist es das nicht. Nicht für ein Smartphone-Konzept, welches ja eine gewisse Strahlkraft entwickeln soll und zeigen soll, was technisch machbar ist. Unverschämt ist es für meinen Geschmack sogar, wenn man sogar darauf verzichtet, dem Surface Duo einen NFC-Chip zu verpassen. Redmond, wir haben ein Problem! Dieses Problem heißt Pandemie und sorgt derzeit dafür, dass sogar der Bargeld-verliebte Deutsche endlich anfängt, an der Supermarktkasse mit seinem Smartphone zu zahlen. Und ausgerechnet dieses wunderschöne und vom Design innovatives Produkt beherrscht diese Technologie nicht? 

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Wer entscheidet sowas, Microsoft? Würfelt Ihr die Features aus, die es ins Gerät schaffen? Anders kann ich mir das einfach nicht erklären. Damit sind wir aber immer noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt, denn auch Wireless Charging suchen wir beim Surface Duo vergeblich. All das macht mich in Summe jetzt so wütend, dass die äußerst mittelmäßige 11-MP-Single-Cam mir schon fast egal ist. 

... und dann noch dieser Preis

Ich merke, dass ich wirklich wütend bin. Wütend und enttäuscht, weil ich mir so viel vom Surface Duo versprochen habe und auch den Weg so spannend finde, den Microsoft da einschlägt. Genau das macht es dann eben so schlimm für mich, wenn man nämlich sieht, wie die Entscheidungsträger in Redmond ohne Not all das wegwerfen und riskieren, dass man durch die Versäumnisse dieses tolle Konzept an die Wand fährt. 

Damit auch wirklich kein Mensch mehr Bock auf das Surface Duo bekommt, muss natürlich auch der Preis stimmen. Nicht, dass noch jemand auf die Idee kommt, zuzuschlagen! Also setzt man den Preis in der kleinsten Ausführung mit 128 GB Speicher in Deutschland bei 1.550 Euro an, für 256 GB werden 1.650 Euro fällig. 

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In den USA startete man mit 1.399 US-Dollar und senkte den Preis unlängst – vermutlich wegen des großen Erfolgs – auf 999 US-Dollar, allerdings vor Steuern. Dennoch ist die Differenz so groß, dass man sich in Deutschland schon ziemlich veralbert vorkommen muss. 

Fassen wir also zusammen: Microsoft stellt 2019 ein brillantes Konzept vor. Das Surface Duo ist innovativ, sieht sexy aus, vereint Microsofts Stärken auf eine Art, die mich glauben ließ, dass wirklich jedermann mit diesem Gerät produktiver werden würde. Und dann dauert der Release viel zu lange, das Ausweiten auf internationale Märkte dauert nochmal länger, man versäumt es zwischenzeitlich, der Technik eine Frischzellenkurz zu verpassen, bessert keinen der Schwachpunkte wie das fehlende NFC oder die Kamera aus und garniert all das noch mit einem zu hoch angesetzten Preis. 

Das tut mir in der Seele weh, weil ich Microsoft diesen Erfolg unbedingt gönnen wollte. Ich kann mir vorstellen, dass sich der ein oder andere von Euch bereits längst warmgelaufen hat und nur aufs Ende des Artikels wartet, um mir in den Kommentaren seine Meinung zu geigen. Ich erwarte, dass mir jemand erklären will, dass es in diesem Fall um das neue Konzept geht, um die Innovation und nicht in erster Linie um die technischen Daten. Oder man wird mir sagen, dass ein Snapdragon 855 locker ausreicht für so ein Business-Device. 

Sorry, aber das will ich beides so nicht akzeptieren. Wenn ich ein völlig neues Konzept aus dem Boden stampfe und dafür einen gesalzenen Preis aufrufe, dann kann ich doch nicht den Rotstift genau da ansetzen, wo es Microsoft getan hat, oder? Wenn jemand ein mieses Produkt entwickelt und das von niemandem gekauft wird – damit kann ich bestens leben. Aber wenn man etwas wirklich Großes auf den Weg bringt und es dann so unnötig an die Wand fährt, platzt mir gelinde gesagt der Arsch. 

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Denkt nicht, dass ich ein Microsoft-Hater bin. Im Gegenteil. Ich bin kein Fanboy, aber doch ein treuer User, der sich für vieles begeistern kann, was da in Redmond ersonnen wird. Aber genau das macht es für mich so schwierig, das aktuelle Handeln beim Surface Duo nachvollziehen zu können. 

Vielleicht seid Ihr ja pfiffiger als ich und könnt es mir in den Kommentaren erklären, was sich Microsoft dabei gedacht hat. Wenn Ihr also denkt, dass ich falsch liege, lasst es mich wissen. 

 

Quelle: Microsoft

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