Ich erinnere mich noch daran, wie ich im Volontariat eine Papierschablone des Huawei Mate 20 X für einen Größenvergleich gebastelt habe. Das damals noch nicht veröffentlichte Smartphone kam mit einem riesigen 7,2-Zoll-Display und das wollten wir direkt mit anderen Modellen vergleichen. Im Jahr 2022 kehrt sich dieser Trend offenbar um: Das zeigte der Launch der Xiaomi-12-Serie erneut, die u.a. mit 6,28-Zoll-Displays erscheint.
Zwar gibt es durchaus noch große Smartphones wie das iPhone 13 Pro Max oder das Samsung Galaxy S22 Ultra – die Modelle für die breite Masse schrumpfen aber allmählich wieder in Breite, Höhe und Dicke. Meiner Meinung nach ist das ein sehr positiver Trend – aber nicht aus dem Grund, der auf oder viel eher in der Hand liegt.
Kleine Smartphones sind weniger präsent im Alltag
Ich nutze nun schon seit mehreren Monaten ein iPhone 13 mini und habe mein kurz vorher gekauftes Pixel 6 wieder an den Mann gebracht. Nicht, weil ich iOS gegenüber Android bevorzuge oder die NextPit-Leser:innen als Apple-Fanboy bekehren will – sondern weil mich eine Sache am Google-Phone störte. Das Handy ist mit seinem 6,4-Zoll-Display, einer Dicke von fast 9 Millimetern und seinen 207 Gramm in der zusätzlich klobigen Pixel-Hülle echt gewaltig. Und genau das störte mich im Alltag zunehmend.
Von einem Extrem ins andere wechselte ich auf das Mini-iPhone, das ein fast schon niedliches Format hat. Mit seinem 5,42-Zoll-Display samt dünner Displayränder nimmt es nicht nur in der Hosentasche, sondern auch in meinem Leben einen kleineren Platz ein.
Denn das Pixel-Smartphone fühlte sich im Alltag häufig an wie ein Klotz am Bein. Denn in Hosentaschen oder in der Jacke war es permanent und immer deutlich spürbar und baumelte beim Gehen gegen Beine oder meine Hüfte. Das kleine iPhone hingegen ist dezent genug, um solange in den Hintergrund zu rücken, bis es mir durch eine Vibration verrät, dass sich gerade jemand für mich interessiert – auch wenn es nur eine App ist. Klingt bescheuert, ist aber in anderen Lebensbereichen ein bewährtes Konzept.
Bevor Ihr Euch in den Kommentaren wieder beschwert: Dieser Text soll nicht gegen das Pixel 6 oder für das iPhone 13 mini sprechen – es geht lediglich um einen Trend in der Konzeption von Smartphones.
Kleine Handys und schwere Schlüsselbünde
Die Idee, dass die Größe und Schwere einen Einfluss auf unsere Beziehung zu Gegenständen hat, ist nicht aus der Luft gegriffen. Ein Beispiel: Tankstellen oder Hotels machen sich genau das schon seit Jahren zu nutze. So werden Schlüssel von Tankstellentoiletten immer mit einem riesigen Anhänger versehen. Dieser erfüllt allein den Zweck, dass Menschen ihn nach dem Geschäft nicht in der Tasche vergessen und mit ins Auto nehmen. Der schwere Schlüssel ist deutlich präsenter, auch wenn man durch das Trauma deutscher Tankstellentoiletten abgelenkt ist.
Das Google Pixel 6 hatte einen ähnlichen Effekt auf mich. Ich wurde immer daran erinnert, dass ich ein Handy mit mir herumtrage. Und damit gingen auch alle Pflichten und Assoziationen einher, die Apps und soziale Netzwerke eben mit sich bringen. Der Erfahrung meiner letzten Wochen nach, vergisst man kleine Handys im Alltag schneller. Und das ist für mich etwas, was ich im Jahr 2022 unbedingt wieder lernen muss. Ein Smartphone soll mir helfen, wann ich es brauche und nicht anders herum.
Achtsamer durch Downsizing
Denn die ständige Präsenz von Smartphones kann viel Stress auslösen, das habe ich in meinem Gespräch mit Digital-Detox-Expertin Dr. Daniela Otto gelernt. Hinzu kommen diese kaum spürbaren Handlungsfolgen, die sich viele Menschen antrainiert haben: Handy wahrnehmen, Handy in die Hand nehmen, alle Lieblings-Apps checken. Handy wahrnehmen, Handy in die Hand nehmen, alle Lieblings-Apps checken – und so weiter und so fort. Ein kleines Handy löst den ersten Schritt in dieser Kette seltener aus und so passieren auch die automatischen Handlungen seltener.
- Bock auf Downsizing? Das sind die besten kompakten Smartphones
Sicher ist das nicht die Idee hinter den kleineren Displays in neueren Smartphones. Aber es ist meiner Meinung nach ein nicht zu vernachlässigender Nebeneffekt, den ich bei Kaufberatungen bisher nicht bedacht habe. Und irgendwie müssen wir einen gesunden Umgang mit Technik lernen, um noch invasiveren Entwicklungen wie Smart-Glasses gewachsen zu sein.
Stimmt Ihr meiner Theorie zu, dass kleine Smartphones "gesünder" sind?
ABSTIMMEN!Stimmt Ihr mir da zu und glaubt Ihr, dass die Größe eines Handys irgendwie in der Präsenz im Alltag niederschlägt? Vielleicht findet Ihr es ja auch dämlich, ein Handy zu kaufen, nur um es am Ende weniger häufig zu nutzen – ich bin sehr gespannt auf Eure Meinung zu diesem Thema!
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