Apples heiliger Gral: Warum Android niemals 5 Jahre lang Updates bekommen wird

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Mit iOS 15 bekommen iPhones fortan fünf Jahre lang Betriebssystem-Updates. Somit wird auch das iPhone 6S mit neuen Updates versorgt und auf der Suche nach vergleichbaren Android-Geräten ist mir eines aufgefallen: Derart lange Software-Updates können unter Android gar nicht funktionieren!

Versteht mich bitte nicht falsch: der lange Software-Support ist eines der Dinge, die ich an Apples Geräten am meisten schätze! Selbst mein 2014er iPad Air 2 wird im Laufe des Jahres ein Update auf iPadOS 15 bekommen – das ist schon ziemlich cool. In der Redaktion haben wir aber darüber diskutiert, was für derart lange Updates bei Android passieren müsste. Dabei bin ich auf drei Gründe gestoßen, warum ein derart langer Update-Zeitraum unter Android nicht funktionieren kann.

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Natürlich ist es aus ökologischer Sicht sinnvoll, Geräte möglichst lange im Betrieb zu haben. Um Nachhaltigkeit soll es in diesem Artikel aber nicht unbedingt gehen. Allerdings gehe ich später noch kurz auf Geräte wie das Fairphone 3 ein, bei dem ein Hersteller den Spagat zwischen Android und Nachhaltigkeit zumindest ein bisschen besser schafft.

  • Auswertung der Umfrage: Ja, Ihr steht auf Updates!
iPhone 6s und SE (2016) werden iOS 15 erhalten / © NextPit

Grund 1: Die Kosten

Der Hauptgrund, warum Android-Geräte vergleichsweise kurz mit Updates versorgt werden, sind mit aller Wahrscheinlichkeit die Kosten. Das Entwickeln, Testen und Verteilen von Versions-Updates ist teuer und mühsam. Dabei erfordert es Ab- und Rücksprachen mit dem Hersteller sowie mit Komponenten- und Betriebssystemlieferanten.

Das Problem vervielfacht sich mit der Größe der Produktlinien und mit der Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten im Android-System. Wir haben keine Zahlen, um die Größe dieser Unterstützungskosten zu spezifizieren, aber wenn man bedenkt, dass Xiaomi in einer Woche mehr Produkte ankündigte als Apple im gesamten Jahr 2020 ...

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In gewisser Weise sind diese Kosten bereits in den Preis eingerechnet, den Ihr für ein iPhone bezahlen müsst. Im Gegenzug erwarten Apple-Kund*innen einen besseren Support und eine längere Gewährleistung. Eine Angleichung der Supportzeiten für Androiden würde letztlich zu Preiserhöhungen führen. Und im hart umkämpften Markt wie dem der Smartphones scheint es unrealistisch, von einem Hersteller zu erwarten, dass er von sich aus eine so umfassende Abdeckung mit Updates für sein gesamtes Sortiment anbietet.

Außerdem würde es voraussetzen, dass jede/r Nutzer*in den Wert des erweiterten Supports wertschätzt. Und eben nicht nur Power-User*innen – selbst wenn der Kauf eines Flaggschiffs mit der Erwartung von mehr Updates einhergeht als bei einem günstigen Handy. Und das bringt uns auch schon zum zweiten Punkt!

Von den gezeigten Geräten wird nur noch eines mit aktuellen Updates versorgt. / © NextPit

Grund 2: Wertverfall

Hier spielt zwar sicher die geplante Obsoleszenz mit rein, aber Android-Hersteller haben einfach nicht den gleichen Anreiz, Updates für Geräte anzubieten, die schon lange auf dem Markt sind. Zwar gibt es einige Ausnahmen bei bestimmten Geräten, aber normalerweise ist der Wertverlust von Android-Smartphones immens hoch. 

Die im Vergleich zu Apples Smartphones ohnehin schon günstigen Geräte verlieren gleichzeitig schneller an Wert – was uns ein wenig zu einer Henne-Ei-Problematik bringt. Festzuhalten ist aber, dass die Geräte nicht nur ihren Wiederverkaufswert, sondern auch ihren Marktwert verlieren.

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Ein Indikator dafür (oder etwa eine Folge davon?) ist die hektische Strategie beim Release neuer Geräte. Zum Teil folgen neue Geräte nur ein halbes Jahr nach ihrem Vorgänger und auch das trägt zu einem schnelleren Desinteresse an älteren Android-Smartphones bei.

Apple hat zudem einen weiteren Vorteil: Der Wert des Apfel-Logos auf der Rückseite! Für diesen sind Nutzer*innen bereit, ein wenig mehr Geld zu investieren und dadurch steigen natürlich die Gewinnmargen. Teile dieser Margen wieder in die Bereitstellung von Updates zu investieren, ist ein Vorteil gegenüber Android-Herstellern.

Das FairPhone 2 (2015) benötigt eine DIY-Strategie, um 2021 Android 9 (2018) zu erhalten / © NextPit

Grund 3: Veraltete Hardware und Treiber

Ein weiterer großer Vorteil von Apple und seinen Produkten ist die größere Kontrolle über die Komponenten, die in den Geräten verbaut sind. Das gilt neben den verwendeten SoCs sogar für die darin verwendeten Kerne, da Apple seine Chips selbst produziert. Die CPU basiert dabei auf einer ARM-Architektur, die GPU ist von der britischen PowerVR abgeleitet.

Neben der Kostensenkung ist das Unternehmen nicht an Zulieferer gebunden, was sich am Beispiel des FairPhone 2 ganz gut veranschaulichen lässt. Das Handy ist im Jahr 2015 kurz vor dem iPhone 6S erschienen und bekommt im Jahr 2021 Android 9 – richtig gelesen: Android 9!

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Das Update des modularen Telefons ist das Ergebnis der Zusammenarbeit des Unternehmens mit der Community, um den fehlenden Support des Herstellers Qualcomm zu umgehen: Denn dieser hat die notwendigen Updates für den im FairPhone 2 verwendeten Snapdragon 801 längst eingestellt.

Damit Androids Geräte mehr Versions-Updates erhalten, müssten Komponentenhersteller wie Qualcomm, MediaTek, Samsung und Co. die Supportzeit ihrer Prozessoren verlängern. Ganz zu schweigen von den Lieferanten der Sensoren und zahlreicher anderer Teile, die in Smartphones verbaut sind.

Es gibt unendlich viele Kombinationen an Hardware und Google verspricht, diesem Problem mit Project Treble ein wenig entgegenzuwirken. Dabei soll die Bedeutung der Zulieferer im Update-Prozess reduziert werden. Aber trotz der Fortschritte der Hersteller sind wir noch weit von dem Versprechen schneller (und langer) Updates bei Android entfernt.

Trotz dieses Vorteils für Apple war der Langzeit-Support indirekt für einen negativen Effekt verantwortlich (je nach Sichtweise): durch das Anbieten von Updates für ältere Geräte musste die Leistung einiger Modelle reduziert werden. Ihr erinnert Euch womöglich an das kontroverse "#batterygate". Da die Akkus mit der Zeit an Kapazität verloren, senkte Apple damals die Leistung älterer iPhones, um längere Akkulaufzeiten sicherzustellen. Und es ist nicht abwegig zu denken, dass Bedenken dieser Art auch bei Android-Modellen auftauchen würden.

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Zusammenfassend scheinen die größte Herausforderung für superlange Android-Updates aber die Kosten zu sein. Solange die Verbraucher nicht mit ihrem Geldbeutel deutlich machen, dass sie Wert auf langfristigen Support legen, haben Hersteller und Komponentenlieferanten keinen Anreiz, dies zu tun. Zumindest zeigen FairPhones Hartnäckigkeit und Samsungs Engagement für Updates, dass noch nicht alles verloren ist.

Aber wie denkt Ihr darüber? Würdet Ihr fünf Jahre an Android-Updates begrüßen oder wäre das vergebene Liebesmühe?

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