Xpeng G6 Fahrbericht: Die stilvolle Tesla-Alternative

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Xpeng G6 Fahrbericht: Die stilvolle Tesla-Alternative
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E-Autos im schnittigen Coupé-Design sind ja aktuell ziemlich angesagt. Und jetzt will auch der chinesische Hersteller Xpeng in dieser Pkw-Kategorie mitmischen. Mit dem Xpeng G6 steht eine nicht nur optisch interessante Alternative zu den üblichen Verdächtigen namhafter europäischer Hersteller bereit. Wir haben uns das Crossover-Coupé mal genauer angeschaut und dabei auf Herz und Nieren geprüft.

Xpeng G6: Schon der Ersteindruck ist überzeugend

Xpeng hat sich hohe Ziele gesetzt, wenn es um die Entwicklung neuer E-Autos geht. Auf der IAA konnten wir uns schon davon überzeugen, wie gut sich deren Premium-SUV, der Xpeng G9, fährt. Und jetzt hatten wir die Chance, uns das SUV-Coupé Xpeng G6 mal genauer anzusehen. Der flitzt nicht nur ordentlich über die Straße, sondern lädt dank 800-Volt-Technik auch richtig fix wieder auf. Und je nach Modell sind bis zu 570 Kilometer Reichweite nach WLTP drin. Aber wie sieht's im Alltag aus? Dafür sind wir vor die Tore von München gereist, um den Xpeng G6 auf einer zweistündigen Testrunde auszuchecken.

Bevor wir uns ins um die wichtigsten Fahreigenschaften kümmern, mal ein paar Fakten zu dem schnittigen E-Auto an sich. Den Xpeng G6 gibt es in drei Ausführungen: Neben einer Standard-Range-Version mit einem 66-kWh-LFP-Akku, Heckantrieb und 190 kW (258 PS) Leistung, gibt es auch eine Long-Range-Variante mit größeren Akku (NCM / 87,5 kWh) und 210 kW (286 PS). Und als Top-Modell steht der Xpeng G6 AWD Performance bereit, der dank Allradantrieb stattliche 350 kW (476 PS) auf die Straße bringt. In der Spitze sind grundsätzlich bis zu 200 km/h drin, und von 0 auf 100 geht's je nach Modell in 6,7 bis 4,1 Sekunden (Herstellerangaben).

Xpeng G6 in der Heckansicht.
Eine wuchtige Front mit Dachkantenspoiler ziert das Heck des Xpeng G6. / © Hayo Lücke / nextpit

Schnell unterwegs, schnell wieder aufgeladen

Alle Modelle haben wie erwähnt serienmäßig 800-Volt-Technik an Bord, was schnelles Laden an der Schnellladesäule möglich macht. Das Basismodell zieht in der Spitze 210 kW, die beiden teureren Modelle sogar bis zu 280 kW. Jeweils unter optimalen Bedingungen, versteht sich. Der Hersteller verspricht: Von 10 auf 80 Prozent sind alle Varianten in etwa 20 Minuten wieder bereit zur Weiterfahrt. Wer zu Hause an der Wallbox oder  an einer normalen Ladesäule lädt, kann bis zu 11 kW ziehen. Ein Upgrade auf 22 kW gibt's leider nicht. Wie gut das Laden im echten Leben klappt, konnten wir bei unserem kurzen Test leider nicht auf die Probe stellen.

Aber die Fahreigenschaften, die konnten wir uns natürlich genauer anschauen. Dafür waren wir knapp rund zwei Stunden nördlich von München mit der Performance-Variante des Xpeng G6 unterwegs. Und zwar sowohl auf der Autobahn als auch auf Landstraßen und natürlich in der Stadt. Dabei hat das E-Auto im Schnitt knappe 18 kWh pro 100 Kilometer verbraucht. Bei rund 2.100 Kilo Leergewicht ist das ein solider Wert und ziemlich nah an den 17,5 kWh / 100 km, die der Hersteller selbst angibt.

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Obwohl die Performance-Variante 476 PS Systemleistung hat, ist die Beschleunigung aus dem Stand und auch von 50 auf 120 km/h eher moderat sportlich und nicht übertrieben heftig. Klar, man wird beim Gasgeben in die Sitze gedrückt, aber so ein typischer "Punch", wie man ihn von manchen E-Autos kennt, bleibt aus. Wir finden: gut so! Nicht jeder steht auf wilde Beschleunigungen. Für uns steht fest: Hier haben die Entwickler ganz klar auf Komfort gesetzt. Die Gänge im Xpeng G6 werden übrigens über einen Hebel hinter dem Lenkrad eingelegt.

Angenehm schlicht präsentiert sich das Cockpit des Xpeng G6. / © Hayo Lücke / nextpit

Kein 1-Pedal-Driving möglich

Insgesamt stehen für den Antrieb sechs Fahrmodi zur Auswahl. Neben vier Standard-Modi gibt es auch zwei spezielle Modi, zum Beispiel für Fahrten im Matsch. Die Lenkung könnt Ihr in drei Stufen einstellen, die Rekuperation sogar in vier. Die bleibt aber, egal welche Stufe Ihr wählt, unserer Meinung nach eher sanft. Aber es gibt auch einen sogenannten x-Pedal-Modus. Der bremst das Auto stärker ab, sobald Ihr den Fuß vom Gas nehmt. Gemütliches Ein-Pedal-Fahren ist im Xpeng G6 aber nicht möglich. Schade!

Was uns aber echt gefallen hat, ist das super angenehm abgestimmte Fahrwerk mit seinen adaptiven Dämpfern. Zusammen mit der leichtgängigen Lenkung fährt sich das Auto richtig komfortabel. Und dank des serienmäßigen Panoramaglasdachs ist der Innenraum auch schön hell. Viele Fahrer werden es sicher begrüßen, dass Xpeng auf zusätzliche Knöpfe in der Mittelkonsole verzichtet hat. Andere hätten sich vielleicht doch den ein oder anderen Knopf mehr für die schnelle Bedienung einzelner Funktonen gewünscht. Zum Beispiel für die Fahrmodi oder die Rekuperationsstärke.

Hochwertiges Ambiente im Xpeng G6

Dass man in einem hochwertigen SUV-Coupé sitzt, merkt man im Xpeng G6 an vielen Stellen sofort. Nicht unbedingt wegen der Verarbeitung, die dürfte gerne noch 'nen Tick edler sein. Aber rahmenlose Türen, die sich per Knopfdruck öffnen lassen, vermitteln schon eine ordentliche Portion Sportlichkeit. Allerdings haben die Türen den Nachteil, dass bei höheren Geschwindigkeiten Windgeräusche zu hören sind, zumindest wenn keine Musik läuft.

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Das Multifunktionslenkrad ist zwar etwas dicker, aber intuitiv zu bedienen. Der Touchscreen ist gut ablesbar, auch wenn er nicht zum Fahrer geneigt ist. Der bietet viele Einstellmöglichkeiten, die man über Shortcuts sogar an den persönlichen Vorlieben anpassen kann, ähnlich wie bei einem Smartphone. Wir hätten uns gewünscht, die Lüftungsdüsen manuell verstellen zu können. Aber auch das geht – wie fast alles – nur über das 15 Zoll große Display in der Mitte. Hat was von Premium, aber ob das immer praktisch ist, sei mal dahingestellt. Alle wichtigen Infos für den Fahrer werden auf einem zweiten Display hinter dem Lenkrad angezeigt. Ein Head-up-Display gibt's leider nicht.

Viel Platz! Gerade auch in der zweiten Sitzreihe

Keine Frage bleibt aber beim Platzangebot des Xpeng G6 offen. Nicht nur vorne, sondern auch hinten gibts Platz satt. Dank des großen Radstands von 2,89 Metern haben auch die Passagiere im Fond ordentlich Platz für Kopf und Beine. Auch längere Strecken sollten da kein Problem sein. Gut gemacht, Xpeng!

Viel Platz ist im Innenraum des Xpeng G6 garantiert. / © Hayo Lücke / nextpit

Und doch gibt's eine kleine Einschränkung: der Blick nach hinten. Der ist wegen der kleinen Heckscheibe und der breiten C-Säule etwas mau. Aber auch hier hat Xpeng zum Glück passende Lösungen geschaffen. Mit Parksensoren und Kameras, die zum Beispiel beim Rückwärtsfahren hochauflösende Bilder auf den Center-Bildschirm in der Mitte zaubern.

Der Kofferraum? Standardmäßig stehen in allen drei Varianten 571 Liter Ladevolumen zur Verfügung. Damit spielt der Xpeng G6 in etwa in der gleichen Liga wie der Skoda Enyaq Coupé RS (Test). Klappt man die Rücksitze um, wächst das Volumen auf 1.374 Liter. Einen Frunk unter der Haube gibt's nicht, dafür aber ein Fach unter dem Kofferraumboden. Und wer will, kann auch einen Anhänger ziehen. Die Anhängelast liegt bei allen Modellen des Xpeng G6 bei 1.500 Kilogramm.

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Der Preis für den Xpeng G6: Gemessen an der Ausstattung preiswert

Wie gesagt: Drei Varianten des 4,75 Meter langen, 1,92 Meter breiten und 1,65 Meter hohen Xpeng G6 stehen aktuell zur Wahl. Wer sich für die Basisversion mit kleinerem Akku entscheidet, muss 43.600 Euro auf den Tisch legen. Mit größerem Akku werden 47.600 Euro fällig. Und wer das Allrad-Modell will, ist mit 51.600 Euro dabei. Ziemlich wenig, wenn man bedenkt, wie viel Ausstattung serienmäßig an Bord ist.

Eine elektrisch ein- und ausklappbare Anhängerkupplung ab Werk kostet aber 1.160 Euro extra. Fünf Farben stehen zur Auswahl. Nur Weiß kostet nichts zusätzlich. Immer dabei: 20-Zoll-Felgen im 10-Speichen-Design. Lieber leasen? Über unseren Partner LeasingMarkt.de gibt es den Xpeng G6 in der Standard-Range-Variante aktuell ab knapp 404 Euro im Monat. Das AWD-Modell kostet momentan ab knapp 485 Euro. Beides für Privatkunden.

Fazit zum Xpeng G6: Eine tolle Tesla-Alternative

Klar, man wünscht sich ja immer, dass so ein neues E-Auto aus China hierzulande zum Schnäppchenpreis zu haben ist. Aber das ist leider nur noch selten der Fall. Unter anderem machen hohe Zölle da einen Strich durch die Rechnung. Aber im Fall des Xpeng G6 lockt eben eine umfangreiche Serienausstattung um die Gunst der Kunden. Das sollte man immer bedenken.

Wer sich für den Wagen entscheidet, darf sich auf ein E-Auto freuen, das nicht nur ordentlich Power unter der Haube hat, sondern auch ein modernes Interieur und eben eine stattliche Serienausstattung. Etwa die beheizten Sitze vorne und hinten und die belüfteten Vordersitze. Bei der Sprachsteuerung muss Xpeng zwar noch ein wenig nachbessern, aber das sollte mit kommenden Software-Updates kein Problem sein.

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Klar, vereinzelt gibt's ein paar kleine Minuspunkte, aber schlussendlich macht das SUV-Coupé echt Spaß beim Fahren. Und dank der 800-Volt-Technik ist schnelles Laden an den Schnellladesäulen garantiert. Auch Platz ist auch genug da. Wer auf Crossover-SUVs im Coupé-Look steht, dem können wir eine Probefahrt nur wärmstens empfehlen. Für uns ist dieses E-Auto unter anderem eine schickere Alternative zum Tesla Model Y. Und auch vor vergleichbaren Modellen aus dem Volkswagen-Konzern muss es sich nicht verstecken.

Xpeng G6: Ein Crossover-SUV wie er im Buche steht. / © Hayo Lücke / nextpit

Das solltet Ihr zu Xpeng auch noch wissen

Ach ja, Xpeng ist nicht nur selbst von seinem Erfolg überzeugt – das Ziel ist, die Nummer 1 der chinesischen Marken in Übersee zu werden – sondern auch Volkswagen. Die Wolfsburger sind schon vor zwei Jahren mit knapp 5 Prozent bei den Chinesen eingestiegen, um Autos für den chinesischen Markt zu entwickeln, die auf der CEA-Plattform basieren und mit deutlich weniger Steuergeräten auskommen. Davon verspricht sich VW ordentliche Einsparungen.

Weltweit hat Xpeng bis Ende vergangenen Jahres 590.000 Fahrzeuge ausgeliefert, allein 2024 waren es 190.000 Autos; davon 50.000 in Europa. Die Zahl der Händler-Standorte in Deutschland soll von 24 Ende letzten Jahres auf rund 60 Ende dieses Jahres wachsen. Bis Ende 2026 sollen in Deutschland schon an rund 120 Standorten die Modelle von Xpeng angeschaut, probegefahren und gekauft werden können. Dabei setzen die Chinesen übrigens nicht auf exklusive Partnerschaften, sondern auf Mehrmarkenhändler.

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