Apple hat es wieder geschafft, am 8. März 2022 die ganze Tech-Gemeinde im Netz um sich zu versammeln. Den Live-Stream des Events namens "Peek Performance" schauten zwischenzeitlich fast 1 Millionen Menschen. Anschließend lobten die einen Apples neuestes Smartphone, das iPhone SE 2022. Das Handy sei ein guter Deal, da der neueste A15 Bionic Prozessor zu einem Preis von nur 519 Euro angeboten wird.
Die Gegenseite meckert über das alte Design des Smartphones, über das LC-Display mit 60 Hertz und über die einzelne Kamera auf der Rückseite. Ich kann beide Seiten verstehen, rege mich aber inmitten der Berichterstattungen über etwas ganz anderes auf. Über ein Thema, das mich schon bei meinem Testbericht zum iPad der neunten Generation ziemlich aufgeregt hat.
Erschwingliche Einsteiger-Modelle mit teuren Speicher-Upgrades
Denn das iPhone SE 2022 kommt mit nur 64 Gigabyte internem Speicherplatz, den Ihr per Hardware nicht erweitern könnt. Das wäre beim günstigsten iPhone gar kein Problem, hätte der Hersteller bei der Vorstellung des iPhone 13 nicht damit geprahlt, sich endlich von der kleinsten Speichervariante verabschiedet zu haben. Apple gab quasi zu, dass 64 Gigabyte im Jahr 2021 zu wenig sind und setzt in der iPhone-13-Serie ohne großen Aufpreis im Vergleich zum Vorgänger 128 Gigabyte Speicherplatz ein.
Anders beim iPhone SE 2022, das von diesem Upgrade ausgenommen ist. Dennoch ist es teurer als sein Vorgänger zum Release im Jahr 2020. Eine ähnliche Strategie fährt Apple auch beim Einsteiger-iPad, das zu einem Preis von 379 Euro auch nur mit 64 Gigabyte Speicherplatz ausgestattet ist. Sogar das ebenfalls am 8. März präsentierte iPad Air 2022 mit starkem M1-Prozessor gibt es für 679 Euro nur mit müden 64 Gigabyte Speicherplatz.
Problematisch ist das einerseits, da Apple im Live-Stream die Langlebigkeit der Geräte durch Updates und Leistungsüberschuss betont. Es ist also durchaus widersprüchlich, diese Langlebigkeit bei den genannten Geräten dann nicht auch durch genügend Speicherplatz zu gewährleisten. Zumal diese Strategie bei den iPhone-13-Modellen ja bereits verfolgt wird.
Kleine Speichervarianten als Lockmittel?
Andererseits kann Apple die Kosten der günstigsten Modelle durch diese Strategie soweit senken, dass sie in der Werbung und in den Ladegeräten für mehr Kunden attraktiver sind. Und das regt mich viel mehr auf! Ein iPad für 379 Euro sieht erst einmal nach einem Top-Deal aus. Wer dann aber noch LTE und mehr Speicher für Videos, Bilder braucht, der zahlt beim Cellular-Modell mit 256 Gigabyte Speicherplatz direkt mal 689 Euro – also einen Aufpreis von 310 Euro. Oder Ihr abonniert das Speicher-Upgrade für die iCloud und zahlt monatlich.
iPhone SE 2022: Kosten der Modelle im Überblick
iPhone SE 2022 | Preis |
---|---|
64 Gigabyte | 519 Euro |
128 Gigabyte | 569 Euro |
256 Gigabyte | 689 Euro |
Apples Hardware, die im Speicher noch nie erweiterbar war, ist für viele Menschen eine Investition für die nächsten drei bis fünf Jahre. Dementsprechend müsst Ihr die Kosten für die iCloud noch zum Preis dazurechnen. Dass die Daten nicht lokal auf dem Gerät gespeichert werden, ist für große Daten zudem ein Nachteil, wenn Ihr unterwegs seid.
Auf einen langen Zeitraum gerechnet ist es also immer sinnvoll, zu den Varianten mit mehr Speicher zu greifen. Lieber haben als nicht haben! Dadurch wird aus dem vermeintlich "günstigen" Apple-Gerät aber ein Beschwerer für die Brieftasche, den man ja eigentlich von Anfang an vermeiden wollte.
Darüber hinaus müssen wir Apples gestiegene Kosten nach dem Launch der iPhone-13-Serie neu denken. Das iPhone SE 2020 erschien noch für 479 Euro. Zu diesem Zeitpunkt war es allerdings noch normal, dass iPhones im Basis-Modell mit 64 Gigabyte starten. Im Jahr 2022 müssen wir das ehemalige Basis-Modell daher eigentlich streng genommen mit der 128 Gigabyte Version vergleichen, da Apple diesen Standard vor ein paar Monaten ja selbst gesetzt hat. Und schon ist das iPhone SE 2022 im Vergleich zum Vorgänger 90 Euro teurer geworden. Und das vollkommen unbegründet!
Apples Speicherupgrades als Sunk Cost Fallacy
Apples Speicherpolitik erinnert mich an das Prinzip der "Sunk Cost Fallacy", die im Deutschen mit dem grausamen Titel "Versunkene-Kosten-Falle" übersetzt wird. Die Theorie beschreibt, dass die Bereitschaft, mehr Geld in eine offensichtlich unrentable Investition zu stecken, dadurch steigt, dass wir sie bereits begonnen haben. Wir haben also schon Zeit und Geld in eine Sache investiert und wollen sie jetzt auch zu Ende bringen, auch wenn sie sich zum aktuellen Zeitpunkt schon gar nicht mehr lohnt.
Der Kauf eines neuen Smartphones beginnt beim Interesse, worauf in der Regel eine Recherche folgt. In dieser wird das iPhone SE 2022 noch nach einer guten Investition klingen, da es ja nur 519 Euro kostet. Wir investieren bereits viel Zeit in die Absicht, das Smartphone zu kaufen und sind überzeugt. Erst beim Kauf merken wir dabei, dass die Version, die meinen Bedürfnissen entspricht, deutlich teurer ist. Zu diesem Zeitpunkt haben wir uns aber schon entschieden und Zeit in die Recherche gesteckt. Die Bereitschaft, das teurere Modell zu kaufen, wächst und wir geben am Ende mehr Geld aus als wir eigentlich wollten.
Stimmt Ihr mir bei dieser Einschätzung zu oder findet Ihr meinen Kommentar zu scharf? Seid Ihr überrascht von den Speicherkosten des neuen iPhones und wie viel Speicher braucht Ihr? Teilt es mir in den Kommentaren mit!
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