Fast Charging, Quick Charging – nicht mal die Bezeichnung dieser Funktion ist unumstritten. Aber darüber hinaus werden wir diese Woche darüber diskutieren, ob das schnelle Aufladen wirklich nützlich ist und was es für unsere User-Experience bedeutet.
- Schaut Euch unsere Auswahl der besten USB-C-Ladegeräte für Euer Smartphone im Jahr 2023 an.
Ich diskutiere hier zusammen mit meinem deutschen Kollegen Casi – und werde die Vorteile des Schnellladens für Smartphones mit harten Bandagen verteidigen. Mein geschätzter Kollege wird meinen Enthusiasmus relativieren und den Nutzen der Möglichkeit, sein Smartphone in zehn Minuten von 0 auf 100 Prozent aufzuladen, in Frage stellen.
Aber anstatt unsere Meinungen – die nicht immer übereinstimmen – in bester Stammtisch-Manier aufeinander prallen zu lassen, gehen wir einen anderen Weg: Casi und ich werden unsere Standpunkte in zwei verschiedenen Artikeln vertreten, die sich jeweils auf den anderen beziehen. Ich bin für das Schnellladen. Casi ist "dagegen". Das ist in Wirklichkeit aber nicht so Schwarz-Weiß, wie es gerade vielleicht klingt – ich erkläre es lediglich.
Unsere beiden Artikel folgen der gleichen Struktur. Diese ist um vier "Spannungspunkte" herum aufgebaut. Kurz gesagt, vier Themen, zu denen jeder von uns eine Meinung hat. Aber anstatt uns ständig ins Wort zu fallen und uns zu widersprechen, werden wir beide unsere Gedankengänge zu Ende führen. Und es liegt an Euch, von einem Artikel zum nächsten zu gehen, um im Detail zu sehen, was Casi und ich zu einem bestimmten Thema zu sagen haben.
Dazu könnt Ihr entweder die beiden Artikel im Split-Screen-Modus lesen oder die Links benutzen, die wir in die Artikel eingebaut haben. Mit diesen Links landet Ihr direkt in der entsprechenden Passage im anderen Beitrag. Keine Panik, das ist nicht so kompliziert, wie es sich hier gerade anhört.
Wie schnell muss das Schnellladen sein?
Schnelles Aufladen gehört zu meinen Top-4-Kriterien für den Kauf eines Smartphones. Ein zu langsames Aufladen, wie z. B. 25 Watt bei Samsung oder 20 Watt bei Apple oder Google, ist in meinen Augen sogar ein Dealbreaker und somit ein Kaufhindernis.
Persönlich bin ich der Meinung, dass eine "ausreichende" Leistung für das Schnellladen zwischen 60 und 100 Watt liegt. Ich brauche nicht die 240 Watt des Realme GT 3. Aber ich brauche mindestens 60 Watt.
Mein Kollege Casi ist viel weniger anspruchsvoll – und das ist auch verständlich. Wir haben nicht alle die gleiche Verwendung für unser Smartphone. Ich habe eine ziemlich hohe Bildschirmzeit und ich habe einen ziemlich unregelmäßigen Lebensrhythmus. Und vor allem lade ich mein Smartphone nicht an jedem Tag der Woche zur gleichen Zeit auf.
Interessant ist, dass auch Casi im Durchschnitt nicht mehr als 30 Minuten für das Aufladen seines Smartphones aufwenden will. Der einzige Unterschied ist, dass ich in 30 Minuten vollständig aufgeladen haben will, während Casi sich mit weniger zufrieden gibt. Er braucht gerade genug, um durchzuhalten, während er seine kleinen Geschäfte erledigt, mehr nicht.
Wir sind also wieder beim Status quo angelangt, dass nicht jeder die gleiche Nutzung oder die gleichen Bedürfnisse vorweist.
Brauchen wir schnelles Laden? Nicht wirklich, aber warum sollten wir darauf verzichten?
Ich gehe nicht jeden Abend um 21:30 Uhr ins Bett, nachdem ich einen Tee getrunken und mir die Zähne geputzt habe. Ich habe auch keinen Nachttisch mit einem kleinen Platz für mein Handy in der Nacht.
Nein, ich gehe oft sehr spät ins Bett – zu spät. Ich schmeiße alles auf mein Bett, meinen Laptop, mein Smartphone, meine Zigaretten und meine Kopfhörer. Ich weiß, dass das falsch ist und vor allem nicht gut ankommt. Vor allem aber warte ich mit dem Aufladen, bis mein Akku fast leer ist (weniger als 20 Prozent).
Ich muss mein Smartphone also jederzeit aufladen können. Schnell und zu jeder Zeit! Wenn ich morgens aufwache und zur Arbeit rennen muss, kann ich nicht anderthalb Stunden warten, bis mein Handy mit 25 Watt aufgeladen ist. Keine Zeit zum Nörgeln, wie man so schön sagt (also zumindest, wenn man noch im Jahr 2013 festhängt).
- Folgt unserem Leitfaden, um alles über die Schnellladetechnologien von Samsung, Oppo und Xiaomi zu erfahren.
Dasselbe gilt für den Abend, wenn ich nach Hause komme und um 22 Uhr raus muss, um einen Fototest zu machen. Ich werde trotzdem nicht nachts alleine herumlaufen, ohne einen Podcast oder eine Playlist, die meine nächtlichen Ausflüge begleiten. Glücklicherweise habe ich weder Freunde noch ein Sozialleben, sodass ich mein Smartphone noch nie dringend aufladen musste, bevor ich in einen Club ging.
Wie mein Kollege Casi in seinem Meinungsbeitrag sehr sehr gut erklärt, gibt es viele Gelegenheiten, sein Smartphone im Laufe eines Tages "langsam" aufzuladen. Bei der Telearbeit zu Hause oder sogar im Büro ist unsere Nutzung hauptsächlich sitzend.
Aber warum sollte man darauf verzichten, wenn es anders geht? Lieber haben als brauchen! Das ist wie mit dem Datenschutz, wenn man "nichts zu verantworten" hat. Ja, aber warum sollte ich auf eine Funktion verzichten, nur weil sie nicht 100 Prozent der Zeit notwendig oder entscheidend ist?
Ich will ein schnelleres universelles Ladeprotokoll
Eines der Hauptargumente gegen das Schnellladen ist, dass es oft von proprietären Protokollen und Technologien abhängt. Um Oppos 80-W-SuperVOOC-Ladefunktion zu nutzen, benötigt Ihr ein kompatibles Oppo-Ladegerät (und -Kabel).
Und selbst mit einem universellen Protokoll wie USB PD 3.0 erhält man nicht die von den Herstellern versprochenen Ladezeiten, wenn man Ladegeräte von Drittanbietern verwendet, obwohl diese kompatibel sind.Mein Kollege Casi geht übrigens ausführlicher darauf ein ein und ich teile seine Meinung.
- Wir haben das Experiment auf einem Samsung Galaxy S23 mit einem offiziellen und einem Drittanbieter-Ladegerät durchgeführt.
Und theoretisch bleibt selbst dann noch die Hürde der PPS-Technologie, wenn Ihr ein USB-Power-Delivery-Ladegerät mit 120 W besitzt und Euer Smartphone mit 120 W Schnellladung kompatibel ist.
Die PPS-Technologie ermöglicht es den Herstellern, die Menge an Energie, die an das Smartphone gesendet wird, zu modulieren. Diese Technologie soll das Risiko einer Überhitzung verringern, verlangsamt aber auch den Ladevorgang in bestimmten Phasen. Power Delivery begrenzt auch die maximale Leistung, selbst wenn Ihr ein kompatibles Ladegerät benutzt, es sei denn, Ihr verwendet ein spezielles Ladegerät der Marke.
Kurz gesagt, ich stimme zu, dass proprietäre Technologien, auch wenn sie das Recht haben, zu existieren, keine Lösung an sich sind. In einer idealen Welt würde ich mir wünschen, dass alle Geräte eine 100-W-Schnellladung akzeptieren und dass sie alle mit einer Art Universalladegerät interkompatibel sind.
Diese Standardisierung ist auf europäischer Ebene im Entstehen begriffen, aber dazu später mehr. Merkt Euch einfach, dass ich mir wünsche, dass die Optionen, die uns zur Verfügung stehen, weniger extrem sind. Ich möchte nicht zwischen den 120 Watt einer proprietären Technik und den 20 Watt einer "universellen" Technik wählen müssen. Ich will einen Mittelweg.
Außerdem kann USB PD theoretisch bis zu 240 Watt liefern. Kompatible Hardware ist noch in der Entstehung begriffen, aber sie wird entwickelt. Eine universelle Ladetechnologie muss nicht langsam sein.
Hört auf, mich mit den Gefahren der Akkus zu nerven!
Ja, das schnelle Aufladen kann ein Risiko für die Gesundheit Eures Akkus darstellen. Ein Risiko ist die Überhitzung. Extreme Temperaturen sind der absolute Feind der Lithium-Ionen-Akkus in unseren Smartphones.
Aber ehrlich gesagt ist das im Jahr 2023 eher eine urbane Legende als alles andere. Immer mehr Smartphones verfügen über Temperatursensoren und Software-Leitplanken, um eine Überhitzung während des Aufladens zu verhindern.
- Die Wahrheit und die Unwahrheit über die Gefahren des Schnellladens für den Akku Eures Smartphones.
Die meisten Schnellladegeräte selbst enthalten dedizierte Sensoren und Chips zur Temperaturüberwachung. Funktionen wie das intelligente Aufladen, das nachts oder wenn Ihr das Smartphone nicht benutzt, verlangsamt, werden zunehmend demokratisiert.
Bei einigen Smartphones, wie den neueren Samsung- oder Xiaomi-Smartphones, kann man sogar das schnelle Aufladen deaktivieren. Derzeit kann man sein Smartphone nicht mehr wirklich "überladen" oder eine Überhitzung durch das schnelle Aufladen riskieren.
Es gibt kein Nullrisiko, aber wir müssen die Psychose stoppen – mein Kollege ist übrigens derselben Meinung. Tatsächlich erinnert mich das daran, wie mein Vater versucht hat, mich wegen des Rauchens zu terrorisieren. "Jeder Zug kostet dich 15 Minuten deines Lebens, auch wenn du nicht direkt rauchst!". Ich hatte solche Angst davor, schneller zu sterben, dass ich jeden Morgen, wenn ich am Buswartehäuschen der Schüler vorbeikam, die ganze Zeit die Luft anhielt, um nicht passiv zu rauchen.
Hier ist es so ähnlich. Egal, was Ihr tut, der Akku des Smartphones wird immer schwächer. Spielt Ihr ein Handyspiel über eine Stunde lang, schadet das dem Akku. Seht Ihr Euch einen Film oder ein Youtube-Video an, schadet das dem Akku. Wenn Ihr in 4K filmt, ...
Das schnelle Aufladen ist nur eine Funktion von vielen, die Euren Akku belasten. Warum ist es so verpönt, während es zum Beispiel beim Spielen nicht der Fall ist? Das ist nicht logisch.
Schnelles Aufladen könnte in Zukunft nachhaltiger sein
Es wurde darüber gesprochen, einen universellen Standard für das Schnellladen zu entwickeln. Ich persönlich denke, dass dies auch für die Verbraucher:innen, die wir sind, eine Tür öffnen könnte.
Wenn ein universeller 100-W-Standard aus der Masse an proprietären Technologien herausstechen würde, könnten wir leichter und bewusster ein Ladegerät auswählen, das alle unsere Bedürfnisse erfüllt.
Und wir könnten sogar die Wahl treffen, uns für nachhaltigere Alternativen zu entscheiden. In Frankreich gibt es Hersteller wie green_e verkaufen umweltfreundliche USB-C-Ladegeräte, die aus recycelten Materialien hergestellt werden und zumindest teilweise wiederverwertbar sind.
Ihr stärkstes Ladegerät hat eine Leistung von 66 W. Wenn Smartphone-Hersteller bei der Standardisierung von Ladeprotokollen mitspielen würden, ohne dabei zu sehr auf Leistung zu verzichten, wären solche umweltfreundlichen Optionen leichter zugänglich und sichtbarer.
Die EU arbeitet daran, eine bestimmte Standradisierung zusätzlich einzusetzen. Aber wie Casi erklärt hat, mahlen die politischen Mühlen langsam. Und so wird die Richtlinie "Universal-Ladegerät für elektronische Geräte", die ein universelles USB-C-Ladegerät für alle Geräte mit einer Leistung von 100 W oder weniger und eine gleiche Ladegeschwindigkeit für alle diese Geräte vorsieht, in Frankreich nicht vor 2024 in Kraft treten.
Fazit
Kurz gesagt, ich stimme zu, dass das Argument der mangelnden Haltbarkeit weiterhin gültig ist. Ich glaube auch nicht, dass eine solche Maßnahme, wie die der EU, ein Innovationshemmnis darstellt.
Für mich ist es eher eine Bremse für den "Lock-in"-Mechanismus der Hersteller. Ich möchte mich nicht in einem Ökosystem einschließen, nur um eine bestimmte Schnellladeleistung zu haben. Aber ich will auch nicht meine Schnellladung für einen drastisch langsameren Universalstandard opfern.
Warum muss die Alternative zu einem fehlerhaften System zwangsläufig die Qualität meines Nutzererlebnisses mindern? Es ist wie mit Biogemüse, das hässlicher ist als sein industriell hergestelltes Pendant. Warum kann ich nicht die Butter auf dem Brot haben? Oder zumindest das Taschengeld für die Butter. Kommt schon, nur ein paar Münzen!
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