Auf die Ohren: Wie gefährlich sind Noise-Canceling-Kopfhörer?

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In Großbritannien leiden immer junge Menschen an einer auditiven Wahrnehmungsstörung. Sie können Töne in der Umgebung nicht mehr richtig unterscheiden. Welche Rolle spielen dabei Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung?

Kopfhörer mit einer ANC sind in vielen Situationen ein Segen. Sie lassen den Lärm im öffentlichen Nahverkehr verschwinden, sorgen am Schreibtisch für konzentriertes Arbeiten und erlauben ein vollständiges Abschalten inmitten lärmender Kinder.

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Doch die auch als Active Noise Cancelling (ANC) bezeichnete Technologie scheint nicht gänzlich frei von Gefahren zu sein. Einem Bericht der BBC zufolge häufen sich in Großbritannien die Fälle von Hörschädigungen, die mit den abschirmenden Kopfhörern in Verbindung gebracht werden. In Britischen Audiologien an fünf Klinken des nationalen Gesundheitsdienst (NHS) wurde zuletzt eine steigende Anzahl von noch jungen Patienten verzeichnet.

Zunahme bei auditive Wahrnehmungsstörung unter jungen Menschen

Die Betroffenen beklagten dabei keine Verluste des Hörvermögens als solche, bei Hörtests zeigten sie zumeist keine Probleme. Allerdings fällt es ihnen schwerer, die Töne richtig zuzuordnen. Sie haben beispielsweise Schwierigkeiten, die Richtung, aus der ein Geräusch kommt, zu “erhören” oder Stimmen im Raum mit den jeweiligen Personen in Verbindung zu bringen.

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Ärzte bezeichnen diese Störungen als auditive Wahrnehmungsstörung (AVWS) oder auch Hörverständnisstörung. Das Gehörte wird also nicht richtig zwischen Innenohr und dem Gehirn übertragen, der Patient ist nicht in der Lage, die individuell wichtigen Informationen herauszufiltern. 

Aufgrund von nachlassenden Nerven sind derartige Wahrnehmungsstörungen bei Älteren durchaus nicht ungewöhnlich. Auch kognitive Beeinträchtigungen, frühere Hirnverletzungen und selbst Mittelohrenzündungen während der Kindheit begünstigen allem Anschein nach das Ausprägen einer AVWS.

Sorgen ANC-Kopfhörer dafür, dass Fähigkeiten des Hirns nachlassen?

Dass die Hörprobleme tatsächlich mit den geräuschunterdrückenden Kopfhörern in Verbindung stehen könnten, wird bisher jedoch nur vermutet. Eine benennbare Ursache wurde wissenschaftlich noch nicht gefunden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Diagnose einer AVWS vergleichsweise aufwändig ist. Selbst viele Mediziner stoßen dabei an ihre fachlichen Grenzen.

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In Großbritannien sehen nur vier Prozent der Audiologen ihre Kenntnisse auf einem Stand, der eine richtige Diagnose der Störung erlaubt. Für eine Untersuchung an der Berliner Charité müssen zuvor Aufmerksamkeitsstörungen sowie eine verminderte Intelligenz ausgeschlossen werden. Auch die Wirkung der unterschiedlichen Technologien zur Geräuschunterdrückung wurde in diesem Rahmen bisher zu wenig betrachtet. Dementsprechend sehen die Ärzte an dieser Stelle einen großen Bedarf für eine weitere Forschung.

Allerdings weisen britische Spezialisten wie Renee Almeida, die Leiterin der Audiologie für Erwachsene des Imperial College Healthcare NHS Trust, und Claire Benton, Vizepräsidentin der British Academy of Audiolog, in dem Bericht darauf hin, dass es für das menschliche Gehirn von großer Bedeutung ist, unterschiedliche Töne zu hören.

Ihrer Ansicht nach trainiert das menschliche Gehirn auf diese Weise wichtige von unwichtigen akkustischen Informationen zu unterscheiden. Sie vermuten, dass diese Fähigkeit durch die übermäßige Nutzung von Kopfhörern mit Geräuschunterdrückung beeinträchtigt wird.

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