Um es gleich vorwegzunehmen: Heute ist zwar der 1. Januar 2021. Aber es ist noch immer Corona. Wir Menschen neigen am Jahreswechsel zumeist zur Vereinfachung. Der Januar muss jedes Jahr für den Neuanfang und Jetztwirdallesbesser herhalten. Nur um dann meist zwei oder drei Wochen später die neuen, guten Vorsätze wieder über Bord zu werfen und alles so weiter zu machen, wie es vorher war und wie man es nicht wollte.
Vieles, was aber im Jahre 2020 gekommen ist, wird bleiben. Abgesehen von dien vielen Toten, die durch das Virus ihr Leben zu früh lassen mussten, sind das für uns alle auch sehr gute Neuigkeiten.
Wir Menschen sind in der Lage Großes in kurzer Zeit zu leisten, wenn wir es alle nur wollen.
Fangen wir mit dem wohl Wichtigsten an: Dem Impfstoff. Ich persönlich bin immer noch von dieser Geschichte angetan. Zwei Deutsche mit türkischen Wurzeln gelingt das, wonach die ganze Welt monatelang mit Hochdruck gesucht und geforscht hatte. Zu Beginn der Pandemie hätte ich persönlich keine fünf Cent gewettet, dass es ausgerechnet einem Unternehmen aus Deutschland gelingen würde als Erster die Erlösung für die Menschheit zu entwickeln. Nimmt man mal Impfgegner, Qanon-Anhänger und Querdenker mal aus, dann konnte man das große Aufatmen in quasi allen Kanälen weltweit förmlich spüren und hören.
Das ganz Hervorragende dabei ist, dass die Technologie, die hier zum Einsatz kommt und durch das viele Geld, das von so vielen Staaten panisch in den Forschungssektor gepumpt wurde, etwas, was der Menschheit wahrscheinlich noch bei vielen anderen Leiden helfen wird. Krebs zum Beispiel.
Wahrscheinlich hätte es noch viele Jahre mehr gebraucht, um die Technologie um das Thema mRNA soweit zu bringen, wo es sich gerade befindet. Sollte es einem Forscherteam wirklich irgendwann basierend auf den neuen Grundlagen gelingen, ein „Rezept“ gegen Krebszellen zu entwickeln – es käme der Mondlandung gleich. Nur dass die Menschheit unmittelbar etwas davon hätte.
Deutschland und die Digitalisierung: Wird das doch noch was?
Als Deutscher im Ausland hat man es manchmal nicht leicht. Ich meine das nicht im Bezug auf unsere dunkle Vergangenheit oder auf Bier-Touristen, die grölend durch einschlägige Partymeilen mancher Inseln wanken. Vielmehr schockt es mich immer wieder zu sehen, wie weit viele andere Staaten in Sachen Digitalisierung und der dazugehörigen Infrastruktur sind.
Ich kann mich noch erinnern, wie ich im Jahr 2011 im beschaulichen Estland und in seiner Hauptstadt Tallinn war. Schon am Flughafen begrüßte mich eine Skype-Telefonzelle und lud mich zum kostenlosen Telefonieren ein. Ebensolche gibt es über die gesamte Stadt verteilt. Okay, fairerweise muss man an dieser Stelle hinzufügen, dass der Hauptsitz Skypes sich zu dieser Zeit in Tallinn befand. Aber auch darüber hinaus können wir uns von Estland in Sachen Digitalisierung ein paar Scheiben abschneiden. Schon vor bald 10 Jahren gab es in jedem Winkel WLAN, Anträge bei Behörden ließen sich komplett digital stellen und auch sonst zeigte sich Estland offen für die neue Zeit: Überall in der Stadt entstanden dort Gründerzentren, überall war Werbung für digitale Prozesse zu sehen.
Das hier Geschilderte trug sich zu einer Zeit zu, in der hier in Deutschland das Internet noch als Neuland bezeichnet wurde oder der Hashtag „Zensursula“ noch immer trendete.
Online-Unterricht in Deutschland – tut sich da was?
Als dann im März der erste Lockdown startete und man in der Schule von Präsenz- auf Onlineunterricht umstellte, konnte ich die Versäumnisse im digitalen Umfeld sofort bemerken. Nichts funktionierte richtig. Überforderte Lehrer versuchten über verschiedene Plattformen eine Art von Unterricht zu organisieren, Schulpläne eilig und mehr schlecht als recht umgestellt. Die Behörden hier in Berlin konnten ihren Aufgaben teils nicht mehr nachkommen – Strukturen, Prozesse und Infrastruktur konnten mit Home Office und fehlender Präsenz der Menschen nichts anfangen.
Meiner Wahrnehmung nach hat sich seit März sehr vieles getan. Nein, ich glaube nicht, dass das, was wir bisher in Schule und Unterricht an Digitalisierung erleben, bereits das Ende der Fahnenstange sein kann. Aber man merkt, dass sich etwas tut. Es gibt mittlerweile eine recht gut funktionierende Schulcloud (dank Hasso-Plattner-Institut), die Lehrer können mittlerweile recht gut Zoom bedienen und es gibt Pläne, die den Eltern der SchülerInnen mitgeteilt und erklärt werden.
Home Office – eine feste Konstante im zukünftigen Berufsleben
Überhaupt herrscht überall in unserem Land emsiges Treiben. Ich höre von einigen Freunden und Bekannten, die Digitalisierungscoaches sind, dass sie sich vor Arbeit nicht mehr retten können. Der deutsche Mittelstand ist erwacht – durchgeschüttelt von der Realität, dass die MitarbeiterInnen plötzlich nicht mehr in die Arbeit kommen konnten, oder wollten. Zu groß war verständlicherweise die Angst sich selbst und Andere auch mit dem Virus zu infizieren.
Obwohl wir bei AndroidPIT beziehungsweise jetzt NextPit seit Anbeginn unseres Unternehmens mitten im digitalen Leben stehen, war Home Office bei uns keine Selbstverständlichkeit. Es fehlte auch bei uns an einer festen Struktur und den Prozessen, um Arbeitsabläufe sinnvoll planen und überwachen zu können. Unsere Insolvenz im vergangenen Jahr, die Abgänge vieler KollegInnen und dann auch noch Corona haben uns dazu gezwungen uns anzupassen.
Das Resultat ist, dass wir mittlerweile mehrere Menschen beschäftigen, die nicht mal in der Nähe von Berlin wohnen. Oder wohnen werden. Das wäre für uns noch vor einem Jahr fast undenkbar gewesen.
Freedom! Was könnte schöner sein?
Persönlich finde ich zwar, dass es immer noch besser für alle ist, wenn man sich öfters sieht. Aber wir finden kreative Lösungen, um trotz physischer Distanz ein Wir-Gefühl zu erzeugen. Aber wir sind alle unabhängiger geworden, haben Freiheit dazu gewonnen. Beispielsweise habe ich im Sommer ab und an meine Arbeitstage in Nord-Brandenburg an der Seenplatte verbracht. Mit Laptop und mobilem Internet ausgestattet und wissend, dass sowieso niemand im Büro ist, habe ich die Chance ergriffen und mich ab und an aus dem Würgegriff der Stadt zu befreien.
Was soll ich sagen? Ich war dort mindestens genauso produktiv und effizient, wie ich es im Büro war. Hinzu kam aber, dass ich wirklich glücklich war, wenn ich abends ganz alleine am See spazieren oder joggen ging.
Ich hätte das früher bestimmt auch schon machen können. Aber ich habe es mich nicht getraut. Was würden die KollegInnen sagen, wenn ich mich einfach „abseile“? Würden in meiner Abwesenheit auch alle arbeiten? Wenn die Katze aus dem Haus ist, dann tanzen die Mäuse. Das weiß doch jeder…
Ich habe gelernt, dass es geht und ich auch einfach ein paar Tage von woanders arbeiten kann. Alles funktioniert wie gewohnt und keiner hat ein Problem damit. Umgekehrt vertraue ich meinen KollegInnen jetzt ebenso, wenn sie genau das machen wollen.
Täusche ich mich, oder wurde im Jahr 2020 mehr gelächelt?
Wir haben hier als Team eine Freiheit dazu gewonnen, die wir auch ohne Corona beibehalten möchten. Julia hat zwar in ihrem Abschiedspost geschrieben, dass ihr persönlich die Isolation nicht gut getan hat. Aber der Großteil des Teams findet die Mischung aus „wir haben ein Büro, wenn wir es brauchen“ und „wir können auch woanders arbeiten“ gut.
Es war ein wahrlich verrücktes Jahr, das man so nicht mehr erleben möchte. Einige Veränderungen sind gekommen um zu bleiben. Die schneller voranschreitende Digitalisierung und das Home Office zum Beispiel. Das Jahr 2020 hat aber auch meiner Wahrnehmung nach gezeigt, dass wir als Menschen wirklich zusammenhalten und zusammenstehen können, wenn es notwendig ist. Ja, es gibt unrühmliche Ausnahmen und „querdenkende“ Leute. Aber der Großteil der Menschen hat gezeigt, dass er Rücksicht nehmen und auch mehr Menschlichkeit versprühen kann als sonst.
Ich habe in meinem Umkreis gemerkt, dass die vielen Einschränkungen und die damit verbundenen Sorgen auf fast Jedem lasten. Gleichzeitig habe ich viel Anteilnahme, ernstgemeintes Nachfragen, wie es einem selbst ginge und viel mehr Lächeln wahrgenommen als die Jahre zuvor. Wenn ich mir etwas wünschen darf, dann dass wir uns das allesamt bewahren und mit in die Post-Corona-Zeit mitnehmen.
Das Jahr 2020 ist zu Ende. Gott sei Dank. Aber ich finde, es war nicht alles schlecht im vergangenen Jahr. Wir Menschen haben gezeigt, dass wir Lösungen für Probleme auch in kurzer Zeit finden und Rücksicht auf Andere nehmen können.
Uns bei NextPit steht ein ereignisreiches Jahr bevor. Nachdem wir uns im Jahr 2020 von unserem Namen AndroidPIT verabschiedet haben, folgt in diesem Jahr der nächste Schritt. Wir setzen auf einen neuen technischen Unterbau und ändern unser Design. Es ist schön, dass wir mit Ben, Antoine, Casi und Rahul neue Kollegen dazugewonnen haben. Wir arbeiten weiter daran, tollen Content rund um Smart Tech mit unserer Community zu verbinden. Das ist nicht immer einfach, aber wir werden für Euch mit viel Herz und Verstand alles tun, damit es uns bestmöglich gelingt.
Bitte bleibt gesund und bleibt uns treu. Ihr werdet im Jahr 2021 sehen: Es lohnt sich!
Kommentare
Kommentare
Beim Laden der Kommentare ist ein Fehler aufgetreten.