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Tschüss Anonymität: Verfasser kritischer Bewertungen haben ein Problem

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© Trock.kc / shutterstock.com

Wer im Internet eine kritische Bewertung hinterlässt, muss ab sofort damit rechnen, dass seine Identität offenbart wird. Ein neues Gerichtsurteil erweitert die Rechte auf Auskunft. Damit wurden die Rechte betroffener Unternehmen gestärkt. Jedoch zulasten der Anonymität.

Plattformen wie Kununu ermöglichen es Arbeitssuchenden, sich über Unternehmen zu informieren, bevor sie sich bewerben. Doch dieses Prinzip der anonymen Meinungsäußerung könnte künftig stark eingeschränkt werden. Durch ein aktuelles Urteil kann es passieren, dass die Identität von Bewertern offenbart wird – nicht nur durch die Bewertungsplattform selbst, sondern auch durch andere involvierte Dienstleister wie E-Mail-Anbieter. Und genau hier liegt der entscheidende Punkt.

Unternehmen gegen Bewertende

Gibt es eine Pflicht für Bewertungsportale, weitreichende Auskünfte zu erteilen, wenn Unternehmen durch möglicherweise falsche Tatsachenbehauptungen geschädigt werden? Oder hat der Datenschutz Vorrang? Diese Fragen standen zuletzt im Zentrum eines Falls vor dem Landgericht München. Ausgangspunkt waren zwei Bewertungen auf Kununu, die ein Automobilunternehmen im kritischen Licht beleuchteten.

Nach einem ergebnislosen Stellungnahmeverfahren wurden die Bewertungen durch Kununu entfernt. Doch das betroffene Unternehmen ging einen Schritt weiter: Mit einem rechtskräftigen Beschluss erhielt es die E-Mail-Adressen der Bewertenden. Da diese jedoch nicht ausreichten, um deren Identität zweifelsfrei festzustellen, forderte das Unternehmen weitere Auskünfte – diesmal von Google, dem Anbieter der betroffenen Gmail-Adressen.

Da Google sich jedoch weigerte, persönliche Informationen preiszugeben, landete der Fall vor Gericht (Az. 25 O 9210/24). Am 19. Februar 2025 entschied das Landgericht München schließlich, dass Google die entsprechenden Nutzerdaten herausgeben muss. Und das, obwohl die eigentliche Bewertung gar nicht über den E-Mail-Dienstleister, sondern über Kununu abgegeben wurde. Durch die sogenannte „Kettenauskunft“ soll eine effektivere Rechtsverfolgung ermöglicht werden.

Ein nicht unbedenkliches Urteil

In den Kommentaren wurden Tatsachenbehauptungen aufgestellt, ohne dass dafür Belege vorgelegt wurden. Dadurch besteht die Gefahr, dass rufschädigende Aussagen auf rein persönlichen Konflikten basieren. Andererseits sind Nachweise für derartige Behauptungen oft schwer oder gar nicht zu erbringen. Das Urteil stärkt folglich zwar die Rechte der Unternehmen, es schwächt jedoch gleichzeitig auch den Datenschutz und könnte sich negativ auf die Meinungsfreiheit von Beschäftigten auswirken. Denn für Plattformen wie Kununu entsteht dadurch ein Dilemma: Kritische Bewertungen müssen entweder mühsam und kostspielig geprüft werden oder aber man löscht diese kurzerhand, um sich rechtlichen Auseinandersetzungen zu entziehen. Auf diese Weise könnten ehrliche, aber unbelegte Meinungsäußerungen zunehmend unterdrückt werden.

Auch die Angst vor möglichen juristischen Folgen könnte dazu führen, dass weniger Menschen bereit sind, ehrliche, aber kritische Rezensionen zu hinterlassen. Wer eine negative Bewertung schreibt, riskiert nicht nur den Verlust der eigenen Anonymität. Sondern könnte unter Umständen für die Verfahrenskosten aufkommen müssen oder sogar für mögliche entstandene Schäden haftbar gemacht werden.

So bleibt die Anonymität erhalten

Wer eine ehrliche Bewertung abgeben möchte, dabei aber nicht identifizierbar sein will, kann vorab einige Vorkehrungen treffen. So ermöglichen temporäre Wegwerf-E-Mails etwa eine anonyme Registrierung auf Bewertungsplattformen. Zusätzlich kann ein VPN-Dienst genutzt werden, um die eigene IP-Adresse zu verschleiern. Wir appellieren jedoch ausdrücklich, technische Schutzmaßnahmen nicht für unwahre oder diffamierende Behauptungen zu missbrauchen.

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Zu den Kommentaren (1)
Artem Sandler

Artem Sandler
Redakteur

Artem interessiert sich für alle möglichen Wunderwerke der Technik – von E-Autos, über Smartphones, bis hin zu smarten Ringen. Daher studierte er Technikjournalismus und Innovationskommunikation. Außerdem gehen ihm die Themen Cyberkriminalität und Datenschutz besonders nahe. Ursprünglich, weil er einige verstörende Sci-Fi-Filme sah. Mittlerweile jedoch, da er nicht minder verstörende Studien kennt.

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1 Kommentar
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  • 104
    Tenten vor 4 Tagen Link zum Kommentar

    Ist ja alles nicht so neu bei Kununu und wenn Unternehmen statt auf Vorwürfe freundlich zu antworten mit Löschung oder gar Verfolgung reagieren, dann spricht das nicht gerade für diese Unternehmen. Aber sowas spricht sich auch rum, Kununu ist ja nicht das ganze Internet. Und kommt das jetzt öfter vor, dann war es das ohnehin für Kununu.

    Olaf Gutrun

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