Man muss es sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Die App „One Sec“ hat es nach Angaben des Entwicklers in zwei Jahren geschafft, rund 500 Millionen Scrollevents zu verhindern. Oder besser gesagt: Die App „One Sec“ konnte Menschen davon überzeugen, anstatt sich mit Social Media zu zerstreuen, etwas Anderes, meist Sinnvolleres zu tun. Auf diese Weise kamen die bereits angesprochenen 2000 Lebensjahre zusammen.
Apps haben Frederiks Leben verändert
Hand auf’s Herz: Wem ergeht es nicht oft so, dass man sich sagt, man solle doch besser sehr viel weniger Zeit auf Instagram, Facebook & Co. verbringen?! Ich will hier gar nicht erst den mahnenden Zeigefinger erheben – denn ich selbst bin selbst oft genug in die Falle gehopst oder tue es noch immer ab und an. Auch Frederik Riedel missioniert nicht, sondern erzählt in einer sehr sympathischen Art von sich selbst und warum er „One Sec“ nicht für Andere, sondern eben für sich selbst entwickelt hat.
Um die ganze Geschichte besser zu verstehen, lohnt ein Blick zurück in die Anfänge von Frederiks Karriere als App-Entwickler. Es war das Jahr 2010, als er seine erste App entwickelte und in den App Store von Apple einstellte. Da war Frederik gerade mal 15 Jahre alt. Damals hatte seine App jedoch noch nichts mit Produktivität zu tun, sondern mit dem Spiel Minecraft und dazu passenden Tutorials.
Es war der Startschuss für etwas, was sein Leben nachhaltig verändern sollte. Denn der fünffache WWDC-Stipendiat Frederik wurde im Rahmen des App Store Foundations Programm nicht nur zu einem von mittlerweile insgesamt 260 deutschen Entwicklern, die durch das Programm von Apple gefördert wurde, sondern er bekam im Jahr 2017 auch die Möglichkeit, ein Praktikum direkt bei Apple in Cupertino zu machen. Die ganzen Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen, die er in den vergangenen Jahren machte, so erzählt uns Frederik im Gespräch, haben am Ende dazu geführt, seine eigentlichen Studienpläne über Bord zu werfen und Softwareentwicklung zu studieren.
Mittlerweile kann Frederik nicht nur von seinen Fähigkeiten und seinen frühen Erfolgen leben, sondern er konnte mittlerweile ein echtes Unternehmen aufbauen.
Social Media als echten Zeitfresser ausgeschaltet
Die Pandemie stürzte Frederik dann in eine Art Krise. Er erzählt uns, wie er plötzlich zu Hause in Berlin in seiner Wohnung gefangen war und anfing, seine Tage mit dem Scrollen und Wischen durch Instagram-Streams zu füllen. Zuvor war er leidenschaftlicher Kletterer und hatte – natürlich – auch dazu eine erfolgreiche App entwickelt. Während der Lockdowns waren Boulderhallen aber geschlossen, sodass er sich irgendwie anders ablenken musste.
Es war Frederik bewusst geworden, dass diese Zeit unwiederbringlich verschenkt war. Aber das kennt jeder: Man öffnet aus der Gewohnheit heraus „nur kurz“ eine Social-Media-App. Aus einer Minute werden dann sehr schnell zehn. Um ebendiesem fast unbewussten Drang etwas entgegenzusetzen, Instagram & Co. einfach nur kurz mal öffnen zu wollen, entwickelte Frederik ein kleines Programm, das ihn vor dem Öffnen noch einmal aktiv fragte, ob er es wirklich wolle. Und auch warum.
Erstaunlicherweise änderte sich sein Konsumverhalten drastisch, und seine Bildschirmzeit sank deutlich ab. Mittlerweile ist dies auch wissenschaftlich erforscht. Zusammen mit dem Max-Planck-Institut und der Universität Heidelberg begleitete Frederik eine Studie, die zeigen konnte, dass Menschen durch das bewusste Öffnen einer App über die Zeit das Interesse an ihr verloren. Das Konsumverhalten an Social Media-Inhalten ging um knapp 40 % zurück.
Der App Store als Basis des Erfolgs
Der Rest ist Geschichte. Frederik entschied sich während der Pandemie, seine App in den App Store hochzuladen und diese für die rund 650 Millionen wöchentlichen Besucherinnen und Besucher des Stores zugänglich zu machen. Das hat sich gelohnt. Mittlerweile wurde "One Sec" über eine Million mal heruntergeladen und sammelte dabei über 23.000 5-Sterne-Bewertungen im App Store ein.
"Es gibt für alles eine App" – lange Zeit war das der Leitspruch des App Stores, als Apps gerade erst so richtig im Kommen waren. Mit "One Sec" gibt es jetzt also auch eine App, damit wir andere Apps nicht so oft nutzen. Das ist gut so, würde ich sagen. Denn wer weiß, ob nicht gerade irgendwo ein Mädchen oder ein Junge in irgendeinem Social-Media-Stream zu viel Zeit vertrödelt (und sich im schlechtesten Fall vielleicht sogar im Selbstwert davon negativ beeinflussen lässt).
Dass andere Dinge, wie Apps entwickeln, nicht nur sehr viel Spaß machen, sondern auch ein Leben nachhaltig positiv beeinflussen können, hat Frederik ja bereits eindrucksvoll bewiesen.
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