Ich erinnere mich noch genau – vor ein paar Jahren, als alle meine besser gestellten Freunde mit ihrem Motorola Razr (dem ersten seines Namens) herumalberten. Nach monatelanger Arbeit, gutem Benehmen und Betteln bekam ich endlich mein Samsung-Klapphandy. Ich war erst sechs Jahre alt, als das erste Razr 2005 auf den Markt kam, aber vermutlich war ich ein ziemlich frühreifer Technikfreak.
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Damals waren Klapphandys das Nonplusultra. Aber jetzt sind die modernen Klapp-Smartphones, die in den letzten Jahren von Samsung oder Motorola herausgebracht wurden, eher zweitklassige faltbare Smartphones, die im Schatten der klassischen Foldables wie dem Galaxy Z Fold 4 (Test) stehen. Sie fungieren im Wesentlichen als billigere Alternative zu "echten" faltbaren Flaggschiffen.
Klapp-Smartphones waren lange Zeit die faltbaren Smartphones "der kleinen Leute"
Klapp- oder "Clamshell"-Smartphones hatten schon immer das Image des "Foldables des kleinen Mannes" und kamen nur schwer in Schwung, weil dieses Format im Vergleich zu den Buchformat-Foldables wenig relevant war. Es gibt auch viele andere Faktoren wie die technischen Daten, der Preis oder das Design, das sich zwischen den verschiedenen Generationen nicht sehr stark veränderte.
Das Galaxy Z Fold 2 kam beispielsweise mit Snapdragon 856+, während das zur gleichen Zeit auf den Markt gebrachte Z Flip 5G den ein Jahr älteren Snapdragon 855+ nutzte. Das Motorola Razr setzte auf einen Snapdragon 710, ein Mittelklasse-SoC.
Auch bei den Kameras waren die faltbaren Klapp-Smartphones immer im Hintertreffen. Das Galaxy Z Fold 3 erschien mit Triple-Cam inklusive Teleobjektiv, während das Z Flip 3 nur zwei Kameras besaß. Das Motorola Rarz 5G hatte sogar nur eine Linse.
Das Argument des kompakten Formfaktors allein reichte nicht aus, um sie wirklich relevant zu machen. Klassische faltbare Smartphones ermöglichten ein Hybridformat zwischen Smartphone und Tablet oder sogar einen Mini-Notebook-PC für leichte Aufgaben. Die Klapp-Smartphones hingegen hatten nicht mehr zu bieten als ihre Kompaktheit. Ihre kleinen Bildschirme waren nicht funktional genug. Man konnte nicht einmal von einem echten zweiten Bildschirm sprechen, sondern eher von einem Display, das allenfalls dem eines smarten Armbands ähnelte.
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Auf einem Foldable wie dem Honor Magic Vs (Test) ist es möglich, Anrufe anzunehmen, im Internet zu surfen, Notizen zu schreiben und noch vieles mehr – ohne das Smartphone überhaupt aufzuklappen, alles nur auf dem Cover-Screen. Aufgeklappt wird das Gerät dann schließlich, um Videos zu verfolgen oder bequemer zu arbeiten. Bei einem faltbaren Klapphandy wie dem Z Flip 4 ist das Cover-Display letztlich nicht viel mehr als ein Blick auf Eure Benachrichtigungen oder eine schnelle Antwort auf Nachrichten.
Ich habe sowohl mit dem Galaxy Z Fold 2 (Test) als auch dem Galaxy Z Flip 4 einige Zeit verbringen können, um mir ein Bild zu machen. Das Konzept des Z Fold 2 ist für meine Usecases relevanter. Ich habe das externe Display für all die Dinge verwendet, die ich normalerweise auf einem Smartphone mache, und sobald ich mehr machen musste, machte das große interne Display Sinn.
Meine Erfahrungen mit dem Z Flip 4 (Test) waren da weniger überzeugend. Ich konnte vom externen Screen aus nicht richtig auf Nachrichten antworten und selbst das Betrachten einiger Benachrichtigungen war unpraktisch. Ich musste das Smartphone also ständig aufklappen, was letztendlich dazu führt, dass der faltbare Formfaktor seine Relevanz verliert.
Der einzige Vorteil war, dass ich ein kompakteres Device in der Tasche hatte. Aber ein kompaktes Smartphone wie ein Galaxy S23 kann genauso gut funktionieren, wenn Ihr nicht auf besonders große und schwere Smartphones steht.
Außerdem verkauften uns die Unternehmen ihre Klapphandys mit flexiblen Displays immer als Modeartikel und nicht als echte Flaggschiffe. Um dies zu veranschaulichen, stellt Samsung auf seiner Website das Galaxy Z Fold 4 als ein vollendetes Smartphone mit dem Besten seiner Technologie vor, während beim Z Flip 4 der Schwerpunkt auf der Personalisierung liegt. Es wird mehr über das Objekt an sich gesprochen, es wird fast zu einem einfachen Modeaccessoire degradiert.
Clamshell-Foldables schließen die Klappe Lücke zum "klassischen" Foldable
Wie bereits erwähnt, war das Cover-Display bei den Clamshell-Foldables bislang ein Zusatzdisplay, das nicht wirklich ein Plus darstellte.
Das dürfte sich 2023 ändern. Die nächsten faltbaren Smartphones im Clamshell- oder Klappformat, wie das Oppo Find N2 Flip (Test), das Galaxy Z Flip 5 und das Motorola Razr 2023, erscheinen alle mit einem viel größeren Cover-Display.
Wir haben es ja auf dem Find N2 schon gesehen, selbst wenn die Möglichkeiten da noch eingeschränkt sind: Viel mehr als das Panel für Schnellzugriffe, Widgets und das Anzeigen von Benachrichteigungen sehen wir dort auch nicht. Aber allein schon die Größe macht das Display deutlich funktionaler.Es ist ein echter Second Screen – nicht nur ein kleines Zusatzdisplay. Oppo könnte im Zuge von Software-Updates neue Wege finden, um sein großes externes Display zu nutzen.
Gerüchten zufolge wird das Galaxy Z Flip 5 ein größeres Cover-Display haben als das des Find N2 Flip, das 3,26 Zoll misst. Damit würde sich die Größe im Vergleich zum Z Flip 4 verdoppeln. Auf diese Weise könnte das Cover-Display des Galaxy Z Flip 5 dafür sorgen, dass Smartphone wirklich für kleine alltägliche Aktionen zu nutzen – ohne es aufklappen zu müssen.
Das Motorola Razr 2023 soll sogar ein Cover-Display erhalten, das die gesamte Hälfte der Rückseite einnimmt, wenn die Gerüchte stimmen. Das Display umrahmt sogar das Kameramodul sowie den LED-Blitz. Dieser neue Bildschirm wäre voll nutzbar, indem er die Verwendung von Apps ermöglicht.
Denn was nützt ein faltbares Smartphone, wenn Ihr es ständig aufgeklappt haben müsst, um es in vollem Umfang zu nutzen? Die Hersteller scheinen das Problem erkannt zu haben.
Vor allem, weil das Clamshell-Format das Potenzial hat, viel beliebter zu werden als das Buchformat. Nicht jeder möchte ein Tablet mit sich herumtragen. Das Galazy Z Fold 4 ist ein ziemlicher Klotz, das muss man so sagen. Ein Klapphandy hingegen wächst durchs Aufklappen aufs klassische 21:9-Format an.
Der weniger sichtbare Knick wird auch eines der wichtigen Argumente für neue faltbare Klapp-Smartphones sein. Oppo hat dies mit seinem Find N2 Flip geschafft und Samsung zieht mit seinem Galaxy Z Flip 5 wahrscheinlich nach. Dank des tropfenförmigen Scharniers werden die Klapp-Smartphones einen weniger spürbaren Knick haben, was für eine bessere Experience bei der täglichen Nutzung führt. Sie ist logischerweise auch weniger lang als bei herkömmlichen Falt-Displays.
Auch bei der Software geben sich die Hersteller zunehmend Mühe. Das gilt insbesondere für Motorola mit seiner Swipe-to-split-Geste, mit der Ihr den Bildschirm bequem teilet. Oppo hat dem Find N2 Flip ein spezielles Menü spendiert, mit dem Ihr den Cover-Screen individuell anpassen könnt.
Auch bei den technischen Daten tut sich einiges. Foldables im Flip-Design nehmen allmählich wieder ihren Platz unter den Flaggschiffen ein. Samsung hat sein Galaxy Z Flip 4 mit dem Snapdragon 8+ Gen 1 ausgestattet, demselben Premium-SoC wie das Galaxy Z Fold 4.
Das Motorola Razr 2022 (Test) ist mit dem Snapdragon 888 ausgestattet, der bei seiner Veröffentlichung nicht das beste verfügbare SoC war, aber eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Snapdragon 765G seines Vorgängers darstellt. Für sein Find N2 Flip wählte Oppo sogar den Dimensity 9000+, eines der besten SoCs von MediaTek.
Da sich die Galaxy-Z-Flip-Modelle bereits besser verkaufen als die Galaxy-Z-Fold-Modelle, dürften Clamshell-Foldables stärker in den Vordergrund rücken, wenn Samsung beim Z Flip 5 nennenswerte Änderungen vornimmt. Zur Erinnerung: Laut dem Präsidenten von Samsung wurden bis 2021 10 Millionen faltbare Smartphones verkauft, 70 Prozent entfielen aufs Galaxy Z Flip.
Und in welchem Team spielt Ihr? Wollt Ihr das Gerät lieber wie ein Buch aufklappen – oder wie ein klassisches Klapphandy? Denkt Ihr, dass die Clamshell-Modelle dieses Jahr an Relevanz gewinnen?
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