Eine Sache vorneweg: Ja, das hier ist ein Opinion Piece, in welchem ich meine Meinung äußere, speziell zum Herrn Musk. Diese Meinung muss sich nicht mit Eurer decken und nicht einmal mit der Meinung meiner lieben Kolleg:innen bei nextpit und inside digital. Aber uns allen gemein ist, dass wir für gewisse Werte stehen und die in unserem gemeinsamen Unternehmen beebuzz media leben. Wenn wir hier also heute über einen Hitlergruß reden, dann widerspricht das diesen Werten – unserer gelebten Offenheit, Diversität, unserer Neugier auf Neues – fundamental.
Das heißt, dass wir immer wieder gar nicht umhinkommen, über Elon Musk auf unseren Seiten zu berichten. Tesla, Starlink und xAI sind nur drei Gründe dafür, wieso wir uns auch immer wieder dieser Person annehmen und über die aus technischer Sicht relevanten Dinge sprechen. Wir können das allerdings nur, wenn wir das Handeln des Elon Musk konsequent einordnen. Wir können uns nicht auf die Fahnen schreiben, kritisch, mutig, meinungsstark und konsequent zu berichten, wenn wir dann so herumeiern, wie es medial in den letzten Tagen leider viel zu oft zu vernehmen war.
Daher klären wir kurz, was passiert ist – und erklären im Anschluss, wie wir das einordnen und wieso wir da so klar sind.
Ein Hitlergruß: Nicht mehr, vor allem aber auch nicht weniger!
Klären wir also ganz kurz, was vorgefallen ist, auch wenn ich recht sicher bin, dass Ihr die Szene alle gesehen habt. Bevor sich der frisch gewählte und am 20. Januar vereidigte 47. Präsident der USA in der Capital One Arena in Washington auf der Bühne die Ehre gab, sprach besagter Elon Musk. Er trottelte da von Anfang an teilweise schon wieder übertrieben wild über die Bühne. Dass er sich bei seinen Tänzchen und Gesten stets als ein ziemlicher Körperklaus entpuppt – geschenkt.
Aber als er dann zu einer Geste ansetzte, bei der er sich zunächst ans Herz fasste und seinen rechten Arm dann in einer schnellen, konsequenten Bewegung von sich streckte, konnte man das nicht auf seine Grobmotorik schieben. So ausgeführt haben wir da zweifellos einen strammen Hitlergruß gesehen, der hier in Deutschland beispielsweise verboten ist. Er drehte sich dann zum Publikum hinter ihm und wiederholte diese Geste noch einmal, diesmal ein klein wenig zurückhaltender.
Müssen wir berücksichtigen, was er dazu gesagt hat? Zweifellos! Übersetzt sagte er sowas wie: "Mein Herz fliegt Euch zu". Das ist, was passiert ist, wenn wir ganz nüchtern die Bilder beobachten. Wenn Ihr wollt, werft schnell selbst noch einen Blick drauf:
Was bedeutet diese Geste?
"Ja ja, Nazikeule, ist klar. Er hat doch gesagt, dass es um Herzen geht, die er uns zusendet!"
Wisst Ihr, es ist mir ernsthaft egal, was er sagt, denn zunächst einmal bewerten wir hier ja die Geste – und ja, das können und müssen wir getrennt von der restlichen Kommunikation betrachten. Schauen wir isoliert auf die Handbewegung und schauen uns dann ebenso isoliert an, was im Dritten Reich für Handbewegungen zu sehen waren, wird es schwierig, darin unterschiedliche Gesten zu sehen. Oder schaut hier auf diesen Beitrag vom Bluesky-Nutzer JStar, der Musks Geste einer Geste aus dem Film American History X gegenüberstellt.
Nochmal: Es geht um eine Faktenbasis! Sage ich jemandem, dass ich ihn schrecklich gern habe, mache dabei aber eine "Hals ab"-Geste, ist die Faktenlage eben so, dass die Geste das ist, was sie ist, unabhängig vom Gesagten. Wir haben jetzt ein paar Tage abgewartet, um hier nicht selbst mit Zornesröte zu überziehen mit unserer Einordnung.
Das gab uns die Zeit, um auch zu schauen, wie denn andere das Gesehene einordnen. Zu lesen, dass es eine "irritierende Geste" wäre, oder eine "dem Hitlergruß-ähnliche Handbewegung" oder ein "mutmaßlicher Hitlergruß", empfinde ich als Unverschämtheit. Dass Medien auch bei diesem Punkt wieder so herumeiern, statt die Dinge klar zu benennen, ist tatsächlich ein Problem unserer Krise, in der wir uns als Gesellschaft befinden.
Medien haben echt ein paar Dinge in ihren Jobbeschreibungen stehen, an die sie sich doch bitte auch halten sollten. Dazu gehört es, Fakten klar zu benennen, und da sehen wir nun mal einen Hitlergruß und keine "seltsam anmutende Handbewegung"! Deswegen benennen wir es hier im Text also auch so deutlich und erklären, wieso diese Geste kein Zufall ist.
Der Hitlergruß ist kein Zufall – weil Elon Musk nun einmal äußerst rechts ist!
Außerdem haben Medienseiten auch den Auftrag, die Dinge einzuordnen. Auch das mache ich hier jetzt für Euch. Kann ich in Elon Musks Kopf schauen und ihm somit zweifelsfrei unterstellen, dass er sich als lupenreiner Nazi versteht? Selbstverständlich nicht. Aber wir können uns an ein paar Fakten entlanghangeln:
Rechtsextreme jubeln ihm in den "Sozialen" Medien zu für seine Geste und identifizieren sie eindeutig als das, was wir auch sehen. Wie heißt es so schön: Wenn es aussieht wie eine Ente, sich anhört wie eine Ente und läuft wie eine Ente – dann ist es vermutlich auch eine Ente. Unabhängig davon wissen wir, dass der Rechtsdrall des Elon Musk nun wahrlich kein leichter ist. Vielmehr hat der Kollege diesbezüglich mächtig Schlagseite! Immer wieder fällt er durch das Teilen rechtsextremer Statements und Verschwörungstheorien auf, ebenso durchs Wiederholen und Bestätigen antisemitischer Beiträge.
Er stellt sich ganz klar an die Seite rechtsextremer Parteien und Politiker:innen. In Deutschland ist uns allen bekannt, dass er sich nicht nur mit der Chefin der rechtspopulistischen und in Teilen gesichert rechtsextremen AfD zum Talk verabredet hat, sondern die AfD auch als "einzige Chance Deutschlands" bezeichnet und in deutschen Sonntagszeitungen zur Wahl dieser Partei aufruft. Ähnlich hat er auch Richtung England, Niederlande oder Frankreich kommuniziert, ist erklärter Fan der italienischen rechten Staatschefin Giorgia Meloni.
Nicht zuletzt steht er treu an der Seite Donald Trumps, dem man zwar auch nicht unterstellen kann, ein Nazi zu sein, der aber ebenfalls längst so weit rechts hinübergerutscht ist, dass er seine Partei spürbar nach rechts verschoben hat – ganz unabhängig von seinen faschistoiden Fieberträumen.
Der Hitlergruß ist kein Zufall – weil es Expert:innen so einordnen
Menschen, die deutlich mehr Ahnung haben vom Thema, als ich es beispielsweise haben kann, erkennen sehr deutlich, womit wir es hier zu tun haben. Im verlinkten Video erklärt Psychologe Benedict Held beispielsweise die Körpersprache Musks. Auch gibt es Historiker:innen und Faschismus-Forscher:innen, die sich ebenso klar positionieren.
Es gibt natürlich auch unter Expert:innen andere Einschätzungen. Seid hier aber vorsichtig, denn in der Betrachtung geht es oft nicht um die Geste an sich, sondern darum, dass sie im Kontext mit der "Ich schicke Euch mein Herz"-Aussage betrachtet wird, oder einfach mit dem Gefühl verquirlt wird, dass Musk schon kein echter Nazi sein wird. Das ändert für mich aber nichts daran, dass die Geste Absicht war!
Der Hitlergruß ist kein Zufall – weil Elon Musk einfach der größte Troll des Internets ist
Ich schrieb es oben ja schon: Ich kann etwas zeigen, und etwas anderes meinen. Ich könnte also, wenn ich Elon Musk wäre, einen kalkulierten Hitlergruß zeigen, und zweifellos darauf spekulieren, dass das große Kreise ziehen wird. Er muss nicht im Hinterkopf haben, dort tatsächlich Nazis grüßen zu wollen. Es reicht die Aufmerksamkeit. Wir kennen das von der AfD zur Genüge: Grenzen überschreiten mit missverständlichen Aussagen, dann zurückrudern, sich über die Aufmerksamkeit und Diskursverschiebung freuen, repeat.
Das Spiel funktioniert so, und der aufmerksamkeitssüchtige Musk spielt es perfekt. Jeder findet genau das, was er möchte: Neonazis und andere Rechte fühlen sich gegrüßt und verstanden, Medien bekommen ihre Steilvorlage für gut geklickte Beiträge – und der Rest der Welt spendiert Elon Musk komplett unabhängig von unserer politischen Gesinnung vollste Aufmerksamkeit. Musk mag das! Er findet es toll, wenn die ganze Welt – oder wenigstens das Internet – brennt und der Planet über ihn spricht.
... und wenn es doch ein Versehen war?
Einfach mal angenommen, ich vergaloppiere mich hier völlig. Er ist zwar ein Rechter, hatte aber diese eindeutige Geste wirklich nicht im Sinn. Also ja, selbst, wenn es so wäre, wäre es immer noch ein Hitlergruß, wenn auch ein versehentlicher. Ich kann auch nicht jemandem ins Gesicht boxen und erklären, dass ich ihm eigentlich nur zuwinken wollte. Ich muss dann halt damit leben, dass ich das angerichtet habe, was dort jeder offensichtlich gesehen hat. Und ja, das gilt auch für 400 Milliarden Dollar schwere Tech-Bros wie Elon Musk.
Also ja: Wir werden auch weiterhin sicher wieder über Tesla reden und damit Autos meinen, und nicht einen irren Milliardär. Wir werden über KI sprechen, über Gehirnimplantate und über Raketen, die möglicherweise schon bald zum Mars fliegen. Wir lieben Technik und schreiben über Technik – und kommen daher nicht an Elon Musk vorbei. Aber ebenso selbstverständlich, wie wir über diese Technik berichten, so selbstverständlich benennen wir auch die Dinge, wenn wir sie sehen als genau das, was wir da sehen. Oder, wie es die Zeit so schön titelte: Ein Hitlergruß ist ein Hitlergruß ist ein Hitlergruß!
Sagt uns gerne Eure Meinung dazu, aber tut mir bitte einen Gefallen: Bleibt bitte sachlich dabei und diskutiert fair!
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