Ja, auch wir gehen ab und zu auf Reportage. Am vergangenen Montag konnte ich mit Johannes Meier, Head of Grading & Quality, eine Führung durch die Räumlichkeiten von Rebuy Electronics in Berlin-Falkensee machen. Dort konnte ich mit eigenen Augen sehen, wie ein generalüberholtes Smartphone, nun ja, generalüberholt wird. Achtung, ich sagte überholt und nicht repariert, denn das ist nicht ganz das Gleiche.
Aber wer ist Rebuy? Wenn ich von generalüberholten Smartphones höre, denke ich persönlich immer an Back Market, ein französisches Unternehmen. Aber Rebuy macht die Dinge ein wenig anders.
Rebuy, was ist das?
Ich möchte es erklären. Während Back Market ein virtueller Marktplatz ist, der Euch mit verschiedenen Verkäufern von generalüberholten Smartphones in Verbindung bringt, verwaltet Rebuy den gesamten Prozess intern. Vom Ankauf beim Nutzer über die Wiederaufbereitung inklusive eventueller Reparaturen bis hin zum Versand an den neuen Besitzer oder die neue Besitzerin. Alles geschieht "in-house", wie man so schön sagt.
Dieses Konzept entstand Anfang der 2000er Jahre aus der Idee einer Gruppe von Freunden, die gebrauchte Videospiele weiterverkauften. Daraus hat sich bis heute einer der führenden europäischen Anbieter der Kreislaufwirtschaft in unserem Mikrokosmos, der Technikbranche, entwickelt. Neben 13 Millionen Büchern und anderen Medien kaufte Rebuy im Jahr 2021 auch über 500.000 elektronische Geräte wie Smartphones, Laptops, Wearables und Kameras.
Die Tochtergesellschaft, Rebuy Electronics, deren Logistikzentrum ich besichtigen konnte und das ich Euch hier in einem Video zeige, hat 550 Mitarbeiter und verarbeitet etwa 12.000 Geräte pro Monat. Geht Ihr auf die Website von Rebuy, lasst Euer Smartphone schätzen und schickt es dann ein, kommt es hier an – in einem Lager auf einer Fläche von 4.500 Quadratmetern. Es geht dann auf einer Produktionsstraße durch viele Hände, manche menschlich, andere robotisch, die es wieder aufbereiten.
Aber schaut Euch dieses technologische Ballett lieber selbst an im Video:
Per Autopilot zum generalüberholten Produkt – zumindest fast
Nun, ich bin mir sicher, dass Ihr gar nicht weiterlest und Euch lieber aufs Video konzentriert. Aber für die zwei Leser, die weiterlesen: Als ich bei Rebuy gelandet bin und in der sengenden Hitze von 34 Grad fast zerflossen bin, fiel mir auf, wie modern der Komplex ist.
Es herrscht eine etwas raue Industrieatmosphäre mit gut sortierten Geräten und nahezu symmetrisch angeordneten Arbeitsplätzen – oder kurz gesagt: deutsche Verhältnisse. Aber das Ganze hat auch einen Hauch von Startup-Nation, jung und hip, mit Gadgets überall und Roboterarmen à la Tony Stark.
In diesem Logistikzentrum von Rebuy werden Automatisierung und menschliches Eingreifen kombiniert. Wie sooft werden so viele Aufgaben wie möglich von Robotern und KI übernommen, um die Produktion effizienter zu machen. Aber man behält ein menschliches Element bei, das als Sicherheitsnetz fungiert und sicherstellt, dass die Roboter nix falsch machen.
Das Smartphone durchläuft mehrere Vorbereitungsschritte – Auspacken, Zurücksetzen, Reinigen –, bevor es in den vollautomatischen Teil der Fertigungslinie gelangt. Zu diesem Zeitpunkt wird es von Roboterarmen in Maschinen platziert, die es von oben bis unten testen. So wird die Funktionsfähigkeit überprüft und seine Qualität bewertet: Hier haben wir die beiden Kernkomponenten des Prozesses, "quality" und "grading".
Das Interessante ist und bleibt aber, dass alles mit Robotern gemacht wird. Künstliche Finger tasten den Bildschirm des Smartphones ab, um den Zustand des Touchscreens zu überprüfen. Die Maschine steckt eine ganze Reihe von Kabeln in die verschiedenen Anschlüsse des Geräts. Das Smartphone wird auch Foto- und Audiotests unterzogen und sogar ein Benchmark für die Akkulaufzeit durchgeführt. Es ist ziemlich beunruhigend, dass meine Arbeit als Tester in weniger als fünf Minuten von einer Maschine erledigt werden kann, aber gut.
Noch interessanter ist, dass sogar die Bewertung des Aussehens des Smartphones mithilfe von KI erfolgt. Das Handy wird 22 Mal fotografiert und ein selbst entwickelter Algorithmus erkennt, ob es Mängel aufweist. Ich finde das ziemlich verrückt. Das letzte Wort hat natürlich immer ein Techniker oder eine Technikerin, der oder die überprüft, ob der Prozess korrekt abgelaufen ist und eventuell noch Anpassungen vornehmen kann.
Immer mehr Smartphones aufkaufen, ein Just-in-Time-Geschäftsmodell
Wie Ihr vielleicht bemerkt habt, habe ich kaum über Reparaturen gesprochen. Tatsache ist, dass die Fälle, in denen ein Smartphone, das über Rebuy läuft, repariert werden muss, ziemlich selten sind. Laut Johannes Meier machen sie weniger als ein Viertel der behandelten Produkte aus.
Die Mindestanforderung ist dabei, dass das Smartphone zu 100 Prozent funktionstüchtig ist, dass alle technischen Funktionen einwandfrei funktionieren. Was den Zustand des Aussehens angeht, ist Rebuy flexibler. Das liegt daran, dass die verschiedenen Grade – Wie neu, sehr guter Zustand, guter Zustand und stark genutzt – es Euch ermöglichen, Euer Glück Euren Anforderungen entsprechend zu finden.
Bei Refurbished soll die Reparatur jedoch nicht zur Pflicht werden. Die Idee ist, Handys aufzukaufen, um sie wieder zu verkaufen. Es gibt diesen Renditegedanken, der jedem Geschäftsmodell innewohnt. Und bei Rebuy gilt: Um mehr Smartphones weiterzuverkaufen, muss man mehr gebrauchte Smartphones aufkaufen. "Derzeit stammen 90 % der bezogenen Smartphones von Privatpersonen, die über die Website des Unternehmens kommen", erklärt mir der Geschäftsführer Philipp Gattner.
Das Ziel ist es nicht, Smartphones zu reparieren und systematisch neu aufzubereiten. Ein Smartphone aufzubereiten bedeutet, es in den bestmöglichen Zustand zu versetzen, der dem Zustand entspricht, in dem es angekommen ist, und ohne dass die Kosten für die Aufarbeitung die Kosten für den Wiederverkaufspreis übersteigen.
Um dieses feine Gleichgewicht zwischen Rückkauf und Wiederverkauf zu gewährleisten, tut Rebuy alles, um seine Akzeptanzrate zu maximieren. Die Akzeptanz von Nutzern, die ihr Smartphone zur Rücknahme eingeschickt haben und denen Rebuy ein Angebot macht, das auf dem Zustand des Geräts basiert. Deshalb ist dieser "Grading"-Prozess, den Ihr gerade in einem Video gesehen habt, so wichtig.
Wenn das vom Nutzer eingesandte Gerät der ursprünglichen Beschreibung entspricht, kauft Rebuy es ihm zum vereinbarten Preis ab. Wenn aber etwas nicht stimmt, muss Rebuy den Rückkaufpreis neu bewerten. Vor allem aber muss der Nutzer dazu bewegt werden, ihn zu akzeptieren – immerhin bekommt er weniger Geld. Um dies zu erreichen, setzt das Unternehmen auf Aufklärung und Transparenz, indem ein Techniker einen umfassenden Bericht über die während des "Grading" festgestellten Unregelmäßigkeiten erstellt.
"Früher haben wir das sehr technisch gemacht", beginnt Johannes Meier. "aber seitdem versuchen wir wirklich, den Leuten klar zu erklären, was mit ihrem Telefon nicht stimmt, wir zeigen es ihnen auch mit Videos. Und seit wir diese Anstrengungen unternehmen, konnten wir unsere Akzeptanzrate auf 94 % steigern."
Kurz gesagt: Es ist ein Geben und Nehmen bei Rebuy. Aber in jedem Fall müsst Ihr nichts bezahlen, wenn Ihr das Angebot ablehnt – und Euer Smartphone wird Euch in einem viel besseren Zustand als zuvor zurückgeschickt. Das ist doch schon mal was, oder?
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