Aus reiner Hardware-Sicht sind die bevorstehenden Konsolen PlayStation 5 und Xbox Series X schon jetzt ein echtes Highlight. Es galt bei dem Duell zwischen Sony und Microsoft schon immer darum, wer mehr Leistung, kürzere Ladezeiten, schönere Grafik und bessere Konnektivität versprach. Doch als "90s Kid", das mit Super-Nintendo, N64 und später mit Sonys PlayStation-Konsolen aufgewachsen ist, mache ich mir jedoch zunehmend Sorgen darüber, wohin sich die Spieleindustrie entwickelt.
Marken verkommen zu Serien
Ich erinnere mich an die Zeit, als eine Konsole noch für eine ganze Spiele-Generation ausgereicht hat. Billig waren diese Konsolen nie. Als ich damals meine ersten Konsolen – ein Nintendo 64 und eine Sony PlayStation – kaufte, war das ein gemeinsames Weihnachtsgeschenk für mich und meinen jüngeren Bruder plus all unsere Ersparnisse aus Zeitung-Austragen und anderen Jobs, die britische Kinder in den 1990er Jahren machen durften. Für uns und unsere Eltern war das eine große Investition. Aber immerhin konnten wir sicher sein, dass sie uns in den darauf folgenden Jahren nur noch Socken schenken brauchten.
Doch seit einiger Zeit scheint es mir, dass derlei Einmal-Investitionen nicht mehr möglich sind. Dunkel erinnere ich mich daran, dass Nintendo schon im Jahr 1998 eine RAM-Erweiterung für das N64 herausbrachte. Als damals 13-Jähriger verstand ich zwar nicht, was das Expansion Pak genau gemacht hat. Ich wusste nur, dass ich nur damit The Legend of Zelda: Majora's Mask spielen konnte.
Zeitsprung ins Jahr 2016: Die PlayStation 4 Pro verbessert die Konsole der vierten Generation und macht sie fit für Spiele in 4K-Auflösung dank verbesserter GPU – drei Jahre nach Einführung, also ungefähr zur Halbzeit des üblichen Lebenszyklus einer Konsolengeneration. Ich ahne, dass sie uns einen Vorgeschmack auf das bot, was uns in der Zukunft erwartet.
Die Befürchtung macht die Runde, dass sowohl Series X vom ersten Tag an in mehreren Abstufungen auf den Markt kommen werden. Dem Beispiel der Smartphone-Industrie folgend würden Spielkonsolen dann nicht mehr als Einzelprodukt, sondern als ganzes Portfolio an den Start und langfristig in Serie gehen. Wir Verbraucher stehen dann nicht mehr bloß vor der Wahl zwischen: Xbox oder PlayStation? Hinzu kommen dann, gleich zu Anfang, Editionen wie Lite, Slim oder oder Pro. Doch was bedeutet das dann für die Kompatibilität von Spielen? Und wie viel sollen wir dann für das jeweilige Spitzenmodell ausgeben?
PS5 und Xbox Series X werden ein Vermögen kosten.
Auch hier lohnt der Blick auf die Smartphone-Industrie, bei dem dieser Trend schon seine sauren Früchte trägt. Der Preis für ein Top-Smartphone steigt seit geraumer Zeit ins Unermessliche. Wir sind jetzt schon an dem Punkt angelangt, bei dem nur noch das Nicht-Pro-Modell der großen Marken unter 1.000 Euro kostet. Preise von 1.200 - 1.300 Euro sind inzwischen die Norm, will man die beste erhältliche Hardware bekommen.
Ich bin überzeugt, dass sowohl die PlayStation 5 als auch die Xbox Series X deutlich teurer werden als alle Spielkonsolen, die sowohl Sony als auch Microsoft je herausgebracht haben; zumindest in Bezug auf das jeweilige Spitzenmodell mit dem größten Speicher.
Dann kommen noch Folgekosten für den vollen Spielegenuss dazu. Falls diese Konsolen tatsächlich 8K-Auflösungen bei 120 Hz unterstützen sollen, brauchen die meisten Menschen einen neuen Fernseher. Hat euer Fernseher nur HDMI 2.0? Dann würde der schonmal bei 4K mit 60 Bildern pro Sekunde kappen. Auch Auto Low Latency Mode (ALLM) oder Variable Refresh Rate (VRR) werden dann deutlich relevanter. Wer sein Spiel ernst meint, schaut sich also vor Weihnachten nach einem TV-Gerät mit HDMI 2.1 um, und wird in der Regel wieder bei LG oder Samsung fündig.
Abonnieren statt kaufen: Spiele werden anders vermarktet
Ich hatte mich bereits ausführlich dazu geäußert, dass ich finde, dass Google Stadia hinterfragen das ganze Konzept der Spielkonsole und ersetzen sie durch einen Cloud-Dienst. Sony und Microsoft werden sich diese monatlich garantierten Einkünfte nicht entgehen lassen. Mit PlayStation Now und Xbox Gamepass Ultimate sind die Gamer entsprechende Software-Angebote bereits gewohnt. Doch auch auf Hardwareseite werden wir da noch deutlich mehr sehen.
Nach dem Vorbild von Apples iPhone-Upgrade-Angebot nimmt sich nun offenbar auch Microsoft mit der Xbox All Access dieser Strategie an. Sony wird wahrscheinlich mit etwas Ähnlichem auch für die PlayStation folgen. Die Spieler sollten sich also sowohl auf der Hardware- als auch auf der Softwareseite auf neue Abo-Formate einstellen. Gaming war noch nie billig. Aber künftig werden wir nicht mehr aufhören, für sie zu zahlen.
⏲ Long load times? Where we’re going, we don’t need long load times.
— Xbox (@Xbox) March 16, 2020
Watch the Xbox Series X Tech Demo: #PowerYourDreams pic.twitter.com/1ex7RXRtD2
Inkrementelle Hardware-Upgrades helfen Konsolen zumindest mit neuer PC-Hardware Schritt zu halten; das verstehe ich. Aber ich vermisse die Zeiten, in denen man eine Konsole für einen einmalig hohen Preis kaufen konnte, mir damit aber Zugriff auf eine ganze Generation großartiger Spiele verschaffen konnte. Natürlich gab es schlankere oder verbesserte Versionen, aber bis einschließlich zur PlayStation 3 war eine Konsole eben diese Konsole, bis die PlayStation 4 erschien. Man konnte sicher sein, dass das neueste Metal Gear Solid oder Final Fantasy auch auf dem ältesten Modell derselben Konsolengeneration lief. Ab 2020 wird uns diese Gewissheit jedoch wahrscheinlich genommen werden. Stellt Euch auf den Einmarsch der Pro-, Max- und Ultra-Modelle ein und auf Spiele, die die Spieler-Gemeinde dank unterschiedlicher Hardware-Anforderungen in Pro-, Max- und Ultra-Gamer spalten.
Sony wird heute weitere Einzelheiten über die PlayStation 5 in einer Online-Veröffentlichung bekannt geben, die das Unternehmen als 'Deep Dive' bezeichnet. Ich wäre froh, wenn man mich dort das Gegenteil überzeugen kann. Aber ich mache mir keine großen Hoffnungen. Wir werden sehen, was passiert.
Tomorrow at 9am Pacific Time, PS5 lead system architect Mark Cerny will provide a deep dive into PS5’s system architecture, and how it will shape the future of games.
— PlayStation (@PlayStation) March 17, 2020
Watch tomorrow at PlayStation Blog: https://t.co/bgP1rXMeC8 pic.twitter.com/BSYX9tOYhE
Vielleicht bin ich gerade in dem Alter, in dem sich die alten Zeiten "gut" anfühlen, egal welche neue Technologie herauskommt. Wo Nostalgie über Innovation und Vorfreude steht. Aber ich mache mir Sorgen darüber, wohin die nächste Konsolengeneration geht. Was meint Ihr dazu? Freut Ihr Euch auf die Sony PlayStation 5 und die Xbox Series X? Teilt Eure Gedanken mit uns als Kommentar!
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