Analyse der TV-Empfangswege
Die TV-Welt ist spätestens seit schnellen Internetleitungen und dem Anstieg an Streaming-Angeboten deutlich komplexer als früher. Damals™ hatten wir lediglich drei Programme und eine Antenne, da hat bei der WM oder EM die ganze Nation im gleichen Takt gejubelt. Heute sieht das anders aus und je nach Empfangsart können die Jubelschreie bis zu 40 Sekunden auseinanderliegen.
Die c’t-Redaktion hat da mal nachgemessen, und über Wochen unterschiedliche Signallaufzeiten der verschiedenen Streamingdienste, aber auch der klassischen TV-Empfangswege unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass zum Zeitpunkt des Tests (mehr dazu weiter unten im Text) der Satellitenempfang die geringste Latenz aufwies.
Zwar hinkt auch dieser Empfang dem Geschehen im Stadion um etwa sechs Sekunden hinterher, doch im Vergleich zu anderen Übertragungswegen war dies immer noch am schnellsten. Dies liegt daran, dass Satellitensignale weniger neu codiert und gepuffert werden müssen, als es bei Internet-Streaming-Diensten der Fall ist.
Beim Streaming sieht das da schon ganz anders aus: Die Hauptursache für Verzögerungen beim Streaming über das Internet sind die Codierungsprozesse. Streaming-Dienste passen das TV-Signal an, um eine optimale Balance zwischen Datenübertragungseffizienz und Bildqualität zu erzielen. Dieser Prozess benötigt Zeit und führt zu Verzögerungen. Hinzu kommen Puffer, die nötig sind, um Schwankungen in der Internetverbindung auszugleichen, was die Latenz weiter erhöht.
Performance von Streaming-Diensten
Besonders große Unterschiede zeigen sich bei den Streaming-Diensten. Bei der Nutzung von waipu.tv im Webbrowser betrug die Latenzzeit zwischen 13 und 15 Sekunden im Vergleich zum Satellitensignal von ARD und ZDF. Bei Nutzung der Smart-TV-App lag die Verzögerung bei etwa 20 Sekunden.
Apple war im Test ein wenig flotter, denn bei Apple TV betrug die Latenz zwischen 12 und 15 Sekunden. Zattoo, ebenfalls ein über lange Jahre etablierter, unabhängiger Streaming-Dienst schnitt mit einer Latenz von 19 Sekunden ab, während Joyn mit 40 Sekunden die höchste Verzögerung aufwies. Bei den Apps von ARD und ZDF betrug die Verzögerung lediglich zwei bis sechs Sekunden im Vergleich zum Satellitensignal, was sie zur besten Wahl für Streaming auf mobilen Geräten macht.
Kabelfernsehen: 1:0 für Glasfaser
Zum Zeitpunkt, als die Kolleg:innen von c't die Latenzen beim TV-Genuss überprüften, setzte sich die Satellitenverbindung gegen die versammelte Konkurrenz durch. Doch mittlerweile liegen die Dinge anders: Vodafone hat durch den Einsatz von Glasfasertechnologie die Latenzzeiten im Kabelfernsehen nämlich signifikant reduzieren können. Während früher das TV-Signal per Satellit zu den TV-Zentren gelangte, erfolgt dies nun per Glasfaser, was eine schnellere Übertragung ermöglicht. Zudem wird das unkomprimierte TV-Signal während der EM 2024 im Rahmen eines Pilotprojekts, dem sogenannten "Jubel-Booster", direkt weiterverarbeitet, was zu einer weiteren Reduktion der Latenz führt. Dadurch bietet das Kabelnetz von Vodafone nun eine um bis zu zwei Sekunden schnellere Übertragung im Vergleich zum Satellitensignal.
Fazit
Für technikaffine Zuschauer, die jede Sekunde des Spiels hautnah erleben möchten, ist der Satellitenempfang generell die schnellste Option. Lediglich das Kabel-Angebot für Vodafone-Kunden kann das noch toppen. Wenn Ihr also über Satellit schaut und der verdammte Nachbar trotzdem schneller jubelt, liegt das wohl daran, dass er Kabelfernsehen von Vodafone nutzt.
Wer auf Internet-Streaming setzt, sollte die Mediatheken von ARD und ZDF bevorzugen, da sie die geringste Verzögerung aufweisen. Die Wahl des richtigen Empfangsweges kann also entscheidend sein, wenn Ihr die EM 2024 mit möglichst geringer Verzögerung genießen wollt. Aber grämt Euch nicht, wenn es nebenan ein wenig schneller geht: Macht es wie ich und holt Euch eine fette Soundbar, die Ihr voll aufdrehen könnt – dann hört Ihr den zu früh jubelnden Nachbarn nicht.
Wie verfolgt Ihr denn die Euro 2024? Kabel, Satellit oder Internet? Oder seid Ihr bei den Spielen überhaupt nicht zu Hause und verfolgt sie vielleicht lieber beim Public Viewing? Verratet es uns doch in den Kommentaren – gerne verbunden mit Euren Tipps, wie weit unsere Mannschaft im Turnier kommt.
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