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Strom speichern bei dynamischen Tarifen? Lohnt sich nicht!

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Die Idee klingt genial: Strom dann speichern, wenn er günstig ist, und nutzen, wenn er teuer ist. Genau das haben wir ausprobiert – mit einem dynamischen Stromtarif von Tibber und dem Stromspeicher EcoFlow Delta Pro 3 (zum Test). Aber lohnt sich das wirklich? Die kurze Antwort: Nein. Hier erfahrt Ihr, warum.

Der Plan: Clever Strom speichern und sparen

Das Prinzip der Idee ist simpel: In den günstigsten Stunden des Tages laden wir unseren Stromspeicher mit Netzstrom auf und speisen ihn in den teuren Stunden wieder ins Hausnetz ein. Theoretisch lässt sich damit an sonnigen Frühlingstagen Strom für etwa 22 Cent pro kWh einkaufen und in teuren Zeiten nutzen, in denen der Marktpreis bei 40 oder 50 Cent liegt. Das ist oftmals abends der Fall, wenn kein Wind geht und keine Sonne scheint.

Um das Ganze zu automatisieren, haben wir ein umfangreiches Setup gebaut: Der EcoFlow Delta Pro 3 wird über einen Smart Plug mit Strom geladen, wenn er günstig ist – gesteuert durch eine Smart Home-Zentrale auf Basis von Home Assistant. Der Wechselrichter EcoFlow Powerstream (Zum Kurz-Test) sorgt dann dafür, dass der gespeicherte Strom in unser Hausnetz fließt, sobald der Strompreis hoch ist. Auch er ist durch einen Smart Plug vom Stromnetz getrennt bzw. verbunden, damit er nur dann Strom einspeist, wenn der Marktpreis hoch ist. Klingt nach einer perfekten Strategie gegen Preisspitzen? Dachten wir uns auch! Doch in der Praxis sieht das anders aus.

Das Problem: Verluste, Limitierungen und eine miese Kosten-Nutzen-Rechnung

Eines der größten Probleme: Verluste. Beim Laden und Entladen des Speichers gehen zwischen 20 und 25 Prozent der Energie verloren. Das bedeutet, dass Strom für 22 Cent gespeichert wird, aber erst ab einem Marktpreispreis von etwa 27,5 Cent wirklich günstiger ist als Netzstrom.  Rechnet man dann noch ein, dass der Akku über die Zeit durch die zahlreichen Ladezyklen an Wert verliert und dass der Strom längst nicht jeden Tag für 22 Cent je Kilowattstunde eingespeichert werden kann, verfinstert sich das Bild weiter.

Hinzu kommt die geringe Speicherkapazität: Unser Speicher fasst 4 kWh. So könnt Ihr Euch auch nicht unendlich günstigen Strom "zur Seite" legen, sondern je nach Haushalt den Bedarf für ein bis zwei Tage. Noch dazu darf der Wechselrichter nur maximal 800 Watt ins Hausnetz einspeisen – bei größeren Verbrauchern wie einem Herd oder einer Waschmaschine bringt das Speichern also kaum Vorteile.

Und dann sind da noch die Kosten: Der Stromspeicher kostet mindestens 2.000 Euro, meist aber eher 3.000 Euro. Dazu kommen  die Kosten für Wechselrichter, Smart Plugs und Home Assistant. Um die Investition wieder hereinzuholen, müsste man grob geschätzt 19.000 kWh speichern und ausschließlich in teuren Zeiten verbrauchen. Am Ende als ein unwirtschaftliches und ein unrealistisches Szenario.

Technische Stolpersteine: App-Probleme und fehlende Steuerung

Auch technisch gab es einige Frustrationen. Die Synchronisation zwischen dem Tibber Pulse (der unseren aktuellen Stromverbrauch misst) und der EcoFlow-App, die den benötigten Strombedarf an den Wechselrichter meldet, funktionierte oft nicht zuverlässig. Mal wurde zu viel, mal zu wenig Strom eingespeist, und erst durch manuelles Eingreifen lief alles wieder. Theoretisch ließe sich das über Home Assistant lösen, doch in unserem Versuch nahm der Wechselrichter die Werte nicht zuverlässig an. Kurz gesagt: Das Setup war nicht nur teuer, sondern auch fehleranfällig.

Fazit: Für dynamische Tarife nicht lohnenswert

Am Ende bleibt festzuhalten: Ein Stromspeicher lohnt sich nicht, um Preisschwankungen bei einem dynamischen Stromtarif auszunutzen. Die Verluste sind zu hoch, die Ersparnis zu gering, und die Investition rechnet sich erst nach vielen Jahren – wenn überhaupt. Habt Ihr indes ohnehin schon einen Stromspeicher, um es mit Eurem Balkonkraftwerk zu kombinieren, sieht das anders aus. So kann tagsüber erzeugter, aber nicht genutzter Solarstrom gespeichert und abends verbraucht werden – das bringt einen echten finanziellen Vorteil. Im Winter oder nachts könnt Ihr dann zusätzlich günstigen Strom aus dem Netz einspeichern und zu teuren Zeiten verbrauchen.

Solange Netzbetreiber nicht aktiv Anreize für netzdienliches Verhalten schaffen (zum Beispiel eine Vergütung für die Einspeisung in kritischen Zeiten), bleibt der Stromspeicher in Verbindung mit dynamischen Tarifen eher eine teure technische Spielerei als eine sinnvolle Sparstrategie.

Wollt Ihr mehr zu unserem Selbstexperiment wissen? Bei inside digital haben wir den Aufbau ausführlicher erklärt. Außerdem solltet ihr in den inside digital Podcast überMORGEN reinhören – dort gibt’s noch mehr Einblicke in unser Experiment!

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Thorsten Neuhetzki

Thorsten Neuhetzki
Redakteur

Als "alter Hase" in der Branche schreibt Thorsten am liebsten über alles, was mit Breitband, Netzen und Tarifen zu tun hat. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um Super Vectoring, Glasfaser, DOCSIS 3.1 oder 5G geht - schnelles Internet ist für Thorsten und seine Berichterstattung das A und O. Aber auch Verbraucherthemen rund um Strom, Gas und die Bahn liegen ihm am Herzen. Seine berufliche Laufbahn begann im Lokalen als Freier Mitarbeiter beim Westfalen Blatt und führte ihn über die Redaktion von teltarif letztlich zu inside digital und damit auch zu nextpit.

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  • 37
    Tobias G. vor 4 Tagen Link zum Kommentar

    Uns wollten ein paar "PV-Anlagen-Vertreter" auch Tibber schmackhaft machen. Einer war ehrlich und hat gesagt: "Das lohnt sich nicht". Der Rest war begeistert, wie toll das alles geht, und wie günstig der Strom wäre (netto natürlich) und wenn man dann sogar zu negativen Strompreisen kauft und bla. Und wir haben immer mit Hybridwechselrichtern kalkuliert.

    Wer die Kosten, den Aufwand, die Leistungverluste sowie -minderung ins Verhältnis setzt, wird solch ein Vorhaben mMn nicht umsetzen. Mal davon abgesehen, dass dynamische Stromtarife bei uns in der Gegend ohnehin nix bringen (Bremer Umland). Die Preise sind (derzeit?) einfach nicht attraktiv genug.

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