Reise in die Vergangenheit: Diese Handys haben uns geprägt

9 Min Lesezeit 9 min 51 Kommentare 51
No Ad to show

In diesem Beitrag erzählen Euch die RedakteurInnen von AndroidPIT, welche Smartphones in ihrem technikbegeisterten Leben am meisten Eindruck hinterlassen haben. Holt schon mal die Taschentücher raus – es wird nostalgisch.

In der Handy-Welt existieren Communities und Fangemeinden, die aus ihrer Lieblingsmarke längst eine Art Fußballmannschaft gemacht haben. Seien es Honor-Fans, die eingefleischte OnePlus-Community oder treue Apple-Jünger. Viele Markenfans bleiben ihrem Verein seit langem treu. Dabei hat doch jeder von uns diesen einen legendären Spieler, der unsere Liebe entfachte, uns mit Gleichgesinnten zusammenbrachte und unsere Nutzererfahrung geprägt hat wie kein anderer. 

No Ad to show

Uns geht das genau so. Wir bei AndroidPIT testen teilweise seit Jahren die neuesten Smartphones. Wir haben aber schon in vielen Gesprächen festgestellt: Wir sind nicht nur gleichgesinnte Technikfans, sondern jede/r von uns hat dieses eine oder gleich mehrere Geräte, die trotz der Flut an jährlichen Smartphone-Reviews wohl für immer in unseren Herzen bleiben. 

In diesem Beitrag haben wir uns daher zusammengeschlossen und möchten Euch verraten, welche Handys und Smartphones unsere Wege bis hierher geebnet haben.

Julia: Das Palm Pre, für mich ein echter Game Changer

Mein erstes Smartphone habe ich vor etwa zehn Jahren gekauft. Es muss 2009 oder 2010 gewesen sein, und es war mein Schatz, nachdem ich es gegen ein Sony Ericsson W595 in leuchtendem Pink eingetauscht hatte. Ich gebe es zu: Es war die zweite Wahl nach einem iPhone – und es ist grotesk, wenn ich sage, dass die Dinger damals einfach noch ziemlich teuer waren. Vielleicht war ich auch einfach noch ziemlich jung und pleite.

Viele von Euch werden es sicher wissen, aber erstaunlich ist es dennoch: Das Palm Pre konnte damals schon drahtlos aufgeladen werden (Touchstone war der Name des Zubehörs), und ich erinnere mich an den kleinen beleuchteten kugelrunden Joystick unter dem Bildschirm und das Touchpad daneben.

Das Palm Pre bot eine QWERTY-Tastatur, die mich stets an ein Blackberry erinnerte. Die Tastatur kam durch Hochschieben des Schiebebildschirms heraus. Dann verwandelte sich das handliche kleine Stück in ein Smartphone mit ergonomischen Tasten und einer Rückseite, auf der man sein Spiegelbild sehen konnte, um Selfies zu knipsen. Heute kann man entsprechende Handyhüllen kaufen und das Feature sozusagen nach Gusto nachrüsten.

Das Palm Pre war ein Tasten-Smartphone mit Linux-basiertem OS. / © Digest

Ich frage mich heute noch, wie wir es geschafft haben, auf so kleinen Smartphones zu tippen und uns dabei nicht zu beklagen oder wirre Texte zu schreiben. Aber ein richtig gutes Tastenhandy würde ich mir gerne mal wieder ansehen. Schade, dass Blackberry endgültig aufgegeben hat.

No Ad to show

Das brandneue Linux-basierte WebOS auf dem Palm Pre hatte mir damals sehr gut gefallen – leider konnte es sich nicht durchsetzen, wie wir alle wissen. Ich habe das Tasten-Smartphone etwa ein Jahr lang benutzt und es dann doch gegen ein brandneues iPhone 4 eingetauscht.

Hätte ich mich seit der Markteinführung des ersten iPhones nicht leidenschaftlich für Apples Smartphone interessiert, wäre das Palm Pre sicherlich noch viel länger ein treuer Begleiter gewesen. Heute bin ich auf der Jagd nach einem gebrauchten Palm Pre in gutem Zustand – aus Nostalgiegründen. Leider bisher erfolglos. Beim iPhone bin ich jedoch seitdem geblieben.

- Julia Froolyks, AndroidPIT Deutschland

Stefan: Das Nokia 7650 hat mich für Apps begeistert

Im Jahr 2002 war Internet Connection Sharing unter Windows XP ein wenig beachtetes Feature – ebenso wie Bluetooth eher noch eine Nischentechnologie. Beides zusammen sorgte dennoch für mein erstes großes Smartphone-Aha-Erlebnis. Mit Hilfe eines damals 60 Euro teuren Bluetooth-USB-Dongles war es möglich, sogar im Garten meiner Eltern vom Nokia 7650 aus zu chatten – nicht über SMS, sondern per IRC-Client! Wer kennt noch IRC?

Während das QuakeNet damals unter den IRC-Servern DIE Plattform für Gamer war, drehte sich im EFNet vieles um "Warez". Es gab sogar mehrere eigene Channel nur für Symbian S60 – das Betriebssystem auf dem Nokia 7650. Mit den jugendlichen Moral-Scheuklappen bezüglich Raubkopien fühlte sich das fast ein wenig an wie ein erster App Store, wenn man über die popelige Bluetooth-Verbindung von den DCC-Bots mehr oder weniger nützliche Java-Apps direkt auf das Nokia-Handy schaufelte.

Das Nokia 7650 in seiner ganzen Pracht. / © Nokia

Was waren die App-Highlights? Eine Universalfernbedienung zum Abschalten aller Fernseher über den IR-Blaster, ein beidseitig funktionierender VNC-Client (mit schrecklicher Usability), eine App zum Nutzen der VGA-Kamera im Nokia 7650 als Bluetooth-Webcam, diverse Java-Spiele – und natürlich das zuvor erwähnte IRC. Es gab damals sogar eine Symbian-S60-Portierung von Doom. Allerdings war diese mit 3 MByte utopisch groß, betrug der verfügbare Speicher im 7650 doch gerade einmal 3,6 MByte.

Stefan: Das Xiaomi Mi Note 10 hat meine DSLR in Rente geschickt

Als ich im vergangenen Oktober meinen Trekking-Rucksack aufs Gepäckband in Berlin-Tegel wuchtete, nahm das übliche "Irgendwas-habe-ich-vergessen"-Gefühl vor dem Urlaub plötzlich Gestalt an: Die DSLR mitsamt zwei Objektiven liegt noch auf dem Schreibtisch! Ich kann mich nicht erinnern, meine Spiegelreflexkamera jemals auch nur bei einem Wochenend-Trip zu Hause gelassen zu haben – stellt Euch also meinen Schock vor einer Rucksack-Reise quer durch Indonesien vor. 

No Ad to show
Die Xiaomi Mi Note 10 ersetzte meine Spiegelreflexkamera. / © NextPit

Meine einzige Kamera für die nächsten zweieinhalb Wochen sollte also das Xiaomi Mi Note 10 sein. Und ganz ehrlich: Die Momente, in denen ich meine sperrige Spiegelreflex vermisst habe, kann ich an einer Hand abzählen. Und eben jene Momente rührten auch daher, dass die Kamera-Software unmittelbar nach dem Launch des Mi Note 10 noch nicht ausgereift war – und einige Fotos durch ganz ganz fiese Artefakte verhagelt waren.

Mit dem Schritt zu großen Bildsensoren in Smartphones und den extrem flexiblen Sensor-Arrays ist für mich 2020 der Unterschied zu den "richtigen Kameras" überbrückt – zumindest für den privaten Gebrauch. Unsere DSLRs im Fotostudio müssen sich vorerst noch keine Sorgen machen. Ich habe aber privat seit der Reise im vergangenen November kein einziges Foto mehr mit meiner Spiegelreflexkamera gemacht.

- Stefan Möllenhoff, AndroidPIT Deutschland

David: Das Nokia 8210 hat mich gelehrt, dass Telefone Modeaccessoires sind

Im Jahr 1999 war das Nokia 8210 als Modeaccessoire das begehrteste Telefon. Ich erinnere mich, dass ich stundenlang auf der Nokia-Website danach gierte – auf dem PC meines Vaters, der an ein 56k-Modem angeschlossen war. Ich sah mir die Produktbilder an, bis meine Mutter mich aus dem Internet warf, weil sie das Telefon benutzen musste.

Ich habe sogar einmal versucht, das Handbuch auszudrucken, aber ich hatte die gesamte Tinte aus dem Drucker meines Vaters für die Hüllen der Slim Shady LPs für CD-RW-Bootlegs verbraucht.

Mitte 2000 war der Rummel um das kleine Nokia so groß, dass ich eins in die Finger bekommen musste. Endlich sah ich zum ersten Mal im wirklichen Leben einen 8210 – der ältere Bruder eines Freundes hatte eins und verspottete alle – und das war ein Wendepunkt für mich. Ich musste es haben.

Damals war ich 14 Jahre alt. Ich hatte durch verschiedene Abend- und Wochenendjobs 80 Britische Pfund gespart, aber die eBay-Angebote vervielfachten sich, und am Ende bekam ich mein erstes 8210 für 118 Pfund. Das war es absolut wert.

No Ad to show
Das Nokia 8210 und sein damals trendiger Look. / © Instagram Mobile Retro

Für mich ist das Nokia 8210 das erste Telefon, das zu einem modischen Accessoire und einem Trendprodukt wurde. Das 8210 war in vielerlei Hinsicht wie das 3210, das ich bereits besaß, und doch war es so anders als alle anderen.

Das Nokia-Handy hatte einfach dieses gewisse Etwas, das es so attraktiv, so cool und so begehrenswert werden ließ, dass es mich umgehauen hat. Kein Wunder, dass die Zeitschrift Vice 2015 berichtete, dass Drogenhändler in Großbritannien Crack gegen Nokia 8210s tauschten.

Ein paar Jahre später ersetzte ich das 8210 schließlich durch ein Motorola Razr. Ein Übergang, der nur dem Trend gefolgt ist, seien wir ehrlich. Aber ich vermisse die Zeiten, als Telefone nur einen Zweck hatten, und zwar: cool aussehen.

Zu dieser Zeit diskutierte niemand über das Betriebssystem, die Funktionen oder die Akkulaufzeit. Diese Dinge waren so unbedeutend. Nokia hat bereits klassische Handys aus der Vergangenheit auf KaiOS wiederbelebt, wie das 3310 und das 8110G, aber gebt mir ein 8210 mit WhatsApp und Google Maps, und ich würde mein Galaxy S20 wahrscheinlich im Handumdrehen eintauschen.

- David McCourt, AndroidPIT US/UK

Das aktualisierte Nokia 3310, das wir bei AndroidPIT getestet haben / © NextPit

Antoine: Das OnePlus 5 hat mein Tech-Herz zum Schlagen gebracht

Nach den aufregenden Kritiken meiner Kollegen fühle ich mich wirklich wie ein "Newbie" oder ein Tech-Noob. Bevor ich diesen Artikel schrieb, habe ich mir den Kopf zerbrochen, um ein Dino-Telefon zu finden; vielleicht ein altes, vergessenes Modell, um meiner Anekdote einen coolen Retro-Touch zu verleihen.

Jedenfalls wollte ich nicht wie ein Neuling aussehen, der gerade erst die Welt der Technik entdeckt hat. Ich dachte zuerst an das Sony Ericsson T610, das 2003 auf den Markt kam – damals war ich zehn Jahre alt. Natürlich wusste ich zu diesem Zeitpunkt nichts über dieses Modell oder die Technik, daher muss ich zugeben, dass ich den Namen des Telefons durch Eingabe von "altes sony ericsson grau schwarz" bei Google gefunden habe.

No Ad to show
Das Sony Ericsson T610 war mein allererstes Telefon. / © Sony Ericsson

Aber es ist das erste Telefon, das mir mein Vater geschenkt hat. Damit ich ihn anrufen konnte, sobald ich am Flughafen in Paris angekommen war, nachdem ich allein mit meiner Schwester aus Deutschland, wo ich mit meiner Mutter lebte, für den Sommerurlaub anreiste.

Aber lasst uns das Thema wechseln. Ich ziehe ein viel, viel aktuelleres Beispiel vor als meine Kollegen. Wenn ich also DAS Telefon nennen müsste, das mich am meisten beeinflusst hat, würde ich mich für das OnePlus 5 entscheiden. Ja, es ist ein modernes Smartphone, das 2017 auf den Markt kam, ich weiß.

Aber es ist wirklich das Modell, das mir klar gemacht hat, wie wichtig und interessant ein Smartphone-Datenblatt ist. Es ist das erste Android-Smartphone, das ich noch während meiner Zeit an der Journalistenschule aus eigener Tasche bezahlt habe.

Das OnePlus 5 und sein elegantes Aussehen (sehr ähnlich dem iPhone 7). / © NextPit

Davor habe ich das iPhone 3G und 5 und 6 Plus einfach wie alle anderen benutzt, ohne wirklich über das Preis-Leistungs-Verhältnis nachzudenken, wie ein verwöhntes Kind. Das OnePlus 5, das Smartphone des Jahres für viele hochrrangige Tester zu dieser Zeit, verstärkte irgendwie mein Interesse an Technik und insbesondere an Smartphones.

Als ich es benutzte und die verschiedenen Tests las, um es mit dem iPhone 7 zu vergleichen, das ich für zu teuer hielt, begann ich mich wirklich für chinesischen Smartphones zu interessieren, die den europäischen Markt kräftig aufrütteln.

Eigentlich habe ich meine Herangehensweise an dieses Segment der Technik (die Smartphones) verfeinert, während sich der Großteil meines Wissens und meiner Interessen immer noch um Videospiele, Konsolen und PCs drehte.

Im Grunde ist es der Auslöser, der mich zu einem echten Smartphone-Nerd machte, der mich aus dem herausholte, was ich ungeschickterweise mit technischem Analphabetismus vergleichen würde. Dieses Smartphone hat auch mich weniger dumm gemacht – technisch gesehen jedenfalls.

No Ad to show

- Antoine Engels, AndroidPIT Frankreich

Und jetzt wollen wir natürlich von Euch wissen: Welche Handys und Smartphones haben Euch geprägt? Lasst uns an Eurer Geschichte teilhaben, wir würden uns sehr freuen!

No Ad to show
>
No Ad to show
MEHR ANZEIGEN

Kommentare

Kommentare

Beim Laden der Kommentare ist ein Fehler aufgetreten.

No Ad to show