Praxisversuch beweist: Eine App und Gewinnspiel genügen, um das Stromnetz zu retten

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In den vergangenen Jahren hat sich die Diskussion um die Stabilität der Stromnetze in Deutschland intensiviert. Dank des zunehmenden Anteils erneuerbarer Energien, insbesondere Solar- und Windkraft, stehen die Netze regelmäßig vor Herausforderungen. Doch wie können wir dieses Dilemma lösen? Die Antwort könnte einfacher sein, als viele denken: Eine App und ein innovativer Anreizmechanismus könnten schon jetzt die Lösung sein.

Das Problem der Netzüberlastung

Die wachsende Nutzung von erneuerbaren Energien hat nicht nur positive Effekte, sondern bringt auch eine Vielzahl von Hürden mit sich. Wenn zu viel Strom erzeugt wird, müssen erneuerbare Anlagen oft vom Netz genommen werden, um eine Überlastung zu vermeiden. Im umgekehrten Fall müssen teure Reserven aktiviert werden, um die Nachfrage zu decken. Das Gleichgewicht im Netz gerät zunehmend ins Wanken, und der Bedarf nach flexiblen Lösungen steigt.

Ein gemeinsames Projekt von TransnetBW und Octopus Energy hat kürzlich gezeigt, dass Verbraucher mit einer simplen App und der Aussicht auf kleine Gewinne zur Flexibilisierung ihres Stromverbrauchs motiviert werden können. Die „PowerLändle“-Kampagne von TransnetBW, die im November 2024 ins Leben gerufen wurde, stellt die Weichen für eine neue Art der Nutzerbeteiligung im Strommarkt. Für die Teilnahme benötigen Stromkunden lediglich die App "StromGedacht", die Kunden in Baden-Württemberg bereits seit zwei Jahren zur Verfügung steht.

Schon ein geringer Preisnachlass motiviert Kunden zur Teilnahme an der App / © Pierre Jarry/Unsplash

Wie die App „StromGedacht“ funktioniert

Die App „StromGedacht“ bietet ihren Nutzern einen klaren Überblick über den Zustand des Stromnetzes in Baden-Württemberg. Sie nutzt eine intuitive Farbskala: Von grün (Normalbetrieb) über verschiedene Grüntöne (hohe Einspeisung erneuerbarer Energien) bis hin zu orange (Netzengpass). Eine rote Anzeige, die eine kritische Unterdeckung anzeigen würde, bleibt in der Praxis jedoch bislang aus.

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Wenn sich ein Netzengpass abzeichnet, werden die Nutzer in Echtzeit benachrichtigt und aufgefordert, ihren Stromverbrauch anzupassen. Die Reaktion der Verbraucher wird durch monetäre Anreize in Form eines Nachlasses auf den Strompreis und die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Gewinnspiel gefördert. Dies hat bereits zu einer bemerkenswerten Flexibilität geführt: Im Januar etwa reagierten 13.000 Nutzer auf eine Netzprognose, die einen Netzengpass voraussah, und verschoben zusammen etwa 28,5 Megawattstunden an Strom.

Ein Modell mit Vorbildcharakter

Was hier in Deutschland getestet wird, hat im britischen Markt bereits vorbildlich funktioniert. Octopus Energy führte dieses Konzept 2022 ein und erreichte im ersten Jahr über zwei Millionen Teilnehmer. Heutzutage wurde das Modell vom britischen „National Energy System Operator“ (NESO) unter dem Namen „Demand Flexibility Service“ als fester Bestandteil des britischen Strommarkts integriert. Die erfolgreiche Umsetzung zeigt, wie Verbraucher zur Stabilität des Stromnetzes beitragen können, ohne dass fossile Brennstoffe zum Einsatz kommen müssen. Allein im ersten Winter der Einführung konnten Haushalte über zwei Gigawattstunden Strombedarf zeitlich verschieben.

Ausblick auf die Zukunft: Smart Meter und dynamische Tarife

Für die langfristige Umsetzung solcher Modelle in Deutschland ist das Thema Smart Meter entscheidend. Derzeit ist die Verbreitung dieser Technologie in deutschen Haushalten noch gering, während in Großbritannien bereits zwei Drittel der Haushalte mit Smart Metern ausgestattet sind. Nur wenn diese intelligente Technologie flächendeckend eingeführt wird, können Verbraucher von den Vorteilen flexibel dynamischer Stromtarife profitieren.

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Die Kombination aus smarter Technologie und Anreizen könnte nicht nur das Stromnetz entlasten, sondern auch nachhaltige Verhaltensänderungen bei den Verbrauchern bewirken. So könnte die Nutzung erneuerbarer Energien nicht nur effizienter, sondern auch kostengünstiger werden – sowohl für Anbieter als auch für Endverbraucher. Die Frage bleibt: Wie schnell werden Deutschland und die Verbraucher diesen technologischen Wandel annehmen?

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