800 statt 30 Euro? Initiative kritisiert überteuerte Einbaupreise für Stromzähler
![800 statt 30 Euro? Initiative kritisiert überteuerte Einbaupreise für Stromzähler 800 statt 30 Euro Initiative kritisiert ueberteuerte Einbaupreise fuer Stromzaehler](https://fs.npstatic.com/userfiles/7762591/image/800_statt_30_Euro_-_Initiative_kritisiert_ueberteuerte_Einbaupreise_fuer_Stromzaehler-w810h462.jpg)
![Lisa-Marie Karzick](https://fs.npstatic.com/user/87/58/868758-w155h167.jpg)
Immer wieder gibt es in der Technologiebranche Anzeichen dafür, dass Verbraucherpreise nicht immer im Sinne der Kunden gestaltet sind. Ein besonders brisantes Thema ist derzeit der Einbau von Smart Metern – den neuen, intelligenten Stromzählern, die für die digitale Energiewende unverzichtbar sind. Ihr fragt Euch, warum der Einbau dieser Zähler in Deutschland so problematisch ist? Messstellenbetreiber scheinen der Auffassung zu sein, dass es angemessen ist, mehr als den achtfachen Preis dessen aufzurufen, was gesetzlich eigentlich festgelegt wurde. Auch wenn nicht alle Preise derart hoch ausfallen, liegen fast zwei Drittel aller untersuchten Gebühren über der Obergrenze.
Smart Meter: Die neuen Must-Haves für Euer Zuhause?
Prinzipiell gelten Smart Meter die Zukunft der Energieüberwachung. Sie ermöglichen es, den Stromverbrauch in Echtzeit zu analysieren und dynamische Tarife zu nutzen. Dies könnte zu erheblichen Kosteneinsparungen führen, insbesondere wenn Ihr bereit seid, Euren Verbrauch an die günstigsten Zeiten anzupassen. Doch wie steht es um die Kosten für den Einbau? An dieser Stelle spitzt sich die Sache zu, denn die Beträge, die teilweise eingefordert werden, sind alles andere als nachvollziehbar. Derzeit gilt eine gesetzliche Obergrenze von 30 Euro, die wohl voraussichtlich im März zugunsten von Messstellenbetreibern auf bis zu 100 Euro angehoben wird.
Dennoch zeigen aktuelle Berichte viel höhere Gebühren in der Realität. Anbieter rufen Preise bis zu 973 Euro auf. Ja, Ihr habt richtig gelesen! Diese exorbitanten Summen stehen im krassen Widerspruch zu dem, was ursprünglich für die systematische Einführung von Smart Metern gedacht war. Die Smart Meter Initiative (SMI), die aus verschiedenen Energieunternehmen besteht, beklagt die unverhältnismäßigen Preise. Auch die Verbraucherzentrale sprach bereits Abmahnungen gegen E.ON-Tochterunternehmen aus.
![Smart Meter installiert Smart Meter installiert](https://fs.npstatic.com/userfiles/7762591/image/SMI_mahnt_Messstellenbetreiber_wegen_zu_hohen_Kosten_fuer_Smart_Meter_ab-w782.jpg)
Die Zahlen sprechen für sich
Die SMI hat umfangreiche Daten zu den Kosten analysiert. Unter 35 untersuchten Unternehmen hielten sich lediglich 11 an die gesetzliche Preisgrenze. Dies entspricht etwa einem Drittel – die restlichen Firmen verlangen teils astronomische Beträge. Was für Euch bedeutet, dass viele Verbraucher beim Einbau eines Smart Meters sowohl finanziell als auch teilweise bei der Nutzung ihrer künftigen Energieverträge auf der Strecke bleiben könnten.
Denn vor allem Haushalte, die bisher nicht durch einen Verbrauch von 6.000 Kilowattstunden (kWh) Strom zum Einbau verpflichtet sind, sondern ihn freiwillig beantragen, werden dabei abgestraft. Am schlimmsten schlägt dabei die E.ON-Tochter Westnetz zu Buche, zu deren Zuständigkeitsgebiet rund zehn Prozent der Haushalte in Deutschland gehören. Hier wurden Forderungen von bis zu 973,59 Euro erfasst. Auch Bayernwerk, das nach eigenen Angaben für rund sechs Prozent aller deutschen Haushalte zuständig ist, verlangte bis zu 888,89 Euro für den Einbau von Smart Metern. Bei der LEW Verteilnetz GmbH wurden bis zu 825,53 Euro berechnet.
Darum sind Smart Meter für die Energiewende entscheidend
- Ein Smart Meter ermöglicht Zugang zu dynamischen Stromtarifen.
- Hohe Einbaukosten schränken die Möglichkeit ein, von günstigeren Tarifen zu profitieren.
- Die Verbreitung von Smart Metern in Deutschland liegt derzeit laut Einschätzungen der SMI bei lediglich 2 Prozent – ein verschwindend geringer Anteil im Vergleich zu anderen europäischen Ländern.
Die verhältnismäßig niedrigen Einsatzzahlen deuten darauf hin, dass der Markt durch hohe Einbaupreise und ein sich nur langsam entwickelndes Netz von Smart Meters gehemmt wird. Während in anderen Ländern die Akzeptanz und Implementierung von Smart Metern voranschreitet, bleibt Deutschland zurück – und Ihr könntet die Leidtragenden dieses Stillstands sein. Denn der eigentliche Grundgedanke, warum alle Haushalte in diesem Jahr die Chance erhalten sollen, freiwillig einen Smart Meter nachzurüsten, liegt in den dynamischen Stromtarifen begründet.
Eigentlich sollen alle Stromanbieter in diesem Jahr auch dynamische Tarife anbieten. Doch ohne einen Smart Meter kann ein Haushalt diese Tarife gar nicht erst beziehen. Wer sich freiwillig für so hohe Kosten einen intelligenten Stromzähler einbauen lässt, kann selbst mit den günstigsten Strompreisen diese Mehrkosten kaum zeitnah ausgleichen.
Das Ganze kommt somit einer Blockade des Smart-Meter-Rollouts gleich. Gerade die Unternehmen Tibber, Raport Energy, Octopus Energy und Ostrom, die gemeinsam die SMI bilden, haben jedoch ein Interesse daran, dass der Rollout vorangeht. Für sie schaden diese Hemmnisse direkt ihrem Geschäftsmodell. Messstellenbetreiber hingegen wollen so wenig Smart Meter wie nötig installieren - denn einen Elektroinstallateur zu jedem Haushalt zu schicken, verursacht für die Unternehmen entsprechende Kosten. Sinnvoll erachten sie daher vorrangig die Installation an Haushalten, die gleichzeitig Wallboxen, Wärmepumpen oder PV-Anlagen installieren. Eben dort, wo auch tatsächlich Geräte vorhanden sind, die zur Netzstabilisierung potenziell ferngesteuert werden müssen.
Fazit: Was bedeutet das für Euch?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aktuellen Einbaupreise für Smart Meter nicht nur den Rollout behindern, sondern auch die Tür zu potenziellen Einsparungen für viele Haushalte schließen. Wenn Ihr erwägt, in Eurem Zuhause einen Smart Meter installieren zu lassen, solltet Ihr möglicherweise noch einmal genau hinschauen und auf einen freien Messstellenbetreiber zurückgreifen, statt auch an den für Euch grundzuständigen Messstellenbetreiber zu wenden. Es bleibt spannend, wie diese Preisabsprachen und Regulierungen die Zukunft der Energiewende in Deutschland beeinflussen werden.
Quelle: PV Magazine, Handelsblatt
Ein Smart-Meter nützt aber nichts, wenn man einen Laufzeitvertrag hat.