Europäischer Datenschutztag: So schützt Ihr Eure Daten auf dem Smartphone

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Bereits zum 14. Mal in Folge jährt sich heute der Europäische Datenschutztag. Das Ziel des Aktionstags ist es, uns eingehender mit dem Datenschutz vertraut zu machen. Ein großer Schritt stellt die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) dar, die unsere Privatsphäre bei kleinen wie großen Online-Dienstleistern (beispielsweise Facebook oder Google) stärker ins Zentrum rückt. Wir zeigen Euch die wichtigsten Privatsphäre-Einstellungen von Facebook, Google und WhatsApp, und verraten, welche alternativen Dienstleister es mit dem Schutz eurer Daten wirklich ernst nehmen.

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Alle Jahre wieder: 14 Jahre Europäischer Datenschutztag

Der Europäische Datenschutztag wurde 2007 als Aktionstag vom Europarat ins Leben gerufen und wird seitdem jedes Jahr gefeiert. Hierbei Fällt der Tag auf den 28. Januar, wobei das Datum dabei kein Zufall ist. Geehrt wird damit nämlich ebenfalls die Unterzeichnung der Europäischen Datenschutzkonvention, die am 28. Januar 1981 stattfand.

Das Ziel hinter dem Aktionstag ist es, die europäischen Bürger stärker mit dem Datenschutz vertraut zu machen. Und das scheint auch dringend nötig zu sein, denkt man an die Tricks, mit denen Webseiten-Betreiber an unsere Daten gelangen wollen.

Seit 2008 nehmen auch Kanada und die Vereinigten Staaten an der Initiative teil. Sie feiern am 28. Januar den Data Privacy Day.

Privatsphäre-Schutz durch Android-Funktionen

Sichert den Sperrbildschirm

Eine gute Displaysperre ist einer der einfachsten Schritte zu mehr Sicherheit. Nur wer Euren Code kennt, kann Euer Smartphone bedienen. Zur Auswahl stehen Sperrmuster, vierstellige PIN oder ein Passwort. Den Sperrbildschirm konfiguriert Ihr in den Einstellungen unter dem Punkt Sicherheit. Dieser Code verbessert außerdem die Geräteverschlüsselung. Ein so verschlüsseltes Smartphone ist für Diebe in vielerlei Hinsicht unattraktiv, da sich dessen Speicher nicht auslesen lässt und es dank der Reaktivierungssperre auch nach dem Zurücksetzen nur als Ersatzteillager zu verwenden ist.

In den Einstellungen kann unter Sicherheit eine Display-Sperre eingerichtet werden. / © NextPit

Entfernt nicht die SIM-PIN

Auch wenn das Smartphone damit ein wenig schneller startet: Lasst Euch nicht dazu verleiten, die PIN-Sperre der SIM-Karte zu entfernen. Kann ein Dieb ungehindert Eure Telefonnummer verwenden, hilft ihm das bei Zwei-Faktor-Authentifizierung oder beim Identitäts-Diebstahl in einfach verifizierten Chat-Apps wie WhatsApp, Telegram oder Signal. Schlimmstenfalls kann er Euer Online-Banking nutzen, da er SMS-TANs erhält. Aber vor allem und am einfachsten könnte er so auf Eure Kosten telefonieren.

Prüft und entzieht App-Berechtigungen

Ihr würdet staunen wenn Ihr seht, was App-Entwickler über Euch wissen. Viele Daten könnt Ihr ihnen verwehren, wenn Ihr App-Berechtigungen regelmäßig prüft und entzieht. Die App "Bouncer" kostet nur einen Euro, übernimmt jedoch die Rolle des Berechtigungs-Hausmesiters auf Eurem Smartphone.

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Bouncer entzieht installierten Apps die Berechtigungen wieder. / © ANDROIDPIT

Installiert System-Updates

Wichtige Updates der Hersteller sollten in jedem Fall installiert werden, um eventuelle Sicherheitslücken zu schließen. Für Eure Privatsphäre ist das relevant, da Angreifer durch diese Lücken Eure SMS, E-Mails, Fotos und die restlichen Daten zum Teil drahtlos von Eurem Gerät kopieren können, ohne dass Ihr es bemerkt. Das könnt Ihr leicht vermeiden.

Die Benachrichtigung über verfügbare Updates trudelt inzwischen bei vielen Geräten monatlich ein. Ignoriert sie nicht, sondern macht Euer Smartphone wieder sicher. Die Installation des Updates dauert bei neueren Smartphones nicht mehr lange. Denn dank einer zusätzlichen Partition können Updates im Hintergrund installiert und nach einem Neustart aktiviert werden.

Lineage OS ersetzt veraltete Hersteller-Firmware und macht alte Smartphones wieder sicher. / © NextPit

Ist kein offizielles Update mehr erhältlich, lohnt die Suche nach einem kompatiblem Custom-ROM für Euer Gerät. So bringt Ihr selbst ein betagtes Samsung Galaxy S5 wieder auf den Stand der Dinge. In diesem Zuge könnt Ihr auch gleich auf ein ROM mit MicroG-Framework setzen, um Spionage durch Google zu unterbinden.

Verwendet unterschiedliche Nutzerprofile oder private Bereiche

Nutzt Ihr unterschiedliche Google-Konten (etwa geschäftlich und privat), könnt Ihr sie in zwei Speicherbereichen auf eine Smartphone voneinander trennen. Leider implementieren nicht alle Smartphone-Hersteller das Android-Feature in ihrer Benutzeroberfläche, um unterschiedliche Nutzerprofile zu erstellen.

Huawei/Honor etwa interpretiert das Feature auf eine eigene Weise und verwendet so genannte private Bereiche. Samsung erstellt für bestimmte Apps den App-Twin. Auch diese werden durch zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen geschützt und trennen die Speicherbereiche sicher voneinander.

Heftet eine einzelne App an

Soll eine einzelne App immer im Vordergrund bleiben und auch der Home-Button gesperrt werden, könnt Ihr seit Android 5.0 Lollipop einzelne Apps im Vordergrund anheften. Diese Funktion müsst Ihr zunächst in den Sicherheitseinstellungen unter "Bildschirm anheften" aktivieren. Anschließend ist die kleine Stecknadel in der rechten unteren Ecke einer jeden App-Vorschau in der App-Übersicht zu sehen. Für volle Sicherheit aktiviert Ihr zusätzlich die Bildschirmsperre, bevor die Bildschirmfixierung aufgehoben wird.

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Fixiert Ihr bestimmte Apps, könnt Ihr Euer Smartphone getrost aus der Hand geben. / © NextPit

Privatsphäre-Einstellungen von Facebook, Google und Co. anpassen

Google-Standortdienst: Ortung für Euch und niemanden sonst

Verliert Ihr Euer Smartphone oder wird es Euch gestohlen, könnt Ihr es aus der Ferne orten. Der Standortdienst zeichnet leider ununterbrochen Daten auf, so dass Euch Google oder bekannte Sicherheitsbehörden unbemerkt verfolgen können. Schaltet also zumindest die Aufzeichnung Eures Bewegungsprofils bei Google ab. Anderen Standort-sensitiven Apps wie Mobike solltet Ihr die entsprechende Berechtigung entziehen (siehe oben).

Google kennt Euer Bewegungsprofil. Löscht wenigstens den Verlauf. / © NextPit

Jetzt ist es wichtig, dass Ihr den Standortdienst in Eurem Sinne nutzt und nicht unnötig viele Daten an Google weitergebt. Wie Ihr diese und viele weitere ominöse Google-Aufzeichnungen unterbrechen, beenden oder löschen könnt, haben wir im großen Spezial-Artikel erklärt.

Bedenkt, dass Euer Smartphone den Standort nicht nur mit Google teilt. Auch Euer Mobilfunkanbieter weiß zumindest über seine Funkzellen-Triangulation jederzeit, wo Ihr seid. Macht Ihr einen Notruf, ist dies natürlich von Vorteil. Denn dann kann der Mitarbeiter in der Notrufzentrale Eure Position ermitteln, wenn Ihr sie selbst nicht genau beschreiben könntet.

Facebook-Privatsphäre verbessern

Facebook ist das mit Abstand größte soziale Netzwerk. Viele Menschen halten fast ausschließlich darüber Kontakt mit Bekannten oder Freunden. Einige Dienstleistungen und Veranstaltungen werden ausschließlich dort organisiert. Einmal angemeldet, könnt Ihr Fotos, Links und Texte mit Freunden oder in Eurer Filterblase teilen. Damit Ihr oder ein Fremder keine peinlichen Sachen über Euch veröffentlicht, solltet Ihr Eure Privatsphäre-Einstellungen regelmäßig überprüfen. Im separaten Artikel zeigen wir Euch, wie das geht.

  • Privatsphäre-Einstellungen: So machst Du Dein Facebook-Profil sicher

Aber auch wenn die App nicht geöffnet ist, sammelt und sendet sie fleißig Daten. Deinstalliert sie also soweit es Euch möglich ist. Dafür braucht Ihr bei manchen Smartphone-Herstellern sogar eine Verbindung zu einem Computer und müsst mit einer Kommandozeile arbeiten, siehe unsere Anleitung.

Eine paranoide Alternative für Facebook sowie den Messenger stellt die Open-Source-App SlimSocial dar. Die App sieht aus wie die Facebok-App vor fünf Jahren, ist wenige hundert Kilobytes groß (das ist 200 mal weniger als die Play-Store-App) und hat eine Chat-Funktion direkt in der App. Alles sieht etwas schlechter aus als im Original, stoppt aber den Datenfluss im Hintergrund.

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WhatsApp-Privatsphäre

Bei Facebooks Chat-Dienst sind Euch Datenschutz-technisch die Hände gebunden. Während die Chats an sich Ende-zu-Ende-verschlüsselt werden, sind die kompletten Meta-Daten für Facebook einsehbar. Das heißt, die Zentrale weiß, wer wann mit wem wie lange kommuniziert hat. Hinzu kommt, dass Eure Telefonnummer quasi öffentlich ist. Sobald Euch ein Kontakt in eine Gruppe zieht, was Ihr inzwischen in den Einstellungen verhindern könnt, kann jeder in jener Gruppe Eure Telefonnummer sehen, speichern und weitergeben. Das kündigt WhatsApp zwar in der Nutzungsvereinbarung an, könnte Euch aber trotzdem überraschen. Gefällt Euch das nicht, empfehlen wir Euch Alternative Chat-Dienste.

WhatsApp paranoid nutzen

Seid Ihr dennoch auf den Messenger angewiesen (ich weiß, der Gruppenzwang ist auf Dauer erdrückend), könnt Ihr WhatsApp unter einer anderen Handynummer als Eurer Hauptnummer verwenden. Bei der Einrichtung könnt Ihr WhatsApp den Zugriff auf Eure Kontakte verwehren, damit diese nicht gleich zu Facebook kopiert werden. Wer dann mit Euch Kontakt aufnehmen will, soll Euch einzeln auf einem anderen Kanal nach Eurer dedizierten WhatsApp-Nummer fragen.

Alternativen mit mehr Privatsphäre

Android ohne Google verwenden

Man kann Android auch ohne Google-Apps und -Dienste verwenden. Die zuverlässige Variante wäre, die komplette Betriebssystem-Partition zu überschreiben. Doch das geht nur mit manchen Smartphones, ist kompliziert und kostet Euch eventuell die Gewährleistungsansprüche. Dank einer Zusammenarbeit der Entwickler des Google-Dienst-Ersatzpaketes microG mit dem Team hinter Lineage OS konnten viele Probleme mit einem Google-freien Android im Alltag behoben werden.

Browser und Suchmaschine

Ersetzt Ihr Chrome und Google durch Firefox Klar oder gar den TOR Browser und DuckDuckGo, wird es für Website-Betreiber deutlich komplizierter, Euer Surfverhalten zu analysieren. Denn beim Verlassen der Website oder wenigstens beim Schließen des Browsers löschen sie Eure Spuren. Websites können so nur mit größerer Mühe ein Nutzerprofil von Euch erstellen.

VPN-Clients in fremden WLANs verwenden

WLANs sind nur eingeschränkt sicher; insbesondere wenn Ihr nicht wisst, wer noch damit verbunden ist. Verschlüsselt also die Internetverbindungen Eurer eigenen Geräte über ein virtuelles privates Netzwerk (VPN). Wie Ihr dies einrichtet und welche mitunter kostenlosen Dienste sich hierfür anbieten, zeigen wir Euch in einem separaten Artikel:

Listen mit Alternativen zu populären Apps und Diesten

Im Netz tummeln sich reichlich Informationen, warum wir Apps wie Facebook, WhatsApp, Google und Co. nicht trauen sollen. Beim Prism-Break erhaltet Ihr für jede davon eine datenschutzfreundliche Alternative angeboten. Im Wiki des "Degoogle"-Subreddit erhaltet Ihr überdies eine Liste alternativer Webdienste, um Eure Kalender, Kontakte und dergleichen privat zu sichern.

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Privatsphäre: Eure Kontrolle ist leider begrenzt

Ein komplett datenschutzfreundlicher Betrieb eines Smartphones ist quasi unmöglich. Sobald Ihr Euch mit dem Mobilfunknetz verbindet, kann Euer Provider Euch orten. Und sobald Ihr eine Datenverbindung aufbaut, sendet Euer Smartphone Telemetrie-Daten an etliche Dienste; teils anonymisiert und teils nicht.

  • Elliot fs0c131y Alderson zeigt: Alle spionieren und Google schaut zu

Wirklich besser machen will es nur Blog-Post).

Mit Eurem bestehenden Android-Smartphone und bei der Nutzung vermeintlich kostenloser Dienste wie Gmail, Facebook, WhatsApp oder Google Maps müsst Ihr Euch entscheiden: Seid komplett anonym oder zahlt den Preis mit einem Teil Eurer Privatsphäre.


Der Artikel erschien erstmals Weihnachten 2014. Er wird seitdem um neue Erkenntnisse erweitert und kontinuierlich aktualisiert, da viele Leser ihn über eine Suchmaschine erreichen. Die hierunter entstandene Diskussion enthält wichtige Ideen zum Inhalt, bezieht sich jedoch mitunter auf inzwischen gelöschte Bereiche des Artikels. Wir bitten um Verständnis.

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