Warnsignale, dass es sich um einen unseriösen PV-Anbieter handelt
Es kann bei der Vielzahl an Unternehmen und Produkten auf dem Markt heutzutage schwierig sein, den Überblick zu behalten. Für Laien wird es zunehmend komplexer, gute und schlechte Anbieter voneinander zu unterscheiden. Sollten Euch jedoch eines dieser drei großen Warnsignale begegnen, während Ihr Euch nach einem PV-Anbieter umschaut, solltet Ihr dieses Unternehmen nicht beauftragen. Das Risiko für einen finanziellen Schaden ist dann besonders hoch, gegebenenfalls können sogar rechtliche Konsequenzen für Euch drohen. Denn bei Unfällen auf Eurem Grundstück haftet Ihr als Hausbesitzer.
#1 Vorkasse
Ein deutliches Warnsignal ist, wenn Kunden aufgefordert werden, die gesamten Kosten im Voraus zu begleichen. Dies birgt das Risiko, dass das Geld verloren ist, ohne dass eine Garantie für die tatsächliche Durchführung der Installation besteht. Im Falle einer Insolvenz oder anderer unvorhersehbarer Ereignisse sind die Kunden nicht abgesichert. Daher sollte eine Anzahlung nie über 30 Prozent der Gesamtkosten liegen. Überschreiten sie diesen Betrag, ist das Angebot in der Regel unseriös.
#2 Leistungsverzögerung und schlechte Erreichbarkeit
Ein weiteres Zeichen für unseriöse Anbieter ist, wenn diese sich unangekündigt nicht an vereinbarte Installationstermine halten. Zwischen Vertragsabschluss und der tatsächlichen Montage sollten maximal 6 bis 8 Wochen liegen. Zudem sollte das Unternehmen während dieses Zeitraums jederzeit ansprechbar sein. Verzögerungen und Kommunikationsschwierigkeiten sind oft Indikatoren für unzuverlässige Geschäftspraktiken.
#3 Zustand der Baustelle
Sicherheit hat bei der Installation von PV-Anlagen oberste Priorität. Eine professionelle Baustelle sollte mit einem Gerüst, Auffangeinrichtungen und geeigneter persönlicher Schutzausrüstung ausgestattet sein, die die Monteure schützt. Wenn lediglich mit Leitern und Seilen gearbeitet wird, ist dies nicht nur unseriös, sondern verstößt auch gegen gesetzliche Sicherheitsbestimmungen.
"Letzten Endes haften auch Hausbesitzer für Unfälle, die auf ihrem Grundstück passieren. Daher ist der Zustand der Baustelle ein wichtiger Faktor.” - Peter Knuth, Mitgründer von enerix
Welche weiteren Anzeichen gibt es bei fragwürdigen Unternehmen?
Fehlt die Präsenz des Unternehmens in der Region, kann das ebenso ein Hinweis darauf sein, dass von dem Anbieter keinerlei gute Leistungen zu erwarten sind. Seriöse Unternehmen sind nicht nur online vertreten, sondern ebenso regional und lokal vor Ort anzutreffen. „Die Solaranlagen-Installation ist kein Callcenter- und kein reines Online-Geschäft. Der Kunde will den Verkäufer sehen, das Produkt vielleicht mal in Augenschein nehmen und in den Händen halten. Das schafft Vertrauen“, meint Knuth.
Auch anhand der Preisspanne zwischen dem ersten Angebot und dem finalen Vertragsabschluss lassen sich Angebote besser einordnen. Die Preisspanne zwischen dem ersten Angebot und dem endgültigen Vertragsabschluss sollte sich in einem überschaubaren Rahmen bewegen, idealerweise zwischen 3 und 5 Prozent. „Wenn die Differenz größer ist, kann dies auf unseriöse Preispolitik hinweisen“, so Knuth.
Warnglocken sollten ebenfalls bei fehlenden oder unzureichenden Referenzen des gewählten Betriebs schrillen. Seriöse Unternehmen können potenziellen Kunden einen Kontakt zu ehemaligen Kunden vermitteln, die von ihren eigenen Erfahrungen berichten. Idealerweise auch mit einer installierten Anlage vor Ort, die man auf Wunsch besichtigen kann. Kann ein Anbieter solche Referenzen nicht nachweisen oder Ihr könnt diese nicht nachvollziehen, könnte das einen Hinweis auf mangelnde Erfahrung oder unzuverlässige Dienstleistungen darstellen. „Kann ein Unternehmen keine Referenzen vorweisen, sollte man das immer hinterfragen. Ein seriöser Anbieter zeigt gerne seine Leistungen und Errungenschaften.”
Welche Merkmale zeichnen einen seriösen Anbieter aus?
Glücklicherweise gibt es nicht nur Warnsignale, die fragwürdige Unternehmen herauskristallisieren, sondern auch Faktoren, an denen Ihr Euch bei der Wahl eines geeigneten Unternehmens orientieren könnt. „Generell gilt: Je mehr dieser Stichpunkte abgehakt werden können, umso seriöser das Unternehmen“, so Peter Knuth. Die nachfolgende Liste kann Euch somit einen guten ersten Eindruck über die Vertrauenswürdigkeit Eures PV-Anbieters liefern:
- Erfahrung: Seit wann ist der Anbieter im Solaranlagengeschäft tätig? Ein Blick ins Handelsregister ist im Zweifel hilfreich. Das können Kunden online direkt unter der Webseite handelsregister.de erledigen.
- Detaillierte Angebote und Service: Sind im Angebot alle Positionen im Detail beschrieben? Heißt es im Angebot häufig „oder vergleichbar“, sollte man das streichen lassen. Verpflichtet sich der Anbieter dazu, im Falle einer Störung verfügbar zu sein.
- Kundenbewertungen und Referenzen: Wie wird das Unternehmen im Internet bewertet und sind die Bewertungen aussagekräftig und von echten Kunden? Hat der Anbieter Referenzen vorzuweisen? Lasst Euch diese zeigen.
- Regionalität und persönliche Beratung: Handelt es sich um einen regionalen Anbieter und wie groß ist die Entfernung zum Standort? Regionale Handwerker machen sich durch Vor-Ort-Termine ein Bild der Lage, sowie Beratungsgespräche und fühlen sich langfristig ihren Kunden mehr verpflichtet.
- Montage und Installation: Wird die Anlage vom Unternehmer selbst, einem angestellten Mitarbeiter oder von einem Handelsvertreter verkauft? Wer montiert und installiert die Anlage? Subunternehmen oder undurchsichtige Zugehörigkeiten sollten hier im besten Fall nicht oder nur in Form einer Franchise-Kooperation mit lokalen Betrieben auftreten.
- Zertifizierungen: Hat der Anbieter die entsprechenden Zertifizierungen der Hersteller, besonders der Speicherhersteller, vorliegen? „Das ist einer der Gründe, warum wir den BDSH [Bundesverband des Solarhandwerks] gegründet haben. Unser Ziel ist es, Kunden die Sicherheit zu geben, zertifizierte Anbieter schnell zu erkennen und sich auf faire, transparente Preise und eine fachgerechte Installation ihrer PV-Anlagen verlassen zu können.“
- Gesellschaftsform: Welche Gesellschaftsform hat der Anbieter? Eine UG liefert nur wenig Sicherheit für den Kunden. Handelt es sich um einen Handwerks-Meisterbetrieb, oder um ein reines Vertriebsunternehmen?
Das könnt Ihr tun, wenn Ihr bereits Opfer eines unseriösen Anbieters wurdet oder der Verdacht besteht, Ihr könntet es werden
Wer bereits Probleme mit einem unseriösen PV-Anbieter hat oder auf Gründe für Misstrauen während der Vertragspartnerschaft gestoßen ist, kann dennoch tätig werden, um sich selbst zu schützen. Herr Knuth hat uns acht Punkte genannt, an denen Ihr Euch orientieren könnt, wenn es bereits zu einem Schadenfall bei Euch kam oder die Möglichkeit im Raum steht.
1. Dokumentation:
Haltet alle Eure Kommunikationen, Verträge, Rechnungen und andere relevante Dokumente sorgfältig fest. Diese Informationen sind wichtig, um den Verlauf der Zusammenarbeit zu dokumentieren und mögliche Ansprüche zu untermauern.
2. Kontaktaufnahme
Versucht, das Unternehmen direkt zu kontaktieren, um Eure Bedenken zu äußern. Oftmals können Missverständnisse durch offene Kommunikation geklärt werden. Stellt klare Fragen zu den bestehenden Problemen und fordert konkrete Lösungen oder Erklärungen.
3. Rechtliche Beratung
Wenn das Unternehmen nicht reagiert oder keine zufriedenstellende Lösung anbietet, solltet Ihr Euch rechtlichen Rat einholen. Ein Anwalt, der auf Verbraucherrecht oder Vertragsrecht spezialisiert ist, kann Euch helfen, Eure Optionen zu prüfen und mögliche rechtliche Schritte einzuleiten.
4. Verbraucherschutzorganisationen:
Wendet Euch an lokale oder nationale Verbraucherschutzorganisationen. Diese können Ihnen wertvolle Informationen und Unterstützung bieten, insbesondere wenn es um unseriöse Praktiken geht. Die Verbraucherzentrale ermöglicht etwa Kunden, Beschwerden gegen Unternehmen einzureichen.
5. Einschaltung der Schlichtungsstelle
In vielen Ländern gibt es Schlichtungsstellen oder Ombudsleute, die bei Streitigkeiten zwischen Verbrauchern und Anbietern vermitteln können. Diese Institutionen können helfen, eine Lösung zu finden, ohne dass es zu einem Gerichtsverfahren kommt. Beispielsweise finden sich in Deutschland die Allgemeine Verbraucherschlichtungsstelle (AVS) oder die Schlichtungsstelle für Energie.
6. Bewertungen und Erfahrungsberichte
Teilt Eure Erfahrungen online, beispielsweise in Bewertungsportalen oder sozialen Medien. Dies kann andere potenzielle Kunden vor unseriösen Anbietern warnen und erhöht den Druck auf das Unternehmen, auf Eure Anliegen zu reagieren.
7. Rücktritt vom Vertrag
Prüft die Möglichkeit, vom Vertrag zurückzutreten. In vielen Fällen können Verbraucher innerhalb einer bestimmten Frist von Verträgen zurücktreten, hauptsächlich, wenn die vorgelegten Bedingungen nicht eingehalten werden oder die Leistungen nicht erbracht wurden.
8. Schaltet die Polizei ein
Wenn Ihr Opfer eines Betrugs geworden seid, zögert nicht, die Polizei zu informieren. Sie können rechtliche Schritte einleiten, die zur Untersuchung des Unternehmens führen. Es ist wichtig, schnell zu handeln, wenn Zweifel an der Seriosität eines Anbieters bestehen oder wenn man bereits Opfer eines unseriösen Anbieters geworden ist. Informiert Euch, dokumentiert alle Vorgänge und zieht Euch gegebenenfalls rechtliche Schritte in Betracht, um Eure Interessen zu schützen.
Vergleicht mehrere Angebote, bevor Ihr Euch für ein Unternehmen entscheidet
Unseriöse PV-Anbieter können zu hohen finanziellen Schäden bei PV-Interessierten führen. Darum ist es umso wichtiger, dass die Wahl des Unternehmens nicht nur sorgfältig geprüft wird, sondern Ihr Euch auch mehrere Angebote von verschiedenen Wettbewerbsteilnehmern einholt. So könnt Ihr die Vor- und Nachteile der angebotenen Dienstleistungen in Eurer Region besser miteinander gegenüberstellen und denjenigen auswählen, der Euch im Gesamtbild am meisten überzeugt.
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