Unser Podcast, in dem Fabi und ich in der Casa Casi aufeinandertreffen, sind für Fabi immer reine Wundertüten, weil er vorher nie weiß, worüber wir sprechen werden. Das sieht dann so aus, dass ich mir aus vielen Themen eines rauspicke, von dem ich das Gefühl habe, dass es Euch interessieren könnte und von dem ich zudem glaube, dass ich mich da fabelhaft mit Fabi austauschen kann und er mir dabei hilft, über meinen Tellerrand hinauszuschauen.
Für die heutige Folge habe ich mir dabei das Thema Medienkompetenz herausgepickt und bin dann während meiner Recherche ein wenig ins Straucheln geraten. Eigentlich wollte ich darauf hinaus, dass wir Medienkompetenz viel breiter vermitteln müssen. Wir müssen alle wissen, wie wir eine Quelle verifizieren, müssen in der Lage sein, ein verkürztes, über die Medien geteiltes Zitat in einen Kontext einzuordnen und wir müssen uns darüber im Klaren sein, was wir anrichten können, wenn wir Unwahrheiten in den sozialen Medien aussprechen oder reproduzieren und uns übergriffig verhalten.
Geht es zuallererst gar nicht um Medienkompetenz?
Aber an dem Punkt bin ich dann ins Straucheln geraten. Ich bin überzeugt davon, dass wir diese Medienkompetenz benötigen und das meint nicht nur diejenigen, die sich dafür interessieren, sondern jedermann. Aber dennoch bin ich das Gefühl nicht losgeworden, dass es bei weitem nicht immer darum geht, ob eine Person medienkompetent genug ist, sondern vielmehr darum, wie dieser Person das Geteilte oder Gesagte in den Kram und die eigene Agenda passt.
Soll heißen: Vielleicht weiß man haargenau, dass ein Problem komplexer ist, aber teilt trotzdem die verkürzte Darstellung, weil sie eben die eigene Meinung widerspiegelt. Der Ton ist ein rauer in den sozialen Medien, sodass man sich mitunter fragt, ob der Begriff "sozial" da überhaupt noch angemessen ist. Wir teilen die Welt in Gut und Böse und jeder weiß natürlich haargenau, dass er selbst im guten Lager zu verorten ist. Blöderweise denkt das Gegenüber von sich selbst exakt das gleiche.
Das führt dann dazu, dass wir dem anderen gar nicht mehr wirklich zuhören, weil wir ja eh wissen, dass der andere der Dumme ist, der von unserer richtigen Meinung überzeugt werden muss. Also legen wir uns lieber unsere Argumente zurecht anstatt seinen Argumenten zu lauschen. Das geht meistens mit einer Verschärfung des Tons einher und damit, dass wir uns über die jeweils andere Person erheben – wir sind ja schließlich die Klugen mit dem richtigen Wissen und der andere ist der Idiot.
Ein Schlüssel zum besseren Diskurs: Mehr Zuhören
Aber so funktioniert es nun mal leider nicht. Wir müssen wieder mehr zuhören, müssen unser Tun, unsere Gedanken stets reflektieren, müssen open minded bleiben für die Argumente des anderen und dabei vor allem auch immer konstruktiv bleiben. Ja, selbst, wenn sich die andere Person im Ton vergreift und faktisch einen Sachverhalt nicht vollumfänglich erfassen kann, gibt uns das nicht das Recht, ihn zu beschimpfen oder lächerlich zu machen.
Solche Menschen disqualifizieren sich mit ihrem Tun ja selbst, da brauchen wir selbst gar nichts machen. Was wir nur tun müssen: Auf uns schauen, übergriffige Statements vermeiden und eben offen für andere Sichtweisen bleiben. Vergesst nicht, dass es in den sozialen Medien nicht nur um die Kommentierenden geht, sondern auch um die vielen stillen Mitleser:innen, die vielleicht gerade dabei sind, sich aufgrund dieses Dialogs ihre eigene Meinung zu bilden.
Versucht mal, die Perspektive zu wechseln und Ihr werdet merken, dass sich oft in der selben Debatte zu egal welchem Thema beide Parteien gegenseitig vorwerfen, die Dinge nur Schwarz-Weiß zu betrachten statt zu differenzieren. Ich glaube, dass wir von der Wucht der sozialen Medien so kolossal überrascht wurden, dass wir die Mechanismen bis heute noch nicht völlig durchdrungen haben.
Wir brauchen mehr Empathie
Das wird auch sicher noch Zeit brauchen, bis Unternehmen wie Facebook und Twitter uns die richtigen Tools an die Hand geben (und vielleicht falsche Tools korrigieren – das "Haha"-Emoji bei Facebook ist ein reiner Diskurs-Vergifter). Und es wird vermutlich noch mehr Zeit brauchen, bis die Politik die Weichen so stellt, dass wirksam gegen Fake-News, gegen Cybermobbing und gegen Hetze vorgegangen werden kann – aktuelle Bestrebungen wie das Netzwerkdurchsetzungsgesetz reichen da bei weitem noch nicht.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir bis auf weiteres alle selbst gefragt sind. Je mehr Menschen auf den Trichter kommen, dass sie die Weisheit eben nicht mit Löffeln gefressen haben und andere Sichtweisen den eigenen Horizont erweitern, desto eher – so glaube ich –bringen wir auch wieder Ruhe in die Debattenkultur.
Wir müssen weniger schnell empört sein, weniger dem Cancel-Culture-Gespenst hinterherrennen und vor allem weniger ignorant mit anderen Meinungen umgehen. Dann – und nur dann – dürfen wir darauf hoffen, dass die Art, wie wir uns miteinander in den sozialen Medien austauschen, wieder konstruktiver wird. Dieses Ziel ist nicht nur ein nice-to-have, sondern elementar wichtig, weil der öffentliche Diskurs den Ton setzt und viele wichtigere Dinge dafür oft untergehen.
Fabi und Casi lösen dieses Diskurs-Problem im Podcast
Diese Zwischen-Headline ist nichts anderes als eine glatte Lüge, Freunde! Ihr werdet feststellen, dass es in den ersten zehn Minuten erstmal nur Smalltalk gibt. Danach erkläre ich Fabi mein Dilemma zwischen dem geplanten "Medienkompetenz"-Thema und meiner Befürchtung, dass fehlende Empathie und fehlende Diskursfähigkeit noch viel größere Probleme darstellen.
Dennoch dauert es dann noch etwa bis Minute 30, bis wir das Thema einigermaßen zu greifen bekommen und herausarbeiten, dass wir hier nicht nach der Regierung rufen können, sondern erst einmal selbst gefragt sind. Noch einmal etwa zehn Minuten später sprechen wir darüber, dass wir uns im Diskurs auch selbst im Blick behalten und gegebenenfalls zurücknehmen müssen.
Ihr merkt, dass eine als "Medienkompetenz"-Folge geplante Talk-Runde heute nur wenig mit Tech zu tun hatte und das Thema, wie wir online miteinander umgehen, auch nur schwer zu greifen und zu deuten ist. Dennoch wollen wir an Euch alle appellieren, darüber einmal nachzudenken, wie wir uns alle selbst im Netz präsentieren und wie wir uns speziell dann verhalten, wenn unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen.
Generell fährt man immer richtig, wenn man im Hinterkopf den einen Satz behält: "Verhalte Dich einfach nicht wie ein Arschloch!" – solange wir das berücksichtigen und unsere Aufmerksamkeit anderen schenken, selbst wenn sie eine komplett andere Meinung haben, sind wir eigentlich auf der sicheren Seite. Manchmal müssen wir uns dazu zwingen, nicht die Contenance zu verlieren und ob Ihr diesen Trick schon beherrscht, könnt Ihr uns gerne in den Kommentaren verraten.
Sagt uns dort also Eure Meinung zum Thema und schildert uns gerne auch, was Ihr glaubt, wie wir gemeinsam dafür sorgen können, dass einfach wieder fairer miteinander umgegangen wird. Apropos fair: Habt ein Nachsehen mit mir, wenn Ihr die heute Podcast-Folge hört! Denn aus irgendeinem mir nicht bekannten Grund klinge ich etwas blechern (Nein, ich hatte nicht ständig den Kopf in meinen Rigatoni!).
Und fast noch schlimmer: Mir ist aufgefallen, wie unfassbar inflationär ich die Vokabel "irgendwie" verwende. Sollte das irgendjemanden von Euch zu einem Trinkspiel animieren, lasst mich wissen, wer das länger als zehn Minuten überstanden hat. Nächstes Mal dann hoffentlich wieder mit besserem Sound und vor allem weniger "irgendwie". Shame on me, Freunde! Jetzt aber genug geschrieben – hier ist die neue, mittlerweile sechste Folge der Casa Casi:
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