Oh Du Fröhliche … 2021 war das Jahr des „Ichs“: Kommt jetzt das „Wir“?

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Sind wir denn alle verrückt geworden? Manchmal scheint es, als würde die Welt aus den Fugen geraten. Der Hass, der Unmut und die Gewaltbereitschaft nehmen überall auf der Welt zu. Zu einem Teil dürften daran auch Dinge wie die sozialen Medien oder Chatgruppen Schuld sein, in denen viele Menschen sich unter Gleichgesinnten oder ähnlich Denkenden immer weiter radikalisieren. Sind wir Menschen mit der Zukunft und ihren Technologien überfordert?

Heute ist Weihnachten. Das Fest der Liebe. Das der Familie, der Freunde, aber auch des Miteinanders. In den vergangenen Jahren waren meine Artikel zu Weihnachten an dieser Stelle vor allem durch Optimismus und virtuelles Händereichen geprägt. Gerade beim letzten dieser beiden Punkte will ich auch in diesem Jahr keine Ausnahme machen.

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Die Probleme der Zukunft kann man nicht alleine, sondern nur gemeinsam lösen

Bevor, liebe Leserinnen und Leser, jetzt gleich bei vielen ein gemeinsames Augenrollen beim Lesen dieser Zeilen startet, und ein “schon wieder will mir jemand irgendwas erklären”-Artikel in den Sinn kommt, lasst mich bitte – trotz alledem – kurz erklären:

Wir bei NextPit sind eine Seite, die sich hauptsächlich um Themen und vor allem Produkte rund um den digitalen Lifestyle bemühen und versuchen Euch diese näher zu bringen. Aus meiner Sicht ist es eben auch das Digitale und die damit einhergehende Überforderung unserer Gesellschaft, die uns alle an den Rand dessen gebracht haben, worüber ich gerne in diesem Artikel schreiben möchte:

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Es ist die Spaltung!

Nicht selten habe ich in den vergangenen Monaten gelesen, die Politik hätte die Spaltung der Gesellschaft vorangetrieben. Interessanterweise liest man solche Zeilen aber mittlerweile überall rund um den Globus. Viele Länder mit einer freien Presse berichten über Ähnliches: Ängste auf der einen Seite, die sich durch die sogenannten Filterblasen wie ein Tsunami, der auf flaches Land trifft, immer weiter aufschaukeln.

Der technische Fortschritt ist gut. Aber wir müssen noch lernen mit ihm zu leben.

Ich habe in meinen 46 Jahren auf diesem Planeten noch nie erlebt, wie uneins wir Menschen uns geworden sind. Dabei gibt es drängende Fragen unserer Zeit – allen voran die Corona-Pandemie und der Klimawandel –, die eigentlich keinen Aufschub dulden dürften.

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Was mich umtreibt, ist, dass viele Menschen aufgehört haben auf Expertinnen und Experten zu hören. Stattdessen regiert die Skepsis und man begibt sich selbst auf Wahrheitssuche im Internet, in den sozialen Medien und irgendwelchen Foren, in denen sich scheinbare Gleichgesinnte tummeln und in denen dann Legenden und Märchen zur Wahrheit umfunktioniert werden.

Wir Menschen haben mit dem Internet und mit sozialen Medien viele neue, wirklich wunderbare Möglichkeiten. Aber wir haben ganz offensichtlich als Gesellschaft noch nicht gelernt, damit zu leben und sie richtig einzusetzen.

Wir sind nicht nur in zwei Teile gespalten. Sondern vielmehr in viele Millionen.

Was mich aber wirklich bekümmert, ist eine Erkenntnis, die in den letzten Jahren in mir gereift ist, und die sich im Jahr 2021 mit voller Wucht entfaltet hat. Ein echtes “Wir” scheint es nicht zu geben. Stattdessen regiert immer mehr das “Ich”. Die Egozentrik, und die damit verbundene Augenblicksverhaftung, hat aus meiner Sicht in diesem Jahr ganz besonders zu mangelndem vorausschauende Denken geführt. Vor allem bei den wohl drängendsten Problemen unserer Zeit – dem Kampf gegen die Coronapandemie und auch dem gegen den Klimawandel – hat die Politik, aber vor allem die Gesellschaft, versagt.

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Uns Menschen sind der aktuelle Augenblick und die nächsten zwei Wochen wichtiger, als die nächsten zwei Jahre, zwei Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte. Es ist der bewusste Verzicht auf den notwendigen Verzicht, der mich wirklich oftmals bekümmert – auch wenn ich an mich selbst denke. Viel zu gerne reise ich in der Welt herum, esse Fleisch und will eigentlich von Lockdowns nichts wissen.

Wir, die Gesellschaften in aller Welt, sind in den letzten Jahren häufig in viele Milliarden „Ichs“ zerfallen. Die Notwendigkeit von Einschränkungen, um uns Menschen und überhaupt Andere vor aktuellen und vor allem zukünftigen Problemen zu bewahren, ist zur Verhandlungssache geworden:

Warum sollte ich mich denn ändern oder einschränken, wo doch Andere sich nicht einschränken wollen? Ein Teufelskreis!

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Yippie Yah Yei, Schweinebacke

Heute also ist Weihnachten. Im TV läuft ganz bestimmt irgendwo ein Film der „Stirb langsam“-Reihe. Bruce Willis wird wie gewohnt am Ende die Welt retten, sich eine Kippe anzünden und seinen Spruch bringen.

Ich wünsche mir und für uns alle zum heutigen Fest, dass wir als Gesellschaft wieder näher zusammenrücken, Gräben schließen, anfangen vorausschauend zu denken und zu handeln. Dass wir das ICH als ein Teil des WIRs begreifen lernen und unseren kleinen Verzicht auf etwas Freiheit (beim Tragen von Mundschutzen oder dem Aushalten von Kontaktbeschränkungen) oder dem Ändern von Gewohnheiten (beispielsweise dem Stehenlassen des Autos, um zum Bäcker zu kommen) nicht als individuelle Bestrafung, sondern als kollektive Anstrengung begreifen.

Lasst uns alle ein Bruce Willis sein und kommendes Jahr viele Tage mit einem „Yippie Yah Yei, Schweinebacke“ beenden – weil wir etwas geändert haben. Denn vergesst nicht: Viele kleine Änderungen und Anstrengungen bewirken etwas Großes.

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Frohe Weihnachten, liebe NextPit-Community. Feiert schön, bleibt gesund und denkt immer daran, was auch schon Johann Wolfgang von Goethe gesagt hat:

Unsere Eigenschaften müssen wir kultivieren, nicht unsere Eigenheiten.

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