Besser als iPhone & Co.: Hier schlägt das Google Pixel 8 (Pro) alle anderen
Google hat gerade angekündigt, dass die Smartphones der Pixel-8-Familie 7 Jahre lang Software-Updates erhalten werden, einschließlich neuer Systemversionen. Dieses Versprechen ist in der Android-Welt unerreicht und drängt das gesamte Ökosystem, diesem Beispiel zu folgen. Aber können sie das? Und wem wird das nutzen?
Zunächst ein wenig Hintergrund
In den letzten drei Jahren sind die Android-Marken dem Beispiel von Samsung gefolgt, nachdem das südkoreanische Unternehmen bei der Vorstellung des Galaxy Note 20 angekündigt hatte, dass es drei System-Upgrades für seine Flaggschiffe anbieten würde. Diese Politik wurde sogar rückwirkend auf frühere Flaggschiffe und sogar auf einige Mittelklasse-Smartphones der Galaxy-A-Serie angewandt, aber nicht auf mein damals schon altes Galaxy S9.
Dieses Versprechen entsprach dem, was Google für seine Pixel-Smartphones gemacht hatte, aber Samsung ging noch einen Schritt weiter und kündigte bei der Vorstellung des Galaxy S22 an, dass es seine Update-Politik um ein Jahr verlängern würde. Und auch hier versprach Samsung, die neue Politik auf einige frühere Flaggschiff-Modelle anzuwenden.
Wir hatten unsere Zweifel, ob Samsung das durchziehen kann, vor allem nach Jahren verspäteter Updates. Aber bisher hat das Unternehmen sein Versprechen gehalten, und selbst die jüngsten Einsteigerhandys haben zwei Versions-Upgrades erhalten, während die meisten Marken bei einer Version stehen bleiben.
Die neue Politik setzt nicht nur die asiatischen Konkurrenten unter Druck – Oppo und OnePlus waren schnell dabei, dieses Versprechen zu erfüllen, während Xiaomi etwas länger brauchte – sondern auch die Android-Verantwortlichen von Google, die "mindestens 5 Jahre" Software-Updates garantieren. Aber dieses Versprechen gilt nicht für Android-Versions-Upgrades, die bei drei aufhören.
Der Tensor-Prozessor kommt
Einige Leute aus der Tech-Presse konnten ihre Enttäuschung über Googles Politik nicht verbergen, besonders nach der Einführung der Pixel-6-Familie. Telefonhersteller haben oft die SoC-Unternehmen – vor allem Qualcomm und MediaTek – dafür verantwortlich gemacht, dass sie ihre Telefone nicht mehr aktualisieren können, da für Versions-Upgrades neue Komponententreiber und eine Validierung erforderlich sind.
Mit den hauseigenen Tensor-Chips hatte Google diese Ausrede nicht, auch wenn die SoCs viele Bausteine von den Exynos-Prozessoren übernommen haben. Und alles, was Google vom Pixel 6 bis zum (sehr teuren) Pixel Fold getan hat, war, diese zwei zusätzlichen Jahre Sicherheitsupdates im Vergleich zu ihren Snapdragon-betriebenen Vorgängern zu versprechen.
Aber zum Glück ändert sich das mit dem Tensor G3, und zwar in großem Stil. Die Update-Politik des Pixel 8 übertrifft Samsung nicht nur, sondern auch auf eine Art und Weise, die Samsung (oder eine andere Android-Marke) anscheinend nicht bieten kann.
Sogar Fairphone, das es geschafft hat, sein Fairphone 2 vom ursprünglichen Android 5 auf 10 zu bringen (und dabei Version 8 zu überspringen) und ihm etwas mehr als sieben Jahre Sicherheitsupdates zu geben, musste für das Fairphone 5 einen Prozessor auf Enterprise-Niveau beschaffen, um acht Jahre Software-Updates zu versprechen, während es auf 10 abzielt.
Android-Fragmentierung
Derzeit gibt es einfach keinen Grund zu der Annahme, dass Qualcomm oder MediaTek mit ihrem Produkt-Support, mit dem von Google mithalten können, was andere Android-Marken in eine schwierige Lage bringen könnte. Und das ausgerechnet zu einer Zeit, in der die Smartphone-Verkäufe laut dem Beratungsunternehmen Canalys in einigen Märkten rückläufig sind, mit Ausnahme von Google.
Sieben Jahre Versions-Upgrades – das wäre dann "Android 21", wenn Google die Versionsnummerierung und die Update-Kadenz beibehält – sind ein schwer zu fassendes Konzept. Selbst Apple, lange Zeit der Maßstab für Software-Support, hat es bestenfalls auf sechs Versions-Upgrades (oder "sechs Jahre Versions-Updates") für seine Telefone gebracht, in diesem Fall das ehrwürdige iPhone 6S von 2015 und sein Chip-Mate SE 2016. Wohlgemerkt, beide erhalten auch nach acht Jahren noch Sicherheitsupdates, allerdings ohne schriftliche Zusicherung von Apple.
Die beiden Generationen nach dem 6S, die iPhone 7 – und iPhone X/8-Linien, blieben bei jeweils fünf Versions-Upgrades stehen, mit fortlaufenden Sicherheitspatches für iOS 15 bzw. 16.
Als nutzlose Übung haben wir unsere Produktdatenbank durchforstet, um herauszufinden, welche Modelle noch das gerade angekündigte Android 14 erhalten würden, wenn sie die gleiche Update-Politik wie die neuen Pixel-Handys hätten:
- HTC Desire 12 aus dem Jahr 2018
- LG G6 aus dem Jahr 2017
- Motorola Z2 Play aus dem Jahr 2017
- Sony Xperia XZs aus dem Jahr 2017
- Samsung Galaxy S8 von 2017
- Xiaomi Mi 6 von 2017
- OnePlus 5 aus dem Jahr 2017
- Und das ursprüngliche Google Pixel von 2016
Sinkende Rendite
Wenn ich mir diese Liste anschaue, zitiere ich einige Kollegen, die versuchten, meinen Enthusiasmus zu brechen, indem sie mich fragten, ob das Pixel 8 am Ende seines Software-Supports überhaupt noch zu gebrauchen sei. Sie vergaßen, dass in meinem Haushalt derzeit ein hochmodernes iPhone SE 2016 im Einsatz ist und ich täglich ein Galaxy S9 aus dem Jahr 2018 fuhr, bis dessen Bildschirm vor ein paar Monaten den Geist aufgab.
Die Wahrheit ist, dass das Telefon bis dahin merklich langsamer sein wird, keine Frage. Aber das gleiche Telefon wird immer noch sicher sein, um es als Ersatztelefon zu benutzen oder es an Verwandte, Geschwister oder sogar Kinder zu verschenken. Das passt gut zu Googles Bemühungen, mit iFixit reparierbare Komponenten nicht mit DRM zu sperren und Ersatzteile und Anleitungen für die Reparatur anzubieten.
Der geschäftliche Aspekt
Langfristiger Support und Reparatur-Fähigkeit werden auch für Unternehmensnutzer:innen verlockend klingen – einer der Märkte, der Samsung zweifellos dazu gebracht hat, seinen Software-Support in Ordnung zu bringen. Googles Bemühungen, den äußerst lukrativen Bereich der Business-Telefone zu ködern, stehen in einem merkwürdigen Kontrast zu der Kritik an den Scharen von Chromebooks, die noch zum Verkauf stehen und bereits keine Sicherheitsupdates mehr erhalten, was für die IT-Abteilungen in Unternehmen und Schulen ein Albtraum ist.
Dieses Sicherheitsproblem veranlasste die Chromebook-Abteilung dazu, eine 10-Jahres-Update-Politik herauszugeben, aber anders als bei der Pixel-Serie bleiben die Chromebook-Modelle viel länger in den Verkaufsregalen als ein gewöhnliches Smartphone.
Bleibende Fragen
Jetzt ist Google am Zug und muss beweisen, dass es sein neues, kühnes Versprechen einhalten kann. Da das Unternehmen dazu neigt, Produkte und Dienstleistungen zu stornieren, als gäbe es kein Morgen, gibt es mehr als nur einen triftigen Grund, skeptisch zu sein, was sieben Jahre Software-Support angeht. Wenn diese Politik auch für Googles Unternehmenskunden gilt, ist das ein sehr guter Indikator für dieses Engagement.
Und natürlich werden wir Google zur Rechenschaft ziehen, denn unabhängig davon, ob Ihr Euer Handy so lange behalten wollt, gewinnen alle, wenn die Geräte länger sicher und aktuell bleiben.
"Derzeit gibt es einfach keinen Grund zu der Annahme, dass Qualcomm oder MediaTek mit ihrem Produkt-Support, mit dem von Google mithalten können, was andere Android-Marken in eine schwierige Lage bringen könnte."
Ich sehe eher keinen Grund, warum Qualcomm und Mediathek nicht mit dem Produkt-Support von Google mithalten können sollten. Erstens stellen beide Hersteller weitaus höhere Stückzahlen her, so dass der Produktsupport pro verkaufter Einheit viel kostengünstiger wird, und zweitens sind sie als Hardwarehersteller ohnehin nur für Treiber und hardwarenahe Software zuständig, Android selber und ggf. notwendige Anpassungen an der Benutzeroberfläche fallen in den Zuständigkeitsbereich der Gerätehersteller.
Dass diese Hersteller solchen Support leisten können zeigt sich ja bei den Langzeit unterstützten, industriellen SoCs wie dem von Fairphone verwendeten QCM6490. Es ist ja kein prinzipielles Problem, diesen SoC (sowie andere) lange zu supporten und andere, wie die Snapdragons nicht. Der Markt, also die Gerätehersteller, müssen es nur fordern, und das werden sie, schon weil sie selber ab 2024 vom (EU-)Gesetzgeber zu entsprechend langen Updates (3Jahre Major, 5 Jahre Sicherheitsupdates, aber nicht ab Erscheinen der Geräte, sondern ab Produktionseinstellung) verpflichtet werden. Der US-Bundesstaat Kalifornien, so war schon zu vernehmen, soll sogar noch härtere Vorgaben zu Updatesupportzeiten und Reparierbarkeit machen wollen, wenn ich nicht irre, war hier von 7 Jahren die Rede.
In mir formt sich der Gedanke, mein S10+ (und das meiner besseren Hälfte) gegen ein Pixel 8 (Pro) zu tauschen. Sofern man die Pixel Watch 2 weiterverkaufen möchte und sein altes Smartphone ebenfalls gebraucht verkauft, ist der Preis von 1099€ nicht mehr allzu erschreckend. Tatsächlich nutze ich das Smartphone nicht als Datenhalde, da reichen 128GB mehr als aus.
Die Frage, die sich mir noch zu Googles Updateversprechen stellt: Beinhaltet das Versprechen Major-Versionen oder ab einem gewissen Alter nur noch Sicherheitspatches?
Kleine Anmerkung meinerseits hierzu: Ich habe beim Pixel 7 Pro die Vorbesteller-Aktion mitgenommen, wo es die erste Pixel Watch dazu gab. Das war ein unschlagbares Angebot bei seinerzeit 899 Euro - allerdings wurden fortan die üblichen Verkaufsbörsen im Internet mit Pixel Watch-Angeboten förmlich geflutet, die UVP war da selbst bei einer neuen, noch versiegelten Uhr nur mehr Makulatur. Ich habe die Uhr deswegen letztlich behalten. Da ich auch diesmal von einem ganz ähnlichen Verlauf ausgehe, dies bei den Verkaufsplänen einfach im Hinterkopf behalten. 😉
Uff, danke, mit sowas habe ich auch gerechnet. Bin blauäugig davon ausgegangen, dass sie trotzdem für ~350€ weggehen würde.
Laut Angaben im Google Store gibt es 7 Jahre lang Android Updates, feature Drops und Sicherheitsupdates.
Und es gibt auch eine Garantie auf 7 Jahre Ersatzteile über iFixit
Wichtig für Akkus ;)
Mein Samsung Galaxy S9 geht inzwischen ins 4. Jahr der Nutzung und zeigt seine Schwächen... ich würde mir längere Updates wünschen.
. Kann mir nicht vorstellen ein Phone länger als 1 - 2 Jahre zu nutzen .
Aber es bekommt dann vermutlich einen Nachnutzer, oder?
Sehe ich wie Stefan. Wenn man selbst sein Telefon loswerden will, gibt es mittlerweile so viele Möglichkeiten (wie rebuy), wo man das tun kann und gutes Geld bekommt. Es gibt wirklich viele Leute, die Smartphones ohne Probleme fünf, sechs oder sieben Jahre nutzen wollen.
Genau bei rebuy & Co. erhöht sich ja auch der Wiederverkaufswert. Wenn das Smartphone nach den zwei Jahren Nutzung noch 5 Jahre Updates vor sich hat, ist es eine andere Hausnummer als wenn’s nur noch ein Jahr ist.
Das könnte tatsächlich der entscheidende Punkt sein. Für die Wertstabilität der Pixel-Geräte dürfte dies mittelfristig einen echten Boost bedeuten, ist doch die lange Update-Versorgung die Litanei, die seit Jahren von Apple-Usern als Nonplusultra herunter gebetet wird.
Bislang sah der Wiederverkaufswert bei Pixeln mauer als mau aus, wie ich beim Verkauf von 6 Pro und 7 Pro ernüchtert feststellen musste. Mit der 8er-Generation dürften die Karten auch für die vielen Verkäufer, die jährlich aufs neue Modell wechseln, neu gemischt werden.