Amazfit GTR 4 im Test: günstiger Fitness-Alleskönner
Die Amazfit GTR 4 bietet mit Dual-Band-GPS, Übungserkennung & Co. etliche Features, die man nur in weitaus teureren Smartwatches findet. Aber kann die Sportuhr auch in der Praxis überzeugen? NextPit hat die Amazfit GTR 4 ausführlich getestet.
Pro
- schickes, praktisches Design
- sehr genaues Dual-Band-GPS
- praktische Workout-Erkennung
- ordentliche Pulsmessung
- gutes Preisleistungsverhältnis
Contra
- eingeschränkte Smartwatch-Funktionen
- Display nicht besonders kratzfest
Amazfit GTR 4: Preis und Verfügbarkeit
Die Amazfit GTR 4 bietet auf dem Papier enorm viele Funktionen für faires Geld. Und tatsächlich hält die Sport-Smartwatch nicht nur die meisten ihrer Versprechen auch in der Praxis ein, sondern übertrifft in zwei Disziplinen selbst um ein Vielfaches teurere Konkurrenten. Klar, die Uhr hat auch ein paar Schwächen, liefert unterm Strich aber ein wirklich attraktives Gesamtpaket ab.
Die unverbindliche Preisempfehlung für die Amazfit GTR 4 liegt bei 229 Euro – Ihr findet die Smartwatch bei allen üblichen Online-Shops, etwa bei Amazon.
Wenn Ihr nicht auf runde Smartwatches steht, dann hat die Amazfit GTR 4 auch eine eckige und etwas günstigere Schwester namens GTS 4, die vom Funktionsumfang nahezu identisch ist. Lediglich in puncto Display und Akku unterscheiden sich die beiden Smartwatches.
Design und Bedienung
Nicht nur der Name "GTR 4" erinnert an Sportwagen, Amazfit verpasst seiner Sport-Smartwatch auch ein entsprechendes Design. Neben vielen sanft geschwungenen Linien findet Ihr rote Details auf der drehbaren Krone und dem Button darunter. Das Gehäuse ist wahlweise in Silber oder Schwarz erhältlich. Das Armband gibt's in Braun (Leder) oder Schwarz (Kunststoff oder Gewebe). Wir haben das Modell in der Farbe "Superspeed Black" getestet.
Gefällt:
- schickes, praktisches Design
- Standard-Armbänder im 22-mm-Format
Gefällt nicht:
- Display und Gehäuse nicht ganz kratzresistent
Das Gehäuse der Amazfit GTR 4 sieht im matten Silber schick aus, ist allerdings nicht beliebig kratzfest. Ein Schraubenzieher hinterlässt bereits leichte Spuren – beim Klettern oder bei der Gartenarbeit solltet Ihr die Uhr also lieber schützen, entweder mit Handschuhen oder einem Schweißband.
Das gleiche gilt für das Displayglas, das nach sechs Wochen leider bereits ein paar Kratzer aufweist. Am besten kauft Ihr Euch eine passende Displayschutzfolie auf Amazon & Co. – ein getrübter Blick auf das ausgezeichnete 1,43-Zoll-Display wäre nämlich schade. Der AMOLED-Bildschirm überzeugt mit kräftigen Farben, hochauflösenden 466 x 466 Pixeln (326 ppi) und guter Ablesbarkeit unter allen Bedingungen.
Rechts oben am Gehäuse findet sich eine dreh- und drückbare Krone, die beim Drehen ein sanftes haptisches Feedback gibt. Per Tastendruck öffnet und schließt Ihr die App-Übersicht, durchs Drehen blättert Ihr durch Listen. Rechts unten am Gehäuse sitzt schließlich noch ein weiterer Button, der das Workout-Menü mit einer Vielzahl von Sportmodi öffnet.
Betriebssystem: Zepp OS 2.0
Auf der Amazfit GTR 4 läuft Zepp OS 2.0. Das Betriebssystem kann in Sachen Flexibilität nicht mit Wear OS & Co. mithalten – eine Unterstützung von Alexa und eine Handvoll Apps sind schon das Höchste der Gefühle.
Gefällt:
- intuitive Bedienung
- Alexa-Sprachsteuerung
Gefällt nicht:
- keine weiteren Sprachassistenten
- sehr wenige Apps
Die Bedienung ist schnell verstanden: Neben der zuvor erwähnten Krone und dem Button funktioniert die Bedienung durch Gesten. Mit einem Wisch von oben nach unten holt Ihr auf dem Homescreen die Schnelleinstellungen aufs Display, ein Wisch von unten nach oben zeigt Euch die Notifications. Rechts vom Homescreen findet Ihr diverse weitere Widgets mit Statistiken rund um Eure Schritte, Aktivitäten sowie Wettervorhersage, Musiksteuerung, Alexa und mehr.
Apropos Alexa: Die Sprachsteuerung über den Amazon-Assistenten ist schon so ziemlich das höchste der Gefühle, was smarte Features angeht. Neben Notifications vom Smartphone gibt's noch eine Steuerung der Musikwiedergabe und Kamera am Smartphone sowie die Möglichkeit, Mitglieds- und Bonuskarten in der Uhr zu hinterlegen. Eine Option für mobiles Bezahlen etwa sucht Ihr aber vergeblich.
Auch der App Store von Zepp OS ist eher klein. Ihr findet dort aktuell knapp 30 Apps, darunter immerhin eine GoPro-Steuerung sowie Home Connect. Die meisten anderen Apps sind allerdings eher einfache Anwendungen wie Taschenrechner, Ferienkalender oder Währungsrechner.
Sensoren und Tracking
Die Amazfit GTR 4 bietet eine ganze Reihe von neuen Sensoren. Der Hersteller verspricht, dass die vierte Generation der Pulssensoren präziser arbeitet. Außerdem soll der Dual-Band-GPS-Sensor der erste seiner Art mit einer zirkular polarisierten Antenne sein, was laut Hersteller die Genauigkeit deutlich verbessern soll. Zu guter Letzt gibt es eine automatische Übungserkennung bei Fitness-Workouts.
Gefällt:
- Dual-Band-GPS mit zirkular polarisierter Antenne sehr präzise
- Pulssensor mit ordentlicher Genauigkeit
- praktische Workout-Erkennung
- unterstützt jetzt auch Brustgurte
Gefällt nicht:
- misst keine Laufeffizienz-Werte
Die Amazfit GTR 4 bietet einen für diese Preisklasse äußerst umfassenden Funktionsumfang und schließt mit einigen neu hinzugekommenen Features auf die klassischen Fitness-Marken auf.
Outdoor-Sport & GPS
Outdoor-Sportler dürfen sich über das neue Dual-Band-GPS freuen. Erstmals in einer Smartwatch überhaupt setzt Amazfit hier auf eine zirkular polarisierte Antenne, die die Genauigkeit noch weiter verbessern soll. Im Test konnten wir keinen großen Unterschied zu einer ebenfalls sehr präzisen Garmin Forerunner 955 feststellen. Zwischen der GTR 4 und den eher Wellness-orientierten Fitbit-Geräten beispielsweise liegen allerdings Welten bei der Genauigkeit.
Bei unserem Standard-Testlauf ist die erfasste Strecke von der Amazfit GTR 4 und der Garmin Forerunner 955 mit 4,13 versus 4,25 Kilometern relativ gleich. Das gilt auch für die Höhendifferenz, die die beiden Uhren mit 81 Metern (Amazfit) respektive 77 Metern (Garmin) erfasst haben. Gefühlt kürzt die GTR 4 Ecken einen Tick stärker ab als die Garmin-Uhr. Bei beiden GPS-Tracks sind aber selbst feine Nuancen zu erkennen wie das Umlaufen eines umgestürzten Baumes oder das Wechseln der Straßenseite. Das ist beeindruckend, kostet die Garmin-Uhr schließlich mehr als das Doppelte.
Wo wir grad beim Vergleich sind: Leider bietet die Amazfit GTR 4 keine besonders ausführliche Laufanalyse. Immerhin erfasst sie neben der Strecke und der Herzfrequenz auch die maximale sowie durchschnittliche Schrittfrequenz und errechnet die durchschnittliche Schrittlänge. Aber fortschrittliche Laufeffizienzwerte wie die Bodenkontaktzeit oder die vertikale Bewegung kann die Sportuhr leider nicht erfassen.
Die Pulsmessung beim Laufen war im Test außerordentlich genau. Im direkten Vergleich mit dem Garmin-Brustgurt HRM-Pro war praktisch keine Abweichung festzustellen. Die Amazfit GTR 4 kommt auf einen Durchschnittpuls von 160 und einen Maximalpuls von 176. Der Brustgurt liefert hier 164 respektive 176 Schläge pro Minute.
Während die meisten optischen Pulssensoren beim Laufen – und bei anderen Sportarten, die die Handgelenke nicht stark einbeziehen – inzwischen relativ genau sind, ist die Übereinstimmung hier doch wirklich sehr gut. Es fällt lediglich auf, dass die Amazfit GTR 4 länger braucht, um einen schnell gestiegenen Puls anzuzeigen, was für den Unterschied beim Durchschnittspuls verantwortlich zeichnen dürfte. Bei konstanter Belastung sind die via Brustgurt und GTR 4 angezeigten Werte identisch.
Sollte Euch die Genauigkeit einmal nicht ausreichen, weil Eure Handgelenke sich etwa beim Mountainbiken zu krass in den Lenker krallen, könnt Ihr mit der Amazfit GTR 4 nun auch Brustgurte verbinden. Das hat im Test mit einem etwa zehn Jahre alten Sigma-Bluetooth-Brustgurt einwandfrei geklappt. Lauft Ihr schließlich regelmäßig, errechnet die GTR 4 auch Euren persönlichen VO2Max-Wert, also die maximale Sauerstoffaufnahme Eures Körpers.
Indoor-Sport & Fitness
Die Amazfit GTR 4 hat nicht nur für Outdoor-Sportler, sondern auch für Kraftsportler eine spannende neue Funktion erhalten. Die Uhr kann jetzt nämlich während Eurer Sets erkennen, welche Übung Ihr durchführt und wie viele Wiederholungen Ihr absolviert. Während des Trainings könnt Ihr zusätzlich noch Euer Gewicht eintippen und habt so nach dem Training ein detailliertes Protokoll.
In der Praxis funktioniert das ganz ordentlich und etwa auf dem gleichen Niveau wie bei den Garmin-Smartwatches mit diesem Feature. Am besten klappt das Zählen der Wiederholungen – natürlich nur bei Übungen, die Ihr mit beiden Armen durchführt. Die Erkennung der Übungen funktioniert mäßig gut. Bei den üblichen Verdächtigen wie Curls, Bankdrücken, Deadlift, Squats & Co. erkennt die GTR 4 die Übungen zuverlässig, bei Liegestütze und Klimmzügen dagegen klappt's noch nicht. Amazfit hat jedoch für den Winter ein Update versprochen, das die Erkennung ausweiten soll.
Anhand der durchgeführten Übungen bekommt Ihr im Anschluss an Euer Workout eine grafische Auswertung, welche Körperregionen Ihr wie stark beansprucht habt. Die Auswertung ist nett und sieht übrigens wie eine 1:1-Kopie der Garmin-App aus.
Die Pulsmessung während der typischen Fitness-Workouts ist weniger genau als etwa beim Laufen. Das liegt allerdings in der Natur der Sache, denn sobald die Handgelenke stark beansprucht sind und die Herzfrequenz schnell variiert, funktionieren optische Pulssensoren einfach nicht mehr so genau. Bei einem gemischten Schulter-Workout beispielsweise komme ich mit der Amazfit GTR 4 auf einen Durchschnittspuls von 127 und einen Maximalpuls von 163. Mit einem Garmin-Brustgurt messe ich hier 129 respektive 170 Schläge pro Minute.
Wie zuvor erwähnt: Wollt Ihr ein präzises Pulstracking beim Kraftsport, HIIT-Training oder Yoga, dann braucht Ihr eben einen Brustgurt.
Schlaf, Stress und mehr
Wie praktisch jede Smartwatch unterstützt auch die Amazfit GTR 4 ein detailliertes Schlaftracking inklusive Einschlaf- und Aufwachzeiten sowie den drei Schlafphasen leichter Schlaf, tiefer Schlaf und REM-Schlaf. Im Test decken sich die protokollierten Zeiten gut mit meinen tatsächlichen Schlafenszeiten sowie meiner Weckereinstellung. Zu den einzelnen Schlafphasen kann ich mangels Schlaflabor leider nicht viel aussagen. Erfreulich ist aber, dass die GTR 4 auch Nickerchen tagsüber ab einer Länge von 20 Minuten protokolliert.
Schließlich misst die GTR 4 während des Schlafs auch die Atemfrequenz und die Blutsauerstoffsättigung und ermittelt daraus einen Wert für die Atmungsqualität während des Schlafs. Zu guter Letzt erfasst die Amazfit GTR 4 auch Euren Stresslevel. Das geschieht allerdings nicht im Hintergrund wie etwa bei der Google Pixel Watch (Test), sondern Ihr müsst dafür explizit einen Stresstest auf der Smartwatch selbst durchführen.
Akku und smarte Features
Die Amazfit GTR 4 bietet eine fantastische Akkulaufzeit. Der Hersteller verspricht eine Laufzeit von zwei Wochen, die wir im Test auch problemlos erreichen. Angesichts der wenigen smarten Features ist das allerdings auch nachvollziehbar.
Gefällt:
- extrem gute Akkulaufzeit
- recht flottes Aufladen
Gefällt nicht:
- kein Wireless Charging
Klar, die Amazfit GTR 4 ist keine ausgewachsene Smartwatch wie eine Apple Watch oder Samsung Galaxy Watch 5 Pro. Wie zuvor erwähnt, gibt es aber immerhin ein paar smarte Funktionen – und eine wirklich ausgezeichnete Akkulaufzeit. Stellt Euch darauf ein, dass Ihr die GTR 4 etwa zwei- bis maximal dreimal im Monat (!) aufladen müsst, sofern Ihr nicht gerade regelmäßige Ultramarathons absolviert.
Apropos Aufladen: Auch das klappt einigermaßen schnell. Nach 10 Minuten ist der Akku zu 14 Prozent geladen, was Euch locker über den Tag bringt. Nach 20 Minuten sind bereits 29 Prozent im Speicher – genug für ein ganzes Wochenende. Nach 30 Minuten sind im Test 45 Prozent erreicht, nach 40 Minuten 60 Prozent und nach 50 Minuten 77 Prozent. Nach etwa 1 Stunde und 25 Minuten schließlich stehen 100 Prozent auf der Uhr.
Ein wenig schade finde ich allerdings, dass die Amazfit GTR 4 kein Wireless Charging per Qi unterstützt. Aufladen klappt nur mit dem proprietären Ladekabel, das magnetisch an der Rückseite der Uhr festhält. Allerdings werdet Ihr angesichts der tollen Akkulaufzeit kaum in Nöte kommen. Sobald die erste Warnung bezüglich eines niedrigen Akkustands bei 20 Prozent erscheint, habt Ihr noch mehrere Tage Zeit, das Kabel zu finden.
Vorläufiges Urteil
Vom supergenauen GPS über die Workout-Erkennung bis hin zur Unterstützung externer Brustgurte: Die Amazfit GTR 4 bietet extrem umfangreiche Fitness-Funktionen für vergleichsweise wenig Geld. Klar gibt's bei teureren Fitness-Uhren von Garmin & Co. teilweise noch mehr Funktionen – aber diese gehen dann teilweise schon extrem ins Detail und sind für viele Hobbysportler vermutlich gar nicht erforderlich.
Mit ausgewachsenen Smartwatches kann die Amazfit GTR 4 nicht mithalten, was die smarten Funktionen angeht – es gibt kein mobiles Bezahlen und nur wenige Apps, immerhin aber Unterstützung für Amazon Alexa. Dafür ist die Akkulaufzeit mit zwei Wochen wirklich bombastisch.
Ich nutze die GTR 4 seit wenigen Tage, verstehe jedoch absolut nicht wie diese Kraftübungen erkannt und anschließend in der App visualisiert werden. Habe jetzt sehr viele Übungen durchgeführt. Bei mir werden stehts nur die Wiederholungen gezählt. Ich verstehe es nicht.. wie muss das workout gestartet bzw eingestellt werden und muss man während dem wokrout noch etwas betätigen?
Synchronisiert (WhatsApp, sms, threema, etc) die gtr 4 vernünftig mit iPhones? Gibt es unter iOS Einschränkungen?
Kann man mit GTR 4 kontaktlos bezahlen?
Danke!
"Eine Option für mobiles Bezahlen etwa sucht Ihr aber vergeblich."
Der Track von der Amazfit scheint "sauberer" zu sein, als von der Forerunner 955. Siehe v.a. den Verlauf in der Strelitzer Straße. Bin schon gespannt da mehr zu sehen. Danke für den Bericht!
habe den Vorgänger nach einer Apple watch. die kostet ein Bruchteil und ist viel besser
. Apple schafft es ja nicht mal das der Akku 2 Tage hält was bei einer Uhr einfach ein no go ist..meiner halt jetzt nach 2 Jahren immer noch 10 Tage
Ich teste gerade links die Amazfit GTR 4 und rechts die doppelt so teure Garmin Forerunner 955 – das ist echt auch ein interessanter Vergleich :)