AirPods 4 mit ANC im Test: Sind das die besten AirPods?
Es hat "nur" vier Generationen gedauert: Apple hat den AirPods im Jahr 2024 endlich ANC verpasst – und verlangt prompt einen Aufpreis von 50 Euro dafür. Allerdings sollen die AirPods 4 dank H2-Chip auch besser klingen und können Gesten anhand von Kopfbewegungen erkennen. Lassen sie die Konkurrenz so hinter sich? Und für wen sind sie besser geeignet als die AirPods Pro? Das hab ich für nextpit herausgefunden!
Pro
- Extrem hoher Funktionsumfang
- Tolle Nutzererfahrung unter iOS
- ANC überzeugt trotz offenem Design
- Gute Klangqualität
Contra
- Akkulaufzeit nicht mehr ganz konkurrenzfähig
- Hoher Aufpreis für ANC-Funktion
- Starke Einschränkungen mit Apple-fremden Geräten
- Nicht als Hörgeräte nutzbar (wie die Pro-Modelle)
Kurzfazit und Kaufen
Cleverer Move: Wer das lockere Tragegefühl der AirPods mag und nicht auf eine aktive Geräuschunterdrückung verzichten will, findet mit der vierten Generation nun womöglich seine perfekten Kopfhörer. Sowohl ANC als auch der Klang überzeugen im Test, besonders begeistert aber der Funktionsumfang der Apple-Kopfhörer. Größter Kritikpunkt bleibt die geringe Akkulaufzeit: Vier Stunden Audio-Wiedergabe sind nicht mehr zeitgemäß.
Design & Tragekomfort
Design |
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Optisch hat sich wenig geändert in der vierten Generation der AirPods – die kabellosen Earbuds gibt's noch immer nur in einer weißen Farbvariante, das Lade-Etui ist mit Maßen von 50 x 21 x 46 mm wirklich winzig, und ohne Silikonspitzen ist das Tragegefühl erst einmal ungewohnt. Für einen höheren Tragekomfort hat Apple aber etliche Ohren ausgewertet und schützt die Earbuds beim Runterfallen über eine IP54-Zertifizierung.
Seit Apple die ersten AirPods im Jahr 2016 vorstellte, hat sich viel und wenig bei den Kopfhörern getan. Einerseits vertraut man noch immer auf das weiße Kopfhörerdesign ohne Silikonspitzen oder sonstige Mechanismen für einen besseren Halt. Andererseits hat Apple in den Jahren einen Datensatz von 50 Millionen Datenpunkten aus Ohrformen gesammelt. Diese hat das Unternehmen über Laser-Topografie und 3D-Fotogrammetrie erhoben und dann so zusammengerechnet, dass die absolut beste Earbud-Form für das Durchschnitts-Ohr entsteht.
In der vierten Generation sollen die AirPods daher besonders komfortabel und sicher im Ohr sein. Dabei geht man durchaus mutig vor und erlaubt Kund:innen keinerlei Anpassungen über Silikonspitzen oder Aufsätze. Wer regelmäßig andere Earbuds trägt, für den ist das Tragegefühl daher erstmal sehr ungewohnt. Ich hatte zu Anfang kaum Selbstbewusstsein, die AirPods über der Spüle oder beim Joggen zu tragen.
Einige Stunden und einige Kopfschütteltests später stellt sich aber heraus, dass Apples Ansatz durchaus aufgeht. Trotz offenem Design – nicht ganz so offen wie "echte offene" Kopfhörer – sitzen die AirPods sicher im Ohr und fielen im Testzeitraum auch nicht aus ihnen heraus. Dennoch bleibt beim Einsetzen immer ein Gefühl des "Halten sie wirklich fest im Ohr?", das auch nach mehreren Tagen nicht weggeht. Darüber hinaus verrutschen die Earbuds durchaus im Ohr. Das spürt man an leichten Veränderungen im Klang und beim ANC.
Der bekannte Stiel, an dem Apple Steuerelemente, Kopfhörer und Ladekontakte anbringt, ist ein wenig kürzer geworden. Damit fallen die Earbuds im Ohr ein bisschen weniger auf. Ebenfalls überzeugen konnte im Testzeitraum das Lade-Etui. Es ist nicht nur besonders hochwertig verarbeitet, Apple hat es im Volumen noch einmal um 30 Prozent schrumpfen können. Damit ist es eines der kleinsten Lade-Etuis, die ich bei True-Wireless-Kopfhörern kenne. Den Knopf auf der Rückseite ersetzt Apple zudem durch einen Klopfsensor. Zum manuellen Pairen klopft man also zweimal auf die Vorderseite des Etuis.
An der Unterseite platziert Apple zudem einen Lautsprecher, der vor allem zwei Funktionen erfüllt: Er kann einerseits einen Ton wiedergeben, wenn man die AirPods verlegt hat. Noch praktischer ist allerdings, dass er den Ladezustand über akustische Signale indiziert. So vergisst man es seltener, die Kopfhörer aufzuladen.
Positiv zu erwähnen ist zum Schluss, dass Apple die Seltenerdmetalle der Magneten, das Gold und Zinn sowie das Aluminium für das Scharnier des Lade-Etuis vollständig aus Recycling-Quellen bezieht.
Bedienung und Komfortfunktionen
Apple fügt den AirPods eine neue Steuerungsmöglichkeit hinzu: Schüttelt Ihr den Kopf oder führt ein Kopfnicken durch, versteht Euer iPhone, ob Ihr Fragen beantwortet oder verneint. So könnt Ihr etwa Anrufe annehmen oder Euch lange WhatsApp-Nachrichten vorlesen lassen. Davon abgesehen gibt's noch immer die bekannte "Squeeze-Steuerung", der nach wie vor eine Lautstärkensteuerung fehlt.
Gefällt:
- Kopfgesten sind erstaunlich praktisch
- Squeeze-Gesten für mich die beste Steuerung bei Earbuds
Gefällt nicht:
- Keine Lautstärkensteuerung an den Earbuds
- Sehr eingeschränkter Equalizer
Spätestens seit der Vision Pro hat Apple erkannt, dass eine Steuerung nicht immer über die Hände passieren muss. Spannend an den AirPods in der vierten Generation ist daher, dass sie Kopfnicken und Kopfschütteln erkennen können. Das System erlaubt es Euch, Anrufe anzunehmen oder vorgelesene Benachrichtigungen von Siri zu unterbrechen. Dass die Earbuds Eure Eingaben erkennen, erkennt Ihr durch ein leises Klopfen im Ohr. Apple-typisch geht die Gestensteuerung binnen weniger Versuche in Fleisch und Blut über.
Praktisch ist die Hands-Free-Steuerung vor allem bei Anrufen. Diese könnt Ihr so besonders bequem annehmen oder ablehnen. Für die Außenwelt kann das aber durchaus befremdlich aussehen. Im Test schickte mir jemand zum Beispiel mehrere WhatsApp-Nachrichten hintereinander und so musste ich alle 30 Sekunden unterwegs den Kopf schütteln. Natürlich lässt sich die Gestensteuerung auch komplett deaktivieren.
Dasselbe gilt für die vorgelesenen Benachrichtigungen von Siri, die ich im Testzeitraum aber eher praktisch finde. Die Sprachassistent entscheidet dabei, wann etwa eine WhatsApp-Nachricht zu lang ist und fragt Euch, ob sie alles vorlesen soll. Hier wäre es noch praktisch, wenn sie erkennt, dass mehrere Nachrichten eintreffen, um diese dann gebündelt vorzulesen
Ebenfalls sehr nervig ist, wie Apple mit dem Equalizer der AirPods umgeht. Wie schon beim Tragekomfort ist das Unternehmen sehr davon überzeugt, das beste Klangprofil für alle Kund:innen zu kennen. Daher packt man drei Anpassungen tief in die Einstellungen für die Barrierefreiheit. Die drei Einstellungen "Ausgewogener Ton", "Stimmunfang" und "Höhen" verändern den Klang zwar merklich, sind aber insgesamt zu unflexibel. Alternativ gibt es noch einen Workaround, bei dem man über die Funktion "Audiogramm" Frequenzbänder einrichten und in der Intensität verändern kann. Das ist aber so umständlich, dass es wohl die wenigsten Nutzer:innen einstellen werden.
Im Vergleich zu den AirPods Pro der zweiten Generation (zum Test) fehlt den Basis-Modellen zudem eine relevante Funktion: Die günstigeren Modelle lassen sich nicht als Hörgeräte nutzen. Eine Funktion, die technisch sicher umsetzbar wäre – alternativ gibt's nur die Funktion "Live-Mithören", bei der die Audioeingabe des iPhone-Mikrofons über die Kopfhörer wiedergegeben wird.
Schauen wir nochmal zu den teureren Pro-Modellen, fehlt zudem die Funktion zum Gehörschutz. Ähnlich wie die Google Pixel Buds Pro 2 überwachen die Pro-AirPods dabei, wie lange Ihr Eure Ohren einem hohen oder zu hohen Geräuschpegel aussetzt. Hier sehen wir wieder eine künstliche Beschneidung, um zum Kauf der teureren Kopfhörer anzuregen. Schade!
Um auf einer positiven Note zu enden: Apples Spatial Audio funktioniert auch bei den AirPods 4 prima. Dabei simulieren die AirPods den Eindruck, als würde der Klang räumlich aus dem Handylautsprecher kommen. Diese Funktion kann man an die eigene Ohrform anpassen. Die Anleitung seht Ihr gleich im nächsten Kapitel!
Ach ja, ganz grundsätzlich lassen sich die AirPods übrigens auch mit Android-Geräten nutzen. Leider fallen hier die Komfortfunktionen größtenteils weg – und genau mit diesen kann sich Apple schließlich Vorteile gegenüber der Konkurrenz sichern. Sucht Ihr nach In-Ear-Kopfhörern für Android, empfehle ich Euch die verlinkte nextpit-Kaufberatung!
Klang und ANC
Audio-Qualität |
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Aktive Geräuschunterdrückung |
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Apple setzt neue Treiber in die AirPods der vierten Generation ein und stattet sie auf Wunsch mit ANC aus. Die aktive Geräuschunterdrückung, die über die Erzeugung von Antischall funktioniert, gibt es für 50 Euro Aufpreis. Sowohl das ANC als auch die Lautstärke können die Earbuds adaptiv an die Umgebungsgeräusche anpassen.
Apple hält mal mal wieder hinterm Berg, wie genau man die Treiber der AirPods verbessert hat. Auch offizielle Informationen zum Frequenzgang sucht man bei Apple vergebens, und so müssen wir uns auf die subjektive Klangqualität verlassen. Und die fand ich nach dem ersten Auspacken erst einmal überaus enttäuschend.
Die AirPods klingen extrem flach und neigen dazu, Höhen zusammenzumatschen. Dabei habe ich wiederholt geprüft, ob es womöglich an einem falschen Einsetzen ins Ohr liegt, konnte dadurch aber keine Besserung erwirken. Erst die Aktivierung der Equalizer über die Einstellungen für die Bedienfreundlichkeit sorgten dafür, dass mir der Klang der Earbuds gefiel.
Dabei habe ich vor allem komplexere bis chaotischere Musik auf den AirPods gehört, etwa die Experimental-Rock-Songs auf "The New Sound" von Geordie Greep oder einige Alben von Frank Zappa. Nach der Klanganpassung durch den EQ war ich dabei überrascht, wie hochauflösend die AirPods 4 trotz fehlender HD-Codecs waren. Apple setzt wie bei den Pro-Modellen auf AAC und SBC und schafft es, die Vorteile des eigenen Codecs im eigenen Ökosystem voll und ganz auszunutzen. Wer mehr über Apples eigenen Codec erfahren will, dem empfehle ich meinen Ratgeber zu Bluetooth-Codecs.
Während die AirPods 4 mit den richtigen Einstellungen eine hohe Klarheit bieten, fehlt es den Earbuds in jeder Einstellung am nötigen Druck bei basslastiger Musik. "9K" von OG Keemo und Tom Hengst wird beim Eintreten der Bassline matschig und macht auf anderen Earbuds deutlich mehr Spaß. Wer nicht zu Apple greift, findet inzwischen extrem flexible und gut klingende In-Ear-Kopfhörer – etwa die grandiosen AirPro 4 von EarFun (zum Test), die zu Preisen von unter 80 Euro zu haben sind.
Als große Neuerung bietet Apple die Standard-AirPods jetzt auch mit ANC an. Das von uns getestete Modell ist daher 50 Euro teurer als die Basis-Basisvariante. Das ist ein durchaus beachtlicher Aufpreis für eine Funktion, die inzwischen viele Earbuds im Preisbereich unter 100 Euro schon echt gut machen. Apples ANC ist dank H2-Chips aber trotz des offenen Designs schön leistungsstark.
In einem gut besuchten Café schaffen es die Earbuds, das Surren einer laufenden Standheizung nahezu komplett auszublenden. Hintergrundgespräche werden um etwa 50 Prozent vermindert und lassen sich bequem über Musik oder über Apples native Geräuscherzeugung ausblenden. Lediglich plötzlich auftretende Geräusche wie Besteckklappern oder Husten kommen fast ungefiltert ans Ohr. Hier merkt man die fehlende passive Geräuschunterdrückung aufgrund des offenen Designs.
Sowohl das ANC als auch die Lautstärke sind bei den AirPods adaptiv. Dadurch reagieren die Earbuds auf Geräusche aus der Umgebung und passen die Charakteristika dementsprechend an. Während das beim ANC wengier stark auffällt, kann man bei der adaptiven Lautstärke sehr gut merken, wann die AirPods reagieren. Dabei war ich erst einmal verwirrt davon, warum sich die Lautstärke ständig ändert – die Funktion lässt sich aber natürlich deaktivieren.
Lob gibt's letzten Endes für Apples Transparenzmodus, der wunderbar natürlich klingt. Auch mit Windgeräuschen kommen die Kopfhörer gut klar. Damit haben selbst viele teurere ANC-Earbuds Probleme!
Akku und Aufladen
Akku und Aufladen |
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Deutlich hinter der Konkurrenz liegen die AirPods 4 mit ANC bei der Akkulaufzeit. Während die Standard-Earbuds mit einer Laufzeit von fünf Stunden schon vergleichsweisse kurz durchhalten, ist die Laufzeit der ANC-Version mit vier Stunden nochmal kürzer. Aufgeladen wird dafür das Case wahlweise kabelgebunden über USB-C oder kabellos über den Qi-Standard.
Das Jahr 2024 war durchaus interessant, wenn es um die Akkulaufzeit von In-Ear-Kopfhörern geht. Modelle wie die Google Pixel Buds Pro 2 (zum Test) knacken selbst mit ANC die acht Stunden und können einen kompletten Arbeitstag lang im Ohr bleiben. Die Sony WF C510 (zum Test) hingegen halten ohne über elf Stunden lang durch und kosten gerade einmal 60 Euro.
Im Vergleich zur Konkurrenz ist die Akkulaufzeit der AirPods 4 daher mit fünf Stunden ohne ANC und vier Stunden mit ANC mangelhaft. Und sogar mit Blick aufs Vorgängermodell fällt auf, dass die neuesten AirPods kürzer durchhalten. Ich erwähne das so deutlich, da sich viele Apple-Fans hauptsächlich im eigenen Ökosystem bewegen. Und gerade bei der Akkulaufzeit lohnt es sich, mal auf andere Hersteller zu schauen.
Woran sich Apple dieses Jahr aber anpassen musste, ist die EU-Richtlinie zu USB-C-Anschlüssen. Damit die AirPods in der 4. Generation auch im Jahr 2025 noch in Europa verkauft werden können, müssen sie USB-C nutzen. Alternativ gibt es im Modell mit ANC Wireless-Charging, das entweder über den Lade-Puck der Apple Watch oder über Qi-Charger funktioniert.
Quick-Charging gibt es auch, hier schaffen's die AirPods auf eine Stunde Wiedergabedauer nach fünf Minuten Ladezeit im Case. Insgesamt erweitert das Case die Laufzeit auf 30 Stunden. Fast achtmaliges Aufladen (mit ANC) ist angesichts des winzigen Lade-Etuis dann durchaus eindrucksvoll.
Abschließendes Fazit
Man muss die ersten ANC-AirPods der vierten Generation einige Zeit lang nutzen, um sich mit ihnen anzufreunden. Das Tragegefühl ist anders als bei den meisten Konkurrenzprodukten, der Klang wird erst durch Apples rudimentäre Equalizer konkurrenzfähig, und die vielen Funktionen sind auch für In-Ear-Profis erst einmal verwirrend. Nach einiger Eingewöhnung werden die AirPods aber zu tollen Begleitern im Alltag.
Das Lade-Etui passt noch besser in die Hosentasche, endlich kann man nervige Geräusche in öffentlichen Verkehrsmitteln mindern, und die AirPods erlauben eine Hands-Free-Verbindung zum iPhone. Dass man etwa vorgelesene Benachrichtigungen per Kopfschütteln ablehnen kann, ist ungemein praktisch. Und somit bleiben eigentlich nur noch zwei Kritikpunkte übrig:
Der erste ist der recht ambitionierte Preis. Für die ANC-Version zahlt man 50 Euro mehr, also knapp 200 Euro. Da ist der Abstand zu den Pro-Modellen für 279 Euro nicht mehr allzu hoch – und die bieten noch besseres ANC, einen besseren Klang und lassen sich sogar als Hörgeräte nutzen.
Den zweiten Kritikpunkt machen die Pro-Modelle auch besser, wenn auch nur leicht. Im Jahr 2024 In-Ear-Kopfhörer anzubieten, die mit aktiver Geräuschunterdrückung nur vier Stunden lang durchhalten, ist mit Blick zur Konkurrenz schon fast lächerlich. Selbst kleinere Earbuds halten inzwischen einen ganzen Arbeitstag lang durch. Kann man damit leben, wissen die AirPods in der 4. Generation durchaus zu begeistern!