Auto-Chef spricht Klartext: Deshalb wollen alle SUVs statt Kleinwagen
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Autos wie den Ford Fiesta, den VW Polo oder den Opel Corsa hat man früher an jeder Straßenecke gesehen. Heute sind diese Kleinwagen nahezu verschwunden. Der kleine Smart: Seit ein paar Jahren Geschichte. Den Ford Fiesta gibt es heute auch nicht mehr. Und der VW Polo, wie ihn Volkswagen heute noch verkauft, hat nichts mehr mit dem dreitürigen Polo von früher zu tun. In den vergangenen Jahren sind Autos deutlich gewachsen, sind größer und schwerer geworden. Statt zum Kleinwagen greifen Autokäufer heute vermehrt zum SUV. Ein Auto-Chef verrät nun, warum das so ist. Aber: Es gibt noch eine zweite Wahrheit.
Auto-Chef packt aus
"Kleinwagen sind in Europa vom Markt verschwunden, weil in den letzten zwei Jahrzehnten die Gewichts- und Technologiestandards dramatisch gestiegen sind", erklärt der Renault-Chef Luca De Meo in einem Interview mit dem Focus. Und damit seien auch die Preise für kleine Autos gestiegen. Die hingegen wolle der Kunde nicht bezahlen und die Autobauer daraufhin auch nicht produzieren, weil sie keinen Gewinn machen können. "Deshalb gibt es auch keinen Ersatz für Autos wie den Polo, Fiesta und andere; es gibt nur ein paar Optionen im A-Segment", erklärt der Auto-Chef. "Also kaufen die Leute Dacia oder Gebrauchtwagen."
De Meo macht also den Gesetzgeber dafür verantwortlich, der der Autoindustrie beim Kleinwagen praktisch vorgeschrieben hat, ihn gegen die Wand zu fahren. "Von heute bis 2030 werden in Europa jedes Jahr acht bis zehn neue Vorschriften in Kraft treten, die auf jedes neu produzierte Auto angewendet werden" sagt der Renault-Chef. "Wenn alle von ihnen wirklich durchgesetzt werden, wird das die Kosten für ein Auto um 40 Prozent erhöhen – und zwar in allen Segmenten." Wenn ein Kleinwagen dann 400 Euro teurer ist, sei das dem Renault-Chef dramatisch. "Viel mehr als bei einem 7er-BMW, natürlich."
Mehr wie Amerikaner und Chinesen arbeiten
Wie man den Kleinwagen in Europa zurückbringt, erklärt De Meo ebenfalls, anhand seines neuen E-Auto-Modells Renault R5. Man könnte aus ebendiesem R5 eine kostengünstige Elektroplattform für das Kleinwagen-Segment machen. Dafür stelle Renault diese Plattform anderen Marken zur Verfügung. Damit könnten auch andere Autobauer, da ist sich der Auto-Chef sicher, Kleinst- und Kleinwagen zu Preisen auf den Markt zu bringen, die die Leute kaufen können – und zwar mit Gewinn. "Partner können kommen und die Plattform übernehmen oder einfach in unseren Fabriken produzieren", sagt De Meo. "Europa muss weniger zersplittert sein und mehr kooperieren, wie es die Amerikaner und die Chinesen tun."
Während der Renault-Chef mit seinen Aussagen auch Werbung für seine neuen, elektrischen Kleinwagen R4 und R5 macht, gibt es aber auch einen anderen Grund, warum der SUV inzwischen deutlich beliebter ist als Kleinwagen. Die Europäer vergreisen und haben im hohen Alter keine Lust mehr, sich in bodentiefe Fiestas zu quetschen. Der höhere Einstieg und mehr Platz sind freilich komfortabler. Und dass ein Kleinwagen eben nur noch geringfügig weniger kostet als ein kleiner – aber trotzdem deutlich schwererer und spritfressender SUV – sorgt beim Kompaktwagen für den Todesstoß.
Wir müssen SUV nutzen, weil unsere Straßen in einem erbärmlichen Zustand sind. Selbst damit bin ich ständig im Slalom unterwegs, um mein Auto vor Schäden zu bewahren.
Falls ein gleich großer SUV "deutlich" schwerer ist, als ein Kleinwagen, dann hätte der Konstruktuer seine Hausaufgaben nicht gemacht. Das ist doch nur ein Scheinargumet genauso wie die der angebliche Mehrverbrauch. Im urbanen Umfeld ist beides vernachlässigbar.
Dem Punkt „Sitzhöhe“ kann ich voll und ganz zustimmen. Ich fahre einen älteteren Seat Ibiza (= Polo-Plattform). Und da ist das Aussteigen für mich (ü 60) wirklich mühsam. Und es wird ja nicht besser werden …
Ja, da stimme ich auch zu. Aber hier fahren genauso viele jüngere SUV als ältere. Ich sehe da kaum einen Unterschied. Das Alter sehe ich persönlich als Scheinargument, genau wie einige Aussagen im Artikel. Viele wollen sich im Straßenverkehr ebenbürtig fühlen. Und wenn ich die "Fahrkünste" heutzutage mit denen von vor 20 oder 30 Jahren vergleiche, dann schüttelts mich. So viel Egoismus im Straßenverkehr ist richtig nervig. Zum Glück fahre ich nicht viel, schaffe 7-8t km p.a..
Die wenigsten *brauchen* ein SUV, da bin ich mir ziemlich sicher ;p Mittlerweile sieht man auch immer mehr Kleinbusse, die Kinder an Schulen oder Sportvereinen abholen. Die Steigerung hört nicht auf.