Balkonkraftwerk mit 1.200 W und mehr: So geht's legal als Insel!
Balkonkraftwerke dürfen maximal 600 W haben – oder? In dieser Anleitung zeigt Euch nextpit, wie Ihr ein Balkonkraftwerk mit 1.200 W, 1.500 W oder mehr aufbaut – und zwar legal. Der Trick lautet: Inselanlage mit Netznachladung. Hier lest Ihr, wie Ihr beispielsweise mit einer Bluetti AC300 oder einer Bluetti AC500 ein solches System aufbaut.
Es gibt einen triftigen Grund, wieso für netzsynchrone Balkonkraftwerke maximal 600 W erlaubt sind. Die typischerweise in deutschen Haushalten verbauten Leitungen mit 1,5 mm2 haben eine Leistungsreserve von rund 600 W. Laufen nun in einem Stromkreis extrem viele Verbraucher, können in Teilen der Leitung mehr Strom fließen als die abgesicherten 16 A – und damit mehr als 3.600 W.
Angesichts der aktuellen Preise von Solarpanels kann man allerdings nur sagen: Je mehr PV-Module man irgendwie unterbringt, desto besser. Denn bei Preisen von rund 100 bis 150 Euro pro 400-W-Modul amortisiert sich die Anschaffung in nur wenigen Jahren. Es gibt aber noch eine attraktive Zwischenlösung zwischen den auf 600 W gedeckelten netzsynchronen Balkonkraftwerken und den ausgewachsenen Dachanlagen, die nur ein Solarteur installieren kann.
Diese Zwischenlösung lautet: Inselanlage
Anders als ein netzsynchrones Balkonkraftwerk speist eine Inselanlage den Strom typischerweise nicht ins Hausnetz ein. Stattdessen habt Ihr hier einen Energiespeicher, den Ihr per Solarenergie aufladet – und bei dem Ihr direkt die Energie über die integrierten Steckdosen entnehmt. Das lohnt sich insbesondere bei leistungshungrigen Verbrauchern, beispielsweise einem angeschlossenen Hauswirtschaftsraum mit Waschmaschine und Trockner.
Bluetti hat eine Reihe von Produkten für den Aufbau einer solchen Insel-Anlage. Besonders spannend ist hier etwa die Bluetti AC300. Dabei handelt es sich um einen Inverter mit einer Dauerausgangsleistung von 3.000 W und einer kurzzeitigen Spitzenleistung von 6.000 W. Damit könnt Ihr auch leistungsstarke Verbraucher wie einen Wäschetrockner betreiben.
Die maximale Solarleistung bei der AC300 beträgt 2.400 W und verteilt sich auf zwei MPPT-Tracker mit jeweils 1.200 W. Der Spannungsbereich beträgt hier 12 bis 150 V, die maximale Leistung liegt bei 12 A pro Eingang. Achtet hier unbedingt darauf, dass Ihr bei einer Reihenschaltung mehrerer Panel auf keinen Fall die maximal erlaubte Spannung überschreitet. Stattdessen solltet Ihr lieber noch etwa 10 % Spielraum lassen.
Der Grund für diesen Spielraum ist einfach: Je niedriger die Temperatur, desto höher wird die Spannung. Bei perfekten Lichtverhältnissen an einem kalten Wintertag kann die Spannung dann durchaus ein gutes Stück über der Angabe im Datenblatt liegen, die sich typischerweise auf eine Modultemperatur von 20°C bezieht. Wenn Ihr in die Nähe der Grenze kommt, dann findet Ihr im Internet auch diverse Rechner, die Ihr mit unterschiedlichen Temperaturen und Temperaturkoeffizienten aus den Datenblättern der jeweiligen Module füttern könnt.
Wenn es etwas größer sein soll, dann bietet Bluetti auch die AC500 an. Hier beträgt die maximale Eingangsleistung über den Solar-Eingang sogar 3.000 W. Die maximale Ausgangsleistung über alle 16-A-Steckdosen hinweg liegt bei 5.000 W, in der Spitze sind sogar 10 kW möglich. Spannend für die Notstrom-Versorgung eines ganzen Haushalts: Es gibt sogar einen 32-A-Ausgang bei 230 V mit einem speziellen Stecker.
- Bluetti AC500 im Test: Energiespeicher für Inselanlagen
- Powerstations und Heimspeicher von Bluetti im Vergleich
Ob AC300 oder AC500: Ihr braucht neben dem Inverter noch einen oder mehrere Akkus. Die Energiespeicher für Inselanlagen von Bluetti sind nämlich modular aufgebaut. Ein B300-Akkumodul hat 3.072 Wh, bei der AC300 könnt Ihr ingesamt vier Stück für eine Gesamtkapazität von bis zu 12.288 Wh verbinden. Bei der AC500 liegt die Grenze bei sechs B300S-Akkus mit insgesamt 18.432 Wh.
Komfort-Tipp: Nachladen aus dem Netz bei Bedarf
Die großen Inselanlage-Powerstations aus der AC-Serie von Bluetti haben gegenüber vielen Konkurrenten einen großen Vorteil: Sie können nicht nur angeschlossene Geräte mit Energie versorgen, sondern bei leerem Akku auch aus dem Stromnetz nachtanken. Damit lauft Ihr beispielsweise keine Gefahr, dass die Waschmaschine mitten im Waschgang anhält, weil der Akku leer ist.
Ihr stellt dazu einfach in der Powerstation den Modus PV-Priorität ein und einen Mindest-SoC; "SoC" für "State of Charge". Unterschreiten die Akkus nun den hier festgelegten Wert, dann lädt der Speicher automatisch aus dem Stromnetz nach. So habt Ihr dann bei einer Verbindung mit dem Stromnetz beispielsweise immer mindestens 30 % im Akku, der Rest der Kapazität bleibt für Solarenergie reserviert.
Nächste Schritte im Herbst 2023
Bluetti hat bereits angekündigt, dass es noch dieses Jahr eine spannende Erweiterungsmöglichkeit geben wird. Wie der Marketing-Chef Mark Yue im exklusiven Interview mit nextpit verrät, wird der Powerstation-Hersteller noch dieses Jahr einen netzsynchronen Wechselrichter für alle aktuellen Bluetti-Powerstations vorstellen. Damit ließe sich dann zusätzlich noch ein "Überlauf" für die Inselanlage einrichten, sprich: Es werden kontinuierlich beispielsweise 300 W ins Hausnetz eingespeist, um damit die Grundlast zu decken.
Wir erwarten, dass Bluetti zur IFA 2023 Anfang September weitere Details zu dem Balcony Solar Power Storage System bekannt gibt. Bislang gibt es leider nur mehr oder weniger bastelige Lösungen, die dann häufig in den suboptimalen 12-V-Auto-Anschluss ("Zigarettenanzünder") gesteckt werden und den Strom erst von 12 auf 24 oder 30 V umwandeln müssen. Ab hier kommt dann ein Standard-Balkonkraftwerk-Wechselrichter zum Einsatz, der den Strom netzsynchron einspeist und die Grundlast im Haushalt abfedert.
Was haltet Ihr von dem Prinzip "Inselanlage", wahlweise in Kombination mit einer Nachladung aus dem Netz oder einem Einspeisen ins Hausnetz? Und habt Ihr womöglich schon ein System im Einsatz? Ich bin gespannt auf Eure Kommentare!
Dieser Artikel ist Teil einer Kooperation zwischen nextpit und Bluetti. Auf die redaktionelle Meinung von nextpit hat diese Zusammenarbeit keinen Einfluss.
Auch wenn das alles sehr interessant ist - wirtschaftlich ist es kompletter Unsinn. Das kann sich jeder selbst ausrechnen. Der ROI ist weit über 10 Jahre, bei der hier besprochenen Anlage wird er vermutlich bei mehreren Jahrzehnten liegen. Und dabei lasse ich mal völlig außen vor, dass man das investierte Kapital auch verzinst anlegen kann und die Wirtschaftlichkeit dann noch schlechter wird.
Da die Laufzeit, bis überhaupt mal Geld eingespart wird, so lange ist, hat man damit im Grunde auch den Zeitpunkt erreicht, ab dem erneut in die Anlagen investiert werden muss. Damit sind die einzigen - momentan - die an solchen Speichersystemen wirklich verdienen, die Hersteller dieser Anlagen. Als Endkunde glaubt man nur, dass man spart und es fühlt sich vielleicht auch so an - aber man tut es nicht.
Ich sage auch direkt dazu: Leider ist das so. Balkonanlagen sind eine tolle (und auch wirtschaftlich sinnvolle!) Sache, aber alles, was mit Speicher zu tun hat, zerstört die Wirtschaftlichkeit vollständig.
Huhu,
danke für deine Rückmeldung. Der von dir erwähnte Artikel bestärkt ja dann die Meinung des Netzbetreibers dass es sich bei oben genannter Anlage eben NICHT um eine Inselanlage handelt, da eine Verbindung (auch wenn es nur zum nachladen des Akkus ist) zum Netz des Versorgers besteht.
Ich sehe das persönlich auch anders, schliesslich könnte ich ja genau so gut einen Akku mit einem separaten Ladegerät (was ja hier im Wechselrichtern verbaut ist) aufladen ohne das so anmelden zu müssen, aber rechtlich ist es ja laut Auffassung des Netzbetreibers keine Inselanlage :(
Gruß
Wie unten geschrieben: Meinem Verständnis nach geht es hier um Rückwirkungen der Inselanlage aufs öffentliche Niederspannungsnetz. Und diese sind ja nicht möglich, wenn der Akku nur bei Bedarf "One-Way" nachgeladen wird und keine technische Möglichkeit zum Einspeisen vorhanden ist.
moin,
sehe ich auch so.
wenn DAS keine Inselanlage ist, dann müsste ja jeder sein Wohnmobil mit PV auf dem Dach und verbautem Wechselrichter als netzgebundene Anlage anmelden in dem Moment, in dem es zum laden am Landstrom hängt….
Ich muss ja zugeben, dass ich ein völliger Noob in der Thematik bin.... sehe aber gerade die Preise für diesen "super günstigen" Akku und denke mir: "Wann hat sich die Investition denn amortisiert??"
Wird Deutschland gerade zu einem Land der Prepper, die in der Angst vor einer ausfallenden Beleuchtung alles kaufen, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist? Oder ist so ein Teil irgendwie sinnvoll?
Zur groben Orientierung:
Bei optimaler Ausrichtung und ohne Verschattung generieren PV-Module mit 1.000 Wp etwa knapp 1.000 kWh pro Jahr. Bei einem Strompreis von 35 Cent/kWh entspricht das 350 Euro. Der Solareingang der AC500 schafft 3.000 W, also ganz theoretisch unter ganz perfekten Bedingungen und mit den idealen PV-Modulen rund 1.000 Euro pro Jahr.
Jetzt kommt aber die Realität:
Man muss den Strom auch nutzen können, wenn er da ist. Hängen an der AC500 also Dein Kühlschrank und eine Waschmaschine, die einmal pro Woche läuft, dann wird der Akku im Sommer meistens komplett voll sein und nimmt damit keine Energie mehr an von den PV-Modulen – und damit verschenkst Du viel Potenzial. Den Überschuss Einspeisen aus der Inselanlage geht ja prinzipbedingt nicht.
Die große Frage ist also: Wie baust Du die Inselanlage auf und was speist diese?
Mit einer zusätzlich zur konventionellen Heizung vorhandenen Split-Klimaanlage lässt sich der Strom beispielsweise immer gut verheizen oder verkühlen, je nach Sommer oder Winter. Oder Du verbrennst überschüssigen Strom im Sommer in einer Poolheizung, nutzt ihn zum Bitcoin-Mining (und gleichzeitig Heizen :D). Oder Du hast ein energiehungriges Home-Office, und und und.
Und ja, ein netter Nebeneffekt ist natürlich auch, dass Du komplett autark vom Netz Deinen eigenen Strom produzieren kannst. Aber ich glaube auch nicht daran, dass in Deutschland ein längerer Stromausfall jenseits von "Ein Baggerfahrer hat falsch gebaggert" realistisch ist.
Christiano: Es ist wirtschaftlich tatsächlich völliger Unsinn, das kann man sehr einfach auch selbst ausrechnen. Bei 3.500E investiertem Kapital muss man bei einem Strompreis von 30Cent/kWh insgesamt 11.666kWh erwirtschaften. Bei einer Anlage, die am Tag vielleicht 1-1,5kWh (also zwei Balkonanlagen zu 800W - illegal, aber wir rechnen ja nur) bringt, sind das bestenfalls 7.777 Ertragstage. Also, bei unverschämt hoch angesetzten 220 Ertragstagen, ganze 35(!) Jahre.
Und selbst wenn man die Zahlen ein wenig schönrechnen oder günstigerer Speichersysteme annimmt, liegt man immer noch bei weit über 10a bis man selbst einen Cent spart. Und dann muss man im Grunde wieder investieren, wenn die Anlagen/Speicher denn bis dahin wirklich gehalten haben sollten...
Ach ja, Zinsertrag auf das investierte Kapital habe ich auch mal völlig außen vor gelassen, denn dann wird es noch unwirtschaftlicher...
Huhu,
gibt es auch Infos dazu wie ich das ganze legal anmelde wenn schon im Titel steht dass das ganze legal ist? Laus Aussage unseres Netzbetreibers ist eine Inselanlage nur möglich wenn kein Netzanschluss auf dem Grundstück vorhanden ist und auch keine Verbindung (auch nicht zum nachladen des Akkus) zum öffentlichen Stromnetz besteht. Gerne auch ein paar Paragraphen die unterstützen dass das ganze legal ist :)
Gruß
Daniel
Hallo
Such mal unter Google : Elektrofachkraft Inselanlage anmelden
Dort findest Du einen ausführlichen Kommentar zu Deiner Frage.
Gruß
Jau, korrekt. Wenn Du lokal einen Akku mit Solarzellen lädst und damit Deine Verbraucher versorgst, geht dies das öffentliche Stromnetz ja nichts an.
Und bezüglich des Nachladens: Wer sollte Dir denn verbieten können, dass Du einen Akku aus dem öffentlichen Stromnetz (nach-)lädst? Ich bezweifle sehr, dass sich das irgendwie rechtfertigen ließe. Das ist auf der von inxs erwähnten Quelle auch so erklärt, nämlich dass eine unzulässige Rückwirkung nicht möglich sein darf. Solange Du nur auflädst und nicht einspeist, ist das ja nicht gegeben.
Wenn Du aus der Inselanlage dann allerdings netzsynchron ins Hausnetz und damit potenziell ins öffentliche Stromnetz einspeist, dann beginnt auf jeden Fall die Grauzone. Meinem Verständnis nach wäre das allerdings auch noch in Ordnung, solange die eingespeiste Leistung die Bagatellgrenze von 600 W nicht überschreitet. Aber das ist wieder ein anderes Thema ;-)