Corant air-Q radon science im Test: Dieses Smart-Home-Gerät kann Leben retten!
Dieses air-Q-Gerät hebt sich von vielen Luftmessgeräten erheblich ab! Der air-Q hat nämlich einen besonderen Sensor verbaut: einen Radon-Sensor. Dieser misst die Konzentration radioaktiver Radon-Gase in Wohnräumen und kann damit in Radon-Problemgebieten, beispielsweise im Erzgebirge, buchstäblich Leben retten. Nach dem Rauchen ist Radon nämlich der zweithäufigste Auslöser für Lungenkrebs. Ob der Sensor wirklich funktioniert, hat nextpit für Euch getestet – und sich dazu sogar Uran besorgt!
Pro
- Elf Sensoren vorhanden
- Misst zuverlässig den Radon-Wert
- Viele Smart-Home-Schnittstellen
- Schlichte, informative air-Q-App
- 32-GB-Speicherkarte inklusive
Contra
- Hoher Preis
Preis und Verfügbarkeit
Das air-Q radon science ist im Handel erhältlich und kostet nach unverbindlicher Preisempfehlung 419 Euro. Kaufen könnt Ihr den Sensor im air-Q-Onlineshop.
Hinweis: Dieser Artikel ist aus einer Kooperation zwischen nextpit und Corant entstanden. Diese Zusammenarbeit beeinflusst wie immer in keiner Weise die redaktionelle Meinung und Testnote von nextpit.
Einrichtung und Funktionen des air-Q radon science
Der air-Q radon science ist ein unauffälliges, kleines Messgerät, das schnell eingerichtet ist. Corant stattet das Smart-Home-Gerät mit elf weiteren Sensoren aus, die neben der Radonbelastung auch die Luftqualität analysieren.
Gefällt:
- Einfache, schnelle Einrichtung
- Zehn Sensoren für Luftqualität
- 32-GB-Speicherkarte ab Werk vorhanden
Gefällt nicht:
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Das Radon-Messgerät der deutschen Firma Corant GmbH wird in einer kleinen Box geschickt. Der 10,50 × 10,50 × 14,50 cm große Radon-Sensor sieht schick aus und ist nur in Weiß erhältlich. In der Rückseite steckt bereits eine 32-GB-Speicherkarte, die lokal Daten speichert, wenn Ihr nicht die Cloud-Option zieht. Ob Ihr die Daten lokal oder in der Cloud speichern wollt: Für die Einrichtung des Geräts in der air-Q-App muss eine WLAN-Verbindung hergestellt werden.
Apropos Daten: Was kann denn alles gemessen werden? Der air-Q radon science ist mit folgenden Luftsensoren ausgestattet:
- Feinstaub PM1
- Feinstaub PM2,5
- Feinstaub PM10
- Kohlendioxid
- VOC-Gase bzw. -Dampfstoffe
- Luftdruck
- Relative Luftfeuchte
- Absolute Luftfeuchte
- Taupunkt
- Temperatur
- Radon
In diesem Test legen wir besonderen Wert auf die Messung von Radon, einem radioaktiven Gas. Aber warum ist Radon überhaupt gefährlich – und wieso ist das Gas in manchen Regionen ein Problem?
Radon entsteht durch natürliche Uranvorkommen im Boden. Wenn Uran, genauer Uran-238, zerfällt, dann entsteht daraus über mehrere Zwischenschritte das gasförmige Radon. Wie Uran ist auch Radon ein sogenannter Alpha-Strahler, der hochenergetische radioaktive Strahlung mit extrem geringer Reichweite freisetzt. Anders als das Uranerz im Boden hat Radon die negative Eigenschaft, dass es eingeatmet werden kann – und die Alphastrahlung wird dann direkt in der Lunge freigesetzt.
In Gegenden mit natürlichen Uranvorkommen kann das durch den Zerfall freigesetzte Radon beispielsweise durch Risse in Fundamenten in Gebäude eindringen – und sich hier dann sammeln. Das farb-, geruchs- und geschmacklose Gas kann in der Lunge dann im schlimmsten Fall bei langfristiger Exposition Krebs auslösen. Und tatsächlich ist Radon hinter dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkarzinome. Ob Ihr in einer Gegend lebt, in der eine Radon-Gefahr besteht, könnt Ihr auf der Karte des Bundesamtes für Strahlenschutz nachlesen.
Wie funktioniert jetzt der Radon-Sensor im air-Q? Er misst die Radonkonzentration in der Luft durch die Detektion der radioaktiven Alpha-Teilchen, die beim Zerfall von Radon freigesetzt werden. Ins Innere des Sensors schaffen es nämlich nur gasförmige Alpha-Strahler – ganz wie bei der Lunge. Ein Ventilator im air-Q radon science hilft bei der Detektion.
Wenn der Radon-Grenzwert überschritten wird – oder ein anderer Grenzwert der obengenannten Messparameter – dann zeigt Euch der air-Q das über die im Gehäuse verbauten LEDs an. Alternativ seht Ihr das auch in der App oder bekommt eine Push-Benachrichtigung. Wie wir den Sensor getestet haben und welche smarten Möglichkeiten dieser bietet, erfahrt Ihr im nächsten Abschnitt.
air-Q-App und Sensorik
Mit dem air-Q bleibt Ihr immer auf dem neuesten Stand, wie gut die Luftqualität und wie hoch der Radonwert in Eurer Wohnung ist. Die Daten werden wahlweise lokal oder in der Cloud gespeichert.
Gefällt:
- Manuelle Kalibrierfunktion für hohe Genauigkeit vorhanden
- Smart-Home-Integrationen möglich
- Visuelle Anzeigen informieren über Werte
Gefällt nicht:
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Das air-Q radon science ist – wie Ihr schon an der Sensorliste oben gesehen habt – ein ganz schöner Alleskönner. Neben der Radonbelastung überwacht das Gerät auch andere Luftbestandteile wie flüchtige organische Verbindungen (VOC), die Luftfeuchtigkeit oder die Temperatur. Zusätzlich kann der Sensor auch Kohlendioxid und andere verschiedene Feinstaub-Werte erfassen.
Eine praktische Konfigurationsmöglichkeit in diesem Zusammenhang: Ihr könnt für die beiden LED-Reihen bestimmen, welchen Wert diese jeweils repräsentieren sollen. Für den Radon-Messwert gibt es auch einen speziellen Geigerzähler-Modus, in dem die LEDs zusammen mit gemessenen Zerfällen blinken. Die beiden LED-Reihen haben wir auch schon beim "normalen" Luftsensor von air-Q (zum Test) gesehen, der allerdings keine Radon-Messmöglichkeit hat.
Jetzt kommen wir aber zum Problem für diesen Test: Wie können wir in unserem Berliner Büro, das glücklicherweise nicht Radon-verseucht ist, einen Radon-Sensor testen? Radon hat eine Halbwertszeit von knapp vier Tagen und ist damit – die Gefährlichkeit mal außen vor – praktisch nicht käuflich. Aber: Die Ursache für Radon-Gas sind ja natürliche Uranvorkommen, die beim radioaktiven Zerfall schließlich Radon freisetzen. Und die gute Nachricht für diesen Test: Uranerz kann man kaufen.
Und ja, damit haben wir es tatsächlich geschafft, in diversen Testläufen unterschiedliche Radon-Konzentrationen zu erreichen und den Sensor bis auf bis zu 125.000 Bq/m3 zu schießen. Das entspricht der 500-fachen Konzentration des Radon-Grenzwertes vom BMUV. Tatsächlich haben wir den Sensor so extremen und normalerweise (glücklicherweise) kaum auftretenden Radon-Werten ausgesetzt, dass wir gemeinsam mit Corant, dem Hersteller des air-Q, noch einen Bug in den Sensor-Algorithmen finden und fixen konnten.
Mangels kalibriertem Mess-Equipment können wir allerdings leider nicht nachmessen, wie präzise der Sensor misst – und leider konnte uns das Bundesamt für Strahlenschutz an dieser Stelle auch nicht weiterhelfen. Zwar verfüge man im BfS über eine kalibrierte Radon-Testkammer, doch die Messungen seien sehr aufwändig und teuer, und man könne diesen Service aufgrund einer Objektivität auch nicht für einzelne Produkttests zur Verfügung stellen.
Bleibt uns an dieser Stelle also noch eine mathematische Abschätzung, die zwei große Unbekannte enthält: den Emanationsgrad und den Urangehalt unserer Probe. Ersterer bestimmt, wie viel Prozent des im Uranerz gebildeten Radon-Gases auch tatsächlich entweichen kann und hängt maßgeblich von der Oberfläche und der Porosität der Probe ab. Zweiterer – nun ja – ist der Urangehalt eben, und viel hilft viel. Diese wissenschaftliche Arbeit beispielsweise hat den Emanationsgrad in Uran-Bergwerken und von Uranerz-Proben untersucht und dabei einen durchschnittlichen Emanationsgrad von 2,5 Prozent ermittelt – bei einem Maximalwert von 22 Prozent und einem Minimalwert von 0,05 Prozent.
Rein rechnerisch liegen unsere Messwerte etwa eine Größenordnung unter dem Minimalwert für den Emanationsgrad in der Studie, die sich allerdings auf die Wände in Uran-Bergwerken bezieht. Wurden wir also womöglich beim Urankauf abgezockt? Schwer zu sagen. Wir können hier nur festhalten, dass der Sensor zuverlässig anschlägt, wenn wir ihn zusammen mit Uran in eine IKEA-Tupperdose einsperren.
Wer es ganz genau wissen möchte, findet in der air-Q-App aber auch eine manuelle Kalibrierungsmöglichkeit. Wer den air-Q radon science also zu Hause hat, kann also einmal einen Radon-Messdienstleister mit einem deutlich teureren und aufwändigeren Messgerät kommen lassen und den so parallel gemessenen Wert als Referenzwert in der App eintragen.
Neben dem reinen Auslesen der Messwerte gibt's noch weitere Möglichkeiten, was Ihr mit dem Sensor anstellen könnt, denn der air-Q radon science lässt sich ins Smart Home integrieren. So sind unter anderem IFTTT-Automatisierungen möglich, die auf dieser Website erstellt werden können. Damit lässt sich beispielsweise eine Lüftungsanlage automatisieren, um den Keller mit Radon-Problematik bei erhöhten Werten regelmäßig freizublasen. Oder um es besonders dramatisch zu machen, könnt Ihr die Philips Hue-Lampen (Übersicht) rot leuchten lassen, wenn der air-Q alarmierende Werte ermittelt. Damit nicht genug, kann dieser air-Q in Home-Assistant oder Homey Pro (zum Test) integriert werden.
Fazit zum Corant air-Q radon science
"Wir atmen mehr als 20.000 Mal ein und aus - jeden Tag. Da ist es gut zu wissen, was in der Luft liegt."
Dieser erste Satz aus der Produktseite des air-Q radon science trifft den Nagel auf den Kopf. Wir haben es hier mit einem rundum gelungenen Produkt zu tun, das mit zahlreichen Sensoren zuverlässig die Luftqualität und Radonbelastung misst. Der Hersteller merzt Kompatibilitäts-Schwächen des ersten air-Q-Luftsensors aus und integriert viele Smart-Home-Features im neuen air-Q.
Das Messgerät ist eine praktische Hilfe, um nicht nur die Radonbelastung, sondern auch andere Luftparameter in der Wohnung zu messen. Dennoch nochmal der klare Hinweis, dass es sich hierbei um kein Profi-Gerät handelt. Aber: Wer die akkuratesten Werte bekommen möchte, kann mit der Hilfe eines Profi-Geräts den air-Q Radon-Sensor dahingehend kalibrieren. Das funktioniert übrigens auch mit den anderen Messwerten.
Abgesehen von der Radonmessung, überzeugt das Gerät mit neun weiteren Sensoren, die Euch bezüglich der Temperatur oder der Luftfeuchtigkeit auf dem Laufenden halten. Daher fällt uns die Kaufempfehlung für das smarte Messgerät nicht schwer, auch wenn der Preis (UVP) mit 419 Euro recht hoch angesetzt ist.
Eine eventuelle zu hohe Radonstrahlung im Haus muss man im Grunde genommen nur einmal messen. Die kommt ja nicht aus der Außenluft, sondern aus dem Keller oder Mauern. Wenn die Belastung zu hoch ist, kann man eh nichts mehr machen, außer Umziehen🫣.
Für so eine eine schwerwiegende Entscheidung, würde ich mich jedenfalls ausschließlich auf eine offizielle, wenn auch etwas teurere Messung verlassen.
@thomas. Teilweise hast Du recht. Allerdings kostet eine professionelle Messung durch einen Radonexperten ein Vielfaches. Und wenn dann nichts herauskommt zb weil die Umstände eben so waren, dann ärgert man sich. Zb kann die Wetterlage sogar die Radon Belastung im Haus beeinflussen. Auch gibt es oft mehrere Zimmer - es interessiert ja nicht ob im Keller Radon ist - man lebt ja nicht im Keller.
Da ist es günstiger mal mit einem eigenen Gerät vorzumessen und über eine längere Zeit zu verfolgen in jedem Raum.
Man muss dann auch nciht gleich ausziehen, wenn man Radon im Haus hat. Dann sollte man einen Experten dazuholen, denn das kann man sanieren.
Oft kommt Radon durch die Steckdosen oder Heizungsrohrabdichtungen im Boden in die Wohnräume. Das kann man hinbekommen ohne gleich das Haus abzureissen.
Ich hab ein Messgerät, aber nicht das hier, denn das gab es damals noch nicht. Die Technik scheint sich deutlich weiterentwickelt zu haben.