In-Ear-Überflieger für nur 80 €: EarFun Air Pro 4 im Test
Mit den Air 4 Pro bringt der chinesische Audio-Überflieger EarFun seine ersten Kopfhörer mit Auracast auf den Markt. Dabei handelt es sich um eine recht junge Technologie, die Bluetooth-Kopfhörer in gewisser Weise in Radios verwandelt. Welche Vorteile das in Zukunft haben könnte, wie gut die Chi-Fi-Kopfhörer sind und womit Ihr preislich rechnen müsst, erfahrt Ihr alles im nextpit-Test!
Pro
- Saustarkes, adaptives ANC
- Insgesamt sehr gute Klangqualität
- Sehr hoher Funktionsumfang samt Auracast-Technologie
- Hervorragende Akkulaufzeiten
Contra
- ANC gibt manchmal starke Windgeräusche wieder
- Touch-sensitive Oberflächen anfällig für Fehlangaben ...
- ... sonst nix, jetzt ehrlich!
Kurzfazit & Kaufen
These: Die EarFun Air Pro 4 sind die besten In-Ear-Kopfhörer für unter 100 Euro – beim Kauf bleiben sogar 20 Euro für ein mittelmäßiges Abendessen übrig. Für diesen kleinen Preis bieten sie erstklassiges ANC, eine sehr gute Klangqualität und kommen mit Funktionen, die man selbst in deutlich teureren Kopfhörern vergeblich sucht. Darunter Bluetooth 5.4 inklusive Auracast-Technologie, eine Trageerkennung und vor allem adaptives ANC mit KI-Unterstützung. Ein echter Kauftipp!
Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation mit dem Hersteller EarFun entstanden – auf die redaktionelle Meinung oder die genauen Inhalte dieses Testberichts hatte das jedoch keine Auswirkungen.
Design & Bedienung
Mit den Air Pro 4 bringt EarFun weitere In-Ear-Kopfhörer mit Silikonspitzen, einem recht langen Stiel und touch-sensitiven Oberflächen heraus. Als Modelle der Air-Reihe sind sie angenehm leicht, bieten einen hohen Tragekomfort und werden zum Aufladen in ein Lade-Etui im Taschenspiegel-Design eingelegt.
Gefällt:
- Guter Tragekomfort
- Sehr viele unterschiedliche Silikonspitzen im Lieferumfang
- Sicherer Halt beim Einlegen ins Lade-Etui
Gefällt nicht:
- Touch-sensitive Oberflächen anfällig für Fehleingaben
- Nur nach IPX5 zertifiziert
Über das Design von In-Ear-Kopfhörern lassen sich in der Regel keine langen Abhandlungen schreiben – so ist es auch bei den EarFun Air 4 Pro. Wahlweise in weiß oder schwarz erhältlich sind die Earbuds schlicht im AirPod-Pro-ähnlichen Design (hier geht's übrigens zu unserem Test der neuesten AirPods) mit Stiel und Silikonspitze gehalten. Dank einer großen Auswahl an Aufsätzen in verschiedenen Größen sollten die meisten Menschen einen komfortablen Halt für ihre Ohren finden.
Findet man einen guten Halt, sind die Earbuds leicht genug, dass sie ohne zusätzliche Haltefinnen oder sonstige Mechanismen sicher im Ohr halten. Kopfschütteln oder Radfahren ist mit den Air Pro 4 kein Problem. Dabei ist der Tragekomfort hoch genug, dass ich die Earbuds mehrere Stunden lang ohne Druckgefühl oder sonstigen Unannehmlichkeiten im Ohr tragen konnte. Hier gibt es bis auf einen starken Silikongeruch keine Abzüge.
Dasselbe gilt beim Einlegen ins Lade-Etui. Hier rasten die Earbuds mit genügend Kraft magnetisch ein. Das Einlegen wird mit einem befriedigendem Lichtsignal aus dem tiefschwarzen Etui kommentiert. Dank recht langer Stiele gelingt das Herausnehmen der Earbuds genauso gut und sicher wie das Einlegen. Mir gefällt das Handling der Kopfhörer insgesamt sehr gut – da Earbuds in den letzten Jahren immer kleiner werden, habe ich schon deutlich "fummeligere" Varianten gesehen.
Als einzige Kritikpunkte beim Design der EarFun Air Pro 4 würde ich die touch-sensitiven Knöpfe sowie die eher geringfügige IP-Zertifizierung aufzählen. Touch-sensitive Knöpfe sind wahrlich keine Seltenheit bei Kopfhörern. Wie bei den meisten Modellen sind sie hier aber anfällig für Wassertropfen und sorgen für Fehleingaben beim Zurechtrücken der Earbuds im Ohr.
App & Komfortfunktionen
Wie bei allen EarFun-Kopfhörern solltet Ihr für den vollen Funktionsumfang die EarFun-App herunterladen. Diese gibt's kostenlos für Android und iOS und regelt unter anderem die Stärke des aktiven ANC, lässt Euch wunderbare Equalizer konfigurieren und lässt Euch den Klang der Air Pro 4 auf Eure Ohren zuschneiden. Als Komfortfunktionen gibt's eine Trageerkennung, das Ansteuern von Google Gemini, Dual-Pairing und Google Fast Pair.
Gefällt:
- Solider Funktionsumfang
- Hübsche App mit sehr vielen Konfigurationsmöglichkeiten
- Trageerkennung arbeitet zuverlässig
Gefällt nicht:
- Kein 3D-Audio oder sonstige Funktionen
- Verfügbarkeit von Auracast aktuell noch extrem gering
- Dual-Pairing nur ohne LDAC-Übertragung – kein großes Problem, da es mit AptX funktioniert
Starten wir mit einem echten Alleinstellungsmerkmal der EarFun Air Pro 4 – der Unterstützung von Auracast. Dabei handelt es sich um eine noch recht junge Technologie, die im Grunde genommen eine Erweiterung von Bluetooth LE ist. Eine besonders sparsame Art, um Audiosignale zu übertragen, die aber eine Besonderheit hat: statt eine Verbindung zwischen zwei Geräten herzustellen, kann ein Sender gleich mehrere Empfangsgeräte bespielen.
Theoretisch ist es also möglich, dass ein Kino etwa die Audiosignale eines Filmes auch über Auracast ausspielt. Und mit den Air Pro 4 könntet Ihr diese Audioquelle dann anzapfen. Das mag erst einmal unsinnig klingen, ist aber etwa für Menschen mit einer Hörbehinderung von Vorteil. Oder kann in Szenarien wichtig sein, in denen eine Beschallung mit herkömmlichen Lautsprechern nicht möglich ist.
So spannend diese Technologie auch ist, ihre Verbreitung wird höchstwahrscheinlich noch eine Zeit in Anspruch nehmen. Das merkt man unter anderem daran, dass die "Bluetooth Special Interest Group" nicht einmal ihren Leitfaden für die Einrichtung von Auracast-Sendern auf ihrer offiziellen Homepage zur Verfügung gestellt hat. Ob Auracast hierzulande also schon ein Kaufgrund ist, wage ich zu bezweifeln.
Umso besser also, dass die EarFun Air Pro 4 auch noch weiter Komfortfunktionen haben, Google Fast Pair erleichtert beispielsweise die Verbindung mehrerer Android-Geräte. Zusätzlich steht Dual-Pairing zur Verfügung, das aber mal wieder nur ohne aktivierter LDAC-Übertragung funktioniert. Das fällt weniger ins Gewicht als bei anderen Modellen, da AptX eine solide Alternative ist und an bleiben kann. Nimmt man die Earbuds zudem aus dem Ohr, bricht die Musik ab. Bei Bedarf lässt sich das aber auch ausstellen.
Die Konfiguration dieser Funktionen erfolgt wie gewohnt über die übersichtliche EarFun-App. Dort könnt Ihr zudem die Bedienung der Kopfhörer verändern und besonders effiziente Equalizer einstellen. Hier gibt es zudem eine Anpassung an die Ohren des Trägers oder der Trägerin. Wie bei einem Hörtest hört Ihr dabei verschiedene Töne auf dem herkömmlichen Spektrum des Equalizers und müsst diese dann soweit verschieben, dass sie kaum noch zu hören sind. Anschließendes spucken die Kopfhörer ein Audio-Profil heraus, das an Eure Ohren angepasst sein soll.
Etwas schade finde ich, dass sich dieses Audioprofil nicht mit weiteren Equalizern kombinieren lässt. Denn auch wenn die Earbuds so auf meine Ohren eingestellt sind, müssen diese Einstellungen nicht unbedingt zu meinen Hörgewohnheiten passen. Auf die Klangqualität gehen wir natürlich noch einmal gesondert ein!
Klangqualität & ANC
Wohlklingende In-Ear-Kopfhörer mit ANC gibt es in der Preisklasse unter 100 Euro schon seit längerer Zeit – mit 10 mm großen Treibern und adaptivem ANC inklusive KI-Funktionen sehen die Air Pro 4 aber schon beim Blick aufs Datenblatt besonders interessant aus. Der positive Ersteindruck wird von einem Gaming-Modus für weniger Latenz, Bluetooth 5.4 und etlichen Equalizer-Einstellungen untermalt.
Gefällt:
- Erstklassige Klangqualität mit leistungsstarkem Equalizer
- Starkes ANC, das die Preisklasse locker sprengt
- AptX, AptX Losless, Bluetooth LE und LDAC an Bord
Gefällt nicht:
- Recht starke Windgeräusche beim ANC, besonders im Transparenzmodus
EarFun hat mittlerweile in mehreren Testberichten bewiesen, dass sie ein Händchen für Preis-Leistungs-Kopfhörer haben. Die EarFun Free Pro 3 hauten mich im Test damals mit ihrem Internet-Musiknerd-Klangprofil von den Socken – und ähnlich geht es bei den Air Pro 4 zu. Zwar fehlt hier der Oluv-Equalizer, die Klangqualität ist aber gerade in Verbindung mit Android-Geräten erstklassig.
Möglich wird das vor allem durch die Verfügbarkeit mehrerer Bluetooth-Codecs, die Musik möglichst verlustfrei vom Smartphone an die 10mm großen Treiber ausspielen. Dank AptX Lossess und LDAC entsteht eine hohe Auflösung der Instrumente, wodurch sie sich fein voneinander abtrennen. Leider gibt EarFun den Frequenzbereich der Treiber nicht an. Meiner Einschätzung nach bieten die Air Pro 4 aber sowohl für basslastige Musik als auch für höhenlastige Songs ausreichend Druck und Klarheit.
Da sich die Musikprofile über die Equalizer sehr gut anpassen lassen, werden die EarFun Air Pro 4 dadurch besonders flexibel. Da ich gerne Musik unterschiedlicher Genres höre, konnte ich mit den In-Ears sehr frei durch meine Spotify-Playlisten springen. Hier hätte ich mir das besonders neutrale, fast Studiolautsprecher-esque Klangprofil der Free Pro 3 gewünscht. Dennoch gehören die Air Pro 4 zu den besten In-Ear-Kopfhörern, die ich unter 100 Euro gehört habe. Da kann man kaum etwas falsch machen.
Besonders beeindruckend ist daher, dass die Earbuds auch wirklich gutes ANC bieten. Dieses lässt sich in fünf Stufen einstellen, von denen zwei mit KI-Unterstützung arbeiten sollen. Bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus, dass es sich bei diesen Einstellungen um adaptives ANC handelt. Die Kopfhörer reagieren also auf die Umgebung und versuchen Störgeräusche so effektiver herauszufiltern. Im Test nutzte ich dennoch meist die stärkste Einstellung, um Ruhe zu finden. Zusammen mit Musik ist das ANC dabei stark genug, dass ich etwa einen "Fingerschnipps" mit etwa 30 cm Abstand zum Ohr nicht mehr wahrnehmen kann. Im Straßenverkehr sollte man das ANC daher lieber ausgeschaltet lassen.
Wer das trotzdem tun will, der muss leider mit recht starken Windgeräuschen leben. Diese treten sowohl bei aktiviertem ANC als auch im Transparenzmodus auf, welcher eigentlich wirklich gutes "Passthrough" bietet. Die Windgeräusche sind störend und so habe ich das ANC auf dem Fahrrad ausgeschaltet und das "Normal"-Setting genutzt.
Technisch wissen die Earbuds übrigens mit Bluetooth 5.4 zu überzeugen, das eine maximale Übertragungsreichweite von 15 m bieten soll. Leider habe ich kein kompatibles Gerät zur Hand – Verbindungsabbrüche oder Störgeräusche konnte ich aber nicht wahrnehmen. Dasselbe gilt fürs Telefonieren: meine Gegenseite merkte nicht einmal, dass ich Earbuds im Ohr hatte – stark!
Akkulaufzeit & Aufladen
Das Lade-Etui der Air Pro 4 ist nicht gerade klein, bietet aber zumindest einen 600 mAh großen, integrierten Akku. Kombiniert sorgt der Hersteller dadurch für eine Unabhängigkeit von Steckdosen, die ohne ANC bei beeindruckenden 52 h liegt. Die Earbuds selbst schaffen bis zu 11 h ohne ANC und 7,5 h mit aktivierter Geräuschunterdrückung. Quick-Charging bringt in nur zehn Minuten bis zu 2,5 h Wiedergabezeit.
Gefällt:
- Sehr lange Akkulaufzeiten
- Effektives Quick-Charging
- Wireless-Charging auch mit an Bord
Gefällt nicht:
- -
Hinsichtlich der Akkulaufzeit und den Lademöglichkeiten gibt's bei den neuen EarFuns keine wirklichen Kritikpunkte. Eine Laufzeit von bis zu 7,5 h mit aktiviertem ANC bringt Euch fast durch einen ganzen Arbeitstag mit lauten Kolleg*innen – wer mit den Kopfhörern verreist, kann bei Bedarf über zwei volle Tage lang Musik hören. Und aufladen lassen sich die Kopfhörer auch noch schnell.
Laut Herstellerangaben dauert eine komplette Aufladung der Earbuds eine Stunde. Dank Quick-Charging lassen sich nach 10-minütiger Aufladung über zwei Stunden Musikwiedergabe erreichen. Und selbst an Wireless-Charging, wodurch sich die Kopfhörer etwa auch mit einem kompatiblen Android-Handy aufladen lassen, ist mit an Bord.
Wie viel Akkukapazität noch in den Earbuds steckt, lässt sich zudem sehr präzise und komfortabel in der EarFun-App ablesen. Hier bietet kein Konkurrent zum selben Preis mehr!
Abschließendes Fazit
Eine derart lange Funktionsliste sucht man bei In-Ear-Kopfhörer unter 100 € wirklich vergebens – die EarFun Air Pro 4 punkten mit Bluetooth 5.4, Dual-Pairing von Geräten, etlichen hochwertigen Bluetooth-Codecs, einer Trageerkennung, Equalizern, Quick-Charging, Wireless-Charging, Google Fast Pair, das brandneue Auracast und adaptives ANC. Letzteres überzeugte im Test genauso wie die Klangqualität, die auf dem Niveau höherpreisiger Modelle liegt.
Was bleibt also an Kritikpunkten übrig? Es gibt leider einige Windgeräusche bei aktiviertem ANC sowie im Transparenzmodus. Darüber hinaus sucht man Spaß-Funktionen wie Spatial- oder 3D-Audio vergebens. Die touch-sensitiven Oberflächen funktionieren zwar einwandfrei, können aber Fehleingaben wahrnehmen und ... das war's.
Die Air Pro 4 überzeugen auf gesamter Linie, die Kritikpunkte sind allesamt Kleinigkeiten und meiner Meinung nach zu vernachlässigen. Hier kann ich getrost 5 Sterne geben!
Mein Kommentar betrifft nicht die Kopfhörer selbst, sondern den Begriff "Pro". Gefühlt nennt sich mittlerweile mehr als jedes zweite Gerät "Pro". Nach meinem empfinden ist der Begriff mittlerweile ausgelutscht.