Garmin Forerunner 955 im Test: die ultimative Laufuhr?
Die Garmin Forerunner 955 das Top-Modell unter Garmins Laufuhren und bietet neben unzähligen Trainingsfeatures auch Dual-Band-GPS, Turn-by-Turn-Navigation und gut zwei Wochen Akkulaufzeit. NextPit hat die Sport-Smartwatch ausführlich getestet.
Pro
- viele präzise Sensoren von Puls bis HRV
- errechnet zahlreiche nützliche Metriken
- schickes und praktisches Design
- gelungenes Bedienkonzept inkl. Touchscreen
Contra
- eher schwache Smartwatch-Features
- mobiles Bezahlen eingeschränkt
Kurzfazit und Kaufen
Die Garmin Forerunner 955 ist teuer, keine Frage. Bei Garmin selbst zahlt Ihr mindestens 549 Euro für die Laufuhr, mit Solar-Option sind's sogar 649 Euro. Aber Ihr bekommt dafür nahezu alle Features aus der deutlich teureren Fenix-7-Serie, was der Sport-Smartwatch innerhalb des Garmin-Universums ein ausgezeichnetes Preisleistungsverhältnis verpasst.
Spannend ist bei Garmin auch das Ökosystem aus unterschiedlichen Brustgurten, Kadenzsensoren & Co., mit denen Ihr die Messwerte für Eure Lieblingssportart noch weiter verbessern und ausbauen könnt. Nachfolgend findet Ihr einige Beispiele verlinkt.
Design und Bedienung
Die Garmin Forerunner 955 kommt im typischen Garmin-Design mit fünf Tasten rund ums Display. Im Gegensatz zur Vorgängerversion bietet die neue Spitzen-Laufuhr von Garmin jetzt allerdings auch einen Touchscreen – und ein enorm komplexes wie rundum gelungenes Interface.
Vorteile
- gelungenes Interface
- auch nur per Tasten bedienbar
Nachteile
- Display wenig beeindruckend
Die Garmin Forerunner 955 gibt es in nur einer einzelnen Größe und in zwei verschiedenen Farben: schwarz und weiß. Während das schwarze Modell wirklich komplett dunkel gehalten ist, färbt Garmin bei dem hellen Modell die Oberseite der Lünette schwarz ein. Die Sportuhr ist mit allen 22-mm-Quickfit-Armbändern kompatibel – zumindest hier habt Ihr also viele Möglichkeiten zur Individualisierung.
Auf der Vorderseite befindet sich das 1,3 Zoll große Touchscreen-Display mit 260 x 260 Pixeln, geschützt von Corning Gorilla Glass DX. Gerade im Vergleich zu modernen Smartwatches mit doppelter bis vierfacher Auflösung sieht das Display gerade bei feinen Strukturen schon etwas pixelig aus. Außerdem ist das transflektive MIP-Panel mit 64 Farben nicht gerade eine Farbexplosion – wenngleich es eben für die sensationelle Akkulaufzeit mitverantwortlich ist und bei allen Lichtverhältnissen perfekt ablesbar bleibt.
Rund ums Display gibt's die Garmin-üblichen fünf Buttons. Rechts findet Ihr hier oben den Start/Stop-Knopf und darunter die Zurück/Neue-Runde-Taste. Links findet Ihr drei Knöpfe für Licht/Schnellmenü, Hoch/Hauptmenü und Runter/Musiksteuerung. In der App könnt Ihr insgesamt sieben Tastenkombination frei konfigurieren, beispielsweise für Start+Runter-Button oder für ein Gedrückthalten der Start-Taste.
Was mir bei Garmin-Smartwatches allgemein gut gefällt: Das Interface ist komplett auch über die Buttons bedienbar. Ihr könnt also auch mit dicken Handschuhen alle Funktionen erreichen, wenngleich in manchen Fällen der Touchscreen natürlich deutlich bequemer ist. Das gilt beispielsweise fürs Navigieren auf Karten, aber dazu später mehr. Auch schön: Ihr könnt für jeden einzelnen Workout festlegen, ob der Touchscreen hier deaktiviert sein soll oder nicht, um beispielsweise beim Schwimmen Fehleingaben zu vermeiden.
Ihr könnt übrigens auch für jeden einzelnen Workout festlegen, welche Datenfelder hier angezeigt werden sollen – beispielsweise Puls, Uhrzeit, Ausdauer, Running Power, Strecke und so weiter. Auch die Watchfaces könnt Ihr nach Belieben mit unterschiedlichen Datenfeldern vollpflastern und habt so immer die für Euch wichtigsten Metriken im Blick. Neben den Standard-Ziffernblättern findet Ihr im Garmin Connect IQ Store noch unzählige weitere Watchfaces.
Die Bedienung der Forerunner 955 ist weitgehend klar strukturiert. Ausgehend vom Homescreen wischt Ihr vertikal durch eine konfigurierbare Liste von Widgets, die Euch beispielsweise über die akute Trainingsbelastung, VO2Max-Wert, Schlafqualität, Notifications, Wettervorhersage oder Sonnenexposition informieren oder über die Ihr etwa die Musikwiedergabe steuert. Durch Antippen der Widgets ruft Ihr stets mehr Details auf. Hinter Eurem VO2Max-Wert findet Ihr beispielsweise auch eine Einschätzung Eurer Laktatschwelle sowie eine Vorhersage für derzeitige 5K-, 10K, Halbmarathon- und Marathonzeiten.
Ein langer Druck auf die Licht-Taste links oben an der Forerunner 955 ruft ein konfigurierbares Schnellmenü auf mit Funktionen wie Garmin Pay, DND-Modus, Smartphone finden, Timer, Tastensperre oder Uhr ausschalten. Mit einem langen Druck auf die Hoch-Taste ruft Ihr das Hauptmenü auf mit zahlreichen Einstellungen zur Smartwatch, vom Wecker über die Sprache bis hin zum Energiesparprofil. Die allermeisten dieser Einstellungen findet Ihr auch in der Garmin-Connect-App, was deutlich bequemer ist.
Auch wenn das aufgrund des umfassenden Funktionsumfangs sehr komplexe Interface anfangs etwas überfordernd wirkt: Alles ist logisch strukturiert und schnell zu finden. Nach wenigen Wochen geht die Bedienung in Fleisch und Blut über. Auch systematische Probleme wie beispielsweise häufige versehentliche Tastendrücke bei Liegestütze oder Fehleingaben über den Touchscreen traten im Testzeitraum nicht auf. Sehr schön.
- Weiterlesen: Das sind die besten Smartwatches des Jahres!
Smartwatch-Features
Wenn es einen Aspekt gibt, in dem Garmin noch aufzuholen hat, dann sind es die Smartwatch-Features. Während der ConnectIQ-Store inzwischen eine ordentliche Auswahl an Apps bietet, sind die smarten Funktionen der Forerunner 955 nicht mit denen einer Apple Watch oder Pixel Watch vergleichbar. Auch Garmin Pay ist gerade in Deutschland leider noch nicht breit unterstützt.
Vorteile
- ConnectIQ-Store mit vielen Apps und Watchfaces
Nachteile
- Garmin Pay unterstützt nur wenige Banken
- keine Freisprechfunktion an der Smartwatch
- keine LTE-Version verfügbar im Jahr 2022
Die Garmin Forerunner 955 bietet die meisten branchenüblichen Smartwatch-Features an. An der Stelle klammere ich explizit die Apple Watch aus, sowie die Samsung Galaxy Watch 5 und die Pixel Watch, die durch ihre Nähe zu iOS beziehungsweise Android hier allen anderen mir bekannten Konkurrenten meilenweit voraus sind.
So bekommt Ihr auf der Forerunner 955 natürlich Notifications vom Smartphone und könnt zumindest die ersten Schnipsel von WhatsApp- oder Slack-Nachrichten lesen. Antworten auf Nachrichten ist allerdings nicht möglich. Immerhin: Löscht Ihr die Notifications auf der Smartwatch, verschwinden sie auch auf dem Smartphone (ausprobiert auf dem iPhone). Anders als die Venu 2 Plus (Test) bietet die Forerunner 955 allerdings weder eine Freisprechfunktion am Handgelenk noch eine Unterstützung für Sprachassistenten.
Auf der Forerunner 955 habt Ihr Zugriff auf Garmins App-Store namens Connect IQ Store. Das klappt am besten über die entsprechende App auf dem Smartphone. Hier findet Ihr inzwischen eine wirklich erkleckliche Auswahl an Anwendungen, von unzähligen Watchfaces über Komoot bis hin zu Spotify und Konsorten. Die von uns getesteten Apps funktionieren allesamt einwandfrei.
Keine App braucht Ihr zum mobilen Bezahlen, denn Garmin hat sein eigenes Bezahlsystem namens Garmin Pay. Leider ist in Deutschland die Auswahl an unterstützten Banken immer noch recht dürftig. Ich habe Konten bei drei Banken, und keine davon ist wird unterstützt. Ob Eure Bank bei Garmin Pay dabei ist, findet Ihr in dieser Liste auf der Garmin-Webseite.
Der letzte Krähenfuß im Smartwatch-Segment schließlich ist das fehlende LTE. Während es die Vorgängerin Forerunner 945 aus dem Jahr 2019 optional mit 4G-Modem gab, verzichtet Garmin bei der Forerunner 955 auf eine LTE-Version. Klar, LTE braucht andere Chipsätze, LTE kostet Akku, LTE braucht eine andere Antenne im Gehäuse und sorgt für zusätzliches Gewicht, und so weiter. Aber LTE hat eben auch riesige Vorteile: von der Notruf-Funktion beim Ultramarathon bis zum Bezahlen der Sonntagsbrötchen beim Bäcker nach der Joggingrunde.
Sensoren und Tracking
Die Garmin Forerunner 955 bietet so viele Tracking-Möglichkeiten wie kaum eine andere Sportuhr auf dem Planeten – nicht zuletzt auch dank des großen Zubehör-Portfolios von Garmin.
Vorteile
- unfassbar viele Sportmodi mit echtem Mehrwert
- tolle Metriken für Ausdauersportler
- extrem genaues Multiband-GPS
Nachteile
- erschlagend viele Optionen
- viele überlappende Metriken
Die Garmin Forerunner 955 hat wie die anderen Oberklasse-Uhren von Garmin auch so unfassbar viele Features, dass Ihr sie auch als vielfältiger Amateursportler nicht annähernd ausnutzen werdet – und so viele Features, dass wir sie auch in diesem Testbericht nicht annähernd alle einfangen können. Aber lasst es uns versuchen.
GPS & Navigation
Eines der Highlight-Features der Garmin Forerunner 955 ist das neue Multi-Band-GPS und hat dadurch mehr Möglichkeiten, Signale von den Positionierungssatelliten zu empfangen, was letztendlich die Genauigkeit erhöht. Wir haben die Garmin Forerunner 955 im direkten Vergleich mit der Apple Watch Ultra und der Amazfit GTR 4 getestet, die ebenfalls Multi-Band-GPS ermöglicht.
Im direkten Vergleich mit der Amazfit GTR 4 sind die GPS-Strecken der Forerunner 955 einen Tick genauer. Mehrfach abgelaufene Strecken im Wald beispielsweise weisen bei der Garmin-Uhr eine bessere Deckungsgleichheit auf. Garmin aktiviert bei der Forerunner 955 übrigens das Multiband-GPS ab Werk während Ihr das Feature bei den kompatiblen Fenix-Modellen händisch aktivieren müsst. Beachtet, dass Multiband-GPS ordentlich am Akku zehrt. Garmin zufolge betragen die Workout-Laufzeiten mit Multiband-GPS beziehungsweise normalem GPS 20 beziehungsweise 31 Stunden.
Ein weiteres Highlight-Feature der Forerunner 955: Ihr habt hier 32 GB Platz für Karten – so viel bieten nur die Sapphire-Solar-Modelle der Fenix-7-Serie für mindestens 899 Euro. Ihr habt auf der Top-Forerunner damit Zugriff auf Garmins weltweite TopoActive Maps – allerdings passt nicht alles auf einmal auf die Uhr. Alleine Europa und Nordamerika beanspruchen jeweils bereits rund 10 GB.
Die Karten könnt Ihr dann für die Turn-by-Turn-Navigation nutzen, beispielsweise zu bestimmten Koordinaten, entlang importierter Routen oder zu POIs in der Nähe. Oder Ihr sagt der Sportuhr beispielsweise: Ich würde gerne von hier aus einen Rundkurs nach Norden laufen mit 8 Kilometern Gesamtlänge – und die Forerunner 955 generiert Euch eine passende Laufstrecke inklusive Turn-by-Turn-Navigation. Neben TopoActive gibt's auch SkiView- und CourseView-Karten für Skipisten und Golfplätze.
Outdoor-Sport: von Puls bis Trainingsbereitschaft
Ihr habt's gerade schon beim Thema GPS & Navigation gesehen: Die Forerunner 955 ist die ultimative Sportuhr für Läufer beziehungsweise Triathleten. Das spiegelt sie nicht nur bei der Navigation, sondern auch beim Körpertracking wieder. Mit Garmins neuem Elevate-V4-PPT-Sensor misst die Laufuhr Eure Herzfrequenz sowie die Sauerstoffsättigung im Blut. Außerdem erfasst sie die Atemfrequenz und die Herzfrequenzvariabilität.
Aus diesen Messdaten errechnet die Garmin Forerunner einen riesigen Haufen weiterer Metriken. Die wichtigsten davon sind:
- Body Battery: Quasi der Akku Eures Körpers – der Alltag entlädt ihn, schlafen lädt ihn auf. Habt Ihr viel Stress oder trainiert Ihr hart, dann wird der Akku schneller leer. Ausreichend und hochwertiger Schlaf sorgt dafür, dass die Body Battery morgens voll ist.
- Trainingsbereitschaft: Wie sehr solltet Ihr Euch heute verausgaben – bezeihungsweise: Solltet Ihr heute überhaupt trainieren? Im Gegensatz zur Body Battery konzentriert sich dieser Wert mehr auf den physischen Zustand statt den Allgemeinzustand des Körpers.
- HFV-Zustand: Die Herzfrequenzvariabilität ist ein zuverlässiger Indikator für Eure aktuelle kadiovaskuläre Fitness. Harte Cardio-Einheiten bringen den Wert ebenso nach unten wie ein Party-Wochenende oder – wie bei mir gerade – eine Erkältung.
- Trainingeffekt: Worauf legt Euer Training gerade Wert: auf Ausdauer, Geschwindigkeit oder Leistung? Hier bekommt Ihr außerdem Feedback, ob Ihr hauptsächlich aerob oder anaerob trainiert habt und könnt so Euer Training ausbalancieren.
- Akute Belastung: Hier seht Ihr einen zeitlichen Verlauf über die letzten Trainingseinheiten und könnt nachvollziehen, wie hart Eure Trainings in den vergangenen Tagen waren.
- Trainingszustand: Wie hart habt Ihr in den letzten sieben Tagen insgesamt trainiert? Und wie gut regeneriert? Dieser Wert fasst Akute Belastung, HFV-Zustand, Trainingseffekt und VO2Max-Trend in einer Metrik zusammen und spuckt Euch eine aktuelle Diagnose aus, beispielsweise: Recovery, Unproduktiv oder Belastet.
Die große Herausforderung lautet nun: Was stelle ich mit all diesen Werten an? Das müsst Ihr leider selbst herausfinden. Die Body Battery und die Trainingsbereitschaft schlagen in eine ähnliche Kerbe und sind ein Indikator, wie viel Belastung Ihr Euch allgemein beziehungsweise körperlich gerade zumuten solltet. Die anderen vier Werte blicken dagegen eher in die Vergangenheit und verraten Euch auf unterschiedliche Art und Weise, wie Ihr Euch zuletzt gefordert habt.
Spannend für Ausdauersportler ist auch der Stamina-Wert. Hier errechnet die Forerunner 955 während der Workouts, wie viel Energie Ihr noch im Tank habt und wagt eine Prognose, wie lange Ihr bei der aktuellen Belastung noch durchhaltet. So könnt Ihr während eines Langstreckenlaufs beispielsweise relativ genau einschätzen, ob Ihr bei Eurem derzeitigen Tempo noch bis ins Ziel kommt – oder nicht. Dazu gibt es auch einen Kalender, in den Ihr Eure aktuell geplanten Rennen eintragen könnt. Hier bekommt Ihr anhand Eures aktuellen VO2Max-Werts auch gleich eine Zeitprognose.
Um die aktuelle Belastung zu erfassen, setzt die Garmin Forerunner 955 natürlich hauptsächlich auf die Herzfrequenz. Und hier schlägt sich der PPT-Sensor – wie zu erwarten – sehr gut. Gerade bei Ausdauersportarten sind die Handgelenke in der Regel wenig abgeknickt und auch nicht allzu sehr beansprucht, und entsprechend ist im direkten Vergleich mit einem Brustgurtsystem auch keine große Differenz sichtbar. Lediglich beim Intervalltraining sieht man, dass der Anstieg beziehungsweise Abfall der Herzfrequenz beim Brustgurtsystem etwas schneller registriert wird. Auf die Gesamtbilanz des Workouts hat dies jedoch keinen großen Einfluss.
Ihr könnt natürlich die Pulsmessung mit einem der vielen Garmin-Brustgurte weiter verbessern und bekommt dann auch zusätzliche Messergebnisse zu Euren Laufeffizienzwerten, beispielsweise die Bodenkontaktzeit oder die vertikale Bewegung beim Laufen.
Indoor-Sport & Fitness
Neben den typischen Outdoor-Sportmodi für Laufen und Radfahren bietet die Garmin Forerunner noch unzählige weitere Sportmodi. Insgesamt sind es satte 51 Stück. Anders als bei vielen Smartwatches ändert hier beispielsweise "Krafttraining" nicht nur den in der App hinterlegten Namen für die jeweilige Krafteinheit. Ihr bekommt stattdessen beim Hanteltraining einzigartige Auswertungen bezüglich der Muskelbelastung – denn die Uhr erkennt während des Trainings, welche Übungen Ihr durchführt und zählt die Wiederholungen durch. Ihr müsst lediglich die Sätze markieren und könnt optional sogar die verwendeten Gewichte eintragen.
Bei meinen Smartwatch-Tests ist das Fitness-Training immer der Härtetest für die in Smartwatches integrierten Pulssensoren. Bei Liegestütze abgeknickte Handgelenke oder bei Klimmzügen angespannte Unterarme behindern nämlich den Blutfluss am Handgelenk, was die Messqualität deutlich einschränkt. Die Garmin Forerunner 955 schlägt sich bei diesen Tests im Vergleich mit einem Brustgurtsystem noch recht ordentlich, liefert aber beispielsweise bei Liegestütze deutlich zu niedrige Werte. Auf der positiven Seite: Die aktuellen Garmin-Uhren schlagen sich hier besser als alle Smartwatches, die ich bislang getestet habe – mit Ausnahme der Apple Watch Ultra, die tatsächlich noch einen Tick präziser misst und schneller reagiert.
Beim Golfspielen gibt es nicht nur Karten und Details von 42.000 Golfplätzen auf dem Globus, sondern beispielsweise auch ein Schwungtracking. Und das sind nur zwei Beispiele. Zwischen den Sportmodi verstecken sich auch noch diverse andere Features. Das sind beispielsweise die Turn-by-Turn-Navigation oder ein Feature namens Health-Snapshot, das innerhalb von zwei Minuten anhand von Stress-Level, Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität & Co. Euren aktuellen Gesundheitszustand skizziert.
Schlaftracking
Zu guter Letzt bietet die Garmin Forerunner 955 noch ein Schlaftracking, das neben den Einschlaf- und Aufstehzeiten auch diverse Schlafphasen erfasst. Mangels Schlaflabor können wir zumindest die Schlafphasen nicht nachvollziehen. Aber immerhin stimmen die Einschlaf- und Aufwachzeiten präzise mit der tatsächlichen Bettgehzeit und meinem Wecker überein.
Hier kommt auch der SpO2-Sensor ins Spiel, der bei Smartwatches im Wesentlichen zwei Dinge erkennen soll: Schlafapnoe und Höhenkrankheit. Die Garmin Forerunner 955 kann anhand der Blutsauerstoffsättigung erkennen, ob Ihr Nachts Atemaussetzer habt. Und solltet Ihr Euch in großer Höhe aufhalten, dann ist eine abfallende Sauerstoffsättigung im Blut ein Indikator dafür, dass Euer Körper mit der Höhe nicht zurechtkommt.
Akkulaufzeit und Solar
Die Garmin Forerunner 955 bietet mit den Werkeinstellungen eine beeindruckende Akkulaufzeit von etwa zwei Wochen. Im "laufenden" Betrieb beim Workout-Tracking dürfte die Laufuhr auch für die meisten Ultra-Läufer ausreichend Laufzeit bieten – wenngleich die Solar-Option hier nur eingeschränkt Vorteile bietet.
Vorteile
- grandiose Akkulaufzeit, sowohl im Standby als auch beim Sport
Nachteile
- Solaroption nur für Nischenfälle nützlich
15 Tage: So viel Laufzeit sichert Garmin der Forerunner 955 zu. Und in der Praxis kommen wir mit den Standardeinstellungen und einer eher kurzen Sporteinheit pro Tag sowie unzähligen Notifications da auch tatsächlich hin. Aktiviert Ihr das nächtliche SpO2-Tracking, hört Ihr regelmäßig Musik über die Smartwatch und seid täglich stundenlang mit aktiviertem Multiband-GPS unterwegs, verkürzt sich die Laufzeit natürlich entsprechend.
Außerdem habe ich beim Test der Garmin Forerunner 955 festgestellt, dass ich mich offensichtlich jüngst zu sehr mit Powerstations und Photovoltaik beschäftigt habe. Wieso sonst hätte ich ausgerechnet, dass Ihr bei 345 mAh Akkukapazität und – bei drei Stunden täglicher Sonnenexposition – 25-Prozent-Extralaufzeit bei der Solaroption ganze 7,756 Wh im Jahr sammelt? Um die Preisdifferenz von Solar zu Nicht-Solar in Höhe von 100 Euro auszugleichen, braucht Ihr bei Stromkosten von 40 Cent pro kWh schlappe 3,2 Millionen Jahre.
Was ich damit sagen will: Die Solar-Option rechnet sich für Euch, wenn Ihr Ultramarathoner seid. Wenn Euch 20 Stunden Multiband-GPS-Laufzeit eventuell nicht ausreichen. Wenn Ihr wirklich jedes kleine Quäntchen Extra-Akku braucht, das Ihr kriegen könnt. Ansonsten ist es etwas für die ganz ganz lange Bank – oder Ihr schlagt einfach bei der günstigeren Version ohne Solar zu.
Abschließendes Urteil
Die Garmin Forerunner 955 ist die wohl beste Laufuhr, die NextPit bislang im Test hatte – und erstaunlich günstig. Klar, 549 Euro ist eine Menge Geld für eine Sportuhr, aber hört mich an. In der Forerunner 955 stecken die allermeisten Features aus der mindestens 150 Euro teureren Fenix 7 (Test), und das in einem etwas weniger wuchtigen – und weniger robusten – Gehäuse mit ähnlich toller Akkulaufzeit.
Wer nach der ultimativen Sportuhr sucht und auf erweiterte Smartwatch-Features verzichten kann, wie sie nur eine Apple Watch oder eine Galaxy Watch 5 Pro (Test) beziehungsweise Google Pixel Watch (Test) bieten, bekommt mit der Forerunner 955 eine rundum grandiose Fitness-Smartwatch. Es ist nur echt schade, dass Garmin im Jahr 2022 hier immer noch keine LTE-Version anbietet.
- Weiterlesen: Das sind die besten Smartwatches des Jahres!
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