Google I/O 2021: Android 12, viel AI und Wear mit Samsung & Fitbit
Google hat auf der Eröffnungskeynote der Google I/O seine jüngsten Projekte für 2021 and beyond vorgestellt. Wir haben für Euch die wichtigsten Neuerungen zusammengefasst, von Android 12 natürlich über Wear und Smartwatches bis hin zu diversen AI-Features für Search, Assistant & Co.
Abgesehen von den unzähligen Neuheiten fand ich auch die Art der Präsentation erfrischend. Statt eine hart durchgestylte Präsentation abzuspielen, hat Google tatsächlich live aus Mountain View gestreamt – mit allen Ecken und Kanten, die Live-Produktionen nunmal so mit sich bringen. Es gab hier und dort (sehr) kurze Hakler und Gedenksekunden in der Präsentation und im Ton konnte man den kalifornischen Wind sowie überfliegende Flugzeuge hören.
Darum ging's heute bei der Eröffnungskeynote der Google I/O
- Android 12: Ich mach mir die Welt ...
- Wear: Google + Samsung + Fitbit = ?
- LaMDA: Labern mit dem Netz
- Web Search mit mehr AI
- Google Maps: mehr Details auf Karten
- Google Shopping Graph
- Google Photos wühlt noch mehr in deinen Erinnerungen
MicrosoftGoogle Teams: Smart Canvas- Weitere Features im Überblick
Android 12: Ich mach mir die Welt ...
Natürlich, Android 12 durfte heute nicht fehlen! Einer der Schwerpunkte lag heute beim Design, das jetzt nicht mehr „Material“, sondern „Material You“ heißt. Nutzer sollen künftig bislang ungesehen viele Möglichkeiten haben, ihr Smartphone-Design anzupassen. Das startet beim Anlegen von persönlichen Farbpaletten und reicht bis hin zu dem Formen der einzelnen Buttons und Elemente.
Nachdem Apple hier mit iOS 14.5 jüngst kräftig vorgelegt hatte, war der zweite Schwerpunkt keine große Überraschung: Privacy & Security. Das Herzstück soll hier der sogenannte Private Compute Core sein, der komplett Open Source ist und laut Google dafür sorgt, dass die privaten Daten des Nutzers stets geschützt sein sollen. So soll sich wohl analog zu iOS der Zugriff von Apps auf Sensoren und Daten künftig besser einschränken lassen. Außerdem will Google mehr und mehr Daten lokal auf den Geräten verarbeiten, beispielsweise bei der Bild- und Sprachverarbeitung.
Der dritte große Punkt heißt: Vernetzung. So sollen Notifications oder geschossene Fotos künftig einfacher zwischen Android-Smartphones und Chromebooks synchronisiert werden können. Das Smartphone soll außerdem für mehr und mehr Geräte als Fernbedienung dienen und beispielsweise Fernseher steuern oder Autos öffnen. Konkret nannte Google auf der I/O BMW als Partner, weitere Hersteller sollen folgen.
Mehr über Android 12 lest Ihr demnächst in einem eigenen Artikel auf NextPit.de – stay tuned! Und wenn Ihr es gar nicht erwarten könnt, die Design-Features auszuprobieren: Android 12 Beta ab sofort für diverse Smartphones von zwölf verschiedenen Herstellern verfügbar!
Wear: Google + Samsung + Fitbit = ?
Paukenschlag bei den Smartwatches: Google und Samsung tun sich zusammen und arbeiten künftig bei Wearables zusammen. Geschehen soll dies mit Hilfe einer gemeinsamen Plattform, die aus Tizen und Wear OS hervorgeht. Die neue „Unified Platform“ soll Smartwatches 30 Prozent schneller machen, die Akkulaufzeit verbessern und so weiter und so fort. Was das für die technische Plattform genau bedeutet, werden wir wohl in den kommenden Stunden und Tagen erfahren.
Ich finde die Plattform auf jeden Fall sehr spannend. Wear OS hatte wirklich viele Baustellen und war mit all seinen Ecken und Kanten sowie den vielen Bastellösungen gefühlt Android 2.2 näher als Android 12. Das überarbeitete Interface setzt nun verstärkt auf Tiles zur Darstellung und soll Neuerungen mitbringen wie Turn-by-Turn-Navigation für Google Maps oder das native Herunterladen von Musik, was nach dem Ende von Google Play Music nur noch über Bastellösungen möglich war.
Und natürlich ist auch Fitbit am Start, dessen Übernahme Google Anfang des Jahres abgeschlossen hat. Fitbit, das Antoine heute trefflich als „das EA der Smartwatches.“ bezeichnet hat. Seit 2020 braucht man bei den überteuren Fitness-Trackern und Smartwatches des Herstellers nämlich ein überteuertes Abo, um die Funktionen voll nutzen zu können. Es fehlen wirklich nur noch die Lootboxen. Dennoch wird Googles Wear hoffentlich von den Fitness-Features profitieren. Google Fit war auf den bisherigen Wear-OS-Geräten nämlich wirklich schwach. Außerdem gab Fitbit bekannt, seine Smartwatches künftig mit Wear anzubieten.
Alles über die Neuerungen bei Wear lest Ihr zeitnah in einem separaten Artikel bei NextPit.de.
LaMDA: Labern mit dem Netz
Dass Google mit Hochdruck an Sprachmodellen arbeitet, ist kein Geheimnis. Dennoch gab es auf der Google I/O 2021 wieder ein paar spannende Demos zu sehen. Das Dialog-Modell LaMDA soll natürliche Unterhaltungen ermöglichen; und zwar nicht nur mit dem Google Assistant, sondern mit allen möglichen Dingen.
Auf der Keynote sahen wir beispielsweise eine Unterhaltung mit Pluto, der sich ein wenig depressiv darüber ausließ, er würde von den Menschen nur als unwirtlicher Eisblock am Rande des Sonnensystems wahrgenommen und zähle nicht einmal als richtiger Planet. Hatte was von Marvin aus Per Anhalter durch die Galaxis. Etwas fröhlicher war dann schon der Papierflieger, der über seine weitesten Flüge und wichtigste Eigenschaften (große Tragflächen, steifes Papier!) berichtete, aber auch über eine unangenehme Begegnung mit einer Pfütze.
Künftig soll LaMDA nicht nur auf Text, sondern auch auf multimediale Inhalte trainiert werden, also Audio, Videos, Bilder oder Konzepte wie Wetter oder Orte. Ein Nutzer soll dann beispielsweise ein Video fragen können: „Zeige mir die Stelle, wo ein Löwe vor der untergehenden Sonne brüllt“ und direkt zur entsprechenden Stelle gelangen.
Web Search mit mehr AI
Natürlich soll auch die Websuche von LaMDA profitieren und interaktiver werden. Außerdem will Google künftig die Informationsverarbeitung verbessern. Eine tragende Rolle spielt hier ein Modell namens MUM; das Multitask Unified Model. Das Besondere an MUM ist, dass Informationen unabhängig von Medium und Sprache verarbeitet werden. Beispiel aus der Präsentation: Der Nutzer fragt mit einem Foto von seinen Wanderschuhen: „Kann ich damit auf den Mt. Fuji klettern?“ und bekommt als Antwort „Ja“, gefolgt von einer Packliste für die Tour. Als Quelle dienen dabei nicht nur englische, sondern beispielsweise auch japanische Inhalte, die Google dann direkt übersetzt.
Ein weiterer wichtiger Punkt im Zeitalter der Desinformation: Künftig soll es in Suchergebnissen einfacher sein, mehr über die Quelle zu erfahren. Wer in den Suchergebnissen auf einen Button klickt, bekommt beispielsweise Hintergrundinformationen zur fraglichen Webseite, etwa das Gründungsjahr oder Bewertungen und alternative Quellen. Dieses Feature zur „Information Credibility Evaluation“ soll noch in diesem Monat für englischsprachige Suchergebnisse ausgerollt werden.
Google Maps: mehr Details auf Karten
Für Google Maps gab es ebenfalls ein paar kleine Updates. So sollen die Karten künftig genauer werden und auch Zebrastreifen, Verkehrsinseln & Co. anzeigen. Diese „Detailed Street Maps“ sollen dieses Jahr in 50 Städten verfügbar werden. Die Live-View-Navigation bekommt außerdem virtuelle Straßenschilder, zeigt Hotels oder Sehenswürdigkeiten an und funktioniert auch Indoor (z. B. in Flughäfen oder Bahnhöfen). Die Indoor-Live-View-Navigation soll diese Woche in Zürich und diesen Monat in Tokio starten.
Ebenfalls neu: Künftig lässt sich nicht nur gucken, wie viel in bestimmten Geschäften los ist - Google Maps zeigt auch an, ob in bestimmten Stadtteilen gerade der Bär steppt. Die sogenannte „Area Busyness“ soll in den kommenden Monaten ausgerollt werden. Außerdem will Google bei der Navigation auch umweltfreundliche und sichere Strecken anbieten, die besonders spritsparend sind respektive gefährliche Straßen vermeiden.
Google Shopping Graph
Analog zum Knowledge Graph hat Google den Shopping Graph vorgestellt, der viele Datenpunkte miteinander kombiniert. So will Google beispielsweise Preise, Erfahrungsberichte oder Bewertungen miteinander kombinieren. Gleichzeitig versucht Google, mehr Händler und Shops anzuziehen, die ihre Angebote in den Shopping Graph integrieren möchten.
Auch für die User soll es künftig mehr Kontaktpunkte geben. Künftig soll das Einkaufen über Google Lens einfacher klappen, und YouTube-Videos preisen besprochene Produkte direkt zum Kauf an. Zu guter Letzt merkt sich Chrome offene Einkaufswägen von diversen Webseiten und ermahnt Euch zum Kauf, gerne auch in Kombination mit Gutscheinen und Angeboten.
Google Photos wühlt noch mehr in deinen Erinnerungen
Der übliche „Fun Fact“ aus der Präsentation: Aktuell speichert Google Photos vier Billionen Fotos und Videos. Um die ganzen einmal geknipsten und nie wieder angeschauten Daten wiederzubeleben, hat sich Google ein weiteres Highlights-Feature ausgedacht. Mit „Little Patterns“ sucht Google nach Gemeinsamkeiten in der diversen Accounts und versucht, kleine Geschichten zu erzählen.
In der Präsentation haben wir beispielsweise die Weltreise eines orangenen Rucksacks gesehen, der auf vielen Fotos und Videos eines Google-Angestellten zu sehen war. Oder eine Familie, die jahrelang immer auf der gleichen Couch herumgammelte.
Und sonst? Mit „Cinematic Moments“ verwandelt Google Photos außerdem künftig mehrere unmittelbar hintereinander geschossene Fotos durch Zwischenbildberechnung in kurze Videoclips. Private Fotos und Videos lassen sich künftig in einem versteckten Verzeichnis sicher verwahren und vor neugierigen Blicken und anderen Apps verstecken.
MicrosoftGoogle Teams: Smart Canvas
Es war ein „Boah bin ich alt“-Moment, als Sundar Pitchai Google Docs und Sheets zum 15. Geburtstag gratulierte. Im nächsten Atemzug stellte der Alphabet-CEO dann Smart Canvas vor, das irgendwo zwischen Microsoft Teams und diversen anderen Project-Management-Tools rangiert. Es gibt Roadmaps mit To-Do-Listen, Brainstorming-Pools, Umfragen und so weiter.
Schließlich haben die Meet-Calls noch ein paar Updates bekommen. Dokumente lassen sich hier nun nativ teilen. Außerdem gibt es eine Möglichkeit, auch in einem Raum sitzend sinnvoll an einem Call mit externen Gästen teilzunehmen – ohne Echo & Co., hoffentlich zumindest. Außerdem sollen sich künftig die Ansichten auch besser anpassen lassen, sodass man während einer Präsentation auch die Gesichter und Reaktioenn der Zuhörer sehen kann, wenn man das denn möchte.
Weitere Features im Überblick
- Der Google-Passwortmanager wird besser. Passwörter lassen sich von anderen Passwort-Managern Importieren und besser über Chrome, Android und Apps hinweg synchronisieren. Außerdem gibt es einen Alarm, sobald ein bestimmter Account kompromittiert wurde.
- Künftig wird es einfacher, den Verlauf in diversen Apps zu löschen, beispielsweise bei Google Maps oder in der Google Suche.
- Google überarbeitet seine Computational-Photography-Algorithmen, um People of Color besser abzubilden. In der Vergangenheit waren die Algorithmen besser darin, hellhäutige Menschen abzubilden. Dieses Bias soll nun verschwinden.
- Google hat eine schnellere Tensor Processing Unit vorgestellt, die gegenüber der vorherigen, dritten Generation doppelt so schnell arbeiten soll. Die TPUs sind spezialisierte Recheneinheiten für AI-Aufgaben.
- Project Starline ist ein Blick in die Zukunft der Videotelefonie. Hochauflösende Kameras und Tiefenkameras nehmen die Gesprächspartner auf und erzeugen detaillierte 3D-Modelle. Dargestellt werden diese dann auf einem 3D-Lichtfeld-Display, das in der Darstellung wohl Hologrammen recht nahe kommen dürfte.
Das war's – Hardware hat Google auf der diesjährigen Google I/O nicht vorgestellt. Ein Pixel 5a 5G gab es ebensowenig wie neue Pixel Buds oder eine Pixel Watch. Wie findet Ihr denn die Neuerungen? Freut Ihr Euch auf Android 12 und könnt es kaum erwarten, mit Pluto zu sprechen? Oder fandet Ihr die Vorstellung eher ziemlich lahm?
Hier findet Ihr noch einmal die Aufzeichnung der Eröffnungskeynote von der Google I/O.
Ich habe die Veranstaltung verfolgt und war auch vom Workspaces und von Android 12 und Wear sehr angetand und freue mich auf die neuen Geräte.
Das neue Google Workspaces sieht spannend aus. Darauf freue ich mich.
Hoffe auf ein leistungstärken Chromecast mit GoogleTV, eventuell AV1 Unterstüzung welche seit April für jedes Gerät seitens Google gilt.
Stimmt, ich bin auch Chromecast-Fan!
Hab das Modell aus 2018 an einem Mini-Beamer hängen und dank USB brauche ich nichtmal ein zweites Stromkabel.
Finde auch die Versionen ohne Fernbedienung praktischer, da diese dann nicht noch im Wohnzimmer rumfliegt. Schade, dass sie sich von der Idee ein bisschen gelöst haben.
gerade den Chromecast ohne Fernbedienung mag ich gar nicht und sehe ihn als Nutzlos an. Viel zu umständlich. Alles casten, ewig warten bis es dann am TV los geht. Viel zu umständlich.