Honor 9X im Test: Huawei P Smart Z im Schafspelz
Honor hat mit dem 9X ein verhältnismäßig günstiges Smartphone auf den Markt gebracht, das zwar keine Performance-Wunder verspricht, aber dafür mit Google-Diensten auf den Markt kommt. Das sollte an sich keine Erwähnung finden müssen, aufgrund der Sanktionen gegen Mutterkonzern Huawei ist es aber beachtlich. Wie hat Huawei das geschafft und was kann das Smartphone? Lest das in unserem Test.
Pro
- Gutes LC-Display
- Kopfhöreranschluss
- Unterbrechungsfreies Display
Contra
- Sehr groß
- Kamera nur ordentlich
- Keine Schnellladung
Mittelklassepreis
Das Honor 9X ist ab sofort in den Farben "Sapphire Blue" und "Midnight Black" vorbestellbar. Ab dem 11. November wird es ausgeliefert. Honor verlangt 299 Euro für das Smartphone. Damit ist es also deutlich günstiger als die aktuellen Flaggschiffe, aber teurer als einige konkurrierende Smartphones von der chinesischen Konkurrenz, wie Xiaomi. Für diesen Preis gibt es 4 GByte Arbeitsspeicher und 128 GByte internen Speicher. Der lässt sich mit einer microSD-Karte erweitern.
Ein großes Smartphone
Wir hatten sowohl das blaue als auch das schwarze Honor 9X in der Redaktion. Klar ist, die Lichtreflexionen auf der Rückseite der blauen Variante sind auffälliger und ganz schick. In schwarz hat das Smartphone einen klassischen Charakter. Generell gibt es an der Verarbeitung mit Glas Vorder- und Rückseite nichts auszusetzen, wobei es auch keinen extrem hochwertigen Eindruck macht. Ein normales Mittelklassegerät eben. Nachteil an der Rückseite ist, dass sie Fingerabdrücke magisch anzieht und quasi ständig mit diesen übersät ist.
Auffällig ist jedoch der Bildschirm. Der ist ganze 6,59 Zoll groß und das komplett ohne Notch oder Loch im Display. Dafür gibt es eine Pop-up-Kamera, die für Selfies bei Bedarf oben links ausgefahren wird. Die Displayränder sind ebenfalls schmal. Das gefällt.
Auf der Rückseite findet sich die Kamera und mittig auch ein Fingerabdrucksensor. Der ist gut platziert und lässt sich auch mit kleineren Händen noch gut erreichen. Der Einschaltknopf findet sich auf der rechten Seite und darüber sitzt die Lautstärkewippe. Ich persönlich habe Lautstärkeregler und Einschaltknopf lieber auf gegenüberliegenden Seiten, aber das ist natürlich Geschmacksache.
An der Unterseite sitzen der Lautsprecher, aber auch eine Klinkenbuchse, was viele Nutzer freuen dürfte. Dazwischen sitzt ein USB-C-Anschluss. Das ist eine willkommene Neuerung gegenüber dem Vorgänger. Hier hatte Honor noch einen Micro-USB-Anschluss verbaut. Oben findet sich der SIM-Schlitten. Dort passen entweder zwei SIM-Karten rein oder aber eine SIM-Karte nebst einer Micro-SD-Karte. Die darf maximal 512 GByte groß sein.
Nur LCD, das aber gut
Das Display ist 6,59 Zoll groß und wie erwähnt ohne jegliche Unterbrechung. Die Auflösung liegt bei 2.340 x 1.080 Pixel und ist im Seitenverhältnis von 19,5:9 gehalten. Das ergibt 391 Pixeln pro Zoll (ppi). In dieser Preisklasse verbaut Honor ein LC-Display. Auch wenn es sich "nur" um ein LCD handelt, sieht das richtig gut aus. Es hat kräftige Farben, eine gute Blickwinkelstabilität und überzeugt auch mit seiner Helligkeit.
Was man von dieser Bildschirmgröße hält, ist natürlich individuell. Mir ist der Bildschirm klar zu groß. Nicht, weil ich gerne auf kleine Displays starre, sondern weil mit einem so großen Bildschirm eben auch eine gewissen Unhandlichkeit einhergeht.
Wer aber vor hat, auf diesem Display viele Multimedia-Inhalte zu konsumieren, wird damit glücklich werden. Denn es ist eine gute Größe, um unterwegs Filme zu schauen. Gerade eben auch, weil hier nichts die Wiedergabe unterbricht. An sich wäre das Smartphone damit auch bestens für Spieler geeignet. Hier kommt einem nur die Leistung in die Quere, doch dazu später.
Ein neues Honor-Smartphone mit Google
Das Honor 9X kommt mit Google-Diensten. Das ist normalerweise keine extra Erwähnung wert . Doch in diesem Fall ist es eine echte Besonderheit. Schließlich kann Honors Mutterkonzern Huawei aufgrund der US-Sanktionen kein lizenziertes Android mehr einsetzen. Also eben das von Google zertifizierte Android, auf dem dann alle Google-Dienste vorhanden sind, wie man es kennt. Allen voran natürlich der Play Store, um sich Apps herunterzuladen. Huawei hat zwar schon lange einen alternativen App-Store bereit, doch die eigene App-Galerie ist bei weitem nicht so gut bestückt, wie der Play Store.
Warum geht beim Honor 9X, was beim Huawei Mate 30 nicht möglich ist? Huawei-Fans könnte beim Blick auf das Datenblatt schon aufgefallen sein, dass das Honor 9X an ein bestimmtes Huawei-Smartphone erinnert. Es handelt sich hier nämlich um eine nur leicht veränderte Variante des Huawei P Smart Z.
Tatsächlich sind die beiden Smartphones nicht nur in Sachen Ausstattung fast identisch. Hier wird sogar dieselbe Modellnummer (STK-LX1) genutzt. Da das Huawei P Smart Z natürlich bereits von Google zertifiziert wurde, passt das auch für dieses Gerät - und damit sind die Google-Dienste auch auf diesem Smartphone gelandet. Ein geschickter Trick.
Die andere Besonderheit beim Honor 9X ist die Pop-Up-Kamera. Die haben wir nun schon bei einigen Smartphones gesehen und ich bleibe skeptisch. Natürlich versichern Huawei und Honor, dass der Mechanismus ausgiebig getestet worden sei. Auch habe ich noch bei keinem Kollegen eine kaputte Pop-Up-Kamera gesehen. Doch mechanische Teile an einem Gerät, das man ständig in der Hosen- oder Jackentasche trägt und das einem schon mal aus der Hand rutschen kann, wecken ein ungutes Gefühl.
Klar ist, dass dank Pop-Up-Kamera viel Bildschirm zur Verfügung steht. Da ich kein Selfie-Knipser bin, ist es damit eine gute Option. Zwar ist die Kamera vorhanden, doch wenn man sie nicht nutzt, dann hat man hier im Prinzip ein Smartphone ohne Frontkamera und das gefällt mir. Wer jedoch den großen, unterbrechungsfreien Bildschirm möchte und dauernd Selfies aufnimmt, sei gewarnt: die Pop-Up-Kamera lässt sich beim Herausfahren etwas Zeit. Natürlich ist das erträglich, bei ständigem Einsatz der Frontkamera aber doch zu nervig. Vermutlich auch deshalb hat Honor hier auf eine Gesichtserkennung verzichtet. Niemand würde ein Smartphone in dieser Geschwindigkeit entsperren wollen.
Android 9 und EMUI 9
Auf dem Honor 9X läuft Android 9 mit Huaweis Oberfläche EMUI 9. Die muss man mögen, aber sie ist einfach zu benutzen. Honor installiert hier ein wenig überflüssige Software, etwa einen weiteren Browser. Andererseits ist es schön zu sehen, dass Apps wie Facebook oder Booking.com auf unserem Testgerät nicht vorhanden waren.
Generell gibt es keine Überraschungen. Wer EMUI kennt, findet sich hier schnell zurecht. EMUI 10 auf Basis von Android 10 soll für das Honor 9X auch erscheinen. Wann die finale Version vorliegt, bleibt aber abzuwarten.
Im Inneren ein P Smart Z
Das Smartphone wird vom HiSilicon Kirin 710F mit acht Kernen angetrieben, einer leicht modifizierten Version des Kirin 710. Der kommt in vielen Huawei- und Honor-Modellen, wie dem P30 Lite zum Einsatz. Unter anderem aber auch - Ihr habt es schon erraten - im Huawei P Smart Z.
Tatsächlich überrascht das Honor 9X hier also nicht. Im Alltag lief alles flüssig, die Benchmark-Ergebnisse sind denen von anderen Mittelklasse-Smartphones ähnlich. Sicherlich ist dies kein Smartphone für Gamer, die sehr anspruchsvolle Spiele zocken wollen. Zumindest nicht, wenn sie die volle Auflösung nutzen wollen. Die meisten Spiele laufen jedoch mit optimierten Einstellungen auch hier flüssig. Warum ein paar vorinstallierte Apps ein paar Mal abgestürzt sind, konnten wir nicht klären.
Honor 9X im Benchmark-Vergleich
Honor 9X | Huawei P Smart Z | Realme X2 | |
---|---|---|---|
3D Mark Sling Shot Extreme ES 3.1 | 890 | 824 | 2.356 |
3D Mark Sling Shot Vulkan | 932 | 1.361 |
2.221 |
3D Mark Sling Shot ES 3.0 | 1.150 | 840 | 3.358 |
3D Mark Ice Storm Unlimited ES 2.0 | 16.463 | 16.361 | 36.312 |
Geekbench 5 (Single / Multi) | 322 / 1.348 | - | 540 / 1.716 |
PassMark Memory | 11.875 | 11.725 | 25.511 |
PassMark Disk | 58.355 | 53.257 | 61.347 |
Mit Klinke
Beim Telefonieren ist der Klang beim Honor 9X gut. Der Sound beim Videoschauen oder Ähnlichem ist allerdings nichts besonderes. Hier gibt es definitiv Smartphones mit klarerem und lauterem Sound. Andererseits empfehle ich ohnehin, Filme auf dem Smartphone mit Kopfhörern zu schauen beziehungsweise so Musik zu hören. Und da gibt es eine gute Nachricht, denn das Honor 9X hat einen Kopfhöreranschluss. Wer also keine Bluetooth-Kopfhörer mag, kann sie hier ganz klassisch mit einem Kabel einstöpseln.
Mehr Kameras als beim P Smart Z
Einer der Unterschiede zum Huawei P Smart Z ist die veränderte Kamera. Auf der Rückseite finden sich drei Kameras mit den folgenden Daten:
- 48 Megapixel, Hauptsensor, f/1.8, mit KI-Unterstützung
- 8 Megapixel, Superweitwinkel, 120 Grad Sichtfeld, f/2.4
- 2 Megapixel, Tiefeninformationen, f/2.4
Die Frontkamera hat 16 Megapixel (f/2.2). Wie bei Honor und Huawei üblich, gibt es in der Kamera-App Unterstützung durch Künstliche Intelligenz. Dieser Modus lässt sich mit einem einfachen Tipp auf das AI-Logo am oberen Rand ein- und ausschalten.
Der Hauptsensor fasst zudem, ähnlich wie beim Honor View 20, mehrere Pixel zu einem zusammen. Die Standardauflösung Eurer Fotos liegt daher bei 12 Megapixel. Ihr könnt aber manuell auf 48 Megapixel umschalten. Auch der Nachtmodus ist etwa vom Honor View 20 bekannt. Er basiert darauf, dass er verschiedene Aufnahmen macht und diese kombiniert. Das bedeutet, Ihr braucht eine ruhige Hand! Dann funktioniert er aber. Zoomt man in die so aufgenommenen Bilder herein, so sind Details jedoch oft matschig.
Insgesamt liefert das Honor 9X ordentliche Fotos, liegt aber natürlich hinter Geräten wie dem Huawei P30 Pro zurück. Vor allem bei guten Lichtverhältnissen sind die Fotos durchaus gut. Schade jedoch, dass es teilweise einen deutlichen Unterschied zwischen der Hauptkamera und dem Weitwinkel gibt. Erstere bietet recht natürliche Farben, beim Weitwinkel ändern sich die Farben jedoch und sehen schnell zu gesättigt aus.
Die KI-Funktionen sind von anderen Huawei- und Honor-Modellen hinreichend bekannt. Vor allem geht es hier um eine Szenenerkennung und entsprechende Bildoptimierungen. Im herbstlichen Berlin hat unser Testmodell daher hauptsächlich die Szene "Herbstblätter" und "Bedeckter Himmel" gewählt. Ob bald "Schnee" hinzukommt?
Ein großer Akku
Der Akku im Honor 9X ist 4.000 mAh groß. Auch das kennen wir vom Huawei P Smart Z. Was wir von diesem Smartphone ebenfalls kennen, ist das 10-Watt-Ladegerät. Das ist bei einem solchen Akku etwas enttäuschend, denn eine kraftvollere Schnellladetechnik hätte diesem recht großen Akku gut zu Gesicht gestanden. Rechnet also damit, dass Ihr das Smartphone für eine volle Ladung für gut zwei Stunden ans Kabel hängen müsst. Immerhin funktioniert das mittlerweile über USB-C.
Der Akku ist groß genug, um das Honor 9X locker über einen Tag zu bringen. Andererseits scheint es nicht, als sei die Software hier so aggressiv optimiert, wie bei manch anderen Modellen. Ihr solltet also keine Wunderleistung vom Honor 9X erwarten, nach eineinhalb Tagen ist bei moderater Nutzung Schluss. Der PC-Mark Akkubenchmark hat auf dem Smartphone nicht funktioniert.
Honor 9X: Technische Daten
Gut, aber mit richtig starker Konkurrenz
Das Honor 9X ist ein gutes Mittelklasse-Smartphone. Allerdings birgt es wenige Überraschungen. Das gilt zwar für viele aktuelle Smartphones, doch hier müsst Ihr bedenken: Eigentlich haltet Ihr ein Huawei P Smart Z mit einer aufpolierten Kamera in der Hand!
Ist Euch ein großer Bildschirm wichtig und Ihr könnt mit einer Pop-up-Kamera glücklich werden oder bevorzugt diese sogar? Dann schaut Euch das Honor 9X ruhig einmal an. Andererseits gibt es in der Mittelklasse eben auch mit allen Wassern gewaschene Konkurrenz. Das Realme X2 kostet genauso viel, sieht ähnlich aus, hat eine Notch, aber ein AMOLED-Display, mehr Arbeitsspeicher und eine ähnlich ausgestattete Kamera. Dagegen hat es das Honor 9X nicht so leicht.
Was kann das Honor 9X besser als das Honor 8X welches vor einem Jahr startete. Prozessor 710F nur minimal besser wer braucht ausfahrbare Kamera und der Akku war beim 8X auch bei 3750maH mit kleinerem Bildschirm bitte korrigieren falls ich da falsch liege. Besser aufs Mate 30 Lite warten der Huawei Bann soll laut Google Berichten von gestern bald aus sein weil das neue Handelsabkommen zwischen USA und China in der Zielgeraden ist. Oder alternativ das Honor 8X für 189 Euro.
Wenn man heute Huawei kauft, hat man morgen ein altes Modell. Was für eine öde Masche.
Ihr solltet euch noch ein drittes Bewertungskriterium zulegen „neutral“. Da würde ich die Größe einsortieren, denn die ist einfach nur Geschmackssache und kein echter Kritikpunkt. Ich persönlich erachte ein großes Gerät mittlerweile sogar als Vorteil.
Neutrale Bewertung hatte ich auch schon mal vor längerer Zeit vorgeschlagen: neben 👍 auch 👎
Sicher etwas, das wir intern mal diskutieren könnten.
Wäre mal ne Idee wert.
Ich finde die Pop-up-Kameras ist eine gute Lösung, für ein möglichst randloses Gerät. Um die Haltbarkeit würde ich persönlich mir auch wenige Sorgen machen, da ich die Frontkamera nur ganz selten benutze. 😉
Auch sonst macht es für seine Klasse einen guten Eindruck und beim Preis wird sich sicher auch noch was tun. Jetzt kommt ja wieder Black Friday und Co, da gibt es sicher Angebote.
„Im Inneren ein P Smart Z“?
Dann kann ich mir auch gleich das P Smart Z holen, was billiger ist.
Dafür zählt der Updatezeitraum hoffentlich wieder neu.
Naja, der Trick mit der leicht angestaubten CPU den Bann zu umgehen mag zwar geschickt sein, aber der direkte Konkurent Xiaomi bietet zum gleichen Preis doch mehr.
Da EMUI und MIUI beides mit recht speziellen Oberflächen aufwarten, hat das Honor als ehemaliges Kampfpreisphone aus dem Hause Huawei doch sehr an Glanz verloren.