Huawei MatePad 11,5 S im Test: Mattes Display für unter 400 Euro
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Das MatePad 11,5 S bietet ein reflexionsarmes Display mit papierähnlicher Struktur – und zwar für nur 349 Euro. Apple verlangt mehr als das Fünffache für seine Nanotexturbeschichtung und so wird das MatePad zum Lesen und Zeichnen interessant. Ob die Performance im Alltag taugt, ob der Huawei-Stylus mit der Konkurrenz mithalten kann und wie gut HarmonyOS im Jahr 2025 ist, verrät der nextpit-Test!
Pro
- Mattes Display für unter 400 €
- Hochwertige Verarbeitung
- Gutes Leistungsniveau
- Pencil- und Keyboard-Support
Contra
- HarmonyOS bereitet immer wieder Probleme
- Keine Variante mit Mobilfunk verfügbar
- Fehlende Bluetooth-Codecs
- GPS fehlt?!
Preise und Verfügbarkeit
Das MatePad 11,5 S gibt es nur in einer einzigen Farbvariante und 256 GB internem Speicher. Preislich liegen wir hier laut unverbindlicher Preisempfehlung bei 349 Euro. Wer den von uns getesteten Lieferumfang mit Pencil und Tastaturhülle nutzen will, der muss 449 Euro einplanen. Der Aufpreis entsteht dabei durch die Auswahl der Tastatur im Huawei-Konfigurator. Den Pencil gibt es dabei kostenlos dazu. Die UVP des M-Pencil 3 liegt bei 99 Euro.
Erhältlich ist das Huawei MatePad 11,5 S bei diversen Online-Händlern. In unserem Deal-Element könnt Ihr aktuelle Preise bei Amazon, MediaMarkt und Saturn abfragen. Offline könnt Ihr das Tablet natürlich auch finden. Unter anderem gibt es in Berlin einen Huawei-Store, bei dem Ihr das Tablet mit PaperMatte-Display womöglich ausprobieren könnt.
Design & Display: PaperMatte-Support im MatePad 11,5 S
Design & Display | |
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Display |
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Maße & Gewicht |
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Material |
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IP-Zertifizierung |
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Designtechnisch lehnt sich Huawei beim MatePad 11,5 S wieder einmal bei Apple an. Vor allem von vorne und mit angehefteter Tastatur könnte man das Tablet auch für ein iPad Pro aus 2024 (zum Test) halten. Huawei rundet die Ecken rund um das 11,5" große Display allerdings ab und so liegt das MatePad 11,5 S ein bisschen besser in der Hand. Die dünnen Displayränder sind dabei gerade noch dick genug, dass es selten zu Fehleingaben kommt. Und auch beim Display muss sich Huawei keineswegs verstecken.
Denn im MatePad 11,5 S arbeitet ein helles LC-Display mit einer hohen Bildwiederholrate von 144 Hz. Im Vergleich zum Display des iPads ist allerdings sowohl die Auflösung als auch die maximale Helligkeit geringer. Was Huawei allerdings sehr gut hinbekommt, ist es, das Display durch eine mikroskopische Ätzung reflexionsarmer zu gestalten. Das "PaperMatte"-Coating gibt dem Bildschirm zudem eine etwas rauhere Struktur, durch die es sich wie Papier anfühlen soll. Das merkt man vor allem bei Verwendung des Stylus, den man - Überraschung - magnetisch an die Längsseite des Tablets heftet.
Wer zum Zeichnen oder Schreiben nach einem Display mit Papier-Feeling sucht, der kommt nirgends so günstig weg wie bei Huawei. Die Anzeige überzeugte im Test zudem mit einer guten Farbwiedergabe trotz fehlender Abdeckung des DCI-P3-Farbraums und guten Kontrasten trotz LC-Technologie. Wer nicht zu Huawei will, findet aber alternativ auch Displayfolien für andere Tablets, die eine Papierstruktur simulieren. Nicht immer gibt es hier aber derart angenehme Stylus' wie beim MatePad 11,5 S.
Der Huawei Pencil 3 ist optional für 99 Euro. Wie bereits erwähnt, lässt er sich direkt am Tablet transportieren und wird dort auch aufgeladen. Er unterstützt sehr präzise Eingaben in Zeichen- oder Schreibprogrammen und kann den Druck erkennen, mit dem Ihr ihn auf das Tablet aufsetzt. Eine Squeeze-Geste, Tasten, eine Rückseite zum Radierer oder ein Erkennen von Rotationen bietet er allerdings nicht. Dennoch ist er in puncto Präzision dem Apple Pencil ebenbürtig. Zudem ist es angenehm, dass das Tablet aufgelegte Hände zuverlässig ignoriert.
Schauen wir uns das Gehäuse des MatePad 11,5 S noch ein bisschen genauer an. Die Rückseite und der Rahmen bestehen aus Aluminium. Rund um das Display gibt es Löcher für die insgesamt vier Lautsprecher des Tablets. Diese produzieren einen überraschend lauten Klang und eignen sich gut für Multimedia-Anwendungen. Die Lautsprecherlöcher zeigen zudem, wie hochwertig das Gehäuse des Tablets gefräst wird und unterstützen das hochwertige Gefühl bei der Benutzung.
Knöpfe gibt es nur drei am MatePad 11,5 S: Zwei für die Lautstärke und einen zum Ein- und Ausschalten. Für die biometrische Entsperrung steht eine Gesichtserkennung zur Verfügung. Sonst gibt es hier nur die metallenen Kontakte für das Aufladen der Tastatur und einen USB-C-Anschluss. Gegen Wasser und Staub ist das Tablet laut Herstellerangaben nicht geschützt.
Kurz noch zur Peripherie: Im Testzeitraum war es durchaus auffällig wie häufig es Probleme mit der "Smart Magnetic Keyboard" genannten Zubehörtastatur gab. Dabei reagierte das Keyboard erst einmal nicht auf Eingaben und tippte dann alle Buchstaben doppelt. Darüber hinaus bleibt es in der Regel verbunden, wenn man es vom Tablet trennt. Vergleichbar mit Samsungs und Apples Tastaturlösungen ist das Keyboard trotz angenehmem Tippgefühl daher lange nicht.
HarmonyOS statt Android
Software | |
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Betriebssystem |
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Update Policy |
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In China soll HarmonyOS inzwischen zum zweitbeliebteste Betriebssystem mutiert sein – hierzulande ist die Android-Alternative noch recht unbeliebt. Dabei ist die Idee, auf ein Google-freies Betriebssystem zu wechseln, das zudem noch ein vernetztes Ökosystem wie iOS bietet, gar nicht mal so schlecht. Im Alltag mit dem MatePad 11,5 S zeigt sich allerdings, dass HarmonyOS noch immer durchaus Probleme verursacht.
Einerseits sind natürlich nicht alle Apps, die man unter Android oder auf vollwertigen Desktop-Betriebssystemen nutzt, mit dem mobilen Betriebssystem kompatibel. Lightroom wollte ich aufgrund des präzisen Stylus' etwa auf dem Tablet nutzen. Als APK findet sich aber nur eine Version im Netz, die an Samsung-Tablets angepasst ist. Das Ende vom Lied: Das Huawei-Tablet zerstörte meine Bilder und ich musste sie neu aufnehmen.
Mit derartigen Inkompatibilitäten muss man noch immer leben, wenn man mit Huawei-Geräten arbeitet. Sie sind eine Folge des Handelsembargos gegenüber China seitens der USA, das nun schon seit 2018 gilt. Plattformen wie YouTube, Netflix, Amazon Prime Video oder eben Apps wie Lightroom oder Photoshop funktionieren nicht oder nur mit Einschränkungen auf dem Tablet.
Es ist also ein wenig egal, ob man ein Multimedia-Tablet oder eine Möglichkeit zum mobilen Arbeiten sucht – ganz so reibungslos wie mit iPadOS oder gar mit Tablet-Android wird man hier nicht unterwegs sein.
Wie viel Leistung bietet das MatePad 11,5 S?
Performance | |
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Prozessor |
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Arbeitsspeicher |
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Speichervarianten |
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Konnektivität |
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Zu einem Preis von 349 Euro ist beim MatePad 11,5 S kein Leistungsmonster zu erwarten. Eher ein Mittelklasse-Tablet, das Aufgaben im Alltag gut meistert und beim Gaming Schwächen zeigt. Außerhalb Europas wird das 11,5 S auch als MatePad Air vertrieben und arbeitete dort im Jahr 2023 noch mit dem Snapdragon 888 – einem Top-SoC für Android-Flaggschiffe aus dem Jahr 2020. Im Jahr 2024 können wir es in unseren internen SoCs eher mit Mitteklasse-Smartphones vergleichen. Als Referenzen habe ich Euch die Ergebnisse des neuesten iPad-Mini und zweier Mittelklasse-Android-Modelle dazugepackt:
Huawei MatePad 11,5 S | Apple iPad Mini (2024) | OnePlus Pad 2 | Samsung Galaxy Tab S9 FE | |
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3D Mark Wild Life | 1.057 | 2.785 | – | – |
3D Mark Wild Life Stress Test (Extreme¹) | Bester Loop: 1.052 |
Bester Loop: 3.628 |
Bester Loop: 4.564 Schlechtester Loop: 3.666 Stabilität: 80,3 % |
Bester Loop: 846 Schlechtester Loop: 842 |
Geekbench 5 | Single: 1.191 Multi: 3.907 |
Single: 2.912 Multi: 7.182 |
Single: 2.133 Multi: 6.353 |
Single: 1.024 Multi: 2.940 |
Der Verdacht der Mittelklasse-Leistung bestätigt sich – allerdings liegt das Tablet ein wenig vor dem Galaxy Tab S9 FE, das Ende 2024 zu einem ähnlichen Preis auf den Markt gekommen ist. Begrüßenswert ist zudem, dass die Leistung bei längeren Aufgaben kaum abnimmt. Obwohl das Tablet besonders dünn ist, kriegt Huawei anfallende Wärme gut abgeleitet.
Für Mobile Games ist die Leistung meiner Meinung nach noch immer ausreichend. Gamer müssen aber ohnehin mit Einschränkungen aufgrund des fehlenden Play Stores rechnen. Als Testspiel habe ich "World War 2" und "World of Tanks Blitz" installiert, das es nativ in Huaweis eigener "AppGallery" gibt. Die Gaming-Experience war durchaus zufriedenstellend, ein Grafikkracher ist das Spiel aber nicht. Andere Spiele – etwa die APK-Version von Asphalt 9 — ließen sich auf dem Tablet nicht installieren.
Abgesehen von der Leistung gibt es beim MatePad 11,5 S eine etwas verwirrende Konnektivität. Mit WiFi 6 und Bluetooth 5.3 finden wir akzeptable Standards für kabellose Verbindungen vor. Die Bluetooth-Codecs sind mit AAC und LDAC aber eingeschränkt. So fehlen mit AptX und SBC zwei sehr verbreitete Audio-Codecs. Zu allem Übel fehlen dem Tablet eine LTE- oder 5G-Version sowie ein GPS-Modul. Wer unterwegs surfen will, benötigt einen Hotspot. Über diesen kann man das Tablet dann auch Orten – aber nur äußerst ungenau.
Wer sich für das MatePad 11,5 S interessiert, sollte vorher also wieder genau überlegen, wofür man das Tablet benutzen möchte. Als Mini-Arbeitsrechner für unterwegs fällt es wohl eher raus. Auch beim Gaming macht man hier Abstriche. Die Leistung reicht zum Surfen im WLAN sowie zum Zeichnen und das Lesen von eBooks aber dicke aus!
Kamera
Kamera | |
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Hauptkamera |
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Ultraweitwinkelkamera |
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Telekamera |
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Frontkamera |
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Max. Videoauflösung |
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Ja, es gibt Kameras im MatePad 11,5 S – zum Fotografieren solltet Ihr das Tablet aber nicht nutzen. Die Bildqualität ist sowohl bei Selfies als auch mit der Hauptkamera schlechter als bei 99 Prozent der aktuellen Smartphones. Dementsprechend ergibt es wenig Sinn, hier ein Tablet in die Luft zu halten. Für Videoanrufe und für das Scannen von Dokumenten reicht die Qualität aber auch. Eindrücke habe ich Euch in folgende Galerie gepackt:
Während Tablets bei Kameras nicht viel bieten müssen, ist es wichtig zu erwähnen, was andere Modelle hier leisten. Die aktuellen iPad-Modelle von Apple etwa können Motive vor der Kamera verfolgen. Samsung verbaut eine 4K-fähige 12-MP-Frontkamera in seinem Galaxy Tab S10 Ultra (Test). Diese Modelle kosten aber auch deutlich mehr. Dementsprechend sind die schlechten Kameras dem Huawei-Tablet zu verzeihen.
Akkuleistung des MatePad 11,5 S
Batterie | |
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Batteriekapazität |
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Max. Ladeleistung |
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Huawei gibt unterschiedliche Kapazitäten für den Akku im MatePad 11,5 S an. Maximal soll die Nennleistung maximal 8.800 mAh betragen, minimal sollen es 8.200 mAh sein. Während wir hier ein wenig raten müssen, sollten die Ergebnisse aus unserem Benchmark-Test zuverlässiger sein. Das Android-Tablet hielt hier stolze 14 Stunden lang durch.
Vermarktet wird das Huawei-Tablet darüber hinaus mit einer Schnellladefunktion. Über das mitgelieferte Ladekabel, das leider noch mit USB-A-Anschluss daherkommt, erreicht das Tablet eine Ladeleistung von 22,5 W. Android-Kenner wissen: Das ist nicht allzu viel und dementsprechend lang fallen auch die Ladezeiten des Tablets aus. Ich habe Euch die Ladestände einmal mit der Stoppuhr aufgenommen:
Ladezeiten Galaxy A16 5G
Ladestand | Zeit |
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5 % | 0h 0m |
10 % | 3m 30s |
30 % | 29m 30m |
50 % | 53m 2m |
75 % | 1h 24m |
100 % | 1h 54m |
Trotz Schnellladefunktion dauert es fast zwei Stunden bis der Akku des MatePad 11,5 S voll ist. Das ist nicht unbedingt untypisch, das Schnellladegeräte häufig nur die ersten 50 Prozent schnell laden. Bei einer halben Stunde bis 30 Prozent und fast einer ganzen Stunde bis 50 Prozent ist von Schnellladen aber nicht die Rede. Kabellose Lademöglichkeiten gibt es übrigens nicht. Das ist aber keineswegs zu erwarten bei einem Tablet.
Lohnt sich der Kauf des Huawei MatePad 11,5 S?
Dank PaperMatte-Display bringt Huawei mit dem MatePad 11,5 S ein wirklich interessantes Tablet auf den Markt. Denn das Display ist reflexionsärmer als herkömmliche Anziegen, bietet bei der Bedienung mit Stift ein besonders angenehmes Schreibgefühl und überzeugt auch in anderen Eigenschaften. Diese Aussage lässt sich auch auf andere Eigenschaften des Tablets übertragen.
- Kaufberatung: Das sind die besten Android-Tablets
Das MatePad 11,5 S ist trotz der vergleichsweise geringen UVP sehr hochwertig verarbeitet und dünn. Es bietet gute Lautsprecher, ausreichend Leistung für die meisten Anwendungen und "seichte" Mobile Games und hielt im Akku-Benchmark besonders lange durch. Einige Einschränkungen, die vor allem mit dem Handelsembargo der USA gegenüber China zusammenhängen, lassen uns an einer Empfehlung allerdings stark zweifeln.
Das installierte HarmonyOS bietet einen geringeren Funktionsumfang als iPadOS oder Android, was vor allem an den fehlenden Google-Diensten liegt. Die optionale Tastaturhülle ist an und für sich zwar schön, sorgt im Test aber immer wieder für Probleme. Das Tablet kommt ohne LTE- oder 5G-Modul und selbst ein GPS-Modul für eine präzise Ortung fehlt.
Wer sich für das MatePad 11,5 S entscheidet, muss daher immer mit Einschränkungen oder Umwegen rechnen. Kreative können etwa sehr präzise zeichnen, allerdings fehlt die Kompatibilität zu professionellen Anwendungen wie Photoshop oder Lightroom. Wer ein kleines Tablet für unterwegs mag, kann lange auf dem MatePad arbeiten, muss aber unterwegs immer wieder nach Hotspots suchen. Das geht bei anderen Herstellern besser – nur fehlt hier eben die Displayoberfläche mit Papierstruktur.