Husqvarna 410XE Nera im Test: Mähroboter mit und ohne Begrenzungsdraht
Der Husqvarna 410XE Nera schaut über den Tellerrand hinaus. Nun gut, eher mit dem zweiten Mähteller den Husqvarna unter dem Heck des Mähroboters verbaut, damit nah an Gartenbegrenzungen gemäht wird. Mit Zusatz-Zubehör wird der 410XE Nera zu einem Mähroboter ohne Begrenzungsdraht. Wir haben den Husqvarna 410XE Nera mit EPOS, also ohne Begrenzungsdraht getestet und verraten Euch im ausführlichen nextpit-Test, wo die Stärken des Mähroboters sind und wo Husqvarna noch Nachholbedarf hat.
Pro
- Fabelhafte Mähleistung
- Zweiter Mähteller für Ränder
- Schnitthöhe bis 9 cm einstellbar
- Gute Standort-Navigation
- Viele smarte Funktionen in der App
Contra
- Umständlicher Einrichtungsprozess
- Schlechte Hinderniserkennung
- Unübersichtliche App
Kurzfazit und Preis
Die Mähleistung des Husqvarna 410XE Nera ist spitzenmäßig. Hohes Gras mäht der Mähroboter spiralförmig und dank des zweiten Mähtellers wird der Rasen bis nah an die Gartenbegrenzungen bearbeitet. So überzeugend die Mähleistung ist, so unbefriedigend ist die Hinderniserkennung des Roboters. Noch dazu fährt der Mähroboter planlos durch den Garten und braucht damit für einen Mähvorgang länger als andere Modelle. Aber: Wenn Ihr keine Schnittmuster im Garten sehen wollt, ist der 410XE Nera die perfekte Wahl.
An der App muss Husqvarna allerdings noch arbeiten – der Aufbau ist gewöhnungsbedürftig. Habt Ihr Euch aber einmal einen Überblick über alle Funktionen verschafft, ist die Husqvarna-Automower-App mit ihren unzähligen Optionen wirklich mächtig. Wollt Ihr den 410XE Nera ohne Begrenzungsdraht nutzen, müsst Ihr das Plug-in-Kit 249 Euro und die Referenzstation RS1 für 399 Euro dazukaufen. Zusammen mit dem Basispreis für den Mähroboter alleine von 2.699 Euro ist der Husqvarna-Roboter kein günstiges Vergnügen.
Unboxing und Setup
Der Husqvarna 410XE Nera hat ein auffälliges Design – und bietet flexible Einsatzmöglichkeiten. Um das Gerät im komfortabelsten und flexibelstem Modus zu nutzen, müsst Ihr zusätzliche Hardware kaufen.
Gefällt:
- Sportliches Design
- Optional ohne Begrenzungsdraht nutzbar
Gefällt nicht:
- Aufwändiges Setup
Der Husqvarna 410XE Nera sieht mit seinen beiden Scheinwerfern und den ausladenden Radkästen aus wie ein Sportwagen. Anders als reinrassige Sportwagen handelt es sich beim Husqvarna aber um ein Hybrid-Modell. Damit ist allerdings nicht der Treibstoff gemeint, denn der 410XE Nera fährt zu 100 % elektrisch. Aber: Der Mähroboter funktioniert wahlweise mit oder ohne Begrenzungsdraht. Für letzteren Modus ist allerdings ein sogenanntes Plug-in-Kit notwendig, das Ihr in den Roboter einsetzt. Für den Test standen uns besagtes Plug-in-Kit und die ebenfalls erforderliche RTK-Antenne zur Positionsbestimmung im Garten zur Verfügung.
Der 410XE Nera hat ein extravagantes Design mit zwei schlitzförmigen Scheinwerfern vorne, die allerdings nur Style-Punkte bringen, da sie für die Praxis irrelevant sind. Der Roboter ist 12,5 kg schwer und IPX5-zertifiziert. Ihr könnt die Außen- und Unterseite des Roboters also bedenkenlos mit einem Gartenschlauch abspritzen.
- Tipps für die Wartung: So bringt Ihr Euren Mähroboter auf Vordermann
Stichwort Unterseite: Hier offenbart der Roboter seine erste Besonderheit. Das Husqvarna-Modell hat einen zweiten Mähteller unter dem Heck, um möglichst nah bis an den Rand der Rasenflächen zu mähen. Am Roboter gibt es ansonsten einen kleinen Bildschirm und einen Drehregler. Den Regler nutzt Ihr für die PIN-Eingabe und die Bedienung am Roboter. Allerdings stehen Euch am Roboter so gut wie keine Einstellungen zur Verfügung. Hier empfehlen wir Euch auf die Husqvarna-Automomower-App zurückzugreifen.
Das Setup in der App ist etwas komplizierter als bei Mährobotern, die keine zwei Betriebsmodi erlauben. Ihr stellt zunächst eine Bluetooth und dann eine WLAN-Verbindung zwischen Roboter und Smartphone beziehungsweise Heimnetzwerk her. Danach setzt Ihr das Plug-in-Kit in den Mähroboter. Hierfür entfernt Ihr zuerst die obere Abdeckung des Roboters. Die beiden Schrauben lösen, den Blindstopfen des aus dem Roboter bereitliegenden Kabels entfernen, das Kit daran anschließen und alles wieder befestigen.
Bevor es an die Kartierung geht, fügt Ihr noch die Ladestation und die RTK-Antenne in der App hinzu. Das Setup ähnelt dem des Segway Navimow i105 (Test). Beachtet hier, dass die Antenne unter freiem Himmel montiert sein muss. Mitgeliefert ist eine Aufnahme für die Wandmontage oder alternativ an einem Pfosten mit Hilfe von Schellen. Eine entsprechende Stange ist im Lieferumfang allerdings nicht enthalten. In unserem Test haben wir dafür einen Navigations-Beacon vom Ecovacs Goat G1-800 (Test) zweckentfremdet.
Smarte Features und Programmierung
Die Husqvarna-Automower-App ist auf den ersten Blick chaotisch aufgebaut. Habt Ihr aber einmal das Layout der Software verstanden, stehen Euch viele einzigartige Features für den 410XE Nera zur Verfügung. Besonders für den Mähprozess hält die App praktische Einstellungen parat.
Gefällt:
- Praktische Einstellungen für spiralförmiges Mähen
- Feature fürs Mähen bis an den Rand der Rasenfläche
Gefällt nicht:
- Layout etwas chaotisch im ersten Moment
- Steuerung beim Kartieren klappt kaum
Das Mapping macht wenig Spaß. Wie bei Mährobotern ohne Begrenzungsdraht müsst Ihr mit dem Roboter einmal die zu mähende Fläche umfahren. Das klappt über virtuelle Steuertasten auf dem Smartphone-Display und geduldiges Hinterherlaufen hinter dem Roboter. Selbst für unseren kleinen Testgarten mit nicht einmal 100 m2 Rasenfläche dauert das ganz schön lange.
Die virtuellen Pfeiltasten sind nämlich leider zu unpräzise – am Ende tippeln wir sekündlich auf die virtuellen Buttons. Hinzu kommt, dass Ihr GPS-Punkte durch ein Drücken der Plustaste manuell hinzufügen müsst. Bei anderen Modellen, wie dem von nextpit kürzlich getesteten Dreame A1, passiert das automatisch im Hintergrund.
Die Automower-App wirkt zunächst durcheinander. In der Praxis erwischen wir uns oft dabei, nach Einstellungen zu suchen. Das machen Dreame und Ecovacs besser. Das überrascht aber wenig, da wir hier von gestandenen Herstellern für Saugroboter reden, die ihre Erfahrungen mit den Apps sehr gut auf den Mähroboter übertragen konnten.
Ist aber einmal der Überblick in der Husqvarna-App verschafft, wird schnell klar, wie viele praktische Funktionen die App bereithält. Im Hauptmenü schickt Ihr den Mähroboter zum Mähen los und seht die eingestellte Schnitthöhe sowie den Akkustand. Es gibt zwei Möglichkeiten, den Roboter zur Arbeit loszuschicken.
Möglichkeit eins ist über erstellte Zeitpläne. Ansonsten könnt Ihr den Husqvarna-Mähroboter jederzeit losschicken. Das Besondere hierbei: Ihr gebt dem 410XE Nera ein genaues Zeitintervall vor, wie lange der Roboter durch den Garten brettern soll, mit einem ungünstigen Manko – aber dazu mehr im kommenden Teil des Testberichts.
Unten findet im Reiter die Karte. Hier legt Ihr die Schnitthöhe fest und seht, wo der Mähroboter bereits unterwegs war. Für den Mähprozess findet Ihr in den weiteren Einstellungen eine Handvoll praktischer Features. Hier stellt Ihr ein, wie oft der Roboter spiralförmig mähen soll. Ansonsten aktiviert die andere einzigartige Einstellung des Husqvarna-Roboters: Die sogenannte “EdgeCut”-Funktion. Wie es der Name schon andeutet, fährt der Roboter dann besonders nah an Rasenbegrenzungen.
Mähleistung und Praxistest
Beim Mähen wird schnell klar, dass Husqvarna ein gestandener Riese für Gartengeräte ist. Der 410XE Nera mäht den Rasen erstklassig. Die zahlreichen Mäh-Funktionen zeigen tragen in der Praxis Früchte. Einzig die Hinderniserkennung lässt zu wünschen übrig.
Gefällt:
- Hervorragendes Mähergebnis
- Mäht dank des zweiten Mähtellers bis an den Rand
- Spiralförmiges Mähen bei hohem Gras
Gefällt nicht:
- Mangelhafte Objekterkennung und -meidung
Der Husqvarna 410XE Nera hat zwei Scheiben mit jeweils drei rotierenden Klingen. In Verbindung mit dem Edgecut-Feature schafft es der Mähroboter nah an Begrenzungen zu mähen. Dabei fährt der Roboter nah an die Gartenbegrenzung, setzt dann leicht zurück und dreht sich. Im Anschluss schwenkt das Heck aus und der 410XE Nera mäht mit dem Zusatzteller am Gartenrand. In der Praxis hindert das sehr große Heck den 410XE Nera daran, an manchen Stellen wirklich bis zum letzten erreichbaren Zentimeter zu mähen, gerade an Rasenflächen, die an Mauern grenzen.
Innerhalb der möglichen Arbeitsfläche von 1.000 m2 meistert der Husqvarna 410XE Nera Steigungen von maximal 30 Prozent. Die Schnitthöhe legt Ihr individuell in 1-cm-Schritten von 1 bis 9 cm fest. Das Mähergebnis ist wirklich beeindruckend. Der Mähroboter erkennt hohes Gras und mäht an diesen Stellen spiralförmig, um die Schnittreste besonders gründlich zu zerkleinern. Das zerkleinerte Material bleibt dann liegen und düngt den Rasen. Bei diesem Spiralmähen dreht sich der Rasenmäherroboter auf der Stelle mehrere Male um seine eigene Achse – wie oft, das könnt Ihr in der App anpassen.
Beim Mähen ist der Mähroboter ziemlich unaufmerksam. Sämtliche Hindernisse, die wir dem Luxus-Mähroboter vor die Karosse legen, werden wie auf einer Monster-Truck-Show kurz und klein gefahren. Aus diesem Grunde empfehlen wir, auch zum Schutz der Tiere, den Roboter unter keinen Umständen nachts mähen zu lassen. Positiv ist aber, wie leise der Roboter im Betrieb ist. Nur wenn sich der 410XE Nera hohem Gras annimmt und spiralförmig mäht, wirds kurz lauter.
Ungünstigerweise weiß der Roboter nie, wo er bereits war. Bedeutet: Der Roboter beendet nie die Aufgabe mit dem Hinweis, dass der komplette Garten gemäht wurde. Stattdessen “hofft” der 410XE Nera, in dem von Euch erstellten Zeitplan oder dem festgelegten Zeitintervall wirklich jeden Winkel des Grüns abzufahren. Für Nutzer, die keine Fans von sichtbaren Bahnen sind, wird dieses “Chaos-Prinzip” kein Dorn im Auge sein.
Stattdessen klappt die Arbeitsanweisung nur über erstellte Zeitpläne oder spontan festgelegte Zeitintervalle. Die Zeitintervalle gehen bei 30 Minuten los und erstrecken sich auf bis zu sieben (!) Tage. Optional könnt Ihr den Roboter so lange mähen lassen, bis der Sprit alle ist. An Diebstahlschutz mangelt es dem Roboter nicht. Abgesehen von eingangs erwähnter PIN schlägt der Mähroboter Alarm, sobald der Roboter den Geofence-Bereich verlässt.
Fazit
Der Husqvarna 410XE Nera ist ein echtes Profi-Gerät. Vor allem mit der erstklassigen Mähleistung hebt sich das Modell deutlich von der Konkurrenz ab. Noch dazu sammelt der Mähroboter mit dem zweiten Mähteller und dem spiralförmigen Mähen weitere Pluspunkte im Test. Hier bietet der Mähroboter von Husqvarna mehr als Dreame oder Ecovacs. Besonders positiv, wenn auch äußerst kostspielig ist die Option, den 410XE Nera zu einem kabellosen Mähroboter zu machen. Für das nötige Plug-in-Kit zahlt Ihr 249 Euro (UVP), die Referenzstation RS1 kostet 399 Euro (UVP).
- Weiterlesen: Die besten Mähroboter im Test und Vergleich
Das größte Manko des 410XE Nera ist die unübersichtliche App. Die Software wirkt beim ersten Anblick chaotisch. Noch dazu müsst Ihr Euch vor dem Kauf bewusst sein, dass der 410XE Nera kreuz und quer durch den Garten und keine strukturierten Bahnen fährt. Nutzer, die keine sichtbaren Linien im Garten haben wollen, werden mit diesem Mähroboter mehr als zufrieden sein. Weniger zufrieden wird Euer Kontostand, denn der Husqvarna 410XE Nera kostet nach unverbindlicher Preisempfehlung sage und schreibe 2.699 Euro. Bei tink könnt Ihr Euch den smarten Mähroboter aktuell für rund 2.300 Euro sichern.