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Im Gespräch mit Sennheiser: Welche Audio-Innovation folgt auf ANC?

NextPit Sennheiser Momentum True Wireless 3
© nextpit

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Am Rande der IFA 2022 hatte ich die Gelegenheit, mit Christian Ern zu sprechen, bei Sennheiser zuständig für Kopfhörer und Ohrhörer. Wir sprachen über die Audiophilie, True-Wireless-Kopfhörer, Audio-Kopfhörer und "Ambient Awareness", die nach ANC der große Trend bei Audio-Wearables für den Massenmarkt sein soll.

Wenn ich "kabellose In-Ear-Kopfhörer" oder "Bluetooth-Kopfhörer" sage, denkt Ihr vielleicht auch an Sennheiser, aber wohl zuerst an Sony und Bose. Ja, trotz seiner jahrzehntelangen Marktpräsenz und seines hervorragenden Rufs bei Audiophilen und Audioprofis auf der ganzen Welt ist der deutsche Kopfhörerhersteller auf diesem Markt der Herausforderer.

Das ging sogar so weit, dass Sennheisers Consumer-Audio-Sparte im letzten Jahr von der Muttergesellschaft Sonova übernommen wurde, um die Position des Unternehmens zu stärken. In einer Zeit, in der viele der Meinung sind, dass es schon audiophil ist, eine MP3-Datei von Spotify in AAC auf AirPods Pro zu hören, muss man sich die Frage stellen: Ist ein Hersteller wie Sennheiser heute wirklich noch relevant?

Wenn es nach Sennheiser geht, dann beantworten wir das mit einem klaren "Ja" – und zwar durch die Entwicklung einer ganz besonderen Funktion: dem Transparenzmodus. Dieser Modus ist das Gegenteil der aktiven Geräuschunterdrückung (ANC), bei der die Umgebungsgeräusche verstärkt werden. Warum wird dieses Bewusstsein für die Umgebung bei unseren Kopfhörern immer wichtiger? Diese Frage habe ich Christian Ern von Sennheiser gestellt.

Christian Ern vor einem Sennheiser-Logo mit Kopfhörern in der Hand
Christian Ern ist verantwortlich für den Bereich Kopfhörer bei Sennheiser. / © Sennheiser.

Der Komfortfaktor ist in Europa wichtiger als alles andere

Stellt Euch vor, Ihr reist nach Japan und bittet einen gewöhnlichen Technikfreak, Euch seine Audioausrüstung zu zeigen. Dann wird er höchstwahrscheinlich mindestens einen DAC aus seiner Tasche ziehen, der mit seinem Smartphone verbunden ist, sowie ein Paar kabelgebundene HiFi-In-Ears. Fiio, Meze, Shure, Hidizs, Thieaudio oder Klipsch,... Marken, die dort viel mehr Mainstream sind als in Europa. Viele tragen auch einen HiFi-Player oder einen tragbaren Verstärker mit sich herum.

Macht Ihr denselben Test in Europa, ist es wahrscheinlicher, dass Ihr auf ein altes Paar AirPods von 2016 oder bestenfalls ein Paar AirPods Pro trefft. Natürlich ist audiophile Ausrüstung alles andere als günstig (auch wenn mit knappem Budget einiges möglich ist), aber das ist vor allem eine Frage der Herangehensweise an die Technik.

"In Europa ist der Komfortfaktor viel wichtiger. In Japan ist es ziemlich verrückt, und das im positiven Sinne. Die Leute haben aus der Audiophilie eine eigene Wissenschaft gemacht. Man muss die richtigen Kopfhörer, das richtige Kabel und den richtigen Player haben. Es ist fast eine Gamification der Nutzererfahrung. In Europa steht der Benutzerkomfort an erster Stelle", erklärt Christian Ern.

Diese Verbundenheit mit dem "Plug and Play"-Aspekt, bei dem man nur seine AirPods-Packung öffnen muss, um sie mit seinem iPhone zu koppeln, erklärt zu einem sehr großen Teil den Erfolg von Apple auf dem Markt für kabellose Kopfhörer. Und genau das ist der Grund, warum Hersteller wie Sennheiser, Sony oder Bose so sehr an einer tieferen Integration mit Android-Smartphones arbeiten.

"Googles Fast Pair und Microsofts Easy Pair sind das letzte nennenswerte Beispiel dafür", erklärt mir Christian Ern. Aber selbst Fast Pair hat Schwierigkeiten, von allen Herstellern richtig implementiert zu werden. Ich persönlich bin immer noch überrascht, wenn ich die Fast-Pair-Animation sehe beim Koppeln neuer Kopfhörer mit meinem Smartphone.

Für mich ist das DIE große Herausforderung für Marken wie Sennheiser. Es muss ihnen gelingen, zugänglich genug zu sein, um Mainstream zu werden, und Christian Ern stimmt mir in diesem Punkt zu. Denn die Nachfrage auf Seite der Audiophilen ist vorhanden – aber es bleibt ein Nischenmarkt.

Nach ANC: Steht Ambient Awareness vor dem Durchbruch?

Stellt Euch vor, Ihr hättet alle Werke von Tolkien gelesen. Vom Silmarillion über Húrins Kinder und Beren und Lúthien bis hin zu den unvollendeten Märchen und Legenden. Ihr hättet sicher mit den Zähnen geknirscht, als Ihr am Wochenende die ersten beiden Episoden der Serie Die Ringe der Macht auf Amazon Prime saht. Vielleicht meckert Ihr sogar über Peter Jacksons Trilogie (zu Unrecht, aber ich will Euch nicht verurteilen).

Aber diese Filme, wie auch diese neue Serie, werden höchstwahrscheinlich für viele neue Fans ein Einstieg in das, zugegebenermaßen, letztlich wenig zugängliche Universum von Tolkien sein. Nun, das gilt auch für die Audiophilie. Nicht jeder hat die Zeit oder die Lust, sich durch fünfzehn Vergleiche zu quälen, um den richtigen DAC, DAP, Kopfhörer oder Ohrhörer zu kaufen.

"Sennheiser hat immer noch diese Audioqualität im Herzen, für die wir auf der ganzen Welt bekannt sind. Wir stellen unsere eigenen Wandler her und es ist eben jene Meisterklasse und Präzision, mit der wir uns von der Masse abheben. Und da niemand in der U-Bahn mit einem HD600 herumlaufen sollte, verwenden wir diese Technologie auch in erschwinglicheren Produkten wie den Momentum 4", so Christian Ern.

Sennheiser Momentum 4 Wireless komplett.
Die Sennheiser Momentum 4 sind keine audiophilen Kopfhörer, aber vielseitiger als die HD600. / © NextPit

Und diese Demokratisierung läuft auch über Innovationen. Das haben wir bei ANC, der aktiven Geräuschunterdrückung, gesehen. Ein Feature kann so populär werden, dass die Nutzer:innen es zu einem entscheidenden Kaufkriterium machen, selbst wenn sie damit eine eigene neue Produktkategorie schaffen. Nur wäre es kontraproduktiv, "zu situative Produkte zu schaffen", wie Christian Ern mir gegenüber anmerkte.

"Wir werden nicht für jede Situation ein Produkt machen. Deshalb bieten z. B. immer mehr Kopfhörer und Headsets neben ANC auch einen Transparenzmodus an." Die Idee ist, alles so zu gestalten, dass Ihr Eure Kopfhörer oder Headsets nicht aus den Ohren nehmen müsst.

Ihr geht in die U-Bahn und wollt den Lärm der Menschenmenge ausblenden? Dann schaltet Ihr ANC ein. Aber wenn Ihr aus der Bahn aussteigt und auf die Straße geht? Dann schaltet Ihr den Transparenzmodus ein, um die ankommenden Autos zu hören und nicht überfahren zu werden. Der berühmte Transparenzmodus, diese "Ambient Awareness", ist alles andere als neu, wir sprechen schon seit einigen Jahren darüber.

Aber es ist auf dem besten Weg, DER nächste Innovationstreiber auf dem Audiomarkt zu werden. Bei meinem Hands-on mit den Jabra Elite 5 (Artikel folgt) war ich beispielsweise davon begeistert, dass man den ANC- oder Transparenzpegel an jedem Ohrhörer separat einstellen kann. Ich denke, dass die Hersteller weiter in diese Richtung gehen werden.

"Zu einem Produkt zu kommen, das für alle Situationen geeignet ist, das ist das Ziel."

Nun, von dieser Vielseitigkeit sind wir bei audiophilen Produkten noch weit entfernt. Ein Smartphone kann sie derzeit nicht einmal richtig mit Strom versorgen.

Aber es sind eben diese Geschichten über transparente Modi, die uns die Kopfhörer und Headsets auf unseren Ohren vergessen lassen, die mich an eine nahe Zukunft glauben lassen, in der Audio-Wearables zu einem echt intuitiven Multi-Geräte-Produkt werden.

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Zu den Kommentaren (5)
Antoine Engels

Antoine Engels
Head of Editorial nextpit France

Schwarzer Gürtel beim Lesen von Datenblättern. OnePlus-Fanboy in der Remission. Durchschnittliche Lesezeit für meine Artikel: 48 Minuten. Fact-Checker für Tech-Tipps in seiner Freizeit. Hasst es, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen. Wäre in einem früheren Leben gerne JV-Journalist gewesen. Versteht keine Ironie. Head of Editorial bei NextPit France.

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5 Kommentare
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  • Olaf Gutrun 57
    Olaf Gutrun 06.09.2022 Link zum Kommentar

    Es ist traurig wie viele Menschen durch Musik Streaming gute Audio Qualität vergessen haben und teils den Mp3 Dreck als gut bezeichnen. ( Oh mein Gott...)

    Ich finde meine Galaxy Buds pro vom Klang sogar richtig mies.

    Zuhause und im Auto läuft bei mir Tidal Master Audio.

    Zuhause schon immer Japanische Verstärker gehabt und im Auto ein Bang und Olufsen Extreme performance System mit B&W Lautsprechern.

    Mit Spotify würde ich meine Geräte vergewaltigen und das meine ich ernst, dreht man auf verzerren die Boxen viel früher, es ist eine Zumutung minderwertige quellen auf guten Geräten ab zu spielen.

    Mit Audio in Super Audio Cd Qualität kann ich ein vielfaches mehr aufdrehen ohne das es zu Verzerrungen kommt.

    Einfach nur traurig wie viele schleichend von der Cd zu Mp3 vergessen haben was guter Klang ist.

    Und echt gutes Streaming so wie Tidal Master Audio, da sind die meisten wieder zu geizig für.

    H G


    • 28
      Oleole 06.09.2022 Link zum Kommentar

      Zum einen muss man sagen, dass viele gar nicht dass Equipment haben, um die Qualität von Tidal Master ausspielen zu können. Zum anderen nutzen viele Spotify aus anderen Gründen als dem Klang.

      Würde mir aber trotzdem wünschen, dass zumindest eine Qualität wie bei Tidal Hifi Mindeststandard bei Streaming Diensten wird und Spotify hier endlich nachzieht.

      Olaf GutrunH G


  • Tim 121
    Tim 06.09.2022 Link zum Kommentar

    Finde es irgendwie komisch, den Transparenzmodus als neues Ding hervorzuheben... Apple setzt diese Technologie schließlich seit über drei Jahren in den AirPods Pro ein und ist mit denen auch bis Heute der Marktführer. Selbst heute kommt immer noch kein Hersteller an den Transparenzmodus der AirPods Pro und Max heran...


    • Olaf Gutrun 57
      Olaf Gutrun 06.09.2022 Link zum Kommentar

      Tim mal Hand aufs Herz, hast du den Artikel überhaupt verstanden?

      Du bist auf jeden Fall kein Japaner sondern ganz der Mainstream Typ...

      Es gibt keine klanglich guten Airpods!

      Geräuschverstärkung machen die Buds pro um ein vielfaches besser, mein Kumpel hat sie beide und meint seine Airpods pro machen das sau schlecht, verglichen mit den Buds pro. Klanglich bei Musik findet er aber auch beide scheisse, genau wie ich auch.

      Also wenn ich mit Ihm telefoniere sind die Airpods schon ganz schön beschissen! Hört sich an wie eine super billige Kfz Freisprecheinrichtung, ganz ganz schrecklich, riesen lautstärkenspitzen die ünersteuern und knarzen bis zum geht nicht mehr, ganz schlimm...

      Die Airpods sind von innen eh unglaublich billiger Rummel, mal ehrlich...!

      In meinen Augen Billig schrott teuer verkauft. Sowas ist Spielzeug und genau deshalb kann man sehrwohl betonen wenn Hersteller wie Sennheiser solche Dinge anpacken, du kannst davon ausgehen das Sennheiser das besser drauf hat als Apple, die von Hifi mal null Ahnung haben und unterirdisch schlechte Audio Produkte anbieten.

      Die ersten Airpods hören sich besser an als die aktuellen pro... Auch nicht gut aber besser als der akutelle klangliche total fail...

      Airpods haben mal nichts mit gutem Klang zu tun höchstens mit Mainstream, ja da sind die Markführer drin.

      Guten Klang hatte Apple noch nie drauf, fand bis jetzt alles davon klanglich ziemlich beschissen um ehrlich zu sein.

      Sorry aber da ist Apple mal raus und nur weil die nach deinen Worten Marktführer sind, heisst das noch lange nicht das sie gut in dieser Materie sind.

      Eher im Gegenteil Apple ist da ziemlich schlecht drin und verbaut den billigsten Scheiss ✌️🤣


      • Tim 121
        Tim 06.09.2022 Link zum Kommentar

        "Du bist auf jeden Fall kein Japaner sondern ganz der Mainstream Typ..."
        Bei so einer dümmlichen Aussage kann man gleich aufhören zu lesen.

        Nebenbei hast anscheinend DU meinen Kommentar nicht verstanden. Ich habe NIRGENDS von Klang der AirPods gesprochen. Ich habe ausschließlich vom Transparenzmodus gesprochen und es ist einfach Tatsache, dass Apple den bis heute mit Abstand am besten umsetzt. Bei den AirPods kriegst du wirklich alle Geräusche so ins Ohr, wie sie wirklich sind, keine dumpfen Geräusche bei Stimmen oder sonstiges.

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