Jabra Elite 4 im Test: Sehr gute In-Ears mit ANC für unter 100 Euro
Die Jabra Elite 4 sind die neuen kabellosen Einsteiger-Kopfhörer des Herstellers. Sie kosten weniger als 100 Euro und bieten aktive Geräuschunterdrückung (ANC), Multipoint-Bluetooth und Unterstützung für den aptX-Codec. Meine ehrliche und umfassende Meinung gibt es hier in diesem Testbericht.
Pro
- Ausgezeichnete passive Isolierung
- Satter und präziser Klang
- IP55-zertifiziert
- Solide Akkulaufzeit
- Multipoint-Bluetooth
- aptX-Codec
- Umfassende "Jabra Sound+"- App (Android und iOS)
Contra
- Mittelgutes ANC
- Keine kabellose Aufladung möglich
- ANC nicht manuell anpassbar
- Bedienelemente nicht anpassbar
- Enttäuschende Mikrofonqualität
Meine Meinung zu den Jabra Elite 4 in Kürze
Die Jabra Elite 4 sind seit dem 21. März 2023 in Deutschland zum Preis von 99 Euro erhältlich. Diese schnurlosen In-Ear-Kopfhörer sind das neue Einstiegsmodell von Jabra.
Sie sind etwas weniger hochwertig als die Jabra Elite 5 (Kurztest), die das Mittelklassemodell von Jabra darstellen, und die Jabra Elite 7 Pro, das Flaggschiff des Herstellers.
- Schaut Euch unsere Auswahl der besten kabellosen Kopfhörer mit ANC im Jahr 2023 an.
Aber für weniger als 100 Euro bekommt man eine aktive Geräuschunterdrückung (ANC), Unterstützung für den aptX-Audiocodec und Multipoint-Bluetooth. In Bezug auf das Preis-Leistungs-Verhältnis ist das Datenblatt mehr als interessant.
Design
Die Jabra Elite 4 haben das übliche Design, das alle Kopfhörer des Herstellers haben, mit der Form eines Gitarrenplektrums. Sie besitzen ein Intra-Format und die Oberfläche jedes Ohrhörers ist mit einem physischen Button ausgestattet, nicht mit einem taktilen oder haptischen.
Stärken der Jabra Elite 4:
- IP55-zertifiziert
- Saubere Verarbeitung und schlichte Farben
- Physische Tasten
Schwächen der Jabra Elite 4:
- Kein Tragedetektor
Die Jabra Elite 4 sind in vier Farben erhältlich: Grau, Beige, Lila und Marineblau. Die Oberfläche besteht aus mattem Kunststoff. Das ist nichts Außergewöhnliches, aber der Look ist nüchtern und unauffällig.
Die Kopfhörer sind nach IP55 für Wasser- und Staubbeständigkeit zertifiziert. Ihr könnt sie damit nicht unter Wasser tauchen, aber durchaus für den Sport in Betracht ziehen. Sie haben keine Angst vor Schweiß und bieten in Euren Ohren einen sehr guten Halt.
Das Gehäuse hat die gleiche matte Kunststoffoberfläche und eine längliche Form. Es passt problemlos in die Tasche. Es besitzt eine LED-Anzeige auf der Vorderseite, aber keinen Pairing-Knopf, da das Pairing direkt über die physischen Tasten der Kopfhörer erfolgt.
Das einzige Manko ist, dass die Jabra Elite 4 keinen Tragesensor haben. Ihr könnt Eure Musik also nicht automatisch pausieren, indem Ihr einfach die Ohrhörer abnehmt.
Audioqualität und Mikrofone
Die Jabra Elite 4 verfügen über 6-mm-Treiber, einen in jeder Hörmuschel. Sie sind in der Lage, einen klassischen Frequenzbereich von 20 bis 20.000 Hz wiederzugeben. Die Kopfhörer unterstützen auch den aptX-Codec von Qualcomm, zusätzlich zu den grundlegenden (und obligatorischen) Codecs SBC und AAC.
Stärken des Jabra Elite 4:
- Satter und präziser Klang
- Die Mitteltöne kommen gut zur Geltung
- aptX-Codec
Schwächen des Jabra Elite 4:
- Standardmäßig zu wenig Bass
- Enttäuschende Mikrofonqualität
Klarer Sound, dem es an Bässen mangelt
Man könnte meinen, dass die 6-mm-Treiber zu klein sind, um einen ausreichend großen Dynamikbereich zu bieten. Aber das ist bei den Jabra Elite 4 nicht der Fall. Der Klang war von einem Ende des Spektrums bis zum anderen sehr präzise.
Ich habe nur festgestellt, dass sie standardmäßig viel zu wenig Bass haben, also denkt daran, die Jabra-Sound+-App zu benutzen, um den Equalizer zu manipulieren.
Wenn der aptX-Codec mit einer kompatiblen Quelle (Smartphone oder ähnliches) verwendet wird, können die Kopfhörer eine theoretische maximale Datenrate von 384 kbps erreichen. Damit hört Ihr Musik in HD-Qualität also unter guten Bedingungen.
- Schaut Euch unseren umfassenden Leitfaden an, um alles über Audio-Codecs zu erfahren.
In Bezug auf die Klangsignatur habe ich bereits den fehlenden Bass erwähnt. Aber die Jabra Elite 4 heben die Mitten sehr stark hervor, hauptsächlich die Stimmen. Die Höhen sind etwas zu hell, daher haben wir ein paar Probleme mit den Zischlauten "F", "S" und "Ch", die etwas zu viel pfeifen. Bei längerem Hören kann das die Ohren ermüden.
Die Mikrofone auf dem Abstellgleis
Jabra ist weltweit für seine professionellen Audioprodukte und die Qualität seiner Mikrofone bekannt. Leider fand ich die vier Mikrofone der Jabra Elite 4 ziemlich enttäuschend.
Selbst in Innenräumen gibt es Störgeräusche und die Umgebungsgeräusche im Freien werden nicht richtig herausgefiltert. Kurz gesagt, die Qualität ist nicht viel besser als mit dem Mikrofon deines Smartphones.
Jabra Elite 4 Mikrofon in Innenräumen
Jabra Elite 4 Mikrofon im Freien
Aktive Geräuschunterdrückung (ANC)
Die Jabra Elite 4 bieten trotz ihres Preises von 99 Euro eine aktive Geräuschunterdrückung (ANC). Das ist in dieser Preisklasse eher selten. Aber gerade bei diesem Preis sollte man keine Wunder erwarten.
Stärken der Jabra Elite 4:
- Ausgezeichnete passive Isolierung
- Effektive Sprach- und Windfilterung
Schwächen der Jabra Elite 4:
- ANC nicht manuell einstellbar
- Körperschall und Dauerschall werden nicht ausreichend gedämpft.
Die Jabra Elite 4 verfügen über zwei Mikrofone in jedem Ohrhörer. Eines ist außen angebracht, um Geräusche herauszufiltern... von außen. Das andere befindet sich im Inneren, um Geräusche zu dämpfen, die durch die Maschen der passiven Isolierung rinnen.
Diese passive Dämmung ist übrigens hervorragend. Selbst ohne ANC blockieren die Jabra Elite 4 effektiv den Großteil der Umgebungsgeräusche. Was ANC betrifft, so werden die meisten Körperschallgeräusche nur schwer herausgefiltert. Oft muss die Lautstärke erhöht werden, um die Belästigung zu begrenzen.
Stimmen, Windgeräusche und andere komplexere, nicht kontinuierliche Geräusche werden überraschend gut herausgefiltert. Ich bedauere jedoch, dass die Geräuschunterdrückung nicht manuell einstellbar ist. Ihr könnt einen Test durchführen, damit sich die ANC automatisch an Eure Geräuschumgebung anpasst. Aber es ist nicht möglich, manuell zwischen mehreren Intensitätsstufen zu wählen.
In jedem Fall ist die aktive Geräuschunterdrückung der Jabra Elite 4 für Kopfhörer in dieser Preisklasse völlig in Ordnung.
Funktionen und Konnektivität
Für die Jabra Elite 4 gibt es eine Begleit-App, Jabra Sound+, die für Android und iOS verfügbar ist. Die Funktionen sind mit Multipoint-Bluetooth, Quick Pairing, Spotify Tap und einem 5-Band-Equalizer ziemlich gut ausgestattet.
Stärken der Jabra Elite 4:
- Ergonomisches Interface
- 5-Band-Equalizer
- Multipoint-Bluetooth (Bluetooth 5.2)
- Google Fast Pair und Microsoft Swift Pair
- Spotify Tap
Schwächen der Jabra Elite 4:
- Die Bedienelemente sind nicht anpassbar
- Keine manuelle Einstellung der ANC-Intensität möglich
Die Jabra-Sound+-App ist sehr umfangreich
Die Jabra-Sound+-App ist in Bezug auf die Benutzeroberfläche ziemlich ergonomisch und aufs Wesentliche reduziert. Man wechselt schnell zwischen ANC und dem Transparenzmodus (der Umgebungsgeräusche verstärkt).
Der Fünf-Band-Equalizer ist sehr einfach anzupassen, und Jabra bietet viele Voreinstellungen. Für das Pairing unterstützen die Jabra Elite 4 das Google-Fast-Pair-Protokoll (für Smartphones) und das Microsoft-Swift-Pair-Protokoll (für PCs). Alles geht sehr schnell und reibungslos. In jedem Fall könnt Ihr auch auf manuelles Pairing umschalten, indem Ihr die Tasten an den Kopfhörern gedrückt haltet.
Effizientes Multipoint-Bluetooth
Mit Multipoint Bluetooth (Bluetooth 5.2) können die Kopfhörer mit zwei Geräten gleichzeitig verbunden werden. Der Wechsel von einem Gerät zum anderen erfolgt nahtlos. Ich habe auch keine Stabilitätsprobleme festgestellt. Die Latenz ist ziemlich niedrig, sodass es keine großen Verzögerungen gibt, wenn Ihr Euch ein Video oder einen Film reinzieht.
Es gibt auch ein paar Bonusfunktionen wie Find my Jabra, um die Kopfhörer zu finden, wenn man sie verloren hat, oder Spotify Tap, um schnell auf seine Playlists zuzugreifen.
Steuerung über die physischen Tasten
Jabra widersetzt sich immer wieder dem Trend der taktilen oder haptischen Steuerung. Ich persönlich mag es, physische Tasten zu haben, da man so falsche Berührungen vermeidet.
Die Bedienelemente des Jabra Elite 4 bieten eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Aber sie sind leider nicht anpassbar. Ihr könnt also nicht einfach einen Befehl einer anderen Taste zuweisen. Ihr könnt lediglich verhindern, dass durch doppeltes Drücken der Sprachassistent aktiviert wird.
Linker Ohrhörer | Rechter Kopfhörer | |
---|---|---|
Einfaches Drücken | ANC ein/aus | Wiedergabe/ Pause |
Doppeltes Drücken | Sprachassistent | Nächster Titel |
Dreifaches Drücken | Rückwärts springen | |
Langes Drücken | Lautstärke - | Lautstärke + |
Akkulaufzeit und Aufladen
Die Jabra Elite 4 haben eine Akkulaufzeit von bis zu 5,5 Stunden bei aktiviertem ANC und bis zu 7 Stunden ohne ANC. Mittels Case können sie bis zu fünf Mal vollständig aufgeladen werden.
Stärken der Jabra Elite 4:
- Ordentliche Akkulaufzeit von 5,5 Stunden mit ANC und 7 Stunden ohne ANC
- Bis zu fünf Aufladungen über die Box
Schwächen der Jabra Elite 4:
- Keine kabellose Aufladung
Die Akkulaufzeit der Jabra Elite 4 ist gut und liegt im oberen Mittelfeld des Marktes. Sie ist besser als z. B. die der Nothing ear (2) (Test). Mit der Box kann man theoretisch 22 Stunden mit ANC und bis zu 28 Stunden ohne ANC nutzen.
Im praktischen Gebrauch haben sich die Versprechen von Jabra bewahrheitet. Bei hoher Lautstärke (durchschnittlich 80 Prozent) und dauerhaft aktiviertem ANC konnte ich 5,5 Stunden erreichen.
Laut Jabra reichen zehn Minuten Aufladen über die Box für eine Stunde Hörgenuss. Ich persönlich hatte nach zehn Minuten Aufladen einen Akkustand von 40 Prozent bei meinen Jabra Elite 4. Für eine vollständige Aufladung über die Box braucht man jedoch fast eine Stunde.
Die Box selbst akzeptiert nur das kabelgebundene Aufladen über USB-C. Kein kabelloses Aufladen, das ist schade, aber in dieser Preisklasse auch nicht verwunderlich.
Fazit
Die Jabra Elite 4 sind eine sehr gute Wahl, wenn Ihr auf der Suche nach erschwinglichen schnurlosen Kopfhörern seid. Für unter 100 Euro findet Ihr kaum eine bessere Referenz, vor allem mit aktiver Geräuschunterdrückung (ANC).
Die Unterstützung des aptX-Codecs ist auch ein gutes Verkaufsargument für True-Wireless-Intras unter 100 Euro. Die Audiosignatur ist präzise und der fehlende Bass lässt sich leicht über die umfangreiche Jabra-Sound+-App korrigieren. Multipoint-Bluetooth ist ein weiterer sehr guter Punkt für diese erschwinglichen Ohrhörer.
Die Jabra Elite 4 sind natürlich nicht ohne Fehler. Die Qualität der Mikrofone ist ein großes Manko, das Design ist nicht das Beste. Und es gibt keine Möglichkeit, die Steuerung und die Geräuschunterdrückung zu personalisieren.
Aber für ihren Preis sind sie absolut empfehlenswert.
Ich nutze immer noch die Jabra Elite 85T. Inzwischen haben es leider die Akkus hinter sich und ich schaue mich gerade nach neuen InEars um. Diese hier kommen leider nicht in Frage, weil mir ein gutes ANC wichtig ist. Sony wäre wohl der beste Anlaufpunkt, leider habe ich mit denen schlechte Erfahrungen gemacht. Zuletzt hatte ich deren deren XM3, nach einem Jahr waren sie bereits kaputt. Vielleicht probiere ich es mal mit Samsung oder Bang and Olufsen.
Das Problem bei nahezu allen Bluetooth In Ears ist, daß diese bei Aufbewahrung im Case stets auf 100% geladen werden. Das ist absolut tödlich für die Lebensdauer der Akkus, weil dadurch die Zahl der maximal möglichen Ladezyklen drastisch sinkt.
Egal ob Samsung, LG oder Sennheiser -> Bei allen das gleiche "Trauerspiel".
Hab jetzt die "Beats Fit Pro" aus dem Hause Apple. Die werden im Case stets nur auf 90% geladen, es sei denn dieses ist zum Laden via USB-C direkt mit der Steckdose verbunden.
Statt 1000 Zyklen bis die Akkus auf 70% runter sind, dauert es dann 2700 Ladezyklen.
Geb mal "klapszus" bei Google als Suchbegriff ein. Da findest du den entsprechenden Ladezyklenrechner und den Link zu einem Video. Natürlich alles auf deutsch.
Gruß, Marcel
PS: Habe wie erwähnt zahlreiche In Ears verschiedener Hersteller. Zwei Punkte, wo Apple mit seinen verbauten H1 und H2 Chips konkurrenzlos ist, ist erstens die Stabilität der Audioverbindung und zweitens die geringe Audiolatenz bei Videoinhalten sogar unter Windows.