Preiskampf bei Elektroautos: Stellantis-Chef warnt vor "Blutbad"
Die jüngsten Entwicklungen auf dem Markt für Elektroautos scheinen bei einigen Managern der Branche für ordentlich Unruhe zu sorgen. Der Chef der Opel-Mutter Stellantis warnt bereits davor, dass es ein "Blutbad" unter den Automobilherstellern geben könnte.
Eine Gratwanderung
Man selbst wolle sich nicht in einen Preiskrieg hineinziehen lassen, erklärte Carlos Tavares laut eines Berichtes der britischen Wirtschaftszeitung Financial Times. Vor allem würde es zu einem echten Problem werden, wenn man die Preise massiv reduziert und dabei die tatsächlichen Kosten der Fertigung aus dem Blick verliert.
Stellantis ist mit seinen Marken Peugeot, Fiat, Opel und Citroën einer der größten Verkäufer von Elektroautos in Europa und will ab diesem Jahr eigentlich auch eine Offensive in den USA starten. Insbesondere dieses Vorhaben dürfte schwieriger umsetzbar sein, wenn die Konkurrenz mit massiven Rabatten vorprescht und man selbst nicht mitgehen will.
Allerdings kann es aber eben auch Probleme bringen, wenn man sich in den Strudel hineinziehen lässt. Tavares hob als Beispiel Tesla hervor, das im vergangenen Jahr mehrfach die Preise gesenkt hat, um die Nachfrage anzukurbeln, und damit einen Preiskrieg mit Ford entfachte, gleichzeitig aber einen Gewinnrückgang hinnehmen musste.
Tesla im Visier?
"Ich kenne ein Unternehmen, das die Preise brutal gesenkt hat und dessen Rentabilität heftig eingebrochen ist", sagte er. "Wenn man das tut, springt man in den roten Bereich, und wenn man das tut, wird es in der Zukunft sehr schwierig". Unternehmen, die ständig Geld verlieren, würden zu "potenziellen Konsolidierungszielen", sagte er und schloss weitere Übernahmen durch seine Konzern-Gruppe in der Zukunft nicht aus. Das könnte man so deuten, dass man im Grunde nur auf einen günstigen Moment wartet, um sich Tesla im Zuge einer feindlichen Übernahme einzuverleiben.
Der Markt für Elektroautos wächst weltweit, wenn zuletzt auch nicht so schnell wie erwartet. Grund dafür sind die deutlich höheren Anschaffungskosten im Vergleich zu Verbrennern. Was beim Preis möglich ist, zeigen hier die massiven Nachlässe, die von den Herstellern gewährt wurden, nachdem die staatliche Förderung weggefallen war.
Zusammenfassung
- Stellantis-Chef warnt vor "Blutbad" in der Autoindustrie
- Preiskrieg bei E-Autos soll vermieden werden
- Stellantis mit Marken wie Peugeot und Fiat aktiv
- US-Marktoffensive könnte durch Rabatte erschwert werden
- Tesla senkte Preise und löste Preiskrieg aus
- Tavares warnt vor Profitabilitätseinbußen bei Preissenkungen
- Potenzial für Übernahmen durch Stellantis angedeutet
- Wachstum bei E-Autos langsamer, hohe Anschaffungskosten
Produkte und Dienste mit Verlust zu verkaufen ist verboten, zumindestens in der EU.
Wenn Carlos Tavares dies suggeriert, muss er die Beweise an die entsprechenden Behörden weiterleiten anstatt halbkluge Interviews zu geben.
Selbstverständlich dürfen Produkte oder Dienste mit Verlust verkauft werden. Bis zum Erreichen des Break-Even-Point ist das immer der Fall. Wer (und wie) sollte denn für ein nicht erreichen (und überschreiten) des Break-Even-Point haftbar gemacht werden? Das Unternehmen, welches ohnehin schon die Verluste zu verkraften hat? Der Verbraucher, der - rückwirkend (?) - gezwungen wird, einen doch höheren Preis zu zahlen, damit das Unternehmen schwarze Zahlen schreiben kann?
Durch einen Verkauf mit Verlust können immerhin Fixkosten beglichen werden und - sofern dies kein Dauerzustand darstellt - ein Unternehmen vor einer Pleite retten.
Der Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen unter Erstellungskosten kann auch aus anderen Gründen sinnvoll sein:
Akquisition neuer Kunden:
Durch den Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen unter Erstellungskosten können Unternehmen neue Kunden gewinnen, die sie sonst nicht erreicht hätten. Dies kann zu einer Steigerung des Marktanteils und des Gewinns führen.
Lenkung des Kundenverkehrs:
Wenn ein Unternehmen ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung auf den Markt bringt, kann es Dumping einsetzen, um Aufmerksamkeit zu erregen und Kunden zum Kauf zu bewegen. Sobald das Produkt oder die Dienstleistung bekannter ist, kann das Unternehmen den Preis erhöhen.
Beseitigung von Überkapazitäten:
Wenn ein Unternehmen überschüssige Lagerbestände hat, kann es Dumping einsetzen, um diese zu verkaufen. Dies kann helfen, die Lagerkosten zu senken und Platz für neue Produkte zu schaffen.
Erzwingen von Preissenkungen bei Konkurrenten:
Wenn ein Unternehmen Dumping einsetzt, kann es seine Konkurrenten unter Druck setzen, ihre Preise ebenfalls zu senken. Dies kann zu einer allgemeineren Preissenkung führen, die allen Unternehmen zugute kommt.
Es ist wichtig zu beachten, dass Dumping in einigen Fällen illegal sein kann, wenn es als wettbewerbswidrig angesehen wird. Schon der Gesetzestext selbst zeigt allerdings, dass von einem generellen Verbot nicht gesprochen werden kann.