Realme 10 im Hands-on: Schickes Design mit Abzug in der B-Note
Das Realme 10 ist das jüngste Mitglied von Realmes beliebter wie preiswerter Ziffern-Serie. Für 279 Euro gibt es hier ein Android-Smartphone, das tendenziell eher in der unteren Mittelklasse angesiedelt ist. Was am Ende des Tages wirklich für das Geld geboten wird, haben wir uns in unserem ersten Hands-on einmal genauer angeschaut.
Pro
- Tolles und überzeugendes Design
- Super Haptik
- Lange Akku-Laufzeit
- Preis/Leistung
- Schickes Display
- Analoge Klinkenbuchse (Wer es mag)
Contra
- Der Sound ist ein Witz
- Keine IP-Zertifikation
- Nur ein AOD-Design
Realme 10: Preis und Verfügbarkeit
Am 11. November hat die deutsche PR-Agentur des Herstellers das Realme 10 offiziell vorgestellt. Die unverbindliche Preisempfehlung wurde für das 8/128-GB-Modell mit 279 Euro kommuniziert. Während erst von einer sofortigen Verfügbarkeit in den Farben Clash White und Rush Black die Rede war, wurde das Datum später auf Dezember geschoben – also auf jetzt?
Leider nicht: Der europäischen PR-Abteilung zufolge hat sich nun der Start ins erste Quartal 2023 verschoben. Schuld ist hier wohl die aktuelle Covid-Lage in China. Lediglich Italien und Polen dürfen das Realme 10 seit dem 9. November verkaufen.
Sobald das Realme 10 auch in Deutschland erhältlich ist, lest Ihr davon natürlich auf NextPit – und dann werden wir Euch auch einen ausführlichen Test liefern. Jetzt aber erst einmal zum Hands-on!
Realme 10: Design und Verarbeitung
Das Realme 10 gefällt vom Fleck weg durch sein besonders flaches Design. Ich weiß, der Vergleich hinkt, dennoch erinnert es mich unweigerlich durch den kantigen Rahmen an ein iPhone. Und was soll ich sagen: Ich bin sonst kein Fan der Produkte aus Cupertino, aber mir gefällt das Design. Es liegt mit einem Gewicht von 178 Gramm und einer Größe von 159,9 x 73,3 x 7,95 Millimeter perfekt in der Hand und bietet eine sehr gute Verarbeitung.
Auf der rechten Seite befinden sich zwei Tasten: eine für die Lautstärke und ein Power- und Standby-Button. Während die längliche Taste minimal aus dem Gehäuse steht, ist die zweite Taste fast schon plan mit dem Rahmen. Da sich in dieser Taste auch der Fingerabdrucksensor befindet, ist dieser mit der linken Hand nicht immer ganz leicht zu finden. Das ist aber glaube ich eher mein Handicap. Hält man das Realme 10 in der rechten Hand, passt der Daumen hier wie "Arsch auf Eimer".
Auf der linken Seite sitzt der SIM-Tray für zwei Nano-SIM, zuzüglich einer microSD-Speicherkarte. Unten gibt es eine Lautsprecher- und Mikrofon-Öffnung, einen USB-Type-C-Port und zu meiner Überraschung einen analogen Audio-Klinkenanschluss. Die Rückseite ist ebenfalls ein kleines Highlight. Damit meine ich nicht die beiden viel zu großen und oben links übereinander angeordneten Kameras, sondern die Farbe. Wir haben das Modell in Rush Black, welches je nach Lichteinfall einen kleinen Farbverlauf von Schwarz zu Grau im Metalllook darstellt. Fingerabdrücke sieht man leider dennoch auf der Rückseite.
Realme 10: Display
Das Realme 10 zeigt sich mit einem 6,4 Zoll großem AMOLED-Display , welches eine Auflösung von 2.400 x 1.080 Pixel bei einer Bildwiederholrate von maximalen 90 Hertz bietet. Die Peak-Helligkeit wird von Realme mit 1.000 Nits angegeben. Unser Messgerät zeigt ohne Sonneneinstrahlung maximale 578 Nits.
Die Blickwinkelstabilität, Kontrast und Farbdynamik wissen zu gefallen und können auf Wunsch auch den individuellen Präferenzen nachjustiert werden. Apropos Einstellungen: Für die Bildwiederholrate gibt es drei Optionen. Mit "Auto-select" entscheidet die künstliche Intelligenz, wie viele Bilder für die aktuelle Anwendung am besten sind. Unter "Standard" gibt es kontinuierliche 60 Hertz, und bei der Wahl zu "High" gibt es die maximalen 90 Hertz, welche für besonders flüssige Animationen gewählt werden kann.
Der Unterschied zwischen 60 und 90 Hertz wird beim Scrollen von Texten schon deutlich. Meine Empfehlung ist die Automatik, welche mir in allen Situationen ein zufriedenstellendes Ergebnis geliefert hat.
Ein Always-on-Display gibt es für das Realme 10 auch – allerdings nicht mit unterschiedlichen Designs, aber immerhin mit Intervall-Schaltung. Weiterhin hat der Nutzer die Wahl, ob er das Datum, die Akkukapazität und Benachrichtigungen angezeigt haben möchte.
Realme 10: Software
Das Realme 10 kam zu uns in die NextPit-Redaktion mit Android 12 und der hauseigenen Benutzeroberfläche Realme UI 3.0. Der Google-Sicherheitspatch ist vom 5. September 2022. Heute ist der 2. Dezember – es gibt also Bedarf für eine Aktualisierung.
Realme gab uns auf Nachfrage eine Update-Garantie für zwei Jahre System- und drei Jahre Sicherheitsupdates. Das ist so der Durchschnitt, war aber bei einem unterem Mittelklasse-Smartphone nicht anders zu erwarten.
Ein Smartphone zum Preis von 279 Euro muss sich auch im Jahr 2022 subventionieren. Wie macht man das am einfachsten? Klar, durch Anwendungen wie den Amazon-Store, Booking.com, Joom, LinkedIn und TikTok. Aber auch an Spielen hat man mit mehr als zehn Stück nicht gespart. Keines davon habe ich je zuvor gesehen.
Alles lässt sich am Ende zwar deinstallieren, ärgerlich ist es dennoch – gerade, wenn nur 128 GB Programmspeicher zur Verfügung stehen. Aber da war doch noch was.
Realme 10: Performance
Richtig: Das Realme 10 kommt zwar "nur" mit 8 GB LPDDR4X RAM und 128 GB internen UFS-2.2-Programmspeicher, doch der kann optional erweitert werden. Traditionell kommt dafür die microSD-Karte in Frage, wie auch im Fall unseres heutigen Testkandidaten. Bis zu 1 TB dürfen es sein, welche ich Euch doch gleich einmal an dieser Stelle mit der 149 Euro günstigen "1 TB SanDisk Ultra microSDXC"* empfehlen möchte.
Realme wirbt mit 16 GB Arbeitsspeicher, was natürlich ein nicht weiter ernst zu nehmender Marketing-Trick ist. Denn die zusätzlichen 8 GB werden "virtuell" vom NAND-Speicher abgezogen, beziehungsweise als Auslagerungsdatei abgespeichert.
Als Antrieb ist ein MediaTek Helio G99 verbaut. Der in einer Strukturbreite von 6 Nanometer gefertigte Prozessor besitzt acht Kerne. Zwei davon sind 2,2 GHz schnelle A76-Performance- und sechs 2,0 GHz getaktete energiesparende A55-Kerne. Grafische Unterstützung gibt es von einer ARM-G57-GPU.
Auch bei anspruchsvollen Spielen wie "Real Racing 3" gibt es keine grafischen Aussetzer und eben so wenig eine erhöhte Hitzeentwicklung. Das hat mich natürlich neugierig gemacht, sodass ich trotz einem Hands-on, schon vor dem ausführlichen Test einen Geekbench-5-Benchmarktest gemacht habe. Das Ergebnis sind 585 Punkte im Single- und 1.748 Punkte im Multi-Score. Okay – das holt mich dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Doch wer keinen Wert auf Zahlen legt, wird im Alltag gut mit dem MT8781 zurechtkommen.
Realme 10: Audio
Das Realme 10 hat lediglich einen Mono-Lautsprecher verbaut – der wird aber von der Oppo-Tochter als "200% UltraBoom"-Speaker beworben. Was der Konzern damit genau meint? Das wollte ich auch wissen: Man kann praktisch bei der maximalen Lautstärke noch einen Tick auf besagte 200 Prozent erhöhen.
Das dann aber die Lautstärke noch einmal um 100 Prozent erhöht wird, ist natürlich totaler Quatsch. Es werden lediglich noch einmal die Höhen lauter, was sich für mein Empfinden nicht mal sonderlich gut anhört. Meinem Verständnis nach ist das komplett überflüssig. Generell gewinnt die Klangqualität keinen Pluspunkt. Sie ist eher als durchschnittlich zu beurteilen.
Anders sieht es hingegen bei der analogen Klinkenbuchse an der Unterseite aus. Es gibt so manch einen, der seinen nächsten Smartphone-Kauf auf dieses Hardware-Feature ausrichtet. Also wenn es mal kein Sony-Smartphone sein soll, dann wäre das Realme 10 vielleicht ein Kandidat.
Realme 10: Kamera
Kommen wir zu den Kameras des Realme 10: einer 16-MP-Frontkamera oben links im Display (Punch Hole) und einer vertikal ober links angeordneten Dual-Kamera auf der Rückseite. Richtig – keine Triple-Kamera wie beim Vorgänger Realme 9, sondern "nur" zwei Sensoren . Nun, manch einer wird nun aufatmen und sagen: Weg mit den unnützen 2-MP-Kameras, doch neben der 50-MP-Hauptkamera ist der zweite Sensor eben genau solch einer.
Wobei es sich hier um eine 2-MP-Portrait-, beziehungsweise Tiefen-Kamera handelt. Da die in der Regel für den "Unschärfe"-Effekt verantwortlich ist, dürfte das noch halbwegs verkraftbar sein, als ein Makroobjektiv, welches vermutlich mit jeder 13-MP-Weitwinkel-Kamera besser realisiert wird.
Die 50-MP-Hauptkamera ist mit einem ISOCELL-JN1-Bildsensor von Samsung ausgestattet. Der findet sich beispielsweise auch im Xiaomi 12 Pro, hier allerdings nicht als Primär-Shooter, sondern als Ultraweitwinkel-Kamera. Auch das von uns getestete Motorola Edge 30 Ultra baut auf den JN1 für das Weitwinkelobjektiv. Standardmäßig werden Fotos mit 12,5 Megapixel, also im 4:1 Pixel-Binning aufgenommen. Aber auch 50-MP-Fotos können digital gespeichert werden – das gilt auch für Nachtaufnahmen, wie die Bildergalerie unter Beweis stellt. Dafür, das der Fokus eigentlich gar nicht so richtig wusste, was er "scharf" stellen sollte: gar nicht so übel, oder?
Auf den ersten Eindruck hört sich das auch nach einen Rückschritt zur 108-MP-Kamera des Vorgängers an. Doch die ersten Ergebnisse können durchaus überzeugen. Klar, zum ausführlichen Testbericht bekommt ihr auch ein paar Vergleichsfotos zum Realme 9, doch sowohl Tages-, als Nachtaufnahmen wissen für ein Smartphone unter 300 Euro schon zu gefallen.
Als durchaus interessant empfand ich den Kameramodus "Street Photography 2.0", zu dem ich aber erst im ausführlichen Test komme. Soviel sei schon einmal verraten: Die äquivalenten Brennweiten von 24 und 50 Millimeter spielen eine Rolle.
Realme 10: Akku
Hier kommen wir eigentlich schon zu dem spannendsten Teil unseres kleinen Hands-on des durchaus als preiswert zu bezeichnenden Relame 10: dem Akku. Satte 5.000 mAh Gesamtkapazität stehen im Datenblatt. Für manch ein Flaggschiff-Smartphone ist das geradewegs ein unerreichbarer Wert, in der Mittelklasse aber durchaus normal.
Aufgrund der kurzen Testphase bei einem Hands-on, kann ich noch nicht viel über die typische Laufzeit mit nur einer Akkuladung sagen. Zwar habe ich bereits ein paar Apps installiert, doch die typischen Energiefresser wie Gmail, WhatsApp, Slack und Plume fehlen halt noch. Also musste erst einmal ein "PC Mark Work 3.0"-Batterietest her, welcher uns einen halbwegs vergleichbaren Wert ausspuckt. Und der hat schon überrascht: Mit 200 Nits Helligkeit, eingeschalteten Flugmodus und einer automatischen Bildwiederholrate gab es satte 17 Stunden und 6 Minuten, bis der Akku nur noch 20 Prozent hatte.
Das Aufladen ging trotz 33 Watt starkem SuperVooc-Netzgerät (Voltage Open Loop Multi-step Constant-Current Charging) eher mäßig vonstatten. Die ersten fünf Minuten gab es gerade einmal 7 Prozent der zu erwartenden 100 Prozent. Nach einer halben Stunde war der Akku halbvoll – und da zum Ende hin die Ladeleistung ein wenig nachlässt, waren die 100 Prozent dann in 74 Minuten erreicht. Unterm Strich ist das schneller als manch ein anderes Smartphone mit einem 30-Watt-Netzteil. Aber wenn man erst einmal an einem 120-Watt-Netzteil geleckt hat, dann kommt man auch nicht mehr so schnell los vom HyperCharge.
Realme 10: Technische Daten
Technische Daten | |
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Name des Geräts | |
Abbildung | |
Bildschirm | 6,4 Zoll-AMOLED, Auflösung 2.400 x 1.080 Pixel (FHD+), 90 Hertz Bildwiederholfrequenz, Corning Gorilla Glass 5 |
Maße | 159,9 x 73,3 x 5.95 mm (H x B x T) |
Gewicht | 179 g (inkl. Akku) |
SoC | MediaTek Helio G99 (MT8781) |
Speicher (in Deutschland) |
8 GB LPDDR4X RAM (+8 GB virtuell) 128 GB UFS 2.2 ROM |
Software | Android 12 | Realme UI 3.0 |
Erweiterbarer Speicher | bis zu 1 TB |
Hauptkamera | 50 MP | f1.8 Blende | 1/2.76 Zoll Image-Sensor | 0,64 µm Pixel Size | PDAF |
Portrait-Kamera | 2 MP | f/2.2 Blende | Tiefenkamera |
Selfie | 16 MP | f/2.45 | 27 mm äquivalente Brennweite |
Video | 1080p | 60 fpd |
Audio | Mono Speaker mit 200% UltraBoom 3,5 mm Klinkenbuchse |
Akku | 5.000 mAh |
Aufladen per Kabel | 33 W SuperVOOC |
Kabelloses Laden (Qi) | Nein |
UWB | Nein |
Vorläufiges Urteil
Das Realme 10 hat es trotz seinem augenscheinlich günstigen Preis von 279 Euro nicht leicht. Denn die Konkurrenz ist groß. Hier wäre das Redmi Note 11 Pro zu nennen, welches einige Male auch in der Black & Cyber Week auftauchte. Das Samsung Galaxy A53 fällt zwar auch in die Kategorie, ist aber deutlich teurer.
Was ich Euch ganz dreist in diesem Hands-on vorenthalten habe, ist der Tatbestand, dass der Helio G99 gar kein 5G unterstützt. Angesichts der Tatsache, dass man doch im Heimatland am gleichen Tag ein Realme 10 5G präsentiert hat, ist das etwas unverständlich. Nachdem unser 5G in großen Teilen ab dem Sendemast eh nur noch ein 4G ist, ist das leicht zu verschmerzen.
Das Realme 10 liegt nicht zuletzt aufgrund des schlanken und leichten Gehäuses gut in der Hand. Der 5.000 mAh starke Akku liefert sensationell ab. Das Display und seine Eigenschaften überzeugen angesichts der Preisklasse. Die Kamera wusste bislang auch zu überzeugen, wenngleich manch einer angesichts der 2-MP-Tiefenkamera einen Schreikrampf bekommt. Selbst die Performance geht voll in Ordnung. Insofern eine Empfehlung, wenn – ja wenn es das Smartphone auch hierzulande zu kaufen geben würde. Doch der Hersteller avisiert auf Nachfragen hier das erste Quartal 2023. Nur gut, dass wir schon einmal ein Hands-on gemacht haben.