#TBT - Das Smart Home von Microsoft: Zum Glück ist alles schief gelaufen!
Es war das Jahr 1999, in dem Microsoft plante, mit seinem Smart-Home-Projekt die Häuser vieler Nutzer zu verwandeln. Intelligente Türsprechanlagen, altmodische Hausautomation und peinliche digitale Dienste führen uns zurück in eine Ära, die weit entfernt scheint. Wenn man sich dieses Video heute ansieht, scheint es fast ein Glück zu sein, dass die Firma aus Redmond bei dem Vorhaben versagt hat.
Vergesst die Welt des Internet of Things (IoT) und der digitalen Assistenten. Das Video, das ich Euch gleich zeigen werde, handelt von einer historischen Periode. In der war das Konzept des Smart Homes noch nicht so gut definiert und die Technologie musste erst weiterentwickelt werden, um das zu erreichen, was wir momentan als "akzeptabel" in unserem Zuhause betrachten. Es war laut Microsoft das Smart Home der Zukunft in den Zeiten von Windows 98!
Der Besitzer kann die Tür durch Scannen der Iris oder durch Erkennung von Gesicht und Stimme öffnen. Wer braucht schon intelligente Gegensprechanlagen wie Netatmo, Nest oder Nuki, wenn man vor der Tür stehen kann und einfach erkannt wird? Der "glückliche" Nutzer des Smart Homes von Microsoft muss allerdings hoffen, dass er es nie besonders eilig hat ...
Die Situation im Inneren kann nur besser sein, oder?
In gewisser Weise, ja. Im Haus angekommen, nähert sich die Besitzerin dem Management Panel für die Hausautomation (Smartphones waren noch nicht das Zentrum unseres Lebens und Smart Displays waren noch nicht erfunden) und wählt ihre bevorzugte "Szene" aus.
Die Rollläden werden hochgefahren, das Licht eingeschaltet, angenehme Hintergrundmusik abgespielt und die am Anrufbeantworter empfangenen Nachrichten vorgelesen. Kaum zu glauben, dass diese Routinen beim Google Assistant, Alexa, Bixby oder Siri erst fast zwanzig Jahre später eintrafen!
Zeit fürs Abendessen
Die Zeit ist endlich gekommen, das Abendessen zuzubereiten und Robin (so heißt die Protagonistin im Video) beschließt, den Familienkalender zu überprüfen, um zu sehen, wer wann zu Hause sein wird. Natürlich gibt es dafür in der Küche einen riesigen Desktop-PC mit LCD-Monitor und Windows 98 an Bord, das moderne All-in-One-Wunder.
Robin kann über ihren PC eine Nachricht an den Windows-CE-fähigen Casio-Handheld ihrer Tochter senden. Weil eine normale SMS wohl zu kompliziert war, fand Microsoft es eine gute Idee, dem jungen Mädchen einen großen und teuren Handheld in die Tasche zu stopfen.
Es muss jedoch zugegeben werden, dass das Unternehmen nicht weit von der aktuellen Wirklichkeit entfernt ist, in der eine Mutter eine Nachricht via Facebook oder WhatsApp an das Smartphone der Tochter sendet, um zu überprüfen, ob sie rechtzeitig nach Hause kommt. In diesem Fall hat Microsoft vielleicht die Zukunft gesehen, leider war nur die Technologie noch nicht richtig ausgereift.
Intelligentes Einkaufen
Nun beginnt Robin, das Abendessen zuzubereiten, merkt aber, dass ihr eine Zutat fehlt. Dank "moderner" Technik von Microsoft konnte Robin jedoch ihren Mann "verfolgen", den Standort des Autos auf einer Karte anzeigen und ihn dann zwingen, die fehlende Zutat einzukaufen. Eine Funktion, die heutzutage wahrscheinlich nicht mehr von vielen Nutzern mit so viel Begeisterung akzeptiert würde.
Microsoft hatte auch an ein intelligentes System gedacht, um die Speisekammer stets voll zu halten. Durch das Scannen des Barcodes auf der Verpackung eines Produkts kann dieser automatisch in die Liste der Artikel aufgenommen werden, die regelmäßig vom Kurierdienst geliefert werden. Amazon, raus mit der Sprache, habt Ihr daher die Idee für Eure App? Laut Microsoft wird sogar automatisch nachbestellt, wenn eine leere Verpackung in den Mülleimer wandert.
Jedes einzelne Gerät im Haus ist vernetzt
Natürlich ist nicht nur die Küche intelligent, denn was wäre das denn für ein intelligentes Zuhause? Zu Hause angekommen, wählt nämlich jetzt Robins Mann seine Lieblingsszene über das Bedienfeld des Smart Homes aus. Das System senkt dann die Rollläden im Wohnzimmer und schaltet den Fernseher ein.
In der Zwischenzeit übt die kleine Jessy am Klavier, nur um von einer lästigen Benachrichtigung des Internet Explorers unterbrochen zu werden, die sie daran erinnert, dass ihre Lieblingssendung gleich ausgestrahlt wird. Schon damals hatte das Fernsehen also Vorrang vor den wichtigen Dingen. In seinem Zimmer benutzt derweil ihr kleiner Bruder für seine Hausaufgaben ein Mikroskop, das mit dem PC verbunden ist.
Sogar die Heizung ist mit dem Heimnetzwerk verbunden und sagt in jedem Raum Bescheid, dass das Abendessen endlich fertig ist. Alex, der jüngste Sohn dieser High-Tech-Familie, wählt die anschließend Szene "Family Dinner" über eines der unzähligen Bedienpulte des Smart Homes aus, bevor er an den Tisch geht.
Bei dieser Szene startet Musik im Hintergrund, wird die Beleuchtung angepasst und das Telefon ausgeschaltet - es sei denn, es handelt sich um einen Notfall. Eine primitive Form des Nicht-Stören-Modus, der selbst die Türklingel abstellt.
On-Demand-TV und Fernbedienung
Als Neflix und Co. noch in den Kinderschuhen steckten hat Microsoft bereits erkannt, dass Video on Demand die Zukunft ist. Im Video könnt Ihr den Vater sehen, der die Nachrichten pausiert und die Wiedergabe eines Films auf einem zweiten Fernseher für die Kinder steuert.
Natürlich ist die Steuerung des Smart Home von jedem PC im Haus aus möglich. Personal Computer waren zu der Zeit das Zentrum des technologischen Lebens der ganzen Familie. Von dort aus kann die Belüftung des Hauses, die Temperatur und die Beleuchtung der einzelnen Bereiche gesteuert werden, so wie Ihr es heute mit dem Google Home, Homepod oder Amazon Echo könnt.
Das Schlafzimmer hat auch seinen Anteil am Smart Home. Robin entspannt sich, während sie ein E-Book liest und ihr Mann die Wettervorhersage von seinem Connected Phone (ein Smartphone mit Kabel?) aus überprüft. Sobald beide bereit sind, ins Bett zu gehen, wird die Alarmanlage mit einem einfachen Sprachbefehl aktiviert und die Lichter werden ausgeschaltet.
Das Smart Home einer noch nie dagewesenen Zukunft
Die Vision des Smart Homes von Microsoft war wirklich mutig. Ende des 20. Jahrhunderts war es aber undenkbar oder zumindest unerschwinglich, ein Haus mit all dieser Technik vollzustopfen.
Glücklicherweise hat der technologische Fortschritt angeschlossene Geräte erschaffen, die in jedes Haus integriert werden können, ohne sie während des Baus des Gebäudes installieren zu müssen. Die Anschaffungskosten für die intelligente und vernetzte Gestaltung des eigenen Wohnraums wurden deutlich gesenkt, sodass jeder die Welt des IoTs und Smart Homes selbst erleben kann, ohne große Investitionen tätigen zu müssen.
Darüber hinaus haben die unaufhaltsame Verbreitung von Smartphones, die wachsende Zahl von dedizierten Anwendungen und die Ankunft von Smart Speakern und digitalen Assistenten es ermöglicht, die Interaktion mit dem Smart Home selbst wesentlich komfortabler zu gestalten.
Es ist schade, dass Microsoft nicht bis zum Ende an dieses Projekt geglaubt hat und in der Tat einer der wenigen Riesen in der Tech-Welt geblieben ist, der Smart-Home-Geräte nahezu unbeachtet lässt.
Sogar Cortana hat sich zurückgezogen - oder wurde wahrscheinlich vom Master Chief angesichts der Ankunft von Halo Infinite zurückgerufen - und machte Platz für die Integration von Alexa auf Windows-Geräten.
Und übrigens ... Wer zum Teufel ist Astro?
Was habt Ihr 1999 eigentlich so getrieben? Auf welchem technischen Stand wart Ihr? Seid Ihr schon mit dem Handy rum gelaufen? Habt Ihr einen eigenen PC gehabt? Schreib es uns in die Kommentare!
Natürlich habe ich einen PC gehabt, einen für damalige Verhältnisse völlig überdimensionierten Fujitsu, bei dem mich jeder gefragt hat, wer sowas braucht. 🤣
Ich kann mich noch daran erinnern, das ich damals über 2000 DM dafür ausgegeben habe.
Die Original CDs von Win 98, Word, Excel und ein paar Spiele habe ich vor einiger Zeit gerade wiedergefunden.
Und natürlich ein Nokia 3210. 😉