#TBT - General Motors EV1: Innovation in der Schrottpresse
Der General Motors EV1 bleibt eines der interessantesten Serienfahrzeuge aller Zeiten. Viele Ideen konnte man hier zum ersten Mal sehen und der EV1 weckte die Fantasie. Doch es gab etliche Kontroversen und so starb er einen frühen Tod. Der EV1 endete in der Schrottpresse und auch heute noch stellt sich die Frage nach dem Warum.
Der GM EV1 war das erste serienmäßig produzierte und speziell entwickelte Elektrofahrzeug. In die Geschichte eingegangen ist es aber als eines der am meisten diskutierten und umstrittenen Fahrzeuge der Neuzeit. Doch beginnen wir am Anfang.
Innovation, die gut angenommen wurde
Der EV1, der von 1996 bis 1999 produziert wurde, wird oft als Misserfolg angesehen - doch die Realität ist etwas komplizierter. Vollelektrische Autos waren schon vorher konzipiert worden, aber seit Anfang der 60er Jahre war auf dem Markt nicht viel passiert. Als der EV1 enthüllt wurde - der erste und letzte Pkw, der unter dem Namen General Motors und nicht unter einer von GMs Marken angeboten wurde - war die Resonanz positiv.
Der EV1 wurde von einem elektrischen Antriebsstrang angetrieben und verwendete Bleisäure-Batterien mit 312 Volt. Bis zu 102 kW Leistung waren verfügbar, die Reichweite betrug bis zu 160 Kilometer - was nach heutigem Standard schlecht ist, aber wir sprechen hier von Mitte der 90er Jahre. Der Wagen beschleunigte innerhalb von 8 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
Das Design war futuristisch. Das Cockpit sah aus wie kein anderes auf dem Markt. Moderne Technik war überall verbaut. Es hatte einen schlüssellosen Zugang und auch die Zündung erfolgte über einen PIN-Code. Ein Antiblockiersysteme und Servolenkung waren ebenfalls vorhanden. Es kam mit einem CD-Player und einer Klimaanlage. Den Leuten gefiel das. Einige Leute liebten es sogar.
Warum ist der EV1 heute so selten?
Ein Teil des Mythos des EV1 war die seltsame Art und Weise, wie er vermarktet und verkauft wurde. Ich sage zwar "verkauft", aber man konnte nicht in ein Autohaus gehen und einen EV1 kaufen. General Motors hat das Auto nur geleast.
Der "Preis" für einen neuen GM EV1 wurde auf 33.995 Dollar festgelegt. Fahrer mussten monatliche Summen zwischen 299 und 574 Dollar zahlen. Da keiner von ihnen jemals vollständig verkauft wurde, ist der wahre Marktwert des EV1 unbekannt. Berichte deuten darauf hin, dass jeder EV1 General Motors 80.000 Dollar kostete. Laut Hersteller lagen die Gesamtkosten für das Fahrzeugprogramm bei 500 Million Dollar vor den Marketingausgaben. Doch die Angabe ist etwas zu rund, um vollständig korrekt zu sein.
Im ersten Jahr verleaste GM nur 288 EV1s. Ein Teil des Problems war die Verfügbarkeit - man konnte das Auto nur in einigen Regionen in die Finger bekommen. Südkalifornien und Arizona waren die ersten, die einen EV1 leasen konnten.
Die Rarität des EV1 ist aber nicht nur auf niedrige Produktions- und Leasingraten zurückzuführen. Als das Projekt 1999 schließlich abgesagt wurde, stellte GM nicht nur das Montageband ab, sondern begann auch, die EV1s, die bereits auf den Straßen waren, einzusammeln. Die Mieter protestierten und schrieben Briefe an das Unternehmen, in denen sie Vertragsverlängerungen beantragten und sich bereit erklärten, für die Wartungs- und Reparaturkosten aufzukommen. GM lehnte ab und gab Schecks in Höhe von insgesamt 22.000 Dollar zurück. Der Hersteller machte klar: Er wollte kein Geld, sondern nur sein Auto zurück. Die EV1s wurden zusammengetragen und entweder an Museen und Universitäten gespendet oder verschrottet.
Nur 1.117 EV1 wurden jemals produziert. 2002 gab es keinen einzigen registrierten EV1 mehr auf der Straße. Ein noch funktionierendes Modell zu finden, dass dem Schrottplatz entgangen ist, ist heute praktisch unmöglich.
Warum wurde der EV1 eingestellt?
Die Antwort auf diese Frage ist nicht nur kompliziert, sie lässt sich auch nicht zufriedenstellend beantworten. Anfangs sorgte die Entscheidung für Erstaunen. Verärgerte EV1-Fahrer konnten nicht fassen, warum ihnen ihr Fahrzeug weggenommen und es zerstört wurde.
Bei einer Anhörung im Jahr 2000 behauptete GM, dass die Verbraucher einfach nicht genügend Interesse an dem EV1 zeigten, um die auferlegten Anforderungen zu erfüllen. Denn das California Air Resources Board (CARB) hatte entschieden, dass jeder der sieben größten US-amerikanischen Automobilhersteller dafür zu sorgen hatte, dass 2 Prozent der Flotte bis 1998 emmissionsfrei waren. Bis 2001 sollten es dann 5 Prozent sein und 10 Prozent bis 2003. GM war der größte Hersteller auf dieser Liste.
Doch diese Aussage überzeugte nicht und so entwickelte sich eine Kontroverse um die Einstellung des EV1. Der Dokumentarfilm "Who Killed The Electric Car?" aus dem Jahr 2006 widmet sich der Hypothese, dass die traditionellen Automobilhersteller und die Ölindustrie zusammengearbeitet haben, um den Aufstieg des Elektroautos zu verhindern. Dave Barthmuss, damals Pressesprecher bei GM, konterte damit, dass ein mangelndes Interesse seitens der Verbraucher und die geringe Reichweite, verbunden mit dem hohen Preis der Elektroautos für das Ende verantwortlich waren.
Was ist das Vermächtnis des EV1?
Einige der EV1 endeten in Museen, wurden an Universitäten abgegeben oder wurden inzwischen restauriert und fahren auf öffentlichen Straßen umher. Obwohl GM Theater machte, dass gegen die mit der Spende verbundenen Auflage verstoßen wurde. Aber trotz alledem: Die vollelektrischen Autos sind zurück.
Die Hersteller investieren im großen Stil in Elektrofahrzeuge. Angetrieben von der Gesetzgebung, dem anstehenden Verbot von Dieselfahrzeugen und vielleicht jeglicher Verbrennungsmotoren. Die Entwicklung von Akkus macht große Fortschritte, ebenso wie bei Schnellladelösungen. Auch die Infrastruktur der Ladestationen wird besser. Das Elektroauto ist die Zukunft. Zumindest, wenn man danach geht, worein die Hersteller ihr Geld stecken.
Im Jahr 2017 erklärte Elon Musk, dass er Tesla als direkte Reaktion auf die Einstellung des GM EV1 gestartet habe. Schaut man sich an, was dieses Unternehmen im Bereich der Elektrofahrzeuge und der Elektromobilität im Allgemeinen erreicht hat, hat der EV1 sicherlich eine sehr wichtige Rolle in der Geschichte der Elektroautos gespielt.
Wir werden vielleicht nie erfahren, warum sich GM wirklich vom EV1 abgewandt hat. Sicher ist aber, dass er seien Spuren in der Automobilgeschichte hinterlassen hat - und die werden nicht so verschwinden, wie der EV1 von den Straßen verschwunden ist.
GM hätte zu keinem Zeitpunkt die Entwicklungs/Produktionskosten amortisieren können . Zudem war keine ersthafte Infrastrucktur vorhanden auf die man zurückgreifen konnte .
Trabant hatte es auch schon in den 80er versucht.
Waren das beim Trabi nicht zwei Privatleute?
Genau. Nur hat das die Stasi nicht gewollt und gefördert. Es gab viele private Erfinder in der DDR.
Mit einem Elektro-Trabi fuhr 1969 der damalige Dozent für Regelungstechnik an der TH Karl-Marx-Stadt, Prof. Klaus Göldner, vor unseren Augen vom Hochschulhof.