TicWatch Pro 4G: Solide Smartwatch im Test
Nach der TicWatch Pro, die letztes Jahr bei uns erschienen ist, bringt Mobvoi endlich ein neues Modell heraus. Mit der TicWatch Pro 4G könnt ihr nicht nur telefonieren, sie ist vollgepackt bis obenhin mit Features. Kann der chinesische Spross mit Googles Wear OS zum Schlag gegen die Apple Watch ausholen?
Pro
- Verarbeitung
- Features
- Dual-Display für langen Standby
Contra
- Klobig
- Mobilfunk zehrt am Akku
- Wear OS (verbesserungswürdig)
TicWatch Pro 4G/LTE: Preis und Verfügbarkeit
Die TicWatch Pro 4G wird aktuell beim Hersteller selbst zum reduzierten Preis von 299,99 Euro zum Online-Kauf angeboten. Der offizielle Preis für die (übrigens im Moment nur in schwarz verfügbare) Armbanduhr liegt bei 329,99 Euro. Bei Amazon Deutschland ist sie aktuell nicht gelistet, das dürfte sich aber in Kürze ändern.
Um Mobilfunk mit der TicWatch Pro 4G nutzen zu können, braucht ihr sinnvollerweise einen Mobilfunkvertrag mit Datenvolumen und eine sogenannte eSIM. Diese quasi virtuelle SIM-Karte bekommt ihr zum Beispiel bei O2, der Telekom und Vodafone (teilweise als zusätzliche Karte zum Hauptvertrag).
Gut verarbeitet und etwas klobig
Die erste TicWatch Pro war meiner Meinung nach kein echter Hingucker. Das neue Modell trägt trotz leicht reduziertem Gewicht gut auf. Mit 47,7 Gramm ist die 45-Millimeter-Uhr gute 11 Gramm leichter als der Vorgänger. Im Vergleich zur Galaxy Watch Active 2 von Samsung ist sie gelinde gesagt etwas propper und ich hab selten vergessen, dass ich sie umhabe. Anscheinend legt Mobvoi bei seinen Smartwatches das Hauptaugenmerk nicht auf Design.
Trotz des Gewichts, trägt sich die TicWatch Pro 4G aber angenehm.
Die Verarbeitungsqualität ist ausgezeichnet. Das Gehäuse besteht aus Polyamid und Glasfaser, die Lünette aus Edelstahl und die Rückwand aus Aluminium. Das Silikon-Armband, das mitgeliefert wird, ist abnehmbar und kann bei Bedarf getauscht werden.
Der Bildschirm wird geschützt von Gorilla Glass 3. Darunter liegt die 1,39-Zoll große AMOLED-Anzeige, die 400 x 400 Pixel darstellt. Der AMOLED-Screen erscheint im Wechsel mit einem FSTN-LCD-Screen. Das heißt, dass Mobvoi wieder die Dual-Display-Technologie verbaut, die wir schon vom Vorgänger aus dem letzten Jahr kennen. Dazu aber später mehr.
Die TicWatch Pro 4G ist abgedichtet gegen Staub und Wasser, nach der Norm IP68+. Eingebaut sind ein PPG-Herzfrequenzsensor, ein Beschleunigungssensor, einen Gyroskop, ein E-Kompass, ein Umgebungslichtsensor und ein Off-Body-Sensor mit niedriger Latenz. Neben den ganzen Sensoren sind außerdem Bluetooth (Version 4.2), WLAN (nach b/g/n im 2.4 GHz-Band) und ein NFC-Modul an Bord, damit ist zum Beispiel kontaktloses Bezahlen mit Google Pay möglich.
Falls ihr Mobilfunk nutzen wollt, braucht ihr ein eSIM-Profil, das wird dann digital auf die Uhr übertragen, einen Einschub für eine SIM-Karten gibt es also nicht.
4G/LTE über eSIM
Mit der zweiten Generation der TicWatch Pro könnt ihr telefonieren, SMS senden und empfangen. Nachrichten könnt ihr übrigens diktieren, damit entfällt potenziell das fummelige Getippe. Ein aktiver Verbindungsaufbau (Bluetooth, WLAN) zu eurem Smartphone ist nach der Erstkoppelung nicht mehr erforderlich. Je nach Tarif, solltet ihr eure Mobilfunknummer einfach auf der Uhr mitbenutzen können, vorausgesetzt ihr ladet das nötige eSIM-Profil auf die Uhr. D.h. dass auch die App-Benachrichtigungen auf der TicWatch eintrudeln, selbst wenn ihr das Smartphone niocht dabei habt. Die volle Unterstützung aller Funktionen gibt es aber nur mit (kompatiblen) Android-Telefonen, iPhones bleiben zum Teil außen vor.
Falls man eine aktive eSIM in der TicWatch 4G nutzt, kann man außerdem Musik direkt auf die Uhr streamen, was zum Beispiel beim Joggen praktisch sein kann, in Verbindung mit Bluetooth-Kopfhörern.
Ehrlich gesagt, bin ich selbst noch skeptisch was Smartwachtes mit Mobilfunk an Bord betrifft. Erstens brauche ich den versprochenen Komfort meist nicht, weil mein Telefon eh griffbereit ist. Und wenn ich jogge, höre ich eher keine Musik dabei. Aber praktisch ist so eine Smartwatch trotzdem. Ich verpasse halt seltener Benachrichtigungen und kann bequem SMS lesen. Aber das klappt alles auch prima mit gekoppeltem Smartphone in der Hosentasche und ich brauche keine weitere (virtuelle) SIM-Karte für meine Uhr. Vielleicht ändere ich meine Meinung aber, sobald ich im Wald eine Herzattacke habe und mit der TicWatch Pro 4G den Notruf informieren kann, denn das kann die smarte Armbanduhr auch.
Wear OS der (ewige) Zweite
Der Hersteller wirbt damit, dass der verbesserte Herzfrequenz-Sensor auch Informationen über die Herzgesundheit liefert. Dazu kann die TicPulse-App eine 24-Stunden-Messung der Herzfrequenz vornehmen. Achtung, eine Armbanduhr ersetzt nach wie vor keinen Arztbesuch! Informativ und unkritisch ist da schon eher, dass euch die TicWatch auf Wunsch stündlich aktualisiert zeigt, wie viele Schritte ihr zurückgelegt habt. Weitere Apps für die Uhr findet ihr im Play Store.
Übrigens habe ich die meine Herzfrequenz beim Testen der TicWatch Pro 4G natürlich erfassen lassen. Und bei einem 10 km langen Testlauf zeigte mir die TicWatch über einen längeren Zeitraum stolze (eher kritische) 193 BPM! Also ich laufe echt regelmäßig und ich hab dann so zwischen 170 und 180 BPM - das messe ich analog mit der Hand am Hals und einer Uhr mit Sekundenzeiger. Entweder ich war beim Testlauf so am Limit (was sich nicht so angefühlt hat) oder die TicWatch tickt eben anders. Nein, im Ernst, ich hatte mir etwas mehr erhofft von dem Feature und war danach skeptisch gegenüber den weiteren Werbeversprechen von Mobvoi.
Mit TicMotion 2.0 will Mobvoi beim neuen Modell der TicWatch Bewegungen besser erkennen können. D.h. die Uhr erkennt ob ihr geht, lauft oder schwimmt. Außerdem erfasst die TicWatch automatisch die Dauer, Geschwindigkeit und die zurückgelegte Strecke bei euren Aktivitäten.
Die installierte App TicSleep erkennt und erfasst außerdem euren Schlaf automatisch. Die Sensoren der Uhr zeigen eine detaillierte Analyse von Schlafdauer und Herzfrequenz in den jeweiligen Schlafphase: Neben der Schlafdauer der vergangenen Nacht kann auch eine Wochenübersicht (gemnittelt) angeschaut werden zum Auswerten eures Schlafs. Mir selber ist die Uhr im Schlaf zu unbequem gewesen.
Die Software der TicWatch Pro 4G läuft soweit stabil und macht einen guten Eindruck. Meine Kritik trifft eher Wear OS im Allgemeinen: Es fehlen immer noch zu wenig gute Apps für Wear OS und alles läuft etwas zäh. Das macht Apple mit seiner Apple Watch und dem watchOS leider immer noch besser als Google.
Der Snapdragon Wear 2100 läuft gut
Die TicWatch Pro 4G/LTE wird von Qualcomms Snapdragon Wear 2100 (SoC) angetrieben. Warum Mobvoi nicht auf den neueren Wear 3100 setzt, erschließt sich mir überhaupt nicht. Dem Prozesser stehen nun 1 GB RAM und 4 GB interner Speicher zur Seite.
Insgesamt war ich mit der Leistung der TicWatch Pro 4G/LTE zufrieden. Die üblichen Hänger, die ich auch auf anderen Smartwacthes mit Wear OS schon erlebt habe, traten hier auch ab und zu auf, was aber nicht groß gestört hat. Zum Fitness-Tracken, für Benachrichtigungen und die allgemeine Bedienbarkeit der Uhr reicht die Leistung definitiv aus.
Intelligente Standby-Funktion
Mobvoi hat die TicWatch Pro 4G/LTE wieder mit einem 415-mAh-Akku ausgestattet. Auch das Prinzip mit zwei Displays übereinander wurde übernommen . Ihr könnt wechseln zwischen dem energiesparenden Essential Mode (LCD-Screen) und dem Smart Mode (AMOLED-Screen). Im besten Fall reicht eine Akkuladung dann 30 Tage (Essential Mode) und falls ihr die Uhr doch mehr als Smartwatch und daher im Smart Mode nutzt, kommt ihr immerhin auf zwei Tage.
Mit dem automatischen Wechsel der Anzeige in den monochromen Essential Mode, der aktiviert wird, wenn ihr die Uhr nicht bedient, werden einige Funktionen deaktiviert und ihr kommt auf etwa zwei Tage Nutzungszeit. Ich mach es kurz, das ganze funktionierte auf dem Vorgänger-Modell sehr gut, aber falls ihr die Uhr mit aktivem Mobilfunk benutzt, dann macht der Akku schon mal früher schlapp!
Während meiner Tests konnte ich mit der TicWatch Pro 4G bei wechselndem Gebrauch immer mit einem Tag Nutzungsdauer rechen. Offensichtlich bleibt Mobvoi damit unterhalb der versprochenen zwei Tage und das liegt meiner Meinung nach eben am Funkmodul...
Aufgeladen wird die Uhr auf der (mitgelieferten) USB-Ladestation. Die Uhr wird dabei magnetisch fixiert. Was leider nicht geliefert wird, ist das eigentliche Netzteil, also braucht ihr ihr ein kompatibles.
Abschließendes Urteil
Die TicWatch Pro 4G/LTE ist voll mit Funktionen und sehr gut verarbeitet. Der verdoppelte RAM-Speicher ist ebenso von Vorteil, wie 4G/LTE (wenn man es braucht) - das Upgrade lohnt sich. Einzig der Stromverbrauch der Mobilfunkschnittstelle senkt die Standby-Zeit. Eine Besonderheit, im positiven Sinne, ist und bleibt das Dual-Display, das können die Konkurrenten sich gerne mal abschauen.
Die einzigen wirklichen Nachteile der TicWatch Pro 4G sind die Größe und das Gewicht. Wear OS müsste auch noch verbessert werden, aber dafür zeichnet Google verantwortlich.
Als Alternative solltet ihr vielleicht mal einen Blick auf Samsungs Galaxy Watch Active 2 werfen, die ist schlanker und hübscher, es gibt sie mit und ohne Mobilfunk.
Wer aktuell eine Smartwatch sucht, die 4G/LTE mit an Bord hat und sich mit Android-Telefonen gut verträgt, der kann zur TicWatch Pro 4G greifen. Elegant ist sie nicht unbedingt, aber ein gutes Stück Technik.
Puls nicht am Hals messen, dort befinden sich Rezeptoren welche bei Druck auf dieselben (die Finger) die Pulsfrequenz absenken können, vermutlich misst die Uhr genauer als Du denkst... :-)
An ihre test schreiben sie das Samsung Galaxy Watch Active 2 onhe mobilfunk wäre das ist falsch, es gibt mit eSim LTE und ohne LTE daher ist es falsch geschrieben . Als Alternative solltet ihr vielleicht mal einen Blick auf Samsungs Galaxy Watch Active 2 werfen, die ist schlanker und hübscher, kommt aber ohne Mobilfunk.
Da hatte sich ein Fehler eingeschlichen, danke fürs Aufpassen! Ist korrigiert.
Ehrlich gesagt mag ich lieber quadratische Displays statt runde. Auf so einem runden Display sieht man doch nicht viel.