Unmaze im Test: Unser Mobile Game für iOS und Android im Juni
Das Mobile Game Unmaze entführt Euch in einen interaktiven Roman voller Licht und Schatten. Für iOS und Android ist das Spiel ab sofort erhältlich und das ist für uns Grund genug, Unmaze einmal auszuprobieren. In unserem Mobile-Game-Test verrät NextPit Euch, wie gut das Spiel aus dem Arte-Verlag wirklich ist.
Bevor ich mit dem Test beginne, möchte ich darauf hinweisen, dass Ihr Unmaze kostenlos aus dem Google Play Store oder dem Apple App Store herunterladen könnt. Anschließend steht Euch das gesamte erste Kapitel (1 Stunde Spielzeit) zur freien Verfügung. Anschließend müsst Ihr allerdings auf die kostenpflichtige Version upgraden. Bei Mobile Games ein bekanntes Konzept, dafür enthält das Spiel aber keine In-App-Käufe oder Werbung.
Inhalt:
- Mein Kurzfazit zu Unmaze
- Story (ohne Spoiler): Teils Teenie-Drama, teils Horror-Thriller
- Gameplay: Ein cleverer Twist, aber gemächliches Tempo
- Grafik: Dystopische SF-Atmosphäre mit Manga-Inspirationen
- Fazit
Meine Meinung zum Spiel Unmaze in Kurzform
Unmaze ist Abenteuerspiel und interaktives Graphic Novel zugleich! Konzipiert wurde es von Nicolas Pelloille-Oudart und Frédéric Jamain. Die Entwicklung übernahmen die Studios Ubian und HiverProd und interessanterweise wurde es vom Arte-Verlag veröffentlicht. In Unmaze spielt Ihr eine Geschichte, die der Feder des Autoren Thomas Cadène entstammt und die Illustration übernahm Florent Fortin.
Das Spiel ist inspiriert vom Mythos des Minotaurus und als Spieler übernehmt Ihr die Rolle der Ariadne, die ihren Freund Theseus und seinen Bruder Asterion durch eine Parallelwelt führen muss. Diese Neuinterpretation eines Fegefeuers war einst Heimat einer gefallenen Zivilisation aus Titanen, antropomorphen Monstern mit makabren Riten und ist voller komplexer Architektur.
Die Hauptattraktion des Spiels ist der sehr clevere Einsatz von Licht und Schatten, die das Spielgeschehen beeinflusst und aufpeppt. Wir wechseln zwischen sehr linearen Erkundungsphasen in einem isometrischen 3D-Universum mit einem sehr ausgefallenen Grafikstil auf der einen Seite – und Dialogphasen, die von geekigen Anspielungen auf Star Wars bis hin zu den ernstesten moralischen Dilemmata reichen auf der anderen Seite.
Auch wenn ich die Handlung insgesamt ein wenig platt und pubertär fand und das dialoglastige Pacing zuweilen ein wenig lahm war, bin ich ein Fan des visuellen Universums von Unmaze. Der Twist, der durch die Verwendung des Lichtsensors des Smartphones in das Gameplay gebracht wird, ist ebenfalls brillant.
Unmaze ist meiner Meinung nach eines der Mobile Games, für die Ihr im Play Store oder AppStore auf jeden Fall 5 Euro ausgeben könnt.
Story (ohne Spoiler): Zwischen Teenie-Drama und Horror-Thriller
Wie bereits erwähnt spielt Ihr in "Unmaze" die Jugendliche Ariadne. Dabei müsst Ihr Eurem Freund Theseus und Eurem Bruder Asterion dabei helfen, aus einem Labyrinth zu entkommen.
Das Spiel erkundet dabei den Konflikt, den die beiden Männer in Ariadnes Leben darstellen. Ariadnes Freund Theseus ist ein junger Mann in der Blüte seines Lebens, selbstbewusst und gutaussehend. Wie die Geschichte erzählt, entstammt er einer gutbürgerlichen Familie und steckt auf der hellen Seite des Labyrinths fest. Ariadnes Bruder Asterion ist ein eher introvertierter Teenager, der Probleme damit hat, ein Kindheitstrauma zu verkraften. Er muss sich durch die dunkle Seite kämpfen.
Trotz dieser Widersprüche ist jeder aus einem bestimmten Grund im Labyrinth gefangen: Wegen einer Sünde, die er begangen hat. Es liegt nun an Euch, herauszufinden, was sie vor Euch verbergen und Licht in die tragischen Ereignisse zu bringen, die Euch drei miteinander verbinden. Aber genug zur eigentlich Story!
Die Geschichte ist eindeutig auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet. Denn letztendlich erzählt die Geschichte eine Handlung zwischen recht jungen Akteuren, die sich um Unglücklichsein, Selbstwertgefühl, Depressionen, Streit unter Liebenden oder die toxische Beziehung zu Eltern dreht. Aber die Story berührt auch Themen wie Mord, Blutrituale und die schweren Momente des Lebens.
Dabei gibt es schon einige "Cringe"-Momente. Beispielsweise erzählt Theseus immer wieder vom goldenen Gefängnis, in dem er aufgewachsen ist. Das haut schon ziemlich in die Kerbe eines verwöhnten Kindes, dass Probleme damit hat, sich von seinem reichen Vater zu lösen. Ein Muster, das wir aus vielen Teenager-Filmen oder -Serien kennen.
Aber die Entwickler haben ihr Publikum verstanden, ohne die Teensploitation-Nummer dabei zu übertreiben. Es gibt zum Beispiel geekige Anspielungen auf Herr der Ringe, Harry Potter oder Star Wars, die auf eine authentische und nicht sonderlich nervige Art und Weise eingebaut wurden.
Die gesamte Handlung des Spiels dreht sich um ein Gleichgewicht, das Ariadne zwischen Theseus und Asterion herstellen muss. Also das Gleichgewicht zwischen der hellen und dunklen Seite. Beide scheinen allmählich vom Labyrinth absorbiert zu werden, und es liegt an Euch, sie auf dem richtigen Weg zu halten. Aber je mehr man dem einen hilft, desto mehr geht der andere verloren und umgekehrt.
Bei Unmaze gibt es immer wieder die Möglichkeit, sich wie bei Spielen wie Fallout oder The Witcher für eine "schlechte" Antwort zu entscheiden. Eine Antwort, die nicht zu der Vorstellung passt, die wir von Ariadne haben. Während ich versuchte, einen Dialog zu überspringen, ertappte ich mich dabei, wie ich Asterion riet, die Hand, die ein Titan gerade von sich abgetrennt hatte, aufzuheben und den Monstern damit zuzuwinken, falls es Ärger gibt.
Insgesamt würde ich aber nicht sagen, dass der Schreibstil zu holprig ist. Im Gegenteil, ich finde, dass die Dialoge für das Zielpublikum ziemlich cool sind. Der Einsatz der Geschichte sowie die Verbindlichkeiten der einzelnen Charaktere und was sie miteinander verbindet, werden effektiv behandelt, mit genau dem richtigen Maß an Ernsthaftigkeit. Aber manchmal ist es für meinen Geschmack ein bisschen zu "Riverdale".
Gameplay: Ein cleverer Twist, aber ein recht lahmes Pacing
In Unmaze spielt Ihr als Ariadne, aber Ariadne ist nur eine Beobachterin. Ihr seht Theseus und Asterion in der dritten Person durch einen Kristall, der es Euch erlaubt, sie durch das Labyrinth zu führen. Dieses Labyrinth wird durch eine 3D-Karte dargestellt.
Um Euch zu bewegen, tippt Ihr einfach auf die gewünschte Stelle und Eure Spielfigur geht von selbst zum angegebenen Punkt. Diese ultra-einfache Point-and-Click-Mechanik wird durch den Wechsel zwischen Hell- und Dunkelphasen erweitert.
Wie oben erklärt basiert das Spiel auf bestimmten Widersprüchen. Es geht um Licht und Schatten, Gut und Böse, Mensch und Minotaurus. Diese Dualität ist nicht nur ein Gameplay-Element, sondern auch der interessanteste Aspekt des Spiels.
Denn das Spiel verlässt sich auf den Lichtsensor auf der Vorderseite moderner Smartphones. Nach der Kalibrierung zur Erkennung von Hell- und Dunkelphasen schalten Ihr automatisch auf die dunkle Seite, um Asterion zu helfen, oder auf die helle Seite mit Theseus, wie unten gezeigt.
Das System hat während meines Tests gut funktioniert, aber wenn Ihr nachts oder bei schlechten Lichtverhältnissen spielt, müsst Ihr die Einstellung neu kalibrieren. Das Spiel wird Euch aber ohnehin automatisch dazu auffordern.
Unmaze bietet aber für alle Fälle auch einen Schalter, um eine bestimmte Phase zu blockieren, ohne sich um die Helligkeit der Umgebung kümmern zu müssen.
Eines der beiden einzigen Mankos, die mir auf der Gameplay-Seite aufgefallen sind: besonders abwechslungsreich ist das Spiel nicht. Ein Problem vieler Graphic Novels, die zumeist eher storylastig sind. Gerade die Adventure-Elemente, in denen ihr Theseus oder Asterion steuert, sind ziemlich linear. Ihr tippt und schaut Euch um, während Ihr die Karte durchsucht, um Dialoge zu finden. So quält Ihr Euch ein wenig durch sechs Ebenen, die jeweils von einem Portal unterbrochen wird.
Aber lasst uns noch über diese Dialogphasen sprechen, denn sie sind der zweite Gameplay-Fehler dieses Spiels. Entwickelt, um auf dem Handy gespielt zu werden, versucht Unmaze logischerweise, die Gewohnheiten zu emulieren, die wir von Smartphones eben kennen. Das gilt auch für die Darstellung der Dialoge.
Zum Beispiel erscheinen die geschriebenen Dialoge als WhatsApp-Konversation. Bis jetzt nichts Ungewöhnliches. Aber die Diskussionen zwischen Ariadne und ihren beiden Begleitern können besonders wortreich sein. Ich habe mich mehr als einmal dabei ertappt, wie ich verzweifelt auf meinen Bildschirm getippt habe, um Zeilen mit unnötigen Dialogen zu überspringen.
Es fühlt sich für mich so an, als wenn einer Eurer Kollegen Euch mit Dutzenden von Nachrichten zuballert, und zwar eine pro Wort, anstatt einen einzigen Satz in einem Zug zu schreiben. Das Ganze wird schnell lästig und verdirbt zudem die Handlung, die man irgendwie immer ein bisschen abkürzen möchte.
Grafik: Dystopische Sci-Fi-Atmosphäre mit Manga-Inspirationen
Ihr braucht kein Performance-Monster von Smartphone, damit Unmaze reibungslos läuft. Die erste Inspiration, auf die sich das Team hinter Unmaze beruft, ist Tekkon Kinkreet, ein Manga von Taiyou Matsumoto. Darin spricht der Autor über die Unzulänglichkeiten der japanischen Gesellschaft, oft durch die Augen eines Kindes.
Ein weiterer Manga, Blame!, geschrieben und gezeichnet von Tsutomu Nihei, hat das Team ebenfalls stark inspiriert. Da die Gut / Böse-Dualität auch im Mittelpunkt des Erlebnisses steht, ist das gesamte Universum in schwarzen und weißen Blautönen gehalten, die an die Kristalle, ein zentrales Element des Spiels, erinnern.
Wenn ich persönlich das grafische Universum von Unmaze zusammenfassen müsste, würde ich sagen, dass wir uns in einer teilweise lebenden und gigantischen Megastruktur wiederfinden, deren Ausmaß fast unmöglich zu bestimmen ist. Die dominierenden architektonischen Merkmale erinnern zweifellos an eine gewisse Modernität, eine industrielle und urbane Science-Fiction-Geschichte ... mit ordentlich Graffiti eben!
Aber wir werden auch mit megalithischen Strukturen, antiken Statuen mit hellenistischen Säulen konfrontiert, die an eine verlassene Akropolis erinnern. Ebenso aber auch mit eher natürlichen Elementen mit einer tierischen oder organischen Konnotation. Die perspektivischen Spiele mit isometrischem 3D und die Vielfalt der Umgebungen machen wirklich Lust, jeden Winkel des Labyrinths zu erkunden.
Das Universum von Unmaze hat ein echtes Gütesiegel, eine Persönlichkeit und setzt seine verschiedenen Einflüsse sehr gut um. Ich bedaure, dass die Animationselemente nicht zahlreicher oder häufiger waren. Die wenigen, die das Spiel bietet, tragen erheblich zur Immersion bei.
Fazit
Visuell ist Unmaze eine sehr gelungene und ausgefeilte Graphic Novel. Das Universum macht richtig Lust, darin einzutauchen, die verschiedenen Einflüsse kennenzulernen, die die Illustrationen inspiriert haben, und sein Allgemeinwissen zu verbessern.
Der Soundtrack, obwohl eher im Hintergrund, passt perfekt zu der Atmosphäre, die das Spiel vermitteln will. Ich würde sogar sagen, dass die Stille der Musik das gigantische Labyrinth und die Einsamkeit der Charaktere, die dort herumwandern, noch weiter hervorhebt.
Was das Gameplay angeht, kann ich nur die brillante Idee loben, mit Licht zu spielen und es zu einem integralen Bestandteil des Spielerlebnisses zu machen, indem man In-Game und das echte Leben mischt. Die wenigen trägen Augenblicke durch die SMS-Dialoge, die mich ein wenig irritiert haben, kann ich daher verzeihen.
Abschließend möchte ich sagen, dass sowohl die Erzählung als auch die Charaktere und ihre Interaktionen glaubhaft, wenn nicht sogar natürlich sind. Es gefiel mir nicht, mich bei diesen Teenagern und ihren Herzschmerzproblemen wie ein Boomer zu fühlen. Ich fand es auch seltsam, wie leichtfertig mit der letzten Wendung umgegangen wurde. Bei Ariadne hatte ich manchmal das Gefühl, dass sie von der Situation abgekoppelt war.
Insgesamt ist Unmaze ein Spiel, das ich ohne zu zögern empfehlen kann. Mit fast 4-5 Stunden Spielzeit, um eines der 8 möglichen Enden freizuschalten, ist es meiner Meinung nach seinen Preis von 5 Euro voll und ganz wert.
Ich wollte mich auch schon für diesen Test bedanken, aber meine Vorredner:innen haben das in einer Art und Weise getan, die mir nicht möglich gewesen wäre :)
Gerne mehr von solchen Tests!
Es gibt so viele Spiele, aber ich bin regelrecht enttäuscht vom Play Store. Ich finde irgendwie nur irgendwelche "Casino" bzw pay-to-win spiele. Ich habe schon mehrfach 10 Euro für einzelne spiele ausgegeben, damit ich keine Werbung habe und einfach Spielspaß. Aber bin es müde, nach gut gemachten spielen zu suchen. Als es noch die 24h Rückgabe Möglichkeit im Play Store gab, habe ich fleißig getestet. Mittlerweile gar nicht mehr...
Auch wenn die meisten Spieler nicht mehr wie ein Döner kosten und am Ende sogar länger "satt" machen :)
Ich spiele keine Spiele, aber den Test habe ich mit Interesse gelesen und ich denke, dass er das Spiel und seine Lichter und Schatten detailliert beschreibt.
Von solchen Tests liest man gerne mehr 👍🏻
Vielen Dank für diesen interessanten Test.
Miserables Pacing ist leider oft ein Problem von textlastigen Games, gerade bei mobile Games, hinter denen nicht ein riesiges Team steht. Und wenn die Textberge, durch die man muss, dann oft auch noch aus ganz viel bedeutungsschwangerer Pseudophilosophie bestehen, statt Interesse zu wecken, verliert man schnell die Lust am Spiel. Ich werde das Spiel nicht kaufen, da ich zum einen kein großer Fan von Blame! oder Tekkon Kinkreet bin und ich zum anderen diesen tristen und groben Rübezahl-Holzschnitt-Euromanga-Graphic Novel-Stil überhaupt nicht mag.
Na, wie findet Ihr unser Reboot der Mobile Game-Tests?
Finde Antoine hat sich sehr viel Mühe gegeben und ich mag die Abwechslung zu den sonst eher nüchternen Testberichten.
Wenn's um Geschichten und um Stories geht, kann man auch selbst beim Testen ein wenig fantastischer schreiben.
Habt Ihr Mobile Games, die wir in den nächsten Monaten für Euch testen sollen?
Der Test ist absolut super, hat mir sehr gut gefallen 👍