Handy als Festnetztelefon nutzen: So klappt's ohne DECT
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Kann man sein Handy als Festnetztelefon nutzen? Berechtigte Frage, denn immer weniger Menschen haben noch ein DECT-Telefon zu Hause, über ihren Internetprovider aber eine oder mehrere Rufnummern. Wir zeigen, wie Ihr Euer Smartphone als Festnetztelefon einrichtet.
Warum sollte man das wollen, fragt Ihr Euch? Der offensichtlichste Grund, die Festnetznummer am Handy zu nutzen: Ihr habt für Euer Festnetz eine Telefon-Flat, für Euer Smartphone aber nicht. Zumindest zu Hause könnt Ihr dann stundenlang ohne schlechtes Gewissen in den Hörer quatschen.
Es gibt aber auch noch weitere Möglichkeiten. Ihr braucht für einen Dienst wie Telegram oder WhatsApp eine Telefonnummer und wollt nicht Eure Handynummer verwenden? Dann opfert hier doch einfach Eure vermutlich ohnehin verwaiste Festnetznummer; in der Regel klappt das Registrieren auch ohne SMS-Empfangsmöglichkeit durch Vorlesen eines Codes.
Handy als Festnetztelefon: Voraussetzungen
Die wohl größte Hürde bei dem ganzen Unterfangen "Handy als Festnetztelefon" ist der Router. Ihr braucht nämlich einen DSL-Router, der VoIP unterstützt und eine passende App für Android oder iPhone anbietet. Wir Ihr in der folgenden Tabelle seht, ist die Auswahl leider nicht besonders groß:
Handy als Festnetztelefon: Support via App
Hersteller | Status | Android-App | iPhone-App |
---|---|---|---|
AVM (FritzBox) | verfügbar | Fritz!AppFon | Fritz!AppFon |
TP-Link | verfügbar | tpPhone | ipPhone |
Von o2 gab es für Festnetzkunden früher die "o2 Digital Phone"-App, die jedoch seit vier Jahren nicht mehr geupdated wurde. Auch die Deutsche Telekom hat ihre Home-Talk-App am 15.01.2019 deaktiviert. 1&1 und Vodafone hatten nie eine entsprechende App im Angebot.
Anleitung: Handy als Festnetztelefon einrichten
Ein Hinweis noch vorab: Aktuelle Handys unterstützen kein DECT – Ihr könnt sie also nicht wie ein gewöhnliches Schnurlostelefon am Router als DECT-Telefon registrieren und loslegen. Stattdessen müsst Ihr darauf vertrauen, dass der Hersteller Eures Routers eine entsprechende App bereitstellt. Zum Schluss schneiden wir noch eine Alternative an.
Habt Ihr nun einen Router von AVM oder TP-Link, dann funktioniert das Setup ganz einfach. Zunächst müsst Ihr die oben verlinkte App für Euer Smartphone herunterladen. In unserem Fall demonstrieren wir das mit der Fritzbox-App.
Das Einrichten der App hat im Test keine fünf Minuten gedauert. Nach dem Herunterladen folgt Ihr einfach den Anweisungen auf dem Display. Der einzige Stolperstrick ist, dass Euch Fritz!AppFon während des Einrichtens nach einem Nutzernamen mit Passwort fragt – für das Einloggen in den Router habt Ihr aber typischerweise nur ein Passwort. Die Lösung ist einfach: Ihr müsst nur im Webinterface der FritzBox einen Nutzer anlegen unter System und FritzBox-Nutzer.
Anschließend ist alles selbsterklärend. Ihr habt in der App einen Dialer und könnt hier eine Telefonnummer eintippen und fröhlich lostelefonieren. Wenn Ihr die entsprechenden Berechtigungen vergeben habt, könnt Ihr hier auch auf Euer normales Telefonbuch zugreifen.
Je nach Router und verwendeter App gibt's dann noch eine Reihe von Einstellungen. Ich habe heute beispielsweise entdeckt, dass in meinem Internet-Tarif drei Festnetznummern enthalten sind, zwischen denen ich frisch-fröhlich springen kann. Außerdem bietet die Fritz!AppFon beispielsweise noch einen Anrufbeantworter oder anonyme Anrufe.
Alternative: Handy via SIP als Festnetztelefon
Es gibt noch eine alternative und deutlich aufwändigere Möglichkeit, um Euer Smartphone als Festnetztelefon zu nutzen. Ihr könnt nämlich auch über SIP das Festnetz auf Euer Smartphone bringen. Der Aufwand ist hier dann zwar größer, doch dafür könnt Ihr Eure Festnetznummer so auch unterwegs und theoretisch sogar im Ausland nutzen. Habt Ihr Interesse an dem Thema? Dann freuen wir uns über Euer Feedback in den Kommentaren!
Eine kleine Korrektur - es muss kein DSL Router sein. Bei Vodafone (ehemals Unitymedia) Kabel Fritzbox klappt das genauso über die Fritzfon App.
Damals mit Android verbrauchte die App Fritz!AppFon mächtig Akku, wenn sie im Hintergrund mitlief und ich konnte auch nur im Heimnetz damit telefonieren. Nur durch einen zusätzlichen VPN-Tunnel hätte ich dann auch von unterwegs aus über die Fritzbox telefonieren können, was noch mehr am Akku gezogen hätte. Ich richtete also Zoiper ein, die App verbrauchte weniger Akku und ich konnte auch von unterwegs aus über die Fritzbox telefonieren.
Heute bei iOS hat die App Fritz!AppFon den Nachteil, dass sie offenbar vom System regelmäßig beendet wird. Für die Erreichbarkeit zu Hause ist das sehr unhilfreich. Hier nutze ich derzeit PortSIP, aber die App wird auch ab und an vom System beendet - aber ich wäre auch unterwegs in der Lage, über die Fritzbox zu telefonieren.
Vom Akkuverbrauch, als auch von der Verfügbarkeit/Erreichbarkeit, geht m. E. zu Hause nichts über ein schnurgebundenes Telefon bzw. DECT-Telefon.
Die App haben sie dann wohl nachgebessert. Ich verwende die App unter Android und kann keinen ungewöhnlich hohen Akkuverbrauch feststellen, obwohl sie dauerhaft aktiv ist. Einen VPN-Tunnel verwende ich allerdings nicht, die App wird nur im Heimnetz verwendet, unterwegs bin ich nur unter meiner Mobilfunknummer erreichbar. Es wäre auch umständlich, von unterwegs ein Telefonat wieder zurückgeben zu müssen, das für ein anderes Familienmitglied bestimmt ist. Und während ich nur ein limitiertes Datenvolumen habe, habe ich eine mobile Telefonieflat, so dass es so schon am besten ist, Telefonate von unterwegs ankommend und abgehend über das Mobilfunknetz alleine zu führen.
Im heimischen WLAN funktioniert die App aber zuverlässig.
Aber es gibt da zusätzlich ein schnurgebundenes IP-Telefon, vier schnurgebundene Analogtelefone und zwei Dect-Telefone, so dass die Erreichbarkeit sichergestellt ist - sofern nicht ein Stromausfall alles lahm legt. Eine Notspeisung gibt es ja seit Einführung der IP-Telefonie nicht mehr.
"Es wäre auch umständlich, von unterwegs ein Telefonat wieder zurückgeben zu müssen, das für ein anderes Familienmitglied bestimmt ist." Korrekt, mir ging es dabei in erster Linie um die Erreichbarkeit. Manchen möchte ich auch nicht meine Mobilfunknummer geben, damit keine ungewollten Nachrichten über Signal oder SMS reinkommen. Meinem Vater kann ich beliebig oft erklären, dass er mich bitte im Notfall auf dem Handy anrufen soll, weil ich eben nicht oft zu Hause bin und er ruft trotzdem auf Festnetz an. Rufumleitung kommt für mich aus Kostengründen nur temporär in Frage.
Und daher finde ich es bei Android schade, dass die SIP-Integration herausprogrammiert wurde, die obendrein akkuschonender war (zumindest zum damaligen Zeitpunkt). Wie es einst bei iOS war, weiß ich nicht. Gab es da eine SIP-Unterstützung vom System aus?
Alles alter Kaffee. 😉
Mir gefällt sowas nicht. Ich gehe lieber einen anderen Weg. Ich habe ein Gigaset DX600A. Daran ist das Smartphone per Bluetooth gekoppelt. Alle eingehenden Anrufe kann ich somit über das Gigaset führen, bei ausgehenden Rufen kann ich wählen über welche Leitung ich wählen/anrufen möchte. Vorteil ist, dass das Smartphone in der Ladeschale stehenbleiben kann (ob ob die ein- oder ausgeschaltet ist lassen wir mal außen vor). Und mit dem Festnetztelefon bin ich technisch flexibler, dafür gibt es unter anderem technisch hochwertigere/bessere Headsets.
Das hättest Du aber mit dieser Lösung auch. Das Smartphone ist für die Fritzbox ein normales WLAN-IP-Telefon, das, wenn Du es auf die selbe Nummer wie das Gigaset legst, bei ankommenden Telefonaten mit ihm klingelt, und Du kannst das Gespräch wahlweise an einem der Geräte annehmen. Auch abgehend kannst Du wählen welchen Apparat Du nimmst. Zudem könntest Du das Handy auf eine andere Nummer legen.
IP-Telefone und DECT-Telefone können zudem HD-Telefonate führen, am a-b-Port unterstützt das die Fritzbox nicht.
Etwas stören könnte bei der App-Lösung, dass Du einen anderen Dialer hast, als bei normalen Handy-Telefonaten.
<<< und Du kannst das Gespräch wahlweise an einem der Geräte annehmen >>>
Ich will aber nur mit einem Gerät telefonieren, und wenn es geht auch per CTI-Client annehmen/wählen (das kann ich beim Smartphone nicht). Zudem ist das Gigaset-Mobilteil zum Telefonieren handlicher als ein Smartphone (komm mir jetzt bitte nicht mit einem Bluetotoh-Headset).