Wiko View 2 pro im Test: Gute Mittelklasse mit klaren Schwächen
Das Jahr 2018 hat für Wiko stark angefangen. Nach der vollständigen Übernahme durch die chinesische Firma Tinno stellte der in Marseille, Frankreich ansässige Hersteller auf dem Mobile World Congress in Barcelona eine ganze Reihe an neuen Smartphones vor. Wie bei Alcatel, ermöglicht diese neue Generation eine Neuausrichtung der Marke auf Einstiegs- und Mittelklasse-Geräte. Wenige Monate nach dem offiziellen Start des View 2 Pro konnten wir endlich einen genauen Blick auf das neue Gerät werfen. Also, wie gut ist das neue Wiko-Smartphone?
Pro
- Design
- Verarbeitungsqualität
- Saubere Software-Oberfläche
- Gute Akkulaufzeit
Contra
- Keine gute Performance
- Kein Schnellladen per USB Typ-C
- Das Preis-Leistungs-Verhältnis passt nicht ganz
- Nur HD+-Auflösung
Zurück in die Mitteklasse
Im vergangen Jahr wollte der Hersteller, der bisher für seine günstigen Smartphones bekannt war, mit der WIM-Serie in den höherpreisigen Markt einsteigen. Ein Jahr später ist leider festzustellen, dass das nicht besonders erfolgreich war, und Wiko passt seine Strategie an. Auf dem diesjährigen MWC in Barcelona hat der französische Hersteller neue Einstiegs- und Mittelklasse-Smartphones vorgestellt, die eine Besinnung auf alte Werte darstellen. Nicht weniger als 8 neue Geräte wurden präsentiert, alle mit einem Bildschirmverhältnis von mindestens 18:9 und einem maximalen Preis von 299 Euro.
Das Wiko View 2 Pro ist sozusagen das Highend-Modell der Reihe und wird für eben die 299 Euro verkauft. Das technische Datenblatt - Snapdragon 450, kein USB Typ-C und keine Schnelllade-Technik - wirkt bei diesem Preis allerdings etwas dürftig. Xiaomi, der Neuling in Europa, bietet z.B. sein Redmi Note 5 um 100 Euro günstiger an, welches aber mit dem Snapdragon 636 einen schnelleren Prozessor mitbringt. Wir hoffen daher auf eine rasche Preissenkung in den kommenden Monaten.
Eine sinnvolle Notch
Bis 2017 waren die Wiko-View-Modelle die ersten Smartphones der Marke, die mit einem 18-9-Bildschirm ausgestattet waren. Im Jahr 2018 setzt der Hersteller nun diesen Trend mit der View-Serie fort, und setzt auf ein Verhältnis von 19:9. Der Bildschirm nimmt satte 80% der Front ein.
Das 6 Zoll Display mit Zahnlücke in der Mitte ist fast unmöglich nicht mit dem Essential Phone zu verwechseln. Auch das iPhone X hat das Design des View 2 Pro eindeutig inspiriert, aber damit ist Wiko ja nicht wirklich alleine, siehe LG, Asus und Co.. So haben wir schon mehr Eigenständigkeit zu sehen bekommen, aber manche werden diese Ähnlichkeit zu deutlich teureren Smartphones sogar zu schätzen wissen.
In der Mitte der Notch befindet sich die 16-Megapixel-Frontkamera mit f/2-Blende und die verschiedenen Sensoren. Auch wenn es nicht ganz randlos ist, sind der obere und die seitlichen Bildschirmränder angenehm schmal gehalten. Der untere Rand ist etwas dicker, Wiko bringt hier aber keine Bedienungselemente unter. Das View 2 Pro verfügt über ein attraktives Design, mit einem Metallgehäuse und Glas auf Front- und Rückseite.
Am oberen Rahmen ist die Klinkenbuchse untergebracht, auf die Wiko nach wie vor setzt. Lautstärketasten und Power-Button befinden sich an der rechten Seite, auf der Linken befinden sich der microSD- und SIM-Slot. Das View 2 Pro ist Dual-SIM-fähig. An der Unterseite finden wir den Lautsprecher vor und einen klassischen Micro-USB-Anschluss. Es ist wahrlich schade, dass Wiko dem View 2 Pro keinen USB-Typ-C-Anschluss spendiert hat. Aber darauf komme ich später noch zu sprechen.
Ähnlichkeiten mit dem iPhone X finden sich auch auf der Rückseite. Die Kamera ist an der selben Stelle und derselben Anordnung untergebracht wie beim Apple-Smartphone. Immerhin steht sich ganz so sehr ab, wodurch das Smartphone nicht so sehr wackelt, wenn man es auf einer glatten Fläche ablegt.
Das Smartphone liegt gut in der Hand und bietet ein Premium-Feeling. Wir sind mit einem Gerät konfrontiert, das leicht ins Auge fällt und Eleganz ausstrahlt. Im Jahr 2018 wird die Mittelklasse definitiv immer interessanter.
Ein durchweg überzeugender Bildschirm
Das 6-Zoll-IPS-Display ist immersiv und eignet sich besonders für Multimedia-Inhalte. Die beiden Bereich neben der Notch ermöglichen es, klassische Informationen über die Uhrzeit, den Akkustand oder das Netzwerk stets im Blick zu haben, aber auch einen Anruf direkt anzunehmen. Die HD+-Auflösung von 1528 x 720 Pixeln ist ausreichend, aber nicht mehr. Es ist schade, dass Wiko hier zu diesem Preis keine höhere Auflösung bietet. Auch das kann die Konkurrenz bei gleichem Preis besser.
Die Helligkeit des Displays ist gut und ich konnte auch im direkten Sonnenlicht keine Probleme feststellen. Auch die Blickwinkel sind positiv zu bewerten. Das View 2 Pro hat aber leider die Tendenz, Weiß ins Bläuliche abdriften zu lassen. Der Kontrast ist durchschnittlich, was natürlich vor allem in der IPS-Technologie begründet liegt. Der Unterschied zu einem AMOLED-Panel ist offensichtlich.
Software, wie wir sie mögen
Das Wiko View 2 Pro kommt mit Android 8.0 Oreo in der Standardversion und dem Mai-Sicherheitspatch. Der Hersteller hat sich also von seiner eigenen Oberfäche verabschiedet, was ich nur begrüßen kann. Auch Bloatware ist dadurch kein Thema mehr, die einzige vorinstallierte App ist WiLime, mit der das Folio-Case eingerichtet werden kann.
Wie bei allen Wiko-Smartphones ist auch hier die sogenannte Smart Left Page vorhanden, die direkten Zugriff auf Verknüpfungen vom Homescreen aus ermöglicht. Das View Pro bietet auch Smart Actions, mit denen Ihr z.B. einen Anruf annehmen könnt, indem Ihr den Bildschirm einfach an Euer Ohr haltet oder das doppelte Tippen, um den Bildschirm zu sperren. Smart Gestures gibt es noch oben drauf, mit denen Ihr bestimmte Apps mit einfachen Gesten öffnen könnt.
Wiko lässt Euch nicht, wie z.B. Huawei und LG, die Notch einfach verstecken. Dafür gibt es aber immerhin eine Schaltfläche in der Navigationsleiste, um Apps anzupassen. Standardmäßig nehmen Anwendungen die gesamte Bildschirmfläche ein, mit einem Tipp auf die Schaltfläche wird die App aber wieder in 16:9 angezeigt, was allerdings für ziemlich unschöne schwarze Balken sorgt.
Insgesamt gestaltet sich die tägliche Nutzung des Wiko View 2 Pro sehr angenehm. Ich habe keine Verzögerungen oder einen tatsächlichen Fehler bemerkt. Trotz eines recht langsamen Prozessors läuft das Smartphone ohne weitere Probleme.
Gesichtserkennung ist auch an Bord
Wiko hat sich nicht nur für das Design von Apple inspirieren lassen. Es gibt zwar keine Animoji, aber immerhin eine Gesichtserkennung mit Hilfe der Frontkamera. Die Technologie dahinter ist allerdings bei Weitem nicht so anspruchsvoll wie Apples TrueDepth und FaceID. In der Praxis funktioniert das Ganz aber ganz gut, einzig bei schlechten Lichtverhältnissen tut sich die Kamera mitunter schwer, Euch zu erkennen.
Man kann mehr Leistung fürs Geld erwarten
Während das Design also höchsten Ansprüchen genügt, tut es das Datenblatt des Wiko View 2 Pro leider nicht. Im Inneren zeigt das Smartphone eine klassische Konfiguration und ein bisschen zu wenig in Anbetracht des Preises. Die Größe des RAMs ist mit 4 GByte gut gewählt, aber der Snapdragon 450 ist ein Einsteiger-Prozessor. Das stört nicht immer im Alltag, aber bei diesem Preis können wir einfach ein wenig mehr Power erwarten. Es stehen aber sogar 64 GByte interner Speicher zur Verfügung, der auch per microSD-Karte erweitert werden kann.
Das Smartphone läuft an sich rund, vor allem dank der sauberen Oberfläche, für anspruchsvolle Spiele reicht die Leistung aber nicht ganz aus. Insgesamt lässt sich sagen, wenn Ihr gerne mit Eurem Smartphone spielt, rate ich Euch, ein wenig mehr zu investieren und ein anderes Smartphone zu wählen. Das einzig positive an der moderaten Leistung ist, dass das View 2 Pro grundsätzlich nicht zum Überhitzen neigt.
Wiko View 2 Pro im Benchmarktest
Smartphone | 3D Mark Sling Shot Extreme ES 3.1 | 3D Mark Sling Shot ES 3.0 | 3D Mark Ice Storm Unlimited ES 2.0 | Geekbench 4 - single core | Geekbench 4 - multi core |
---|---|---|---|---|---|
Moto G6 | 442 | 810 | 12799 | 757 | 3965 |
Honor 9 Lite | 332 | 231 | 12303 | 943 | 3712 |
Wiko View 2 Pro | 445 | 816 | 12044 | 767 | 3816 |
Die Klangqualität ist weder gut noch schlecht
Was den Klang betrifft, war Wiko nicht gerade originell. Hofft nicht auf Stereo-Lautsprecher, beim View 2 Pro gibt es nur einen einfachen Mono-Lautsprecher. Es gibt zwar am unteren Rand zwei Gitter, aber eines davon ist einfach nur für eine harmonische Symmetrie angebracht worden. Damit fällt das Smartphone in der Masse nicht auf. Der Klang ist eher mittelmäßig, besonders wenn man die Lautstärke erhöht, sind Verzerrungen und ein Fokus auf hohe Töne wahrzunehmen.
Eine gute Kamera mit typischem Problem
Das View 2 Pro, welches 100 Euro teurer ist als das View 2, zeichnet sich gegenüber dem Schwestermodell nicht nur durch den etwas leistungsstärkeren Prozessor aus, sondern auch durch die Dual-Kamera mit Sony Exmor IMX499 Sensor und zwei Mal 16 Megapixeln aus. Dazu kommt ein Autofokus mit Phasenerkennung, ein LED-Blitz und zwei mit f/1,75 öffnenden Blenden.
Das Smartphone verwendet auch die Big-Pixel-Technologie für eine verbesserte Fotoqualität dank vergrößerter Pixel, in diesem Fall 2 Mikrometer. Die zweite Kamera bietet einen Weitwinkel mit 120 Grad. Die Kamera-App bietet auch einen Pro-Modus, bei dem Ihr den ISO-Wert, die Belichtung und den Weißabgleich manuell anpassen könnt.
Das Wiko View 2 Pro macht einen guten Job, was die Fotoqualität angeht. Wenn die Bedingungen gut sind, tut sich die Dual-Kamera nicht besonders schwer. Während bei manchen Aufnahmen der Kontrast etwas zu wünschen übrig lässt, ist die Farbwiedergabe recht genau und die Schärfe gut. Bei schlechten Lichtverhältnissen wendet sich aber das Blatt, wie so häufig. Die Details verschwimmen und Rauschen macht sich schnell bemerkbar. Ein Redmi Note 5 ist in diesem Bereich z.B. eindeutig besser.
Wie einige LG-Modelle - allen voran G7 und V30 - verfügt das View 2 Pro auch über einen Weitwinkelsensor. Hier zeigt die Farbwiedergabe mitunter leichte Probleme, aber es lassen sich Fotos aus tollen Perspektiven aufnehmen, die ansonsten nicht möglich sind. Endlich legt Wiko auch Wert auf eine gute Selfie-Kamera. Sie löst nun mit 16 Megapixeln auf, was absolut ausreichend ist.
Ihr könnt Euch natürlich anhand unserer Galerie selbst einen Eindruck der Kameras des View 2 Pro machen:
Ein kleiner Dauerläufer
Im Wiko View 2 Pro steckt ein 3000 mAh starker Akku. Das ist ein absolut normaler Wert für ein Smartphone dieser Klasse. Die HD+-Auflösung trägt sicherlich zur guten Akkulaufzeit des Smartphones bei. In diesem Punkt enttäuscht das Gerät nämlich nicht und hält weitgehend einen langen Tag durch. Bei zurückhaltender Nutzung sind auch 2 Tage Laufzeit erreichbar. Im PC Mark Battery Test erzielte das View 2 Pro 8 stunden und 26 Minuten und übertraf damit das Moto G6, welches 8 Stunden und 11 Minuten durchhielt.
Meine Kritik bezieht sich eher auf den verwendeten USB-Anschluss. Wiko hat sich gegen USB Typ-C entschieden und das ist nicht gerade gut. Hinzu kommt, dass das View 2 Pro keine Schnellladetechnologie mitbringt. Es dauert also rund 2 Stunden, bis das Smartphone wieder komplett aufgeladen ist. Das geht eindeutig besser, Wiko.
Wiko View 2 Pro: Technische Daten
Abschließendes Urteil
Mit der neuen Generation der View-Serie, dem View 2 und View 2 Pro, hat Wiko die richtige Entscheidung getroffen. Da der Highend-Markt hart umkämpft ist, hat sich die Marke dazu entschlossen, wieder auf preiswertere Smartphone zu setzen. Mit einem attraktiven Design, einer sauberen und aktuellen Software und einem guten Bildschirm kann das View 2 Pro zurück zum Erfolg führen. Für einen Kaufpreis von 299 Euro könnte man jedoch an mancher Stelle etwas mehr vom Hersteller erwarten, vor allem in technischer Hinsicht.
Am Ende bleibe ich mit einem gemischten Gefühl zurück und es ist schwer für mich, dieses Smartphone zu diesem Preis zu empfehlen. Der Wettbewerb ist stark in dieser Klasse und Xiaomi, mit dem Redmi Note 5, und Honor, mit dem Honor 9 Lite und dem Honor 7X, liefern aktuell etwas mehr zu einem geringeren Preis.
Mit der ersten Generation der View Serie hatte ich endlich Spass am Design von Wiko Geräten, auch wenn es nichts besonderes war, aber immerhin, schön anzusehen. Günstig und gut für den Preis zumindest. Und jetzt, hässliche Gurke mit Glubschauge, Tschüss Wiko, das wars wieder mit uns beiden....
Ja Karl eine notch sehe ich als Ansichtssache beziehungsweise Geschmackssache aber so ein Glubschauge als notch.....nee ist mir das die notch von Apple iPhone und dem Rest dann doch lieber
Da leg ich lieber noch einen 100 er drauf und kauf mir was vernünftiges.
Nicht unbedingt 100€.für 199€ gibts ja auch das Moto G6 oder ne Handvoll Nokias
Machst du auch mal noch ein Bericht über Smartphones unter 100€ wie mit dem Lenny 5?
Schöner Bericht und Klasse gerät und gute Konkurrenz zur Moto G Serie,für unter 200€ Greif ich dann doch lieber zum G6 mit Update zu Android 9,aber das view 2/pro hat Kontra: Wiko wird nicht am Update für Android P arbeiten höchstens Sicherheitsupdates und ob die 100€ mehr zwischen view 2 und view 2 pro gerechtfertigt sind muss jeder selbst wissen aber ich seh das nicht als gerechtfertigt da es für 300€ schon ein iPhone 6 gibt für mehr Spaß.die Runde notch ist mal ein gewagtes Design zumindest die Frontkamera ist ordentlich und die Displays beider mit fast 6“ und der ganzen Hardware bieten ihren Reiz für die nächsten 2 Jahre.verarbeitung und handling gehen auch in Ordnung.