Überraschend günstig: Xiaomi Cyberdog im Hands-on
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Womöglich kann der Xiaomi Cyberdog bald sein Hands-on inklusive Einleitung selber schreiben. Bis dahin müsst Ihr mit mir Vorlieb nehmen: Ich hatte die Gelegenheit, eine Stunde mit dem Roboter-Hund aus der Zukunft zu verbringen und mit Xiaomi über die Vision hinter dem Cyberdog zu sprechen. Mehr dazu lest und seht Ihr in unserem ersten Hands-on.
Pro
- einfache Bedienung per App (und Sprache)
- Open-Source mit Ubuntu-Betriebssystem
- erstaunlich „günstig“ für's Gebotene
Contra
- erste Charge für Developer bereits ausverkauft
- trifft voll ins Uncanny Valley
Xiaomi Cyberdog: Design und Bedienung
Wer in den letzten fünf Jahren mal einen Browser benutzt hat, dem dürfte der Xiaomi Cyberdog bekannt vorkommen. Er gleicht rein äußerlich dem vierbeinigen Spot von Boston Dynamics, ist allerdings deutlich günstiger. Während Boston Dynamics für den Spot derzeit 74.500 Dollar aufruft, verkauft Xiaomi den Cyberdog für gerade einmal 1500 Dollar – allerdings derzeit nur an Entwickler und Ingenieure. Die sollen für den Open-Source-Roboter neue Konzepte und Einsatzzwecke entwickeln. Die erste Charge des Cyberdog ist bereits ausverkauft.
Das Betriebsgewicht des Xiaomi-Hunds beträgt 14 Kilogramm. Das aus Kunststoff gefertigte Gehäuse fühlt sich solide verarbeitet und hochwertig an. Wenn sich der Roboterhund über den Fußboden rollt, hatte ich jedenfalls keine Angst, gleich Besen und Kehrblech zu brauchen. Solide sollte das Gehäuse auf jeden Fall sein – der theoretische Topspeed liegt bei rund 11,5 Stundenkilometern.
Die Bedienung des Xiaomi Cyberdog läuft primär über die dazugehörige Smartphone-App. Per virtuellem Doppel-Steuerkreuz navigiert Ihr den Roboter frei durchs Zimmer und nutzt ihn so beispielsweise als mobile Überwachungskamera. Ihr könnt aber auch Pfade definieren, die der Cyberdog immer abschreitet und so bestimmte Gebiete patroulliert. Zu guter Letzt gibt es noch einen „Folgen“-Modus – hier heftet sich der Roboter an die Fersen einer bestimmten Person.
Zusätzlich hat der Roboter noch ein Touchpad auf dem Kopf, das in erster Linie mal zum Abfragen des Akkustands dient. Der Cyberdog hält mit einer Ladung je nach Nutzung bis zu 160 Minuten durch. Das Aufladen über den USB-C-Port dauert vier Stunden. Apropos Anschlüsse: Über die zwei USB-C-Ports und die HDMI-Buchse könnt Ihr weiteres Zubehör an den Roboter hängen. Ich ja bin gespannt, wann die ersten Cyberdogs mit Werbemonitoren durchs Einkaufszentrum laufen.
Hardware und Praxis-Eindruck
Xiaomi erreicht den meines Erachtens beeindruckend niedrigen Preis des Cyberdog durch Komponenten von der Stange. Im Kopf sitzt das Realsense-D455-Modul von Intel mit zwei Tiefenkameras und einem RGB-Sensor. Außerdem stecken im Kunststoffgehäuse sechs Mikrofone. Die Servo-Motoren in den Beinen fertigt Xiaomi übrigens selbst.
Auch unter der Haube kommt Standard-Technologie zum Einsatz, nämlich Nvidias Jetson Xavier NX. Der "kleinste Supercomputer der Welt", wie Nvidia ihn nennt, setzt auf eine leistungsstarke GPU mit 384 Cuda- und 48 Tensor-Kernen, was beispielsweise für die schnelle Auswertung der Bilder und die Navigation wichtig ist. Dazu gibt es noch eine Hexa-Core-CPU mit sechs Carmel-Kernen und zwei dedizierte AI-Kerne.
Als Betriebssystem kommt Ubuntu zum Einsatz, eine Linux-Distribution. Wie eingangs erwähnt zielt Xiaomi mit dem Cyberdog zunächst auf Entwickler, die mögliche Einsatzfelder erschließen sollen. Im „Lifestyle“-Bereich sieht der Hersteller den Roboter als garantiert stubenreines Spielzeug oder als Ergänzung zum Smarthome – in China läuft auf dem Cyberdog Xiaomis eigener Sprachassistent Xiao AI.
Natürlich sind aber auch kommerzielle Einsatzzwecke denkbar, beispielsweise als mobile Werbeplattform, elektronischer Kellner oder frei bewegliche Überwachungskamera. Auch im Katastrophenschutz könnte der Cyberdog gute Dienste leisten und etwa Gebiete auskundschaften, die für Menschen zu gefährlich sind. Das gleiche gilt auch für mögliche militärische Einsatzszenarien.
Nach meiner kurzen Begegnung mit dem Cyberdog bin ich hin- und hergerissen. Der Roboter-Hund ist absolut faszinierend, und ich möchte eigentlich am liebsten sofort einen haben. Aber gerade durch die flüssigen Bewegungen hat die Maschine auch etwas beunruhigendes und schlägt voll im Uncanny-Valley ein. Wie Stuart Kauffmann über AI schreibt: „Dort ist niemand zu Hause“ – so lebendig der Hund auch wirkt. Letztendlich wird der Cyberdog immer seine Befehle ausführen, ganz gleich der Intention dahinter.
Vorläufiges Urteil
Was habe ich von meiner Begegnung mit dem Cyberdog mitgenommen? Dass sich vier- und womöglich bald auch zweibeinige Roboter unter uns mischen, ist näher, als wir vielleicht denken. Die Technologie ist bereit, und Hersteller wie Nvidia oder Intel können alle erforderlichen Komponenten in rauen Massen liefern. Was jetzt noch fehlt, ist die eine „Killer-Anwendung“, die die Roboter auf den Massenmarkt hievt. Xiaomi arbeitet daran.
Ich beobachte seit Jahren mit Begeisterung die Entwicklungen von Boston Dynamics, insbesondere natürlich Spot und Atlas. Deshalb freut es mich, dass die Entwicklung solcher Geräte jetzt auch hin zu kleineren und erschwinglicheren Modellen geht. Uncanny Valley sehe ich hier (für mich) auch nicht, ich finde das Gerät eher niedlich. Für mich steckt hier auch wesentlich mehr spannende Innovation für die Zukunft drin, als zum Beispiel in faltbaren Smartphones oder jedes Jahr noch mal verbesserten Kameras, weil ich hier einfach weit mehr Anwendungsbereiche sehe, in denen solche Roboter nützlich und unterstützend sein können. Klar, noch ist das ein Spielzeug, aber mit sehr viel Potential für die Zukunft.
Das Ding hat wirklich sehr viel Potential. Allerdings hat es dennoch ein Uncanny Valley - der Roboter hat eine immense Kraft und strahlt auch eine gewisse Gefährlichkeit aus. Auf mich jedenfalls.
Aber ich bin bei Dir, Tenten: Es ist sehr spannend und auch beeindruckend zu sehen, was da gerade passiert.
Rubrik : Dinge die die Welt nicht braucht
Ich glaube, da täuscht du dich gewaltig.
Steht Dir, Fabi!
Mich als Hundebesitzer erstaunt der Cyberdog schon wirklich. Es ist ziemlich spooky wie natürlich manche der Bewegungen anmaßen. Aber natürlich wird er unsere treuen Begleiter nie ersetzen können. Kuscheln mit nem nicht flauschigen Roboter ist nicht meins. Trotzdem ist das echt eine tolle Entwicklung.
Keine Sorge @ Johanna, die Chinesen heben genug Felle von den ermordeten Hunden, die jedes Jahr im Kochtopf landen. Sie finden schon die passenden “Überzüge“ 😢🤢
Der kann also 160min lang mein Zuhause überwachen, wenn ich ne Woche im Urlaub bin? Fährt......Läuft der dann wenigstens wieder eigenständig zur Ladestation zurück und räumt unterwegs noch auf?
Das ist aktuell eher als Entwicklerkonsole zu sehen. Xiaomi will testen, was Leute mit einem solchen Ding überhaupt machen würden. Es ist ja mehr oder weniger alles offen und Du kannst nach Lust und Laune an der Software rumbasteln.
Nur weil wir noch nicht die Einsatzmöglichkeiten sehen können, heißt das nicht, dass es Niemanden gibt, der dafür nicht auch Ideen entwickeln kann.
Ansonsten könnte der ja theoretisch stündlich eine Fünf-Minuten-Runde machen und sich dann wieder ans Ladegerät hängen. Oder nur losmarschieren, wenn ein Sensor etwas Verdächtiges meldet. Aber T-Shirts falten wird mit den Füßen zumindest noch schwierig ^^
Ah...so sieht's bei Fabi zuhause aus...
Unser verstorbener Hund Franzl vs. Cyberdog - da gewinnt unser Hund, auch wenn ich an seine letzte Stunde denke. Für Rettungseinsätze oder Erkundungen sind Roboter richtig gut. Aber Technik wird nie ein Familienmitglied sein. Gamagotchis waren auch keine Haustiere.
Schöner Bericht! Bin gespannt was uns da in den nächsten Jahren/Jahrzehnten erwartet