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1,1 Milliarden Euro Strafe: Das Ende von Apples bisheriger Preispolitik

Apple France Fine
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Es ist fast zu einer französischen Tradition geworden: In Frankreich muss der kalifornische Konzern Apple erneut eine Geldstrafe zahlen. Nur dass sich die Rechnung diesmal auf 1,1 Milliarden Euro beläuft – das sind selbst für Apple keine Peanuts mehr. Nein, es ist die höchste Geldstrafe, die je von der französischen Wettbewerbsbehörde gegen ein Unternehmen verhängt wurde.

Die französische Regulierungsbehörde verurteilte die Firma am Montag, den 16. März, zur Zahlung einer Rekordstrafe wegen wettbewerbswidriger Praktiken gegenüber bestimmten Resellern ihrer Produkte. Die letzte Strafe, die Frankreich Apple erst vor zwei Wochen auferlegt hatte, ging direkt an die französische Aufsichtsbehörde. 25 Millionen Euro musste Apple bereits zahlen, weil es wegen schwach werdender Akkus heimlich die Leistung seiner Smartphones gedrosselt hatte.

In einer späteren Erklärung zur Rekord-Strafe kündigte Apple an, Berufung einzulegen: "Die Entscheidung der Wettbewerbsbehörde ist äußerst bedauerlich. Sie betrifft Praktiken, die mehr als zehn Jahre zurückliegen, und ignoriert dreißig Jahre gut etablierte Rechtsgrundsätze, auf die sich alle Unternehmen in Frankreich stützen. Sie wird zu einer chaotischen Situation für die Wirtschaftsakteure in allen Bereichen führen. Wir sind mit dieser Entscheidung nicht einverstanden und planen, Berufung einzulegen", heißt es darin.

Laut der Präsidentin der Wettbewerbsbehörde, Isabelle de Silva, die von der französischen Zeitung Le Monde zitiert wird, habe "Apple mit zwei seiner Großhändler Preisabsprachen vereinbart, während andere Händler vom Deal ausgeschlossen wurden. Das hat den Wettbewerb mit Apple-Produkten bereits auf Großhandels-Ebene eingeschränkt".

Ein "illegales Kartell" für die Kontrolle des Marktes

Konkret bezichtigt die Wettbewerbsbehörde Apple nach einer langen Untersuchung drei verbotener Praktiken. Auslöser war eine Beschwerde, die 2012 durch eBizcuss eingereicht wurde, einem Distributor von Apple Premium-Produkten (auch bekannt als APR oder Apple Premium Reseller).

Apple wird beschuldigt, eine "ungesetzliche Vereinbarung" mit Händlern abgeschlossen zu haben, die Produkte in Frankreich weiterverkaufen. Im Fachjargon kann man auch von einem Kartell sprechen: Zwischen 2005 und 2013 sollen die betreffenden Vertriebshändler zugestimmt haben, dass das Unternehmen die Mengen der Produkte diktieren darf, die an Premium Reseller wie eBizcuss geliefert werden. Letztere sind oft kleine und mittlere unabhängige Unternehmen, deren Geschäft in hohem Maße von Apple und insbesondere vom Angebot der Marke an neueren Produkten abhängig ist.

Das Apple-Kartell hinderte diese Händler daran, mit den Großhändlern frei über Preise und Mengen zu verhandeln. Die beiden wichtigsten Großhändler, die an diesem als rechtswidrig angeprangerten Kartell beteiligt waren, Tech Data und Ingram Micro, wurden ebenfalls mit Geldstrafen von 76,1 Millionen Euro beziehungsweise 62,9 Millionen Euro belegt.

Schließlich wird Apple dafür bestraft, dass es "Premium-Händlern" Verkaufspreise auferlegt, die denen ähneln, die Apple in seinen eigenen Geschäften und auf seiner Online-Verkaufsseite verlangt. Dadurch wurden die Preise künstlich hoch gehalten und Rabatte oder Werbeaktionen begrenzt; so die Argumentation der Wettbewerbsbehörde.

Dies könnte ein Grund dafür sein, dass die Produkte von Apple im Vergleich zu ihren Pendants anderer Marken so selten im Rahmen von Rabattaktionen erhältlich sind. Auch deutsche Apple-Kunden erleben das nahezu täglich: Bei großen Rabattaktionen, etwa am Black Friday oder "Wegfall der Mehrwertsteuer"-Aktionen bei Media Markt oder Saturn sind Apple-Produkte im Kleingedruckten in den meisten Fällen ausgeschlossen.

Auch in Deutschland agiert Apple ähnlich

Die Regulierungsbehörde bezieht sich auch auf die von Apple vorgeschriebene Verwendung von Material und Ausrüstung für Verkaufskampagnen / Werbeaktionen, da Apple sonst den Vertrag kündigen würde. Ein Zwang, der dazu führte, dass diese Unternehmen daran gehindert wurden, irgendeine Art von Initiative in Bezug auf deren Verkauf zu ergreifen. Die Wettbewerbsbehörde kritisiert auch ein Überwachungssystem der Preise, das Unternehmen unter enormen Druck setzt: Apple droht mit sofortigem Lieferstopp, wenn Händler eine nicht autorisierte Werbung / einen nicht autorisierten Verkauf durchführen.

Schließlich sanktioniert die Behörde einen von Apple begangenen "Missbrauch der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Premium-Drittanbietern". Die Kommission ist der Ansicht, dass dies insbesondere auf Lieferschwierigkeiten, diskriminierende Behandlung und instabile Vergütungsbedingungen zurückzuführen ist. "Manchmal, wenn neue Produkte auf den Markt gebracht wurden, wurden diese Händler nicht ausreichend beliefert, während das Verkaufsnetz von Apple beliefert wurde", erklärt die Wettbewerbsbehörde. Auch diese Vorgehensweisen sind in Deutschland üblich. Händler wie Gravis oder Saturn haben vor allem beim Verkauf des damals "revolutionären" iPhone X mit monatelangen Lieferzeiten gekämpft, während Apple selbst schneller liefern konnte.

Was die beispiellose und historische Höhe der Geldbuße betrifft, rechtfertigt sich Behörden-Präsidentin Isabelle de Silva in der Pressemitteilung wie folgt: Angesichts "der starken Auswirkungen dieser Praktiken auf den Wettbewerb beim Vertrieb von Apple-Produkten durch Apple-Premium-Händler hat die Behörde zur höchsten jemals in einem Fall ausgesprochenen Strafe gegriffen und die schwerste Sanktion gegen ein Unternehmen verhängt. Dessen außerordentliche Dimension musste gebührend berücksichtigt werden." Sie fügte hinzu, dass "der Missbrauch wirtschaftlicher Abhängigkeit eine Praxis ist, die die Behörde als besonders schwerwiegend betrachtet." Eine Entscheidung, die Apple wohl nicht auf die leichte Schulter nehmen, und ganz sicher nicht vergessen wird. Ob deswegen künftig Apple-Preise ähnlich verfallen wie die von Android-Handys, bleibt abzuwarten.

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Zu den Kommentaren (10)
Antoine Engels

Antoine Engels
Head of Editorial nextpit France

Schwarzer Gürtel beim Lesen von Datenblättern. OnePlus-Fanboy in der Remission. Durchschnittliche Lesezeit für meine Artikel: 48 Minuten. Fact-Checker für Tech-Tipps in seiner Freizeit. Hasst es, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen. Wäre in einem früheren Leben gerne JV-Journalist gewesen. Versteht keine Ironie. Head of Editorial bei NextPit France.

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10 Kommentare
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  • 25
    Alexvi 19.03.2020 Link zum Kommentar

    Text alles in Ordnung. Aber das verwendete Meme passt nicht :D

    "Shut up and take my money!" is a catchphrase used to express enthusiastic approval toward a product or idea."


  • 7
    Hans 18.03.2020 Link zum Kommentar

    Deswegen gibt es seitens Samsung auch wieder eine Eintauschaktion, wo man hunderte Euros für "alte" Geräte gibt.
    Und nein, ich verwende derzeit ein iphone 7.


  • 42
    Gelöschter Account 18.03.2020 Link zum Kommentar

    In ganz Europa sollte man diesen US Konzernen mehr auf die Finger hauen. Es wird Zeit dass die mal vom hohen Ross steigen und sich an die Regeln dort halten wo sie Geld verdienen wollen. Und Steuern zahlen, Frankreich macht es doch vor, wir sollten uns da anschließen. Dann überlegt sich auch ein Kasper wie Herr Trump, ob er Gegenschläge befiehlt.

    Tom “iZerf” ZerfGelöschter AccountPeter45


  • Mr. Android 52
    Mr. Android 18.03.2020 Link zum Kommentar

    Diese Strafe würde erklären wieso Apple so lange nahe der UVP bei allen Händlern blieb 💵

    Wird sich nicht so gut auf den Aktienkurs der Firma auswirken, erst die USA Akkustarfe, danach Coronavirus nun eine Milliarde Geldstrafe aus Frankreich! 📉📊

    Tom “iZerf” Zerf


  • Udo Kallina 29
    Udo Kallina 18.03.2020 Link zum Kommentar

    Strafe reicht nicht Verbraucher sollen solcher Firmen wie Apple, Samsung, LG beschtraffen indem sie dieser Firmen boykottieren. Keine Sicherheit Update nach zwei Jahren Garantie Zeit und Kunde dumm verkaufen. Jahre lang besaß ich Samsung gärete alle wurden nach zwei Jahren langsamer.


  • Tim 121
    Tim 17.03.2020 Link zum Kommentar

    Von 2012 also... Naja.
    Zumindest mittlerweile scheint es solche Praktiken nicht (mehr) zu geben. Es gab direkt bei Saturn erst vor wenigen Wochen eine Aktion speziell auf bzw. für Apple-Produkte, wo man bspw. das iPad (2018) mit 128GB bekam und es den Apple Pencil gratis dazu gab.
    Das mit der "Preisdirektion" ist auch so eine Sache. Denn dann müsste man viele andere Hersteller doch auch ankreiden. Bei Amazon fallen auch die iPhones recht schnell zumindest um einige Prozente. Etwaige Samsung-Smartphones (nur als Beispiel) werden bei Saturn und Co. hingegen auch 3-4 Monate später noch zur UVP verkauft, obwohl der Straßenpreis längst 100-200€ niedriger liegt.
    Macht wenig Sinn, Apple zu unterstellen, die Preise hochzuhalten, wenn das anscheinend nur bei einigen Händlern so ist - müsste doch dann bei allen so sein oder sehe ich da was falsch?

    Dass Apple angeblich zuerst die eigenen Lieferketten im Shop versorgt, statt Saturn und Co. klingt irgendwie auch komisch, schließlich liegt es doch auch in Apples Interesse, dass die Leute schnell ihre Geräte kriegen, egal ob sie die über Apple direkt oder Saturn und Co. gekauft haben...
    Irgendwie klingt das alles ziemlich schwammig meiner Auffassung nach, aber gut, 2012 ist in der Tech-Branche jetzt echt schon eine Ewigkeit her...

    Klaus E.


    • 26
      Gelöschter Account 18.03.2020 Link zum Kommentar

      Gerichtsverfahren in dieser Dimension dauern leider etwas. Apple hat die Kartelle von 2005 bis 2013, also fast acht Jahre lang, durchgezogen.

      Wenn du Hinweise/Beweise auf eine Preisabsprache von Samsung mit dem Großhandel hast, solltest du die Wettbewerbsbehörde kontaktieren. Da der Straßenpreis jedoch wie du sagst geringer ist, scheint es nicht so zu sein dass Samsung dies ähnlich macht wie Apple damals.

      Apple hat ja damals sowohl ihre Premium Partner als auch den Großhandel kontrolliert, und damit auch den Straßenpreis hoch gehalten. Ich empfehle jeden, der es etwas genauer wissen möchte was Apple getan hat und wie sich dies ausgewirkt hat und warum dies bestraft wird, die Webseite der französischen Wettbewerbsbehörde.

      Im Guten und Ganzen ist die Strafe ziemlich sicher angemessen. Dies erkennt man auch an der Reaktion Apples, das sonst nie um eine Ausrede/Begründung verlegen ist. Wenn dort nur noch Begriffe wie "lange her" und "unfair" fallen, scheint man sich nicht sicher zu sein, wie man noch argumentieren kann.

      TimPeter45Cario


      • Tim 121
        Tim 18.03.2020 Link zum Kommentar

        Ich hab mich bei den Preisen nur auf Saturn und Co. bezogen - dort sind die Preise sehr lange an der UVP, gerade eben bei bspw. Samsung. Der Staßenpreis ist auch bei den iPhones oft niedriger, also hinkt das ganze mMn etwas.


      • 26
        Gelöschter Account 18.03.2020 Link zum Kommentar

        Das mag sein, das kann ich nicht beurteilen. Hast du dazu Quellen?

        Gerade die Media Saturn Holding ist nun wirklich nicht dafür bekannt, günstige Preise außerhalb von Aktionen zu machen. Es ist daher durchaus denkbar, dass sie einfach die ersten Monaten den UVP verlangen weil sie in den ersten Monaten die Produkte für den Preis noch wegbekommen.

        Generell ist den Unternehmen ja freigestellt, wie viel sie für Geräte verlangen. Das interessiert die Wettbewerbsbehörde nicht wirklich, denen geht es nur darum ob sie auf der anderen Seite der Lieferkette zu bestimmten Preisen gezwungen werden, so wie es Apple durch unterschiedliche Maßnahmen getan hat.

        Nachdem die französische Wettbewerbsbehörde ja in den vergangenen Jahren öfters eingeschritten ist, können wir davon ausgehen dass es auch ein Samsung treffen wird, sollte Samsung etwas vergleichbares machen. Aktuell ist da aber nichts bekannt.


  • 39
    Reginald Barclay 17.03.2020 Link zum Kommentar

    Und ich dachte immer, es gäbe eine gesetzliche Apfelpreisbindung.😜

    Peter45Sarah

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