Bose Frames Alto Test: Werft Eure Kopfhörer noch nicht weg!
Bose ist heutzutage vielleicht am bekanntesten für Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung. Nun hat der Hersteller auch eine Audio-Sonnenbrille auf den Markt gebracht. Die Bose Frames gibt es in zwei Variante - wir haben die Frames Alto getestet, um zu sehen, was dahintersteckt.
Bose Frames Alto: Preis und Verfügbarkeit
Die Bose Frames Alto sind ab sofort für 230 Euro erhältlich. Es gibt außerdem die Variante Rondo, mit runden Gläsern und einer kleineren Passform. Sie kosten genauso viel. Bose sagt zwar nicht, dass ein Modell für Männer und eines für Frauen ist, vermarktet sie aber auf diese Art und Weise.
Beide Rahmen sind mattschwarz. Die von mir getestete Brille hat zudem die Standardgläser in Schwarz. Bose verkauft jedoch auch silber verspiegelte Gläser sowie Gläser mit einem blauen Farbverlauf. Diese kosten 35 beziehungsweise 25 Euro extra.
Die Bose Frames kosten also so viel wie eine ordentliche Sonnenbrille und anständige Kopfhörer zusammen. Können die Bose Frames diese ersetzen? Das habe ich versucht herauszufinden.
Klassisches Design
Bose bezeichnet das Design der Frames Alto als "Modern Classic". Mich erinnert es an die Ray Ban Wayfarer und gefällt mir gut. Dafür, dass die Brille von einer Audiofirma stammt, bin ich beeindruckt, wie dicht sie an einer normalen Sonnenbrille ist. Perfekt geeignet ist die Brille auch für Träger mit langen Haaren, denn dann verschwinden die klobigen Bügel darunter. Insgesamt ist die Brille angenehm zu tragen, auch wenn sie 44,7 Gramm wiegt.
Die Verarbeitungsqualität ist ausgezeichnet. Die goldfarbenen Edelstahlscharniere sitzen felsenfest. Der Nasenbügel ist aus Nylon und sorgt für einen bequemen Sitz. Abgesehen von den breiteren Bügeln sind die einzigen Anzeichen dafür, dass es sich hier nicht um eine normale Sonnenbrille handelt, der Knopf an der Unterseite des rechten Bügels und die Metall-Ladeplatten auf der Innenseite.
Die Frames Alto werden in einer Kunstledertasche geliefert, die genügend Platz für das Ladekabel bietet. Es wirkt robust und bietet genügend Schutz für die Hightech-Sonnenbrille. Die Gläser sind zwar kratz- und bruchfest, aber niemand wird eine 200-Euro-Sonnenbrille ungeschützt in eine Tasche werfen.
Die Verbindung zwischen den Bose Frames und Eurem Smartphone erfolgt über Bluetooth. Ihr könnt die Bose Connect App verwenden, aber das ist nicht notwendig. In Kombination mit den Trusted-Devices-Funktionen von Android hatte ich nie Probleme, die Brille zu verwenden. Auch die erste Kopplung geht schnell vonstatten. Bose verspricht eine Reichweite von neun Metern, aber ich bin selten so weit von meinem Smartphone entfernt.
Bose AR braucht dringend Entwickler
Dank der Bose Connect App unterstützt die Sonnenbrille Bose AR. Dahinter verbirgt sich, was Bose eine Audio-Augmented-Reality-Plattform nennt. Die Idee, Assistenzfunktionen auf diese Weise zu nutzen, klingt vielversprechend.
In der Praxis ist Bose AR im jetzigen Entwicklungsstadium praktisch unbrauchbar. Die einzige derzeit verfügbare App heißt Golfshot - ein virtueller Caddy mit Unterstützung für mehr als 45.000 Golfplätze weltweit. Ich selber spiele kein Golf, deshalb konnte ich dies nicht testen. Zwei weitere Apps sollen in Kürze folgen: Audiojack, ein Audio-Film-Service, und Otocast, eine Art virtueller Reiseleiter. Ob Bose AR damit in Zukunft nützlicher wird, müssen wir abwarten.
Die Funktion Find My Buds in der Bose Connect App unterstützt die Frames Alto nicht. Überhaupt enthält die App wenige Funktionen, die in Verbindung mit der Brille nützlich sind. Die Akkulaufzeit wird hier angezeigt, die kann man aber auch in der Übersicht der verbundenen Geräte unter Android einsehen.
Erwartet keinen Kopfhörersersatz
Die Bose Frames verfügen über miniaturisierte Lautsprecher im sperrigen Teil der Bügel. Sie sind so positioniert, dass sie den Schall direkt in Ihren Gehörgang projizieren, die Umgebung kann man dabei weiterhin hören. Bose nennt dies ein Open-Ear-Design. Der beste Weg, dies zu beschreiben, ist wie ein Sountrack zu einer Reise.
Musikwiedergabe
Die Klangqualität beim Musik-Streaming ist die größte Schwäche der Brille. Der Klang ist jedoch nicht schlecht, es klingt klar und knackig, es gibt eine ordentliche Dynamik. Aber der Bass fehlt. Wenn Ihr Euch für ein Genre begeistert, bei dem Bass oder Schlagzeug das Kernelement ist, klingen Eure Lieblingssongs irgendwie flach und zerbrechlich.
Die Frames Alto sind absolut kein Ersatz für Kopfhörer. Selbst ein Paar In-Ear-Ohrhörer für ein Viertel des Preises klingen besser. Aber es geht hier natürlich nicht um die beste Audioqualität.
Podcasts
Wenn es darum geht, Podcasts oder Hörbücher zu hören, glänzen die Bose Frames. Die Stimmen bleiben auch bei maximaler Lautstärke klar und verzerrungsfrei. Das Open-Ear-Design macht die Frames auch ideal für den Radsport, da Ihr weiterhin den Verkehr wahrnehmen könnt. Ich war überrascht, wie gut das funktioniert hat. Ich trage normalerweise Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung, aber ich habe die Verbindung zwischen Umgebungsgeräuschen und Audio genossen.
Anrufe, Siri und Google Assistant
Ihr könnt die Bose Frames auch für Anrufe verwenden. Das bringt allerdings deine ganz andere Ebene von Gruseligkeit mit sich, da man wirkt, als rede man mit sich selbst. Dennoch sind sie ideal für Telefonate. Der Ton ist auf der Seite des Trägers klar und das Mikrofon ist gut genug, um auf der Seite des Anrufers ebenfalls laut und klar zu klingen. Hier verdient sich die Brille Bestnoten.
Ein Nachteil des Designs ist, dass Umstehende den Sound wahrnehmen können, wenn man aufdreht. Deshalb bewerte ich hier den Klang von Musik auch nicht. Ich bin immer viel zu besorgt, etwa in der U-Bahn andere mit dem Klang meiner Musik zu belästigen und würde auch nicht in einem geschlossenen Raum mit dieser Brille Musik hören. Doch selbst im Büro konnte mein Kollege Julius, der neben mir sitzt, jedoch weiter weg, als man in der U-Bahn von anderen entfernt ist, den Klang wahrnehmen. Das passierte bei einer Lautstärke von 70 Prozent.
Gerade genug Akkulaufzeit
Das Aufladen erfolgt über USB. Die Verbindung ist magnetisch und hat einen festen Sitz. Das Kabel ist allerdings etwas kurz. Theoretisch könnte man den Rahmen auch tragen, während er lädt, denn es ist genug Platz zwischen Bügeln und Kopf. Allerdings sieht das lächerlich aus.
Bose behauptet, dass die Akkulaufzeit ausreichend ist, um bis zu 3,5 Stunden Musikwiedergabe per Streaming zu ermöglichen. Das wird für die meisten ausreichen, zumal die Frames in zwei Stunden von Null auf 100 Prozent laden. Das sollte für den Weg zur Arbeit, Sport oder den Spaziergang mit dem Hund genug sein. Die Akkulaufzeit entsprach den Versprechen von Bose während meiner Testphase.
Eine perfekte Passform - einmal am Tag
Ich war anfangs skeptisch gegenüber den Bose Frame Alto, aber ich muss zugeben, dass sie mir ans Herz gewachsen sind. Das Alto-Design ist definitiv ein wenig groß für mein Gesicht, und ich würde mich wahrscheinlich für die Rondos entscheiden, wenn ich diese für mich selbst kaufen würde. Dennoch sind sie sehr angenehm zu tragen und es ist ein Erlebnis, hiermit während der Fahrt Podcasts zu hören.
Der Preis bleibt aber ein Knackpunkt. Mit 230 Euro ist dies ein Luxus-Teil mit wenigen Anwendungsfällen, die diesen Preis rechtfertigen. Ich möchte die Frames nicht als Ersatz für meine normale Sonnenbrille oder meinen normalen Kopfhörer verwenden, zumindest nicht zum Musikhören. Aber es gibt bestimmte Situationen, in denen die Frames absolut sinnvoll sind.
Für einen ersten Versuch, etwas völlig Neues auf den Markt zu bringen, muss man Bose loben, denn sie haben viel erreicht. Ich werde sicherlich ein wachsames Auge darauf haben, was in Zukunft mit Audio AR passiert. Mit den richtigen Entwicklern sehe ich Potenzial.
"Ihr könnt die Bose Frames auch für Anrufe verwenden. Das bringt allerdings deine ganz andere Ebene von Gruseligkeit mit sich, da man wirkt, als rede man mit sich selbst."
Meh - auch ned schlimmer als wenn via Bluetooth-Ohrknopf telefoniert wird.
"Bose behauptet, dass die Akkulaufzeit ausreichend ist, um bis zu 3,5 Stunden Musikwiedergabe per Streaming zu ermöglichen. Das wird für die meisten ausreichen"
Naja...
Im großen und ganzen ist es ein Spielzeug.
Andererseits finde ich als Radfahrer das Teil nicht ganz uninteressant da ich gerne Musik beim radeln hören würde. Mit Kopfhörer ist es zwar erlaubt zu radeln, sofern ich die Lautstärke nicht zu hoch drehe, aber zu unsicher.
Da ich aber eh Brillenträger bin brauche ich da eher eine Sportbrille in Sehstärke.
Ich warte, bis es Cyber-Ohren und -Augen gibt. Viel dezenter.
Mal wieder ein teures Wegwerfprodukt ohne Wert. Sowas kann doch unmöglich jemand brauchen.
Gibt es diese Brille auch mit Sehstärke?
Vermutlich mit See-Stärke, sind ja eher für den Strand gedacht. :-)
Denke ein guter Optiker wird da schon geeignete Gläser einbauen können. Bose selbst verkauft ja nur die Sonnenbrille.
Musik ohne Bass? - Wertlos!
Also dieses Teil könnte auch um 4 Uhr in der Nacht aus irgend einem daneben synchronisierten Shopping-Kanal kommen, aber nicht von Bose.
Ich finde, für jemanden der 230 Euro!!! beim Fenster hinauswerfen will, sind die Frames eine geeignete Anlage.
"Bose! I need´ya to calm down!"